Triumph Trident 660 2021 Erster Test und Konkurrenz-Vergleich

Kann die Britin sich die Klassenkrone holen?

Sie ist eines der Motorräder 2021, das mit großer Sehnsucht erwartet wird. Triumph spricht von "best in class" in gleich mehreren Kategorien. Was ist dran an der Trident 660, das sie so besonders macht? Der erste Test im sonnigen Teneriffa klärt auf!

Triumph Trident als neuer Einstieg in die Welt von Triumph

Als kleinstes Geschwisterchen der Roadster-Modellreihen tritt die Trident 660 in große Fußstapfen. Insbesondere die Street-Triples sind DIE Verkaufsschlager der Briten, aber auch die Speed-Triple, die für 2021 ebenfalls neu kommt, kam immer schon gut an. Ehrensache, dass auch das neueste Mitglied der nackten Freudenspender aus dem Hause Triumph mit einem für die Jungs aus Hinckley typischen 3-Zylinder ausgerüstet ist, ein Alleinstellungsmerkmal in der "unteren" Mittelklasse. Die japanische Konkurrenz, auf die die Trident 660 angesetzt ist, setzt zumeist auf zwei Zylinder (Yamaha, Kawasaki, Suzuki) oder auf 4 Zylinder (Honda).

Triumph Trident 2021 Motor - Was kann der Dreizylinder?

Triumph verspricht das beste aus beiden Welten, also den Punch aus niedrigen Drehzahlen und die Durchzugsstärke, wie bei einem Twin und Drehfreudigkeit und lineare Beschleunigung, wie bei bei einem Vierzylinder. Gelingt dieser Spagat? Tatsächlich tut er das, der Schub von unten raus fühlt sich subjektiv zwar eine Spur schwächer an, als bei den Zweizylindern, dafür hört er aber über das gesamte Drehzahlband nicht mehr auf, bis der (einstellbare) Schaltblitz zum Gangwechsel mahnt. Um die Leistung abzurufen muss man den Triple aber, anders als einen Vielzylinder, nicht zwingend ausdrehen, Kurven können mit Leichtigkeit einen Gang höher gefahren werden, als ursprünglich vermutet. Um den typischen 3-Zylinder Sound genießen zu können, ertappt man sich dann aber doch dabei ab und an in wirklich hohen Drehzahlregionen unterwegs zu sein. In schnöden Werten gesprochen stehen bei der Trident 660 namensspendende 660 ccm, 81 PS bei 10.250 Umdrehungen pro Minute und 64 Nm maximales Drehmoment bei 6.250 U/Min zur Verfügung. In der A2-Variante, die es mittels geänderter Elektronik und adaptiertem Gasgriff für unter 200 Euro Aufpreis gibt, bleiben knapp 48 PS und immerhin 59 Nm Maximal-Drehmoment übrig.

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Trident 660: Mehr Drehmoment als die Street Triple S

Triumph-Kennern ist die Kubatur 660 natürlich keine Unbekannte, schließlich wird (nicht zuletzt aufgrund australischer und neuseeländischer Legislatur) schon seit geraumer Zeit eine Street Triple mit einem 660er Dreizylinder angeboten. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass dieser Motor nun einfach etwas "zugeschnürt" in die Trident übernommen wurde. Dem ist aber nicht so, bei 67 neuen Teilen, muss von einer Neukonstruktion gesprochen werden. Eine andere Bohrung, anderer Hub, neue Pleuel und vieles mehr, sorgen für einen soliden Antritt. Aufgrund dieser umfangreichen Veränderungen ist auch der Charakter mit dem Dreizylinder in der A2-Street Triple nicht zu vergleichen. So steht beim Trident-Aggregat in allen Drehzahlbereichen mehr Drehmoment zur Verfügung. In der Praxis bedeutet das, dass zwischen 3.000 und 10.000 Touren ein herrlich beständiges Drehmomentplateau vorhanden ist, auf dem es sich herrlich reiten lässt, bevor bei 10.500 U/Min der Drehzahlbegrenzer einsetzt.

