Dunlop Roadsmart 4 Test 2022

Ist das wirklich noch Sport-Touring?

Die Ziele der Hersteller sind hoch gesetzt: Ein moderner Sport-Touringreifen muss wohl wirklich alles können - wie man sehr gut am neuen Dunlop Roadsmart 4 erkennen kann. Ausgiebige Testmöglichkeiten in Frankreich zeigen, dass der neue RS 4 tatsächlich ein richtiges Universaltalent ist!

Bei Dunlop-Präsentationen in Frankreich sage ich immer gerne zu. Und das liegt nicht (nur) am guten Essen, sondern tatsächlich an dem herrlichen Dunlop-Testgelände in Mireval, auf dem man unter realen Bedingungen den Reifen auf Rennstrecke, Nasshandlingkurs und bei Lowspeed-Übungen auf Herz und Nieren prüfen kann. Begonnen haben die Testfahrten allerdings mit einer ambitionierten Landstraßenrunde - knapp 200 Kilometer nur am Vormittag samt Verzögerungen durch Foto- und Videoproduktionen ist schon ein mutiger Plan. Als der Guide aber ab dem ersten Ortsendeschild die Berge hinauf gepfeffert ist, wusste ich, dass es sich mit diesem Tempo bestimmt ausgehen wird. So war es auch und da weder ich noch irgendein anderer Tester Probleme mit dem Reifen verspürten, führt mich die Landstraßen-Heizerei sogleich zur ersten Erkenntnis: Der neue Roadsmart IV ist ein ausgewogener Sporttouring-Reifen, den auf öffentlichen Straßen trotz ordentlicher Beanspruchung nichts aus der Ruhe bringt.

Auf nassen Landstraßen funktioniert der Roadsmart 4 schon mal ausgezeichnet

Wobei es sich bei den Straßen keineswegs um sterile, brettebene Asphaltbänder handelte, sondern unter anderem auch um übelstes Flickzeug und auf rund 30 Kilometer auch nasse Straßen, die unser Guide (vorsetzlich) ignorierte - weil er ja schon wusste, dass der Roadsmart 4 auch bei Nässe bestens funktioniert. Immerhin war es eines der Hauptziele bei der Entwicklung des RS 4, eine viel bessere Nässe-Performance als der ohnehin schon sehr gute Roadsmart 3 zu erreichen. Mission gelungen, denn am Nachmittag standen drei Workshops am Programm, neben Rennstrecke und Lowspeed-Handling auch der extra bewässerte Wethandling-Kurs am Testgelände. Auf 1,7 Kilometer Länge tastet man sich also Runde um Runde durch verschiedenste Kurvenkombinationen ans Limit heran und traut sich und dem Reifen tatsächlich immer mehr zu. Interessant dabei war der direkte Vergleich zum Vorgänger Roadsmart 3, der auf exakt gleichen Maschinen montiert war (also zwei Suzuki GSX-S950 mit RS 3 und RS 4 bereift und zwei BMW R 1250 R mit RS 3 und RS 4 bereift).

Anzeige

Modernste Technologien für ordentliche Performance des Dunlop Roadsmart IV

Dabei zeigte sich, dass schon der RS 3 ein richtig hohes Niveau in Sachen Nassgrip an den Tag legt, der RS 4 aber mit seinem noch gutmütigeren Aufzeigen der Haftgrenze dennoch den entscheidenden Vorteil bietet. Technisch ist dies einer neuen Kostruktion mit der bekannten JLB-Technologie (Jointless Belt) des Roadsmart IV, einer völlig neuen Gummimischung mit HiSilica-Füllmaterialien und vier neuen Harzsorten sowie der verfeinerten Mutitread-Bauweise und schließlich der, bei den von mir gefahrenen Dimensionen eingesetzten JLT-Technologie (Jointless Tread) geschuldet. Wie bereits erwähnt, durfte ich auch das Einlenkverhalten bei ganz langsamem Tempo testen, auch das wieder im direkten Vergleich mit dem Roadsmart 3 auf Kawasakis Z900 aufgezogen. Und da zeigte sich für mich wiederum, dass sich eigentlich nicht viel zeigte - denn bereits der RS 3 hat ein sehr angenehmes, neutrales Einlenkverhalten, das beim RS 4 nicht zwangsweise noch einfacher und damit vielleicht schon nervöser werden musste.

