BMW R 18 – der Big Boxer Cruiser ist fertig!

Die Bayern präsentieren die finale Version des Retro-Cruisers

Nichts ist älter, als die Zeitung von gestern. Ganz ähnlich verhält es sich mit Erlkönig-Fotos, wenn die käufliche Version eines Motorrades präsentiert wird – was soeben mit der neuen BMW R 18 geschehen ist. Nun ist also Gewissheit, was wir schon vermuteten: Die BMW R 18 wird vom hubraumstärksten, jemals in der Motorradserienfertigung eingesetzten Zweizylinder-Boxermotor angetrieben und erinnert in ihrer Optik stark an die deutschen Vorkriegs-Modelle aus den 1930er-Jahren. Vorerst wird es die dicke Bayerin nur als „First Edition“ geben, die Zusammenarbeit mit renommierten Customizern beschert dem (zahlungskräftigen) Käufer außerdem eine Vielzahl an edlen Tuning-Teilen. Der Einstiegspreis wid vorerst bei knapp über 26.000 Euro (Österreich-Preis) für die R 18 First Edition starten.

Mit der neuen R 18 steigt BMW Motorrad in das Cruiser-Segment ein, lautet es in der Pressemitteilung zum brandneuen Modell. Die BMW R 1200 C wird also verschwiegen! Halb so schlimm, würde ich sagen, immerhin war die R 1200 C bei ihrem Debüt schon ein ganz spezielles Motorrad und die neue R 18 zielt tatsächlich mehr auf das Segment der klassischen, großvolumigen Cruiser, wie es bisher von Harley-Davidson und Indian beherrscht wurde.

Was kann BMW mit der R 18 gegen die mächtige Konkurrenz tun?

Äußerst erfrischend geht BMW allerdings nicht den exakt gleichen Weg wie die Ami-Marken und kopiert sie einfallslos, sondern besinnt sich auf die eigenen Werte weshalb die BMW mit ihrem (vorgetäuschten) Starrahmen, dem Tropfentank, der offen laufenden Kardanwelle oder der Lackierung mit Doppellinierung optisch verdammt nahe an einer Vorkriegs-R 5 und dem ersten Conceptbike, der BMW R 18 Concept liegt. Und dabei auch gleich den typischen Boxer-Antrieb auf ein neues, unfassbares Niveau hebt: Die R 18 wird vom hubraumstärksten, jemals in der Motorradserienfertigung eingesetzten Zweizylinder-Boxermotor angetrieben. Womit mindestens ein Passus im Pressetext kein Marketing-Gewäsch zu sein scheint: Die R 18 rückt das Wesentliche am Motorrad wieder in den Mittelpunkt: puristische, schnörkellose Technik und den Boxermotor als Epizentrum von Fahrgenuss, gepaart mit Good Vibrations.

Antrittsschwäche wird man der dicken Bayerin nicht vorwerfen können

Denn genau diese angenehmen Vibrationen kann ich mir bei solch einem massigen Triebwerk nur zu gut vorstellen: Aus 1802 Kubik Hubraum (also ausladende 901 Kubik an jeder Seite!) generiert die R 18 ordentliche 91 PS bei 4750 Touren sowie noch imposantere 158 Newtonmeter Drehmoment bei 3000 Umdrehungen. Zwischen 2000 und 4000 Touren liegen permanent mindestens 150 Nm an Antrittsschwäche wird man der dicken Bayerin wohl nicht vorwerfen können. Bei Chassis und Fahrwerk versucht BMW den Spagat zwischen modernen Elementen wie 49er-Gabel an der Front und Mono-Federbein im Heck, vereint mit klassischer Optik im Stil eines Starrheckrahmens ich würde sagen, Mission erfüllt. In Sachen Ergonomie setzt BMW auf eine sogenannte Mid mounted footpeg-Position der Fußrasten, anstatt der, in dieser Klasse oftmals verwendeten vorverlegten Fußrasten allerdings wohin auch mit den Füßen, wenn davor die beiden fetten Zylinder mit je 900 Kubik poltern! Mir persönlich ist diese Position ohnehin lieber, ich habe schon bei den BMW R 18-Erlkönigfotos eine angenehm entspannte Sitzposition ausgemacht. Man wird aber sehen, ob auch große Fahrer damit gut zurechtkommen werden.

Viel Elektronik an der BMW R 18 - aber mit einem bayrischen Maß und Ziel

Interessante Neuigkeiten kann ich in Sachen Elektronik berichten: Auch die nostalgisch angehauchte BMW R 18 verzichtet nicht auf Helferlein aus dem Elektronik-Baukasten, bleibt dabei aber am Boden der Realität. Es wird also weder ein elektronisch verstellbares Fahrwerk geben, noch schräglagenabhängige Gadgets wie DTC (Dynamic Traction Control) oder Kurven-ABS. Stattdessen das altgediente ASC-System (Automatic Stability Control) ohne Gyrosensoren, dafür abschaltbar man will wohl dem Besitzer löblicherweise die freie Entscheidung lassen, lange schwarze Striche mit dem Hinterreifen für etwaiges Publikum auf den Asphalt zu malen. Ebenso werden Leistungsmodi nicht fehlen, das coolste daran ist aber nicht etwa die jeweilige Abstimmung des Motors, sondern schlicht und ergreifend die Namen: Rain, Rock & Roll heißen die drei Modi! Da hätte eigentlich auch schon einmal eine Ami-Marke draufkommen können. Tja, zu spät well done BMW! Am letzten Stand der Technologie befindet sich die R 18 wiederum mit der serienmäßigen MSR (Motor-Schleppmoment-Regelung), die den Grip des Hinterrades auch bei starken Bremsmanövern garantieren soll. Optional wird es außerdem eine Hillstart Control, also eine Berganfahrhilfe sowie eine Rückfahrhilfe geben beide starke Indizien dafür, dass die R 18 kein Leichtgewicht sein wird. Trotz vieler Gewichtseinsparungsmaßnahmen sind nun mal alle metallisch aussehenden Teile auch tatsächlich aus Metall und das laut BMW in einer richtig hochwertigen Verarbeitung.

Die Umbaumöglichkeiten auf der BMW R 18 erinnern an die R nineT-Serie

Wem der Look und das Finish seiner BMW R 18 damit aber immer noch zu gewöhnlich ist, der hat einen ganzen Haufen Möglichkeiten, den Cruiser in alle Richtungen aufzupeppen. Zum Start wird es die R 18 vorerst nur als R 18 First Edition geben, die mit diversen Chromteilen, weißen Zierstreifen am Tank, einer Sitzplakette und dem First Edition-Schriftzug auf den Seitendeckeln bereits mit vielen Teilen des Zubehörprogramms ausgestattet sein wird. Darüber hinaus präsentiert sich die R 18 so wie schon die R nineT-Serie sehr stark auf individuelles Customizing ausgerichtet: Ein leicht abnehmbarer Heckrahmen und Lacksatz, durchdacht angelegte Schnittstellen für die Hydraulikleitungen von Bremse und Kupplung sowie den Kabelbaum erlauben zudem die völlig problemlose Montage höherer oder niedrigerer Lenker in Verbindung mit passenden Hydraulikleitungen und Kabelsträngen. Darüber hinaus sind die sichtbaren Ventildeckel (Zylinderkopfhauben) und die Heldenbrust (so nennt BMW den Motorgehäusedeckel! Geil…) derart konzipiert, dass sie außerhalb des Ölraums sitzen und damit sehr leicht zu wechseln sind.

BMW kooperiert mit namhaften Customizern für jede einzigartige R 18

Damit sind schon mal von BMW aus der Individualisierung kaum Grenzen gesetzt, zusätzlich arbeiten die Bayern aber auch noch mit renommierten Customizern zusammen, Roland Sands Design ist bestimmt vielen ein Begriff, die beiden Alu-Frästeil-Kollektionen Machined und 2-Tone-Black geben schon mal einen Ausblick, wie wandelbar die R 18 eigentlich ist. Ob chilliger Cruiser mit Apehanger oder flacher Chopper, die Deutsche hat für jeden etwas. Hinzu kommen noch Co-Brandings mit Mustang-Sitzbänken sowie Vance & Hines-Auspuffanlagen Made in USA. Welche Version der R 18 als nächste nach dem Cruiser präsentiert wird, ist noch nicht bekannt. Aber egal ob ein Tourer mit Scheibe, eine sportlichere Version im Stil der BMW Concept R 18/2 oder doch eine Bagger-Variante wir sind schon sehr gespannt!

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Bericht vom 04.04.2020 | 61.065 Aufrufe

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