Triumph Trident 660 2021 Fahreindrücke im Test auf Teneriffa

Die Trident 660 fährt sich generell sehr agil, ohne dabei kippelig zu werden. Auch in langgezogenen Kurven bietet das Fahrwerk ein hohes Maß an Stabilität. Für (Wieder-)Einsteiger konzipiert, ist der Triumph Roadster naturgemäß ein extrem zugängliches Motorrad. Ein großes Kompliment kann der drehmomentunterstützten Anti-Hopping-Kupplung ausgesprochen werden, mit der Schaltvorgänge auch nach einer längeren Tagesetappe noch locker von der Hand gehen. Dennoch möchte ich an dieser Stelle dazu raten, den optionalen Quickshifter inkl. Blipperfunktion (Aufpreis 310 Euro) bei der Konfiguration der Trident auf jeden Fall anzuwählen, soll er doch ebenso famos agieren, wie der der großen Schwester Street Triple. Die optisch sehr gelungene Sitzbank der 660er bietet guten Komfort ohne, dass man die Polsterung nach Stunden im Sattel "durchsitzt". Die Schräglagenfreiheit des quirligen Dreizylinder-Nakeds ist sehr großzügig bemessen, ebenbürtig der Street Triple, obwohl die Fußrasten niedriger montiert sind. Möglich wird das durch die größere Bodenfreiheit der Trident.

Der Motor hängt großartig am Gas, Ruckeln kennt er nur vom Hörensagen. Dabei ist es unerheblich, ob man den Road- oder den Rainmodus aktiviert hat. In letzterem ist die Kennlinie der Gasannahme sehr smooth ausgestaltet, diese Einstellung spendiert in Kombination mit der serienmäßigen Traktionskontrolle (zweistufig und abschaltbar) auch bei widrigen Bedingungen ein hohes Maß an Vertrauen, insbesondere für unerfahrene Fahrer. Zur Traktionskontrolle im Roadmodus, den ich über 90% der Fahrtzeit aktiviert hatte bleibt noch zu sagen, dass sie durch Unauffälligkeit (sprich ein sehr sanftes Regelverhalten) auffällt. Auch erfahrene Piloten werden sich dadurch also nicht bevormundet fühlen.

Fahrwerk Triumph Trident: Für stramme Burschen eventuell unterdimensioniert

Wenn man die Nadel im Heuhaufen suchen will und das ist bei einer Fahr-Präsentation nun einmal Teil der geforderten Aufgabe, kann man eine kleine Schwäche in der nicht einstellbaren Gabel finden. Naturgemäß ist das Fahrwerksetup ein Kompromiss. Schließlich soll die Trident einen 50 Kilogramm schweren Fahrer ebenso zufriedenstellen, wie einen 95kg+ Piloten. Um auf den Punkt zu kommen, die schöne Showa 41 mm USD-Gabel mit 120 mm Federweg, war mir, der ich mich eher zu Zweiteren zähle, zu weich abgestimmt. Beim gemütlichen Cruisen im positiven Sinn unauffällig, fällt im "Attacke-Modus" beim harten Ankern vor Kurven auf, dass die Abstimmung für "ausgewachsene" Piloten zu weich ist. Das Federbein mit Hebel-Umlenkung hingegen, ist dank Einstellbarkeit in der Federvorspannung wunderbar passend auf zusätzliches Gewicht adaptierbar, die 133,5 mm Federweg vollkommen ausreichend.

Bremsen an der Triumph Trident 660 2021

Die Nissin-Doppelscheiben mit 310 mm Durchmesser vorne und die Einzelscheibe hinten machen an sich einen großartigen Job, transparenter Druckpunkt, bissig genug und dennoch nicht überfordernd scharf. Das verbaute ABS hat je nach Modus unterschiedliche Regelsensitivitäten und lässt sich nicht deaktivieren. Wenn man mit der Trident 660 allerdings auf Teufel komm raus ans Werk geht, wozu die Maschine ja durchaus einlädt, bekommt man nicht den herausragenden Standard den man von den Street Triple Modellen gewohnt ist. Auch hier zur Klarstellung: Die Bremse ist für die Klasse vollkommen ausreichend und richtig dimensioniert, aber eben mit Respektabstand zur sportlicheren großen Schwester ausgeführt. Ergo liegt auch auf der Hand welches Modell für gelegentliche Trackdaybesuche die richtige Wahl ist.

Trident 660 Standgeräusch, Verbrauch, CO² Ausstoß, Tankinhalt und Reichweite

Im Jahr 2021 muss man sich auch um diese schnöden Dinge kümmern, daher hier in aller Kürze die Eckdaten: 107 Gramm CO² Ausstoß verzeichnet die kleine Britin pro gefahrenem Kilometer. Umgewandelt in einen Wert mit dem man auch etwas anfangen kann, sind das 4,6 Liter Super auf 100 Kilometer. Soweit die offiziellen Angaben von Triumph. Tatsächlich ist die Trident genügsam, nach (teilweise sehr) flotten 170 km stand ein Durchschnittsverbrauch von exakt 5 l/ 100 km am Display. Verteilung Autobahn 20 %, (gebirgige) Landstraße 80%. 14 Liter Tankinhalt ergeben theoretisch 300 km Reichweite, aber auch bei flotter Gangart sind jederzeit 250 km drin, bevor man die nächstgelegene Tankstelle aufsuchen sollte. Das homologierte Standgeräusch der Trident 660 beträgt 94 dBA, somit steht der Pass-Jagd-Saison 2021 auch in Tirol nichts im Wege.

Die Optik der Trident 660 ist ein gelungener Mix aus klassischen Formen und modernen Akzenten

Etwas überraschend kam der Schritt weg von der Optik der anderen Triumph-Roadstermodelle, mit ihren aggressiven Hexagon-Doppelscheinwerfen hin zu dem urtümlichen Rundscheinwerfer. Dennoch fügt sich der 7-Zoll LED Scheinwerfer absolut passend ins Gesamtbild der Trident 660. State-of-the Art sind auch die, perfekt ins freischwebende Heck der kleinen Triumph integrierte Heckleuchte, sowie die Blinker, die ebenfalls in LED-Technologie ausgeführt sind. Die Silhouette der Trident ist ebenso wie die Draufsicht auf das Motorrad von der extrem schlanken Linienführung dominiert. Dennoch sieht das Bike erwachsen aus und man kommt sich auch als groß gewachsener Mensch nicht vor, wie der berühmte Aff´ am Schleifstein. In Summe eine stimmige Optik, die der demographisch breit gefächerten Zielgruppe der Triumph - von A2-Pilot bis Wiedereinsteiger - Rechnung trägt. Dazu passend ist auch die Verarbeitungsqualität von ausgesprochen hoher Qualität. Die in Thailand gefertigte Trident glänzt mit zahlreichen verspielten Details, wie die, an vielen Stellen angebrachten oder eingefrästen Triumph-Schriftzüge und Logos und nährt so den Besitzerstolz.

Reifen an der Trident: Michelin Road 5

Um die wunderschönen und in Leichtbauweise gefertigten 5-Speichen Felgen der Trident 660 schmiegen sich als Erstausrüstungspneus Michelin Road 5 in den klassischen Naked Bike Dimensionen 120/70/17 vorne und 180/55/17 hinten. Der gutmütige Allrounder präsentierte sich bei unserer Ausfahrt, die aufgrund der topographischen Gegebenheiten des Motorradparadieses Teneriffa von 0 Meter Seehöhe bis auf 2500 Meter und damit von 22 Grad Celsius bis 5 Grad führte, als ideale Bereifung und absolut passend zur einsteigerfreundlichen Trident 660, glänzt er doch ebenfalls durch überzeugende Nässeperformance. Durch die gängigen Größen steht in weiterer Folge einer Umrüstung auf sehr sportliche Bereifung auf der Triumph nichts im Wege.

Display einzigartig und Connectivity aufpreispflichtig

Auch beim Display darf sich die Trident das Banner "best of class" zurecht an die Brust heften. Zwar bietet auch ein anderer Hersteller in dieser Klasse mittlerweile ein ansehnliches TFT-Display an, die Triumph weiß aber aus mehreren Gründen noch mehr zu überzeugen: Zum einen ist die Kombination aus dem invertierten LC-Display oben und dem gestochen scharf auflösenden TFT-Display unten gleichermaßen einzigartig und genial, zum anderen bietet die Trident in dieser Klasse bis dato unbekannte Einstellungs- (serienmäßig) und Connectivity-Möglichkeiten (wenn auch gegen Aufpreis). Ein ausgiebiger Test dieser MyTriumph genannten Funktionen (inkl. Turn-by-Turn Navigation) erfolgt später im Jahr auf unserem Dauertester.