Der Roadsmart 4 ist ein Straßenreifen - kann aber eigentlich viel mehr

Ganz ähnlich verfuhren die Dunlop-Techniker bei der Kontur des Reifens, lediglich ganz außen an den Flanken wurde der Roadsmart IV gegenüber dem Roadsmart III geringfügig breiter, um bei extrem sportlicher Fahrweise noch mehr Grip bieten zu können. Und das bringt mich auch schon zum Thema Rennstrecke. Man sollte nicht vergessen, dass es sich beim ROADsmart 4 um einen STRASSENreifen handelt, den wir allerdings schon am Vormittag heftig bewegen durften, am Nachmittag sogar auf der hauseigenen Dunlop-Rennstrecke am Mireval-Testcenter. Da zeigte sich, wie erstaunlich vielseitig der moderne Roadsmart IV ist, denn selbst vier Rennstrecken-Sessions auf jenen Bikes, die wir bereits am Vormittag auf der Landstraße quälten, konnten den Reifen auch nur ansatzweise in Mitleidenschaft ziehen.

Dunlops Roadsmart 4 kommt als GT für alle schweren Maschinen

Okay, es waren keine übermäßig heißen Temperaturen an diesem Tag, ich traue dem RS 4 dennoch so manchen Trackday zu, solange die Fahrerin oder der Fahrer nicht gerade meisterschaftsverdächtige Zeiten fährt. Und genau diese weitgefächerten Talente zeigen, dass sich der Roadsmart IV für eine riesige Menge an Motorrädern eignet. Zum einen natürlich tatsächlich für alle Sporttourer, die auf den gängigen 17 Zoll-Dimensionen stehen, zum anderen für die richtig dicken Tourer, die von Dunlop auch nicht im Stich gelassen werden. Es gibt den Roadsmart IV in den Dimensionen 120/70-17 vorne und 180/55-17 sowie 190/55-17 hinten auch als GT-Variante mit einer zusätzlichen zweiten Karkasslage, die das höhere Eigengewicht der Maschine abfangen soll. Ich kann jedenfalls bestätigen, dass der GT sowohl auf der Honda NT1100 als auch auf der noch viel dickeren BMW R 1250 RT ausgezeichnet funktioniert hat und das Handling selbst auf diesen Dickschiffen erleichtert.

Sogar Reiseenduros müssen nicht auf den Dunlop Roadsmart 4 verzichten

Weiters kommen dank der sportlichen Talente auch alle Hyper-Naked Bikes in Frage, deren mittlerweile abartig hohen PS-Zahlen den RS 4 auch nicht aus der Fassung bringen. Wer schlau ist und sich eingesteht, dass er seinen Supersportler oder sein Superbike ohnehin nur ganz, ganz selten oder ohnehin gar nicht auf der Rennstrecke bewegt, wäre mit dem RS 4 selbst auf diesen Raketen bestens bedient. Schließlich ist Dunlop so schlau und bringt den RS 4 in 19 Zoll vorne und 150er- bzw. 170er-Breite hinten, damit er auch auf Reiseenduros montiert werden kann. Denn gerade viele Fahrer von BMW R 1250 GS und Co. sind ausschließlich auf befestigten Straßen unterwegs, weshalb ich auch diesen potentiellen Kunden den neuen Dunlop-Pneu wegen seiner universellen Fähigkeiten wärmstens empfehlen kann.

Die Dimensionen des Dunlop Roadsmart IV:

vornehinten
110/70ZR17 (54W) TL140/70R17 66H TL
120/60ZR17 (55W) TL150/60R17 66H TL
120/70ZR17 (58W) TL150/70ZR17 (69W) TL
130/70ZR17 (62W) TL160/60ZR17 (69W) TL
110/80R18 58V TL160/70ZR17 (73W) TL
120/70ZR18 (59W) TL170/60ZR17 (72W) TL
120/70ZR19 (60W) TL180/55ZR17 (73W) TL
190/50ZR17 (73W) TL
190/55ZR17 (75W) TL
190/60ZR17 (78W) TL
140/70R18 67V TL
150/70ZR18 (70W) TL
170/60ZR18 (73W) TL

