Honda CL500 Test: Der kleine Scrambler im großen Rallye-Abenteuer

Honda CL500 im Rallye-Test: Überraschungen, Stärken und Schwächen

Die Honda CL500 verspricht Freiheit und Abenteuer – aber kann der kleine Scrambler auch im harten Rallye-Alltag bestehen? Wir haben die Honda CL500 bei der Balkan Rallye 2024 auf 2500 Kilometern durch die spektakuläre Landschaft des Balkans getestet und dabei einige Überraschungen erlebt.

Motorradfahren ist Freiheit. Egal, ob du auf Landstraßen mit weiten Kurven dahingleitest oder dich durch den dichten Stadtverkehr kämpfst ein gutes Motorrad lässt dich die Welt aus einem anderen Blickwinkel sehen. Aber was passiert, wenn du eine Honda CL500 nimmst, einen kompakten Scrambler, und sie auf eine fast 3000 Kilometer lange Rallye quer durch Südost-Europa schickst? Das war die Frage, die ich mir stellte, als ich an der Balkan Rallye 2024 teilnahm. Von Budapest bis zur Adriaküste, durch die majestätischen Berge Montenegros und zurück in mein Zuhause im Burgenland die CL500 musste alles mitmachen. Und ich, der als erfahrener Motorradtester schon so manches Bike unter dem Hintern hatte, war mehr als neugierig.

Die Herausforderung: Rallye statt Café-Racer

Ich gebe zu, als ich zum Start der Rallye am Schloss Wenkheim in Budapest rollte, hatte ich eine gewisse Vorstellung. Ich dachte an eine entspannte Kaffeefahrt, an ein paar sportliche Oldtimer, die gemächlich ihre Runden drehen. Aber bereits in der ersten langen Linkskurve, als ein Porsche 911er mit gefühlten 180 km/h an mir vorbeirauschte, war klar: Hier wird nichts gemütlich. Die vorgegebene Zeit für die erste Etappe musste unterwegs bei einem Rätsel ermittelt werden, und es stellte sich heraus, dass die Zeiten sportlich, aber machbar waren zumindest für die meisten. Ich selbst hatte durch den dichten Verkehr in Szeged ein wenig zu viel Zeit auf der Uhr und beendete den ersten Tag mit 11 Minuten Rückstand.

Aber der Rückstand war nicht das Problem. Das Problem war, wie sich die Honda CL500 in einer solch intensiven Umgebung schlagen würde. Denn eins war klar: Rallye-Bedingungen sind nicht dasselbe wie eine gemütliche Ausfahrt durch die Stadt. Und genau hier begann der kleine Scrambler, sein wahres Gesicht zu zeigen.

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Fahrkomfort: Sitzbank, Fahrwerk und Langstreckentauglichkeit

Die Honda CL500 ist kompakt, das merkt man sofort. Mit einer Sitzhöhe von 790 mm passt sie perfekt zu Fahrern, die nicht allzu groß gewachsen sind. Doch selbst als jemand, der mehr als 1,80 Meter misst, habe ich mich auf dem Bike nie eingeengt gefühlt. Die Sitzbank ist gut gepolstert, aber nicht unangenehm weich zumindest nicht am Anfang. Nach ein paar Stunden im Sattel, besonders auf den langen Etappen der Rallye, fängt der Hintern an, sich zu melden. Doch das ist kein spezifisches Problem der CL500, sondern etwas, das du bei fast jedem Motorrad dieser Preisklasse erlebst.

Das Fahrwerk der CL500 erwies sich als gemischter Segen. Auf glattem Asphalt und bei gemäßigtem Tempo fährt sich der Scrambler stabil und zuverlässig. Doch als es auf die holprigen Straßen des Balkans ging, zeigte sich, dass das Fahrwerk zu wenig Dämpfungsreserven bietet. Besonders bei Schlaglöchern oder grobem Untergrund wurde jeder Stoß deutlich an den Fahrer weitergegeben. Während die weiche Sitzbank diese Schläge einigermaßen abfederte, wäre ein besser gedämpftes Fahrwerk hier wünschenswert gewesen. Dennoch muss man fair bleiben: Für einen Scrambler in dieser Preisklasse macht die Honda CL500 einen ausgesprochen respektablen Job.

Motor und Leistung: Der kleine R2 überrascht

Aber kommen wir zum Herzstück der Honda CL500: dem Motor. Der 471 ccm große Zweizylinder ist vielleicht nicht der stärkste Motor auf dem Markt, aber er liefert genau das, was du von einem solchen Bike erwartest und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Mit 47 PS bei 8500 Umdrehungen pro Minute ist er keineswegs ein Kraftprotz, aber er arbeitet so geschmeidig und zuverlässig, dass man ihn einfach mögen muss. Besonders beeindruckt hat mich die kultivierte Laufkultur. Egal, ob du mit 50 km/h durch ein kleines Dorf gleitest oder auf einer kurvigen Bergstraße ordentlich am Hahn drehst, der Motor bleibt ruhig und gleichmäßig.

In der Praxis bedeutet das, dass du in jeder Situation genügend Leistung zur Verfügung hast, um flott unterwegs zu sein, ohne dabei ständig am Limit zu kratzen. Ja, bei höheren Geschwindigkeiten, insbesondere auf der Autobahn, stößt der Motor an seine Grenzen. Überholmanöver bei 130 km/h sind machbar, aber du solltest sie sorgfältig planen. Doch für einen Scrambler dieser Klasse ist das vollkommen in Ordnung.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Art und Weise, wie die Honda CL500 durch die Kurven geht. Sie fühlt sich leicht und agil an, fast spielerisch. Du kannst sie förmlich mit der Hüfte lenken und durch enge Radien tanzen lassen. Das ist es, was die CL500 wirklich ausmacht: ein zugängliches, intuitives Fahrerlebnis, das sowohl Anfängern als auch erfahrenen Fahrern Spaß macht.

Auf der Rallye: Schmutz, Staub und Wetterextreme

Während der Balkan Rallye wurden wir mit so ziemlich allem konfrontiert, was das Wetter zu bieten hat. Sonne, Regen, Sturm und das alles oft innerhalb weniger Stunden. Besonders die Heimreise von der Bucht von Kotor war eine Herausforderung. Denn genau an diesem Wochenende fegte ein massives Unwetter durch Zentraleuropa und sorgte für Chaos. Der Regen prasselte auf mich herab, als ich mich auf den Weg machte, und die Straßen verwandelten sich in kleine Flüsse.

Doch trotz des schlechten Wetters bewies die Honda CL500, dass sie stabil und zuverlässig bleibt. Auch bei starkem Wind und glitschigen Straßen hielt sie sauber ihre Spur. Natürlich hätte ich mir in solchen Momenten einen Tempomat und Heizgriffe gewünscht doch in dieser Hubraum- und Preisklasse sind solche Features schlichtweg nicht zu erwarten. Was bleibt, ist das Gefühl, dass die CL500 für solch widrige Bedingungen solide genug ist, selbst wenn man nach stundenlangem Fahren durchnässt und durchfroren ist.

Alltagstauglichkeit: Die Honda CL500 im Stadtverkehr

Abseits der Rallye stellt sich die Frage: Wie schlägt sich die Honda CL500 im Alltag? Kurz gesagt: Sie macht alles, was du von ihr erwartest, und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Besonders in der Stadt ist sie eine wahre Freude. Die kompakte Bauweise und die niedrige Sitzhöhe machen das Rangieren im dichten Verkehr zum Kinderspiel. Der Motor ist kultiviert genug, um auch bei niedrigen Geschwindigkeiten geschmeidig zu laufen, und die Agilität des Bikes sorgt dafür, dass du dich mühelos durch enge Straßen schlängeln kannst.

Auch beim Parken und Manövrieren ist die CL500 ein echter Vorteil. Mit ihrem relativ niedrigen Gewicht von 192 Kilogramm ist sie leicht zu handhaben, selbst in engen Parklücken oder bei niedrigen Geschwindigkeiten.

Fazit: Ein treuer Begleiter für viele Gelegenheiten

Die Honda CL500 ist kein perfektes Motorrad und das muss sie auch gar nicht sein. Sie ist ein ehrliches, zugängliches Bike, das dir auf kurvigen Straßen ein Lächeln ins Gesicht zaubert und sich in der Stadt genauso wohl fühlt wie auf kleinen Abenteuern. Ja, sie hat ihre Schwächen: Das Fahrwerk könnte besser gedämpft sein, und auf langen Strecken wünscht man sich mehr Komfort-Features. Aber all das wird durch ihre Stärken ausgeglichen: den kultivierten Motor, das intuitive Handling und die stabile Fahrweise.

Für jemanden, der ein erschwingliches, leicht zugängliches Motorrad sucht, das Spaß macht und dabei nicht die Welt kostet, ist die Honda CL500 eine fantastische Wahl. Sie hat sich in der Balkan Rallye über 2500 Kilometer bewährt, selbst in einem Feld von teureren und leistungsstärkeren Motorrädern, und sich dabei als zuverlässiger Kumpel erwiesen.

Also, wenn du nach einem Bike suchst, das dich durch den Alltag bringt, aber auch bereit für Abenteuer ist dann solltest du dir die Honda CL500 definitiv näher anschauen.

Die Balkan Rallye: Ein Mix aus Retro, Rätseln und Genuss

Die Balkan Rallye ist keine gewöhnliche Motorradtour, sondern eine Mischung aus Abenteuer, Retro-Charme und exklusivem Genuss. Ursprünglich für Oldtimer-Automobile konzipiert, hat sich die Veranstaltung im Laufe der Jahre auch für klassische Motorräder und Retro-Bikes geöffnet. Der Startschuss fällt traditionell in Budapest, von wo aus die Teilnehmer über malerische Routen durch den Balkan bis zur Küste in der Region Kotor fahren. Die Veranstalter setzen dabei auf höchsten Komfort die Etappen enden stets in ausgesuchten, luxuriösen Hotels. Begleitet von einem Espresso-Mobil und abendlichen Champagner- und Weinverkostungen, bietet die Rallye ein stilvolles Rahmenprogramm, das den Austausch mit Automobil- und Motorrad-Enthusiasten fördert. Doch das ist längst nicht alles: Während der täglichen Etappen müssen die Teilnehmer ihre Ankunftszeit durch das Lösen von Rätseln und das Meistern von Foto-Challenges ermitteln. Zu schnell oder zu langsam zu fahren, bringt Strafpunkte ein es geht also um die perfekte Balance. Trotz des automobilorientierten Fokus der Rallye fühlen sich die Motorradfahrer in der Runde willkommen, denn die entspannte Atmosphäre und die vielfältigen Aufgaben machen die Rallye zu einem einzigartigen Erlebnis, das weit über eine gewöhnliche Tour hinausgeht. Auch 2025 wird die Balkan Rallye wieder mit neuen Routen und Herausforderungen aufwarten ein Event, das auf der Bucket-List jedes Retro- und Motorrad-Liebhabers stehen sollte.

Hier weitere Informationen zur Rallye.

Fahrendes Motorrad

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1000PS Crew bei der Balkan Rallye - Die Ausrüstung

Die gesamte Crew setzte bei der Reise auf lässige Retro-Style Klamotten von Held. Besonders erwähnenswert ist dabei der Sirmione Gore Tex Sneaker oder auch die leiwande Lederjacke Jester.

Wir verwendeten für alle Motorräder die selbe Gepäcklösung: Die Legend Gear Hecktasche von SW-Motech. Diese bietet vielfältige Befestigungsmöglichkeiten und ist sehr günstig und kompakt. Die Tasche hat auf 8 verschiedenen Bikes jeweils fast 3.000 km bei widrigen Wetterbedingungen durchhalten müssen!

Vor der Rallye imprägnierten wir unsere Klamotten kräftig mit dem PROTEX Spray von MOTOREX. Während der Rallye nutzten wir die kleinen und wiederbefüllbaren Mini-Kettenspraydosen von MOTOREX.

Die Kommunikation hat diesmal super gut geklappt. Das gesamte Team war mit Cardo Packtalk Geräten verbunden. Die Akkus hielten jeweils den ganzen Tag durch und die Geräte waren 100% wasserdicht. Die Soundqualität war großartig, die Kombination von "Navigationsansagen" + "Musik" + "Kommunikation" klappte problemlos. Auch gelegentliche Telefonanrufe konnten das System nicht überlasten. Große Empfehlung für große Abenteuer in der Gruppe!

Beim Helm setzte das gesamte Team auf den HJC V10. Der Helm bietet vielfältige Designoptionen und hat wunderbar zu unseren schönen Motorrädern gepasst. Auf der langen Tour genossen wir den hohen Tragekomfort.

Bei der Navigation hatten wir Roadbooks der Rennleitung zur Verfügung. Wir haben jedoch versucht den Verlauf der Strecke möglichst genau mit Calimoto nachzuzeichnen. Bei der Anreise nach Budapest und vor allem bei der Rückreise von Kotor haben wir aus Wettergründen auf die "schnellste" Option Autobahn gesetzt. Wer die Tour bei gutem Wetter nachfahren möchte, sollte die Schieberegler bei Calimoto für diese Abschnitte auf "kurvig" setzen. Hier der Link zum groben Routenverlauf.

Bild von Mex
Mex

"Die CL500 fährt sich verspielt und intuitiv – ein echtes Spaßgerät."

Bild von NastyNils
NastyNils

"Ein kompakter Scrambler, der dich auf kurvigen Straßen einfach grinsen lässt."

Fazit: Honda CL500 2024

Die Honda CL500 ist ein unkomplizierter Scrambler mit coolem Look, leichtfüßigem Handling und einem überraschend drehfreudigen Motor. Sie bietet Fahrspaß für jedermann und jedefrau, egal ob auf der Straße oder im leichten Gelände. Besonders auf kurvigen Strecken glänzt die CL500 mit ihrem agilen, intuitiven Fahrgefühl. Ihre vielseitige Einsatzfähigkeit und Zugänglichkeit machen sie zu einem idealen Begleiter für den Alltag, während das umfangreiche Zubehörprogramm von Honda es erlaubt, den Scrambler individuell zu gestalten. Selbst auf anspruchsvollen Langstrecken, wie bei der Balkan Rallye, hat sich die CL500 als zuverlässiger und spaßiger Partner bewiesen.


  • attraktiver Preis
  • komfortable Ergonomie
  • stylische Optik
  • agiles, leichtes Handling
  • gute Stabilität
  • kultivierter Zweizylindermotor
  • Display bei direkter Sonneneinstrahlung schwer ablesbar
  • wenig Soziuskomfort auf Langstrecken
  • kleiner Tank erfordert häufige Tankstopps
  • Fahrwerk bei schlechten Straßenverhältnissen unterdämpft

Bericht vom 01.10.2024 | 10.515 Aufrufe

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