Das Original-Zubehör ist der Trident 660 auf den Leib geschnitten

Beim "Pflichtextra" Quickshifter angefangen über stylische Lenkerendspiegel bis hin zu verschiedenen Gepäcklösungen, gibt es bei der Trident ein umfangreiches Programm an Originalzubehör. An unseren Testmaschinen waren aus dem breiten Sortiment lediglich die Heizgriffe (in 3 Stufen verstellbar) verbaut, sie funktionierten tadellos und überzeugen mit kurzer Aufwärmdauer. Für alle Fahrer die gerne zu zweit unterwegs sind oder längere Touren vorhaben, sind die optional erhältlichen Haltegriffe eine Überlegung wert. Sie fügen sie sich optisch sehr gelungen ins Gesamtbild der Trident ein und bieten dem Sozius brauchbaren Grip bzw. stellen gute Montagepunkte für eine Gepäckrolle am schlanken Heck der Triumph dar. Darüber hinaus, ist die serienmäßg verbaute Schlaufe relativ weit hinten positioniert, sodass sich die ohnehin eher beschränken Sozia-Platzverhältnisse noch weiter verschärfen. Eine Nachrüst-(Sport-)Auspuffanlage wird es im Originalzubehör übrigens nicht geben.

Ergonomie, Soziuskomfort und Tourentauglichkeit auf der Triumph Trident 660

Eine Zuladung von 206 kg stünde manchem Sporttourer oder mancher Reiseenduro gut zu Gesicht, Triumph bietet diesen Wert in einem Mittelklasse-Naked - top. Die Sitzbank mit einer Höhe von 805 mm (ein höherer/niedrigerer Sitz ist nicht im Angebot), bietet dem Fahrer auch bei längeren Ausfahrten genügend Komfort, auch der Soziussitz ist angenehm weich gepolstert, allerdings nicht allzu großzügig bemessen. Für kürzere Tagestrips oder sehr schlanke Personen sind Fahrten zu zweit allerdings kein Problem. Besonders beeindruckt an der Trident 660 hat mich die Universalität in der Ergonomie. Von 1,65 Meter bis 1,90 passt dieses Motorrad jedem. Man darf sich durch das zierliche Bild, das bei der Draufsicht auf das Naked Bike durch den schmalen Tank entsteht, nicht täuschen lassen. Die kleine Triumph ist ein ausgewachsenes Motorrad, der Kniewinkel ist auch für lange Beine entspannt, die Sitzposition angenehm aufrecht, dies ist nicht selbstverständlich, wie ein Blick auf die Konkurrenz zeigt.

Vergleich mit der Konkurrenz - die Trident holt sich die Krone

Triumph hat die Trident 660 klar gegen die japanischen Platzhirsche Yamaha MT-07, Kawasaki Z 650 und Honda CB650R positioniert. Eine mutige Entscheidung, die sicherlich nicht leichtfertig getroffen wurde, sich aber kommende Saison bezahlt machen wird. Die Triumph ist der eindeutige Preis-Leistungs-Sieger in dieser Klasse. Der neu konstruierte Triple verbindet tatsächlich das beste aus beiden Welten und auch die sonstige Ausstattung ist den Mitbewerbern (derzeit) deutlich voraus. Für größere Piloten ist die Trident in diesem Segment beinahe die einzig mögliche Wahl, zu filigran und zu klein dimensioniert wirken insbesondere MT-07 und Z 650, aber auch auf der eigentlich größeren Honda hat der Fahrer weniger Platz im Sattel.

Triumph Trident 660 2021: Preise und Verfügbarkeit

Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss. Schon im Jänner 2021 werden die ersten Modelle der Trident 660 bei den Händlern stehen. Wer sich nicht einmal bis dahin gedulden kann, dem sei die Trident Händlertour ans Herz gelegt, die bereits läuft. Und der Preis ist heiß: 7343 Euro in Deutschland und 8.795 Euro in Österreich ruft Triumph für seine neueste Schöpfung auf. Alle Angebote zur Triumph Trident 660 findest du natürlich im Marktplatz.

Fazit: Triumph Trident 660 2020

Die Trident 660 markiert die neue Benchmark in der unteren Mittelklasse. Da muss sich die Konkurrenz fest anhalten, um mit der feschen und flotten Britin mitzuhalten. Optisch ein perfekter Mix aus Klassik und Moderne, geht es technisch und elektronisch üppig zu. Ein Motorrad mit dem sowohl Einsteiger, als auch passionierte Piloten langfristig Spaß haben werden. Lediglich schwerere und ambitionierte Fahrer müssen bei der Gabel abstriche machen. Nichts desto trotz ist Triumph hier ein großer Wurf gelungen, der obendrein noch für kleines Geld zu haben ist.


  • reichhaltige Serien-Ausstattung
  • niedriger Grundpreis
  • einziger 3-Zylinder der Klasse
  • tolles Landstraßenmotorrad
  • Preis-Leistungsverhältnis
  • "must have" Features aufpreispflichtig
  • Federgabel für massigere Piloten zu weich

Bericht vom 09.12.2020 | 98.088 Aufrufe