Die Dimensionen des Dunlop Roadsmart IV GT (für schwere Motorräder):

vornehinten
120/70ZR17 (58W) TL180/55ZR17 (73W) TL
190/55ZR17 (75W) TL

Die Vorteile des neuen Roadsmart IV laut Dunlop:

FeatureVorteil
Innovatives LaufflächendesignDas neue RoadSmart IV Profil bewahrt alle Vorteile seines Vorgängers RoadSmart III, setzt aber in puncto Nass-Performance und Haltbarkeit neue Maßstäbe. Zusätzlicher Vorteil: die Performance-Eigenschaften im Neuzustand gehen bei zunehmender Laufleistung nicht verloren und bleiben dem Fahrer auch bei wenig Restprofil erhalten.
Vergrößerte und konstant bleibende KontaktflächeDas Roadsmart IV CTCS-Gehäuse bietet eine konstant-dynamische Kontaktfläche zwischen 7° und 30° Schräglage und sorgt für ein besseres Verschleißbild, was zu einer noch höheren Laufleistung führt.
Ultimative Nass-PerformanceDie völlig neu entwickelte Gummimischung kombiniert spezielle Harze mit einem sehr hohen Silica-Anteil. Das Ergebnis: exzellente Nass-Grip Werte für ein sicheres und souveränes Fahrverhalten bei Touren durch den Regen.
DFF-optimierte ReifenkonturDFF (Dynamic Front Formula) steht für einen besonders innovativen Vorderreifen Design-Prozess. Vorteil 1: Dunlop Ingenieure können bei gegebenen Parametern das perfekte Design für das Ziel- Einsatzgebiet entwerfen. Vorteil 2: Fahrer erhalten eine ideale Kombination aus neutralem Handling,Top-Feedback und leichtem Einlenkverhalten.
Optimierter Verlauf der ProfilrillenDer Profilrillen-Verlauf folgt einem besonders innovativen Entwicklungsansatz und führt in Verbindung mit der modernen Reifenkontur zu einem sehr schnellen Aufwärmverhalten - auch bei kalten Außentemperaturen. Weiterer Nutzen: Der Abrieb wird durch eine erhöhte Steifigkeit der Profilrillenkanten verringert.

Die Technologien des neuen Roadsmart IV:

TechnologieErklärung
MT Multi-Tread-Technologie2-Komponenten-Lauffläche: Die weichere Mischung im Schulterbereich sorgt für hervorragenden Grip bei Schräglage. Die widerstandsfähigere Mischung in der Reifenmitte ist dagegen abriebfester und ermöglicht eine hohe Laufleistung.
JLB Jointless Belt KonstruktionDie JLB-Konstruktion, bestehend aus einem endlos gewickelten Null-Grad-Gürtel, minimiert die dynamische Ausdehnung des Profilzentrums bei High-Speed und sorgt für eine konstant stabile Aufstandsfläche. Das Ergebnis: Topstabilität, ein absolut lineares Lenkgefühl sowie ausgezeichnetes Feedback.
JLT Jointless TreadDie JLT-Technologie ermöglicht es, die Lauffläche in Strängen aufzuspulen und so mehrere Mischungen genau auf dem Reifen zu positionieren. Vorteile sind ein exakterer Rundlauf, eine gleichmäßigere Druckverteilung sowie ein präziseres Fahrverhalten.
CTCS Carcass Tension Control SystemDie CTCS-Technologie optimiert die Spannungen in verschiedenen Bereichen der Karkasse und verbessert so die Kurven- und Geradeauslaufstabilität sowie die Rückmeldung an den Fahrer.
DFF Dynamic Front FormulaHöchste Präzision sowie außergewöhnlich leichtgängiges und neutrales Handling bei allen Bedingungen dank DFF-Entwicklungsprozess.
HiSilicaHiSilica steht für einen erhöhten Silica-Gehalt, der verwendet wird, um die Flexibilität der Mischung bei niedrigen Temperaturen zu fördern. Dadurch wird die Abhängigkeit der Mischung von der Temperatur reduziert, mit dem Ergebnis, dass der Grip unter nassen und nicht idealen Bedingungen optimiert und die Kilometerleistung erhöht wird.
RPC Rayon Ply CasingRayon wird als Decklagenmaterial verwendet, um die Laufleistung zu verbessern und die Aufwärmzeit zu verkürzen.
Autor

Bericht vom 22.03.2022 | 39.518 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts