BMW R 18 Vergleich Harley-Davidson Test

Big Boxer gegen Harley V2

3.600 Kubikzentimeter im vergleich! Die neue BMW R 18 tritt gegen das Urgestein von Harley-Davidson an. Für Harley tritt die Ikone an: Fat Boy! Zonko und NastyNils klären auf!

Was für ein Einstand? BMW bringt die R18 neu im Modelljahr 2020. Die Auflistung aller neuen BMW Modelle findet ihr übrigens in unserem großen Überblick zu den Motorradneuheiten 2021. Der große Boxer aus Bayern hat unserem YouTube Kanal viele Clicks beschert und macht bereits erste Kunden glücklich. Die Maschine tritt in einem Segment an, welches wie kein anderes mit einer unfassbar starken Marke besetzt ist: Gegen Harley-Davidson! Der Einstand ist gelungen, die Maschine kommt gut an - sogar gegen Harley. Bei einer Umfragen auf meinem https://www.instagram.com/nastynils_official/ Kanal beantworteten die Frage Welche ist leiwander? 73% mit R18 und 27% mit Fat Boy! Alles richtig gemacht BMW. Oder?

Erster Vergleichstest: BMW R 18

Zonko und ich fuhren die Maschine Mitte Oktober in einem ersten und exklusiven Vergleich auf heimischen Straßen. Bei BMW setzen wir auf die aktuelle R18 in starker Ausstattung. Bei Harley-Davidson suchten wir lange nach einem geeigneten Testgegner. Optisch würde die Road King gut passen, doch auch die Heritage Softail Classic hatten wir im Sinn. Doch am Ende wählten wir die Harley-Davidson Fat Boy in der 114 Cubic Inch Motorisierung als würdigen Gegner. Die Fat Boy hat zwar eine gänzlich andere Rad-Dimensionierung, doch sie ist eine absolut würdige Vertreterin für die Marke Harley.

Vergleichbare Motorisierung - BMW R18 und Harley Fat Boy

Der BMW R 18 wird von einem 2-Zylinder Boxermotor mit 4 Ventilen pro Zylinder und einem Hubraum von 1.802 Kubik angetrieben. Ihr gegenüber steht die Harley-Davidson Softail Fat Boy 114 FLFBS mit ihrem V Motor mit 1.868 Kubik und ebenfalls 4 Ventilen pro Zylinder. Die Harley-Davidson bietet mit 94 PS bei 5.020 Umdrehungen eine vergleichbare Leistung im Vergleich zur BMW mit 91 PS bei 4.750 U/min.

Unterschiedliche Räder und Geometrie - Harley vs. BMW

Bei der Bereifung setzt die R 18 auf die Maße 120 / 70 - 19 vorne und 180 / 65 - 16 hinten. Für Bodenkontakt sorgen auf der Softail Fat Boy 114 FLFBS fette Schlapfen in den Größen 160/60-18 vorne und 240/40-18 hinten.

Der Radstand der BMW R 18 misst 1.731 Millimeter, die Sitzhöhe beträgt 690 Millimeter. Die Harley-Davidson Softail Fat Boy 114 FLFBS ist von Radachse zu Radachse 1.665 mm lang und ihre Sitzhöhe beträgt 675 Millimeter.

In den Tank der R 18 passen 16 Liter Sprit. Bei der Softail Fat Boy 114 FLFBS sind es 18,9 Liter Tankvolumen. Einen weiteren umfangreichen Vergleich der technischen Daten und einen Preis Vergleich findet man hier.

Testvideo: BMW R 18 gegen die Harley-Davidson Fat Boy

Das Testvideo der beiden Motorräder wurde in der Region Rosalia gedreht. Die Mittagspause genossen wir im DJs Diner Restaurant in Mattersburg. Das YouTube Video mit vielen Eindrücken, Sitzprobe, Soundcheck und klaren Aussagen kommt am Samstag den 24. Oktober um 20 Uhr hier auf unseren YouTube Kanal online.

Behind the scenes: Zonko und NastyNils live von der Mittagspause hier.

Motorisierung ähnlich? Das Gefühl im Sattel täuscht!

Auch wenn die technischen Daten nach einem klaren Unentschieden riechen, ist das Feeling im Sattel total unterschiedlich. Die BMW fühlt sich auf den ersten Metern unspektakulär an. Sie ist zugänglich, das üppige Drehmoment wird sanft und angenehm dosierbar serviert. Auch geht sie relativ laufruhig an den Start und hat nicht in allen Drehzahlbereichen und Fahrzuständen Vibrationen zu bieten. Ganz anders die Harley. Sie fühlt sich beim Ampelstart deutlich brutaler an. Sie liefert den typischen V2 Kick im Drehzahlkeller. Möglicherweise liegt das am langhubigen Motorlayout der Maschine. Auf der anderen Seite ist das Aggregat vor allem in engen Kehren nicht so einfach zu dosieren wie das der BMW.

Vergleich: BMW R18 gegen Harley-Davidson Fat Boy

Ebenfalls verblüffend ist der Handling-Vergleich. Die Harley wirkt mit den breiten Reifen erstmal unterlegen. Doch die BMW ist länger, hat den längeren Radstand, sie ist deutlich schwerer, 345 anstelle von 317 kg voll, und hat auch eine konservativere Geometrie. In der Praxis fällt es mit der BMW zwar leichter durch die Radien zu zirkeln, doch das liegt eher am einfach zu dosierenden Motor und nicht am Handling der Maschine. Denn die Harley-Davidson kann mit ähnlichen Schräglagenwerten und Kurvengeschwindigkeiten aufwarten. Im direkten Vergleich mit fahrdynamischeren Modellen von Harley aus der Touring Reihe, hätte die BMW auf kurvigen Straßen keine Chance. Doch umgekehrt ist das Modellprogramm von BMW noch viel breiter als das von Harley und für Speed-Junkies gibt es ausreichend Alternativen.

Die Bremsen der Cruiser im Vergleich

Die Bremse der Fat Boy setzt keine Standards im Motorradbau. Sie ist OK, verzögert akzeptabel doch hier hätte BMW die Chance gehabt deutlich zu siegen. Die Chance wurde nicht genutzt. BMW hat an der R18 vorne zwar 2 Scheiben montiert, doch die Bremsanlage ist sehr konservativ abgestimmt. Für ordentliche Bremsmanöver ist ein sehr kräftiger Händedruck nötig. Offenbar orientierte man sich hier am Branchenstandard und hat erst gar nicht versucht Klassenbester zu werden.

2020 ist ein ein gutes Jahr - für Cruiserfans

Nicht für möglich hätte man vermutlich noch 2 Jahren gehalten, dass BMW ein Motorrad an den Start schiebt welches im Sattel ähnliche Glücksgefühle hervorbringt wie eine Harley-Davidson. Das positive Feeling im Sattel kommt bei der BMW ebenfalls sehr gut rüber. Man blickt stolz auf das gewaltige Aggregat und die wunderschönen Details an allen Ecken und Enden. Die Maschine ist mit Liebe gemacht und hat einen sympathischen Auftritt hingelegt. Beim direkten Umstieg auf die Harley verzaubert dort das brachiale Feeling in Kombination mit der perfekt dosierten Dosis an Vibrationen und Sound.

Insgesamt hat die Harley von außen betrachtet den satteren Sound. Doch im Sattel kann die R18 durchaus mithalten. Aufdringlich laut sind zum Glück beide nicht.

BMW R 18 Sitzposition im Vergleich mit Harley

Am meisten diskutiert wird bei der R18 das Thema Sitzposition. Doch selbst beim direkten Wechsel von der klassischen Ikone zur BMW wird man nicht enttäuscht. Müsste man Schulnoten geben ist die Harley mit der bekannt lässigen Art natürlich die Referenz. Man fühlt sich gut, cool und sitzt exakt so oben wie man es möchte. Hier steckt jahrzehntelange Gewohnheit mit in den Knochen. Fährt man mit der Harley würde man meinen: So und nicht anders muss es sein!. Beim Umstieg auf die BMW muss man die Füße ein wenig arrangieren, rümpft aber keinesfalls die Nase und vergibt im schlimmsten Fall eine 2-3 als Schulnote - im Vergleich zur 1 von der Fat Boy. Aber keinesfalls ist die Sitzposition bei der R18 ein Desaster, wie man bei manchen Kommentaren auf unser erstes YouTube Video meinen könnte. Es gilt: Je größer Beine und Füße, desto eher findet man auf der Harley lässig Platz.

Preisvergleich BMW und Harley

Leider keine dramatischen Impulse auf die Preisgestaltung von Harley-Davidson wird der Einstieg von BMW bringen. Die Kollegen aus München haben sich natürlich fein säuberlich in das Preisniveau einsortiert. Die beiden Testmaschinen liegen in Österreich bei rund 28.000 Euro, in Deutschland bei rund 23.000 Euro. Doch auch hier schenken sich die Maschinen nix - bei beiden überwiegt bei näherer Betrachtung das positive Gefühl. Hier kriegt man für sein Geld ein wirklich tolles Produkt geboten.

Am Ende gibt es ein durchaus versöhnliches Ende für die Fans beider Marken. Die R18 hat den Einstieg in das Segment besser hingekriegt als viele dachten. Sie ist keine peinliche Kopie sondern eine stolze und ehrliche Maschine mit starken BMW Boxergenen. Auf der anderen Seite ist die Maschine aber kein Harley Killer. Sie sortiert sich in den wesentlichen Bereichen in die aktuelle Liga ein. Harleyfans dürfen die Ikone also gerne weiterhin mit stolzgeschwellter Brust ausführen.

Fazit: Harley-Davidson Softail Fat Boy 114 FLFBS 2020

Die Fat Boy darf mit Recht als Ikone und Original bezeichnet werden. Sitzt man im Sattel verzaubert und begeistert Dich der V2 sofort. Der Sound und die Vibrationen lassen mächtige Gefühle aufkommen. Das glitzernde Metall erfreut das Herz von Liebhabern und Fans der Marke. Die Maschine hat einen wuchtigen, mächtigen und prächtigen Auftritt. Die fetten Schlapfen sehen bedrohlich aus, fahren aber besser als erwartet.


  • charismatischer und faszinierender V2 Motor
  • sehr starker und emotionaler Antritt des Motors
  • super entspannte Sitzposition
  • hochwertiger Gesamtauftritt
  • hochwertige und liebevolle Details
  • viele Möglichkeiten zur Individualisierung
  • keine Traktionskontrolle vorhanden - in Kombination mit dem heftigen Antritt des Motors bei wenig Grip durchaus fordernd

Fazit: BMW R 18 2020

Die BMW R 18 ist ein wunderschön gemachtes Motorrad. Alles an ihr ist echt. Der große Boxer begeistert Freunde der Marke BMW aber auch Freunde von extrovertierter mechanischer Motorradtechnik. Im Fahrbetrieb ist der Motor angenehm zu dosieren und passt damit gut zum zugänglichen Handling. Die Ausstattungsoptionen sind schier grenzenlos. In Sachen Fahrdynamik, Fahrwerk und Elektronikpaket geht BMW keine neuen Wege. Sie ist ein gut gemachter klassischer schöner Cruiser. Die Sitzposition erhitzt die Gemüter. Bei der Testfahrt kamen die Journalisten doch gut damit zurecht. Tendenziell tut man sich mit langen Beinen etwas schwerer auf der Maschine.


  • Authentischer Auftritt
  • Aufwendig in Szene gesetzter wunderschöner luftgekühlter Boxermotor
  • Angenehme Dosierung, guter Durchzug
  • Breite Spreizung der Fahrmodi
  • hochwertige und liebevolle Details
  • viele Möglichkeiten zur Individualisierung
  • präzises Getriebe
  • einfaches Handling
  • grobschlächtig regelnde Traktionskontrolle
  • Keine Feet-forward Sitzposition möglich - bei langen Beinen etwas störend

Bericht vom 21.10.2020 | 55.527 Aufrufe

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