BMW R 1250 GS Adventure Test

600km Reichweite fürs große Abenteuer

Winterflucht mit der BMW R 1250 GS Adventure in Südspanien. Die Adventure fasziniert und polarisiert. Wie fährt es sich mit dem 600km Reichweite Enduro-Bomber!

Jetzt kann uns nix mehr aufhalten! Dieses Gefühl im Sattel sobald sich die Adventure in Bewegung gesetzt hat ist unvergleichlich. Möglicherweise ist es das hohe Gewicht oder die imposante Erscheinung. Doch vermutlich liegt es auch am bärenstarken Boxermotor. Diese Maschine lässt selbst das entfernteste Reiseziel plötzlich ganz nah wirken und tatsächlich macht sich Abenteuerfeeling im Sattel breit.

Wir holten uns eine gut eingefahrene BMW R 1250 GS Adventure von Hispania Tours in Malaga. Die Maschine hat 12.000 km am Buckel und ist in bestem Zustand. Für unseren Test ließen wir die wuchtigen Touratech Seitenkoffer demontieren und begnügten uns mit dem relativ kompakten Alu-Topcase. Dieses dient als Transportkiste und als Rückenlehne. Auch auf das Navi verzichteten wir und begnügten uns mit der Connected App von BMW in Kombination mit einer flink montierten SP Connect Handyhalterung.

Bild von NastyNils
NastyNils

"Die BMW R 1250 GS Adventure bietet tolle Ergonomie und Fahrkomfort für große Piloten. "

Den Test der Maschine absolvierten wir im Februar 2021 in Andalusien. Wobei ich meinen Sohn als Sozius und Kameramann mit dabei habe. Das eingangs beschriebene erhabene Gefühl im Sattel machte sich schon nach wenigen Metern breit. Sobald die schwere Maschine erstmals in Bewegung ist fühlt sich so richtig frei. Es gibt nun die nächsten paar Stunden einfach keinen Grund anzuhalten - außer eine zu kleine Blase oder eine zu schöne Aussicht. Es ist erstaunlich wie viel Unterschied die paar Liter mehr Tankinhalt und etwas mehr Federweg ausmachen. Die BMW R 1250 GS Adventure hat im Vergleich zur normalen GS 10 Liter mehr Benzin mit an Bord. Zusätzlich dazu beträgt der Federweg 210 Millimeter vorne und 220 Millimeter Adventure hinten (190 Millimeter vorne und 200 Millimeter hinten bei der R 1250 GS). Daraus ergibt sich eine Sitzhöhe von imposanten 890 mm. 820 mm sind mit Sonderzubehör möglich. Bei der normalen GS sind es 850 mm bzw. 800 mm mit Sonderzubehör. Die volle Faszination versprüht die dicke Adventure natürlich mit der 890er Sitzhöhe. Damit wird sie für große Piloten zu einem traumhaft komfortablen Motorrad. Egal wie groß und schwer man auch ist, dieses Motorrad verliert seine wuchtige Erscheinung niemals.

Antworten zur BMW R 1250 GS Adventure

Auf meinen Instagram Kanal fragte ich nach Themen, welche meine Community zur 1250er Adventure interessiert. Dabei kam einerseits natürlich natürlich mal das übliche "zu groß, zu schwer, zu teuer" als Feedback. In dieser Hinsicht polarisiert die 1250er Adventure vermutlich mehr als jede andere Enduro. Sie kostet mit praxistauglicher Ausstattung in Deutschland rund 23.000 Euro. Vollbeladen, vollgetankt und mit etwas Zubehör ausgestattet kratzt sie an der 300 Kilo Marke. Ihr Auftritt ist noch üppiger als jener der normalen GS - zu viel für Puristen. Auf der anderen Seite kam als Feedback aber auch viel Zustimmung von Besitzern der Adventure. Wer eine fährt ist offenbar zufrieden und möchte sich nicht mit weniger zufrieden geben.

Lohnt sich der Aufstieg von der 1200er?

Klarerweise kamen einige Fragen von Besitzern einer 1200er Adventure. Ihnen muss man leider sagen, dass der neue Shiftcam Motor auch in der Adventure ein prächtiges Aggregat ist und wirklich viel Freude bereitet. Der Motor alleine rechtfertigt den Umstieg sofort, auch wenn für Boxerfreunde ein wenig raues Charisma flöten geht. Auf der anderen Seite läuft die neue Maschine ruhiger, leiser und die Fahrleistungen begeistern.

Guter Wind- und Wetterschutz bei der Adventure

Es gab jedoch auch ätzende Kommentare zur "sauberen Maschine". Dabei muss ich erwähnen, dass ich schon vor den ersten Fotos im Regen unterwegs war. Das Motorrad bietet einfach einen guten Wind- und Wetterschutz und schützt praxistauglich vor Schmutz. Doch natürlich sorgt auch die grobschlächtige Optik für dankbare Oberflächen. Ein wenig Staub und Schmutz fällt kaum auf, das Motorrad muss schon durch ordentliche Pfützen geprügelt werden um abenteuerlich auszusehen.

BMW R 1250 GS Adventure! Perfekt?

Doch natürlich kamen auch Fragen zu den Schwächen der BMW R 1250 GS Adventure. Das imposante Stück hat einen hohen Reifegrad erreicht. BMW hat hier viel Feedback von Kunden und Erfahrung in das Fahrzeug fließen lassen. Das praktische Staufach am Tank, die tolle Bedienlogik, die komfortable Sitzposition und der ständige Drang im Sattel nach noch längeren Touren sind das Ergebnis von harter Arbeit. Doch die Motorradabteilung unterliegt auch dem Druck der Konzernspitze und bei einzelnen Details ist man der Versuchung erlegen ein paar Euro extra zu verdienen. Das Fahrwerk zum Beispiel ist durch Algorithmen und viel Abstimmungsarbeit ein treuer Begleiter. Die Maschine fährt unglaublich stabil ist aber trotzdem erstaunlich handlich und präzise. Doch echte Brillanz sieht anders aus. Das Ansprechverhalten könnte feiner sein und der Fahrkomfort ist gut, doch es geht besser. Die Fahrwerke in der Versys SE oder der Adventure Sports zum Beispiel sind hochwertiger und vermutlich auch teurer. Apropos Adventure Sports: Kilometerfresser wünschen sich schon lange die ultimative Reisemaschine! Motor, Kardan, Elektronik und Konfigurationsmöglichkeiten von der BMW. Fahrwerk und DCT von der Africa Twin Adventure Sports. Diese Kombination würde dann den Begriff "perfekt" verdienen, bis dahin müssen sich die Bikes mit "Sehr gut" begnügen.

Mindestgröße BMW R 1250 GS Adventure

Fährt man die 1250er GS Adventure mit dem serienmäßigen Fahrwerk und der Sitzbank samt 890mm Sitzhöhe muss man mindestens 180cm sein um die Maschine würdig bedienen zu können. Zweifelsohne ist die Maschine in voller Fahrt einfach zu dirigieren. Doch beim Rangieren und dabei vor allem beim Rückwärts schieben, verflucht man die wuchtige Abenteuerfuhre schonmal gerne. Als "Worst Case" kann keine abschüssige Sackgase im Gelände bezeichnet werden. Diese Erfahrungen sind es dann auch, welche den Abenteuer Spirit in der Praxis etwas einschränken. Denn in unbekannte und unbefestigte Wege fährt man im Laufe der Zeit nur noch nach gründlicher Prüfung der Sachlage. Mit leichteren Enduros ist man da bestimmt abenteuerlustiger und entdeckungsfreudiger unterwegs.

Faszination R 1250 GS Adventure - Der Motor!

Einen wichtigen Teil der Faszination macht auch in der Adventure der Motor aus. 136 PS bei 7750 Umin und 143 Nm Drehmoment bei 6250 Umin sorgen für herrliche Beschleunigung in jeder Lebenslage. Die vermeintlich dicke Fuhre wird aus dem Stand weg sofort zur Sportskanone - wenn die rechte Hand den Befehl dazu erteilt. Dabei schafft es die Elektronik nahezu perfekt die Maschine in Zaum zu halten. Nur wenn der Sozius sich allzu passiv am Koffer anlehnt wird er mit einem bösen Wheely beim hastigen Überholmanöver aus dem Schlaf geholt. Ansonsten sorgt die Elektronik für stabile Fahrzustände und ein sicheres Gefühl in jeder Lebenslage. Als treuer Partner dient die kräftige Bremse. Quasi das Sahnehäubchen ist der hohe Wohlfühlfaktor im Sattel. Zu guter Letzt wird man an der Tankstelle immer wieder positiv überrascht. Bei unserem Test schwankte der Verbrauch zwischen 4.9 und 6.2 Liter auf 100 / km - je nach Etappe, Ehrgeiz und Wetter!

Mit der Adventure in Andalusien

Die Routenvielfalt für den Test hätte vielfältiger nicht sein können. Wir flanierten in Schrittgeschwindigkeiten durch die edlen Straßen von Marbella und Puerto Banus. Wir inhalierten die Autobahn zwischen Malaga und Estepona. Wir fuhren enge Kehren auf schlechten Straßen auf der Suche nach dem besten Blick auf die Brücke von Ronda. Wir fuhren die unfassbar schnellen Kurven auf der 40km langen Achterbahn von San Pedro nach Ronda und die Traumstraße nach El Burgo. Eine nette Runde für einen Tag inklusive Sightseeing haben wir hier als Vorschlag für euch.

Ist die Adventure die beste GS aller Zeiten?

Nach den abwechslungsreichen Tagen im Sattel der Adventure machte sich Zufriedenheit breit. Die Maschine ist das ultimative Reisemotorrad. Doch ist sie auch die beste GS aller Zeiten? Offen gesagt empfinde ich die BMW R 1250 GS als den besseren Universaltipp. Sie hat etwas weniger Reichweite, etwas weniger Komfort und legt einen weniger brachialen Auftritt hin. Doch im Alltag ist sie etwas leichtfüßiger und auch die sportliche Nachmittagsrunde geht mit ihr leichter von der Hand. Gibt es eine leichte und günstigere Alternative zur R 1250 GS Adventure? Ja! Aber die ist leider auch kein Geheimtipp mehr sondern wird im 1000PS Markt heiß umkämpft. Die Rede ist von der BMW F 800 GS Adventure. Diese werden wir in den nächsten Tagen testen und euch von unseren Erfahrungen berichten. Wie viele Abstriche muss man bei der F 800 GS Adventure im Vergleich zur R 1250 GS Adventure hinnehmen. In welchen Passagen ist sie besser? Die Antwort demnächst im 1000PS Newsletter.

Fazit: BMW R 1250 GS Adventure 2021

Die Adventure ist eine ultimative Reisemaschine. Die hohe Sitzhöhe schränkt die Zielgruppe ebenso ein wie der hohe Preis. Doch wer diese beiden Hürden packt, kriegt einen prächtigen Kilometerfresser spendiert. Der Motor schüttelt jede Menge Fahrspaß locker aus den Ärmeln. Der geringe Verbrauch in Kombination mit dem gigantischen 30 Liter Tank sorgt für eine unfassbar hohe Reichweite.


  • Praktische Details für Vielfahrer an Bord
  • Gigantische Reichweite
  • Erstaunlich niedriger Verbrauch
  • Guter Wind- und Wetterschutz
  • Toller Fahrkomfort
  • Kräftiger Motor
  • tolle Connectivity App
  • Gut ablesbares Display
  • Toller Fahrkomfort
  • Souveränes Gefühl im Sattel
  • Angenehme Sitzposition für Sozius
  • praxistaugliche Fahrhilfen
  • Tolle Scheinwerfer
  • tolle Ergonomie für große Menschen
  • Einfache Fahrbarkeit
  • Hohes Gewicht strengt beim Rangieren an
  • Schaltvorgänge bei tiefen Drehzahlen etwas hakelig
  • zerklüftete Optik mit wenig Eleganz

Bericht vom 11.02.2021 | 48.097 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts