BMW C 600 am Berg!

Sechs Motorräder, ein Ziel schneller sein als alle anderen. Der BMW C 600 Sport im Test.

BMW C 600 Sport
 

BMW C 600 Sport der Schnellste am Berg?

Eine Frage, die sich bereits Generationen von Motorradfahrern gestellt haben: Mit welchem Eisen ist man am schnellsten am Berg oben?! Da die mickrige 1000PS-Crew schon alleine aus logistischen Gründen nicht hunderte Motorräder die gleiche Bergstraße hinauf scheuchen kann, stellen wir die Frage etwas anders: Mit welchem Konzept ist man am schnellsten am Berg oben?! Denn wie wir doch alle wissen, können gerade auf kurvigen Bergstrecken quirlige Moperln die stärksten Monster im wahrsten Sinne des Wortes ausbremsen. Allerdings können Superbikes mit fast 200 PS auf den Zwischengeraden wieder zurück schlagen. Sechs Maschinen aus verschiedenen Kategorien mit unterschiedlichen Kubaturen müssen daher gegeneinander antreten, vom Naked Bike über die Großenduro, den Reisetourer, die Supermoto und das Superbike bis zum Luxus-Roller ist alles dabei. Der luxuriöse BMW C 600 Sport muss sich gegen Ducati 1199 Panigale, Triumph Trophy, KTM 1190 Adventure, Ducati Hyperstrada und Triumph Speed Triple wehren.
 
Zugegeben, das Projekt scheint etwas gewagt - mit einem Luxusroller vor allen anderen den Berg bezwingen? Aber warum eigentlich nicht! Die Bezeichnung Sport muss ja eine gewisse Richtigkeit haben. Und tatsächlich, der C 600 Sport lässt sich erstaunlich flott bewegen, zumindest für einen großen und doch ziemlich schweren Roller. Immerhin ist der C 600 Sport ja auch nicht für den ultimativen Ritt auf der letzten Rille gedacht, sondern als komfortabler Luxusroller, der sich in der Stadt besonders wendig gibt, ohne Überland Schwächen zu zeigen. Dementsprechend gut ist der Windschutz, die Beine werden von der breiten Verkleidung effizient abgedeckt, das Windschild ist sogar mechanisch verstellbar was will man mehr? BMW C 600 Sport
 
Vielleicht noch ein bisschen Stauraum gefällig? Kein Problem, unter der Sitzbank findet ein Vollvisierhelm locker Platz, im Stand kommt dann auch noch das FlexCase dazu: Ein Sack aus robustem Material, der im hinteren Bereich nach unten ausgeklappt werden kann und somit einen zusätzlichen Helm aufnehmen kann. Der Sack reicht dann zwar bis zum Hinterrad herunter, während der Fahrt braucht man aber ohnehin wieder einen Helm und klappt das FlexCase einfach hoch. Eigentlich eine ziemlich simple, dafür aber umso genialere Idee, bei der ich mich wundere, warum sie nicht auch bei anderen Rollern oder sogar bei Motorrädern Anwendung findet. In diesem Test geht es aber nicht um Stauraum oder Komfort, sondern schlicht und ergreifend um Zeit - ob ein Luxusroller mit vergleichsweise bescheidenen 60 PS, dafür aber stolzen 249 Kilo Gewicht beim Sprint in die Berge mithalten kann oder vielleicht sogar die Nase vorne hat? BMW C 600 Sport
 
Die Testmotorräder für die Touren liehen wir beim größten Motorradtestcenter in den Alpen, dem Highbike-Testcenter Paznaun . Hier gibt es bei Nächtigung im Paznauntal die edelsten Motorräder und Roller zu attraktivsten Preisen: www.highbike-paznaun.com High Bike Testcenter
   

kot Kots Meinung: Es gab mir schon zu denken, als ich damals mit einem Kollegen vom Motorradmagazin bei der Präsentation der neuen BMW-Roller um 10.30 Uhr zur Mittagspause erschien. Offenbar hatten wir die geplante Ankunftszeit um mehr als eine Stunde unterboten. Da waren die BMW-Leute selbst überrascht, wie schnell man mit dem Scooter fahren kann. Und wir waren es auch. Die Bayern nennen das Urban Mobility, aber die Bewegungsmöglichkeiten mit dem 60 PS starken Fahrzeug gehen weit über die Stadtgrenze hinaus. Sogar in den Alpen fühlt man sich damit wohl und nicht untermotorisiert oder echten Motorrädern unterlegen. Knapp 250 Kilo sind natürlich kein Pappenstiel und fallen beim Manövrieren mitunter negativ auf, die Leistung des Zweizylinder-Reihenmotors reicht aber aus, um flott und souverän über Pässe zu gleiten und durch Täler zu zoomen. Auch die Bremsen sind auf gewohnt hohem BMW-Niveau. Mir persönlich ist der C 600 Sport bequem genug und würde sicher auch einer eventuellen Begleitung am Sozius Freude machen. Für das Gepäck sollte man dann allerdings ein Topcase und/oder Seitenkoffer montieren, denn unter der Sitzbank ist der Platz begrenzt. Dass ich mit dem C 600 Sport nicht wirklich schnell am Berg oben bin, stört mich gar nicht, mit einem Roller muss man sich deshalb wenigstens nicht genieren.


BMW C 600 Sport

NastyNils Nasty Nils´ Meinung: Der Sport Großroller von BMW hatte es bei diesem Test besonders schwer. Auf der einen Seite waren wir bei der Bergfahrt auch mit der fast 200 PS starken Panigale unterwegs. Auf der anderen Seite war auch noch die vielgelobte und kaum schwächere KTM 1190 Adventuremit dabei. Behandeln wir also erst mal die Vorteile: Der C 600 Sport macht optisch auf alle Fälle mehr her als sein Bruder C 650 GT und die meisten anderen Luxusroller. Allerdings fährt er in der Praxis auch nicht wirklich schneller. Der Gewichtsvorteil ist kaum zu nutzen und so bleibt als einziger Vorteil vom C 600 Sport die coolere Optik. Andererseits bietet er auch alle Roller-Vorteile im Vergleich zu den Motorrädern. Also Stauraum unter der Sitzbank, toller Fahrkomfort und immer noch guter Wind- und Wetterschutz. Insgesamt verdient der C 600 Sport das Label Premium in jeder Hinsicht. Jeder Knopf und jedes Detail wirkt genauso hochwertig wie an einem 5er BMW oder an einer R 1200 RT. In den Alpen begeistert der Roller vor allem in Wechselkurven und in unübersichtlichem Terrain. In den Spitzkehren vermisst man bergauf aber eine etwas sportlichere Abstimmung vom Automatikgetriebe und bergab eine vollwertige Motorbremswirkung. Trotzdem: Wer den C 600 Sport eigentlich nur als Alltagsgerät angeschafft hat, kann damit problemlos mit den Kumpels auf große Reise gehen. Gemeinsam mit dem T-Max von Yamaha in Sachen Optik immer noch das geringste Übel wenn man mit rollerfeindlichen Bikern unterwegs ist. Bergauf über die Pässe? Leider eine Fehlbesetzung.

BMW C 600 Sport BMW C 600 Sport

Vaulis Meinung: Der C 600 Sport hat mich nicht wirklich überrascht, ich wusste ja bereits, dass das Fahrwerk auf einem extrem hohen Niveau arbeitet. So kann der große Roller erstaunlich flink und präzise um Ecken gezirkelt werden und dennoch werden schlimme Fahrbahnschäden weggefiltert. Die gemütliche Sitzbank tut ihr Übriges dazu, der Komfort kommt also auf keinen Fall zu kurz. Dass der, für einen Roller zwar sehr starke, im Vergleich mit der direkten Konkurrenz aber heillos unterlegene Motor die schwere Fuhre als letzter auf den Berg tragen wird, war mir sofort klar. Bergab sieht die Sache dann aber schon ganz anders aus, wer nicht zimperlich ist, das Gas lange stehen lässt und möglichst spät auf die guten Stopper vertraut, mischt plötzlich wieder vorne mit. Hilfreich ist dabei, dass sich auch die hintere Bremse tadellos dosieren lässt und brav mithilft, den konzeptbedingt hecklastigen C 600 Sport auf Kurs zu halten. Weiters verhindert die Automatik, dass man sich wie auf dem Motorrad mit Schaltgetriebe in einem fix eingelegten Gang verkriecht und auf die Motorbremse vertraut. Schade, dass die Wertung bergauf ging, bergab wäre der C 600 Sport nämlich einer meiner Favoriten.
 
Hier geht´s zu den anderen Bikes:
BMW C 600 Sport Ducati Hyperstrada Ducati 1199 Panigale
KTM 1190 Adventure Triumph Speed Triple Triumph Trophy SE
 
Die Tiroler Bergwertung im Detail:
Die gewählte Stecke setzt sich aus der Silvretta Hochalpenstraße und dem Stilfser Joch zusammen, beide Strecken jeweils bei trockenen und guten Verhältnissen. Die Ergebnisse ergeben einen Mittelwert, immerhin sind wir gemütliche Österreicher und fangen nicht gleich zu weinen an, wenn uns ein Auto kurzfristig aufhält und ein paar Sekunden stiehlt - was im Übrigen ohnehin bei jedem Motorrad vorgekommen ist.
  Kot Nils Vauli Gesamt
KTM 1190 Adventure 1. 1. 1. 1.
Ducati 1199 Panigale 2. 2. 3. 2.
Ducati Hyperstrada 3. 4. 2. 3.
Triumph Speed Triple 4. 3. 4. 4.
Triumph Trophy 5. 5. 5. 5.
BMW C 600 Sport 6. 6. 6. 6.
 

BMW C 600 Sport BMW C 600 Sport
"FlexCase" nennt BMW den genialen Sack, der im Stand ausgeklappt werden kann um einen zusätzlichen Helm aufzunehmen. Die Armaturen spiegeln mit ihrem edlen Finish den insgesamt äußerst hochwertigen Auftritt des BMW-Rollers wider.

Galerie BMW C 600 Sport (20 Fotos) - hier klicken!

BMW C 600 Sport BMW C 600 Sport
Die Antriebsseite wirkt sehr technoid, die Schokoladenseite zeigt das Bild unten. Mit den Knopferln für Griff- und Sitzheizung das volle Programm - natürlich aufpreispflichtig.

BMW C 600 Sport

Interessante Links:

Text: Vauli

Fotos: Kukla

Fazit: BMW C 600 Sport 2013

Wer den C 600 Sport eigentlich nur als Alltagsgerät angeschafft hat, kann damit problemlos mit den Kumpels auf große Reise gehen. Gemeinsam mit dem T-Max von Yamaha in Sachen Optik immer noch „das geringste Übel“ wenn man mit rollerfeindlichen Bikern unterwegs ist. Bergauf über die Pässe? Leider eine Fehlbesetzung.


  • Sehr schnelles Fortbewegen
  • mechanisch verstellbarer Windschutz
  • komfortabel
  • räumiger Stauraum.
  • Hohes Gesamtgewicht
  • im Vergleich zur Konkurrenz schwacher Motor.

Bericht vom 01.07.2013 | 21.771 Aufrufe

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