Bridgestone V03 Slick im Test: Mehr Grip, Stabilität und Speed

Neuer Bridgestone V03: Spürbare Vorteile gegenüber dem V02

Der neue Bridgestone V03 zeigt auf der Rennstrecke sofort, dass er weit mehr ist als eine Weiterentwicklung des V02. Mehr Grip, mehr Stabilität und beeindruckende Rückmeldung machen ihn zum idealen Reifen für ambitionierte Trackday-Fahrer und Racer, die es auf die letzten Zehntel abgesehen haben.

Bereits der Vorgänger, der V02, hat sich mit seinen gutmütigen Eigenschaften und langer Standzeit in den Fahrerlagern einen Namen gemacht. In verschiedenen Mischungen erhältlich hat er gerade den Trackday Fahrern auf unterschiedlichen Asphalt Beschaffenheiten und Temperaturen viel Freude bereitet. Doch wenn es dann um den Kampf um die letzten Zehntel geht, hatte der V02 dann in bestimmten Bereichen noch etwas Luft nach oben. Genau da setzt Bridgestone jetzt an und liefert uns mit den komplett neu entwickelten V03 das Material, um die kleine Lücke schließen zu können. Mit viel Erfahrung besonders aus der Langstrecken WM haben die Ingenieure ihre Erfahrungen in den neuen Slick eingebracht und ihn besonders in der Sachen Performance verbessert.

Was ist nun anders?

Eigentlich alles. Von der Karkasse über Kontur bis hin zur Gummi Mischung hat Bridgestone den gesamten Aufbau einer Runderneuerung unterzogen.

Die Karkasse wurde um den GP-Belt, einem zusätzlichen Gürtel erweitert und ermöglicht eine Vergrößerung der Aufstandsfläche besonders da, wo es darauf ankommt, nämlich in Schräglage. Dadurch soll nicht nur der Side Grip erhöht werden, sondern auch der Grip beim Herausbeschleunigen aus der Kurve.

Im gleichen Zuge hat man auch die Kontur des Reifens angepasst. Beim Vorderreifen hat sich der Durchmesser im mittleren Bereich nicht geändert. Zur Flanke hin baut der neue V03 aber etwas bauchiger und hat dadurch eine nicht ganz so spitze Kontur. Das soll Vorteile nicht nur bei der Aufstandsfläche, sondern auch bei der Stabilität gerade beim Einlenken bringen. Je nach Flex hat man dadurch auch mehr Möglichkeiten die Eigendämpfung des Reifens anpassen zu können.

Beim Hinterreifen geht man einen anderen Weg. Hier wurde der innere Durchmesser um ca. 7mm vergrößert und an der Flanke nahezu gleich gelassen. Dadurch kippt man das Motorrad beim geraden Fahren etwas nach vorne und erzeugt eine handlichere Geometrie, welche die etwas bauchigere Bauform kompensieren soll. Zu berücksichtigen ist das aber auch an anderer Stelle. Wer den Umstieg vom V02 auf den V03 durchläuft, kann dadurch auf eine kürzere Endübersetzung wechseln, da diese durch den größeren Reifendurchmesser wieder kompensiert wird.

Bei den Gummimischungen gibt es je nach Umgebungstemperaturen auch unterschiedliche Mischungen. Vorne kann zwischen 2 Mischungen wählen: Soft-Medium und Soft.

Beim Hinterreifen stehen gleich 3 Mischungen zu Auswahl: Medium, Soft und Sprint.

Grundlegend kann bei Bridgestone davon ausgegangen werde, dass die weichen Reifen eher bei kälteren Temperaturen und die härteren eher bei heißen Temperaturen zum Einsatz kommen sollen, entgegengesetzt zu einigen Konkurrenzmarken. Mit der Sprint Mischung will man aber unabhängig von der Temperatur dem Fahrer besonders viel Grip mitgeben, um bei kürzeren Distanzen noch mehr Performance zu bekommen.

Die Größe macht´s

Die neun V03 Slicks werden in den Größen 120/70 R17 und in 200/60 R17 ab Anfang 2026 erhältlich sein. Ab 2027 soll dann noch die kleiner Dimension 190/60 R17 nachfolgen.

So viel zur Theorie, jetzt zur Praxis.

Fahrtest:

Schon beim ersten Kontakt mit dem neuen Bridgestone V03 wurde klar, dass dieser Reifen mehr ist als nur eine Modellpflege bekommen hat. Die Voraussetzungen für diesen Test hätten kaum besser sein können: verschiedene Superbikes, konstante Wetterbedingungen und mit dem Chang International Circuit eine moderne Rennstrecke, die Grip, schnelle Richtungswechsel und hohe Stabilität gleichermaßen fordert. Bridgestone hatte uns zudem perfekt vorbereitet. So konnten wir nicht nur den direkten Vergleich zwischen V02 und V03 ziehen, sondern diesen auch auf vier unterschiedlichen Motorrädern erleben: Honda Fireblade, Yamaha R1, BMW S1000RR/S1000R und Ducati Panigale V4 S.

Der Testtag begann bewusst klassisch mit dem V02, um eine frische Referenz zu haben. Sobald der V03 anschließend montiert war und wir aus der Boxengasse rollten, zeigte sich der Unterschied sofort und ohne Interpretationsspielraum. Wo der V02 noch quirlig, teilweise fast nervös wirkte, trat der V03 mit einer völlig neuen Ruhe und Stabilität auf. Schon beim Einlenken verhielten sich die beiden Reifen wie Tag und Nacht. Besonders auf Motorrädern, die von Natur aus ein wenig Unruhe mitbringen, z.B. die BMW S1000RR ist dafür ein gutes Beispiel, vermittelt der V03 ein beeindruckendes Maß an Ground-Feeling, an Vertrauen und an berechenbarer Rückmeldung. Selbst das Geradeausfahren fühlt sich entspannter und präziser an.

Dieser enorme Unterschied kommt nicht zufällig zustande, da Bridgestone intensiv an der Grundkonstruktion gearbeitet hat. Der nun bauchigere Vorderreifen liefert spürbar mehr Eigendämpfung und erhöht Kontrolle sowie Stabilität in Schräglage. Der Vorderreifen selbst ist spürbar weicher konstruiert, was besonders dann hilft, wenn Bodenwellen oder Grenzsituationen die Front belasten. Die Rückmeldung bleibt ruhig, sauber und klar. Der Hinterreifen dagegen wurde in der Mitte im Durchmesser vergrößert, wodurch eine spitzere Kontur entsteht. In Verbindung mit nahezu unveränderten Außenbereichen ergibt sich eine breitere, effektiver nutzbare Auflagefläche, die Grip nicht nur über die Mischung, sondern auch über die Geometrie verbessert. Die steife Karkasse bleibt beim Hinterreifen charakteristisch, was bei bestimmten Voraussetzungen zu einer leichten Chatterneigung über harte Bodenwellen führen kann, insgesamt aber ein sehr stabiles Fahrverhalten liefert.

Auf der Strecke zeigt sich dieses neue Zusammenspiel aus Flexibilität und Stabilität sehr deutlich. Der V03 verlangt beim Einlenken etwas mehr Nachdruck als der V02, doch viele Motorräder lassen sich über eine kleine Anpassung der Geometrie wie etwa ein höheres Heck, perfekt darauf abstimmen. Hat man diesen Feinschliff vorgenommen, kommen die Vorteile des V03 umso stärker zum Tragen: ein ruhiges Vorderrad, eine beeindruckende Stabilität selbst im Grenzbereich und ein präzises, berechenbares Gefühl in jeder Phase der Kurve. Genau hier spielt der Reifen seine große Stärke aus, vor allem auf Bikes, die etwas mehr Beruhigung im Fahrwerk vertragen können.

Bei den Mischungen greift Bridgestone auf viel Know-how aus der Langstrecken-WM und früheren MotoGP-Einsätzen zurück. Die neue weichere Sprint Mischung bringt nicht nur maximalen Grip, sondern auch zusätzliche Flex in die steife Hinterradkarkasse. Das Gesamtergebnis ist ein Reifen, der sowohl mit Grip als auch mit Flexibilität punktet. Nebenbei deckt sie ein sehr großes Temperaturfenster ab und kann bei kaltem und warmem Asphalt verwendet werden. Das wird wohl für viele Anwender die Reifenwahl deutlich erleichtern.

Auch die Haltbarkeit beeindruckt. In unseren Sessions mit 10 bis 20 schnellen Runden zeigten sich sowohl vorne als auch hinten saubere, gleichmäßige Laufbilder. Der anfängliche Grip ist besonders stark, fällt nach wenigen Runden leicht ab, bleibt danach aber über lange Zeit stabil. Die Sprint-Mischung am Hinterrad bringt naturgemäß den höchsten Grip und zeigt trotzdem, selbst nach 15 schnellen Runden noch eine erstaunlich starke Performance. Besonders positiv: Auch auf dem sehr griffigen Chang-Asphalt blieben die Flanken sauber und gleichmäßig, eine Stärke, die schon der V02 hatte und die man beim V03 wieder findet.

Die optimalen Reifendrücke bewegen sich auf dem bekannten Niveau: vorne 2,3 bar, hinten 1,6 bis 1,8 bar im warmen Zustand. Damit zeigt der V03 seine beste Mischung aus Grip, Stabilität und Rückmeldung.

Lieferbar wird der V03 vorerst in 120/70 17 und 200/60/17 sein. Die etwas kleinere 190er Größe ist dann erst ab 2027 verfügbar.

Fazit:

Unterm Strich ist der Bridgestone V03 eine klare Weiterentwicklung. Er verleiht dem Motorrad spürbar mehr Ruhe, vermittelt ein erstklassiges Gefühl für den Untergrund und kombiniert Grip mit Stabilität auf einem Niveau, das den V02 in fast allen Bereichen übertrifft. Ein Reifen, der nicht nur auf dem Datenblatt verbessert wurde, sondern dessen Vorteile man bereits in den ersten Metern eindeutig spürt.

Vorteile:

  • Ruhigeres Fahrverhalten
  • Hohe Standzeit
  • Neue Sprint Mischung für breites Temperaturfenster

Nachteile:

  • Auf Bodenwellen und weichen Fahrwerken etwas chatteranfällig
Autor
Martin_Bauer

MARTIN_BAUER

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Bericht vom 07.12.2025 | 538 Aufrufe