Suzuki V-Strom 1050 XT - Erster Test mit Sozius 2020

Was kann die neue V-Strom im Zweierbetrieb?

Über die Saison 2020 habe ich es mir zum Ziel gesetzt, alle unsere Reise-Enduro Dauertester mit Sozia zu bewegen. Wie sich Suzukis neues Top-Modell dabei geschlagen hat, kann ich euch nach einem Auflug zum besten Mostheurigen weit und breit berichten.

Freitag: Das verlängerte Wochenende ist in vollem Gange und so war es am Fenstertag (= Brückentag) im 1000PS Büro sehr einsam. Kurzerhand beschloss ich die schnöde Büroarbeit ruhen zu lassen und schwang mich auf unseren Suzuki-Dauertester. Das Ziel war klar, schließlich hatte der legendäre Mostheuriger Reisberg augesteckt. Dessen Betreiber Arlo dürfte der Leserschaft wohl bekannt sein.

Ich werde in diesem Testbericht vorrangig auf die Eigenschaften im Soziusbetrieb eingehen. Die Solo-Eindrücke hat NastyNils in seinem Artikel über die Suzuki V-Strom festgehalten und unser Reise-Enduro-Experte Wolf war im Jänner bei der Präsentation der 1050 in Spanien. Bitte also für detaillierte Informationen zu Offroad-Eigenschaften, technischen Daten und verbauten Komponenten dort nachlesen.

Achtung kein klassischer Testbericht

Erste Etappe: Autobahn mit der V-Strom 1050 XT

Da es nach meiner spontanen Eingebung schnell gehen musste, entschied ich mich für den direkten und schnellsten Weg nach Wien. In diesem Fall wichtig: VOR der Abfahrt das Windschild in die höchste der stufenlos wählbaren Positionen stellen. Das geht bei der Suzuki nämlich leider nur im Stand und mit zwei Händen, da der Schnellverschluss bei der XT-Variante vorne an der Scheibe sitzt, bei der Standard 1050 ist er gar noch archaisch mittels Schrauben und Werkzeug in vorgefertigten Bohrungen einstellbar. Das kann die Konkurrenz durch die Bank besser.

Ist erst einmal alles wunschgemäß justiert, glänzt die V-Strom mit ausgezeichnetem Windschutz, aber dazu später mehr. Ebenfalls positiv fällt der Tempomat auf, der bei der Vorgängerin so schmerzlich vermisst wurde. Mit Tempo 140 verbraucht die Suzuki im Solobetrieb hier ca 5,5 Liter und nach einer halben Stunde war ich entspannt in Wien.

Zweite Etappe: Stadtgewusel mit der wuchtigen Suzuki

Die 247 Kilogramm fahrfertig scheinen auf wundersame Weise ab moderatem Tempo zu verschwinden, die V-Strom lässt sich entspannt dirigieren. Nur im Bereich von unter 20 km/h spürt man das Gewicht, in Kombination mit der beachtlichen Sitzhöhe von 850 mm, wird das Durchschwindeln im Stadtverkehr zum Balanceakt. Dazu kommt, dass die ausladenden Handguards der Suzuki exakt auf der Höhe der Außenspiegel von SUVs und Kleintransportern montiert sind. Zu Gute halten muss man der Reise-Enduro, dass die Sitzbank relativ schmal ist, daher hatte ich keine Probleme im Fall des Falles Bodenkontakt über meine Füße herzustellen.

Im heimischen Mariahilf (das ist der 6. Wiener Gemeindebezirk) angekommen, erhöhte ich die Federvorspannung des hinteren Federbeins mittels praktischem Drehrad um ein paar Klicks. Schließlich hätte es mir meine Freundin wohl niemals verziehen, wenn ich ohne sie zum Mostheurigen gefahren wäre. Bis wir dann losgekommen sind war der Motor wieder kalt. In diesem Zustand fällt die ruppige Gasannahme des Zweizylinders auf, die sich allerdings mit ein paar Minuten Fahrzeit, bzw. in höheren Drehzahlbereichen legt. Dabei ist es egal in welchen der drei Modi man unterwegs ist, das konnte das Vorgängermodell ohne Ride-by-Wire besser.

Nachdem wir den Ab-ins-Wochenende-Verkehr auf der Westausfahrt hinter uns gelassen haben, ging es nach einer Mini-Autobahnetappe (der Windschutz darf auch für die Sozia als ausgezeichnet beschrieben werden, so lange das Windschild in der höchsten Position verbleibt) von der Ausfahrt Pressbaum über Wald, Wiese und sich windende Landstraßen Richtung Süden. Hier in engen und weiteren Kurven ist die Suzuki in ihrem Element, mühelos lässt sie sich in die Radien werfen. Das voll einstellbare Fahrwerk überzeugt mit hoher Stabilität ohne übermäßig hart zu sein. Auch wenn die Federwege im Klassenvergleich eher unterdurchschnittlich kurz sind, ist die V-Strom ein komfortables Reisemotorrad.

Dritte Etappe: Endlich bestimmungsgemäßer Gebrauch - die Suzuki DL 1050 V-Strom auf kurvigen Landstraßen

Der kraftvolle V2-Motor hat eine unglaublich lineare Leistungsentfaltung und dreht willig hoch. Allerdings sollte man die Drehzahl nicht unter 3500 Touren fallen lassen, hier muss das Triebwerk wohl Euro 5 Tribut zollen und wirkt richtiggehend zugeschnürt. Für das spielerische Handling sind nicht zuletzt die Bridgestone Battlax A41, in den agilen Dimensionen 110/80/R19 und der 150/70/R17 verantwortlich, die dennoch ein gewaltiges Maß an Sicherheit bieten.

Apropos Sicherheit, hier hat Suzuki alles eingefüllt, was derzeit technisch möglich ist, ABS und Traktionskontrolle sind mehrfach verstellbar und arbeiten schräglagenabhängig. Die Bremsanlage überzeugt mit ausreichend Biss und berechnet die optimale Bremskraftverteilung je nach Steigung/Gefälle und Beladungszustand. Folglich muss sich die V-Strom also nicht (mehr) vor der Konkurrenz verstecken.

Sitzposition und Komfort zu zweit: Die Suzuki passt nicht jedermann/frau

Am Reisberg angekommen tauschen wir die gepolsterte Suzuki gegen brettlharte Heurigenbänke, Zeit für einen Komfort-Check: Die Serien-Sitzbank bietet für den Fahrer ausreichend Polsterung und erlaubt trotz wenig Kontur längere Touren ohne schmerzendem Hintern. Dies lässt sich für den Sozuisplatz nicht sagen, jedoch kann das Zubehör hier sicherlich Abhilfe schaffen. Langbeinige seien gewarnt, die Position der Fußrasten führt zu einem verhältnismäßig spitzen Kniewinkel. Seltsam für ein Motorrad mit beachtlicher Sitzhöhe, bei dem lange Haxen grundsätzlich ein Vorteil beim Aufsteigen sind. Der "Schuldige" ist jedoch rasch gefunden: Der nach oben gezogene Auspuff mächtigen Ausmaß verhindert eine tiefere und damit entspanntere Positionierung.

Zuladung Suzuki V-Strom 1050 XT

Da die XT-Variante durch Sturzbügel und Hauptständer stolze 247 kg schwer ist, schrumpft die Zuladung auf 193 Kilo, bei der 236 kg schweren Standardvariante sind es immerhin 204 Kilo. Diese Werte liegen leicht unter bzw. leicht über dem Klassenschnitt. Nach der perfekten Verköstigung beim Most-Schädl ähhhh Verzeihung Most-Bauern Arlo, ist die Zuladungsgrenze jedenfalls gefühlt in viel zu greifbare Nähe gerückt. Einen Verdauungsspaziergang später, warfen wir uns mit etwas mehr Mühe als sonst wieder in die Kluft um die Heimreise anzutreten.

Fazit Soziusbetrieb Suzuki V-Strom 1050 XT:

Die Suzuki V-Strom 1050 XT ist ein optisch eigenständiges und technisch einwandfreies Reisemotorrad mit Ecken und Kanten. Wer auf Quickshifter, TFT-Display, Konnektivität und andere Komfortfeatures verzichten kann, wird mit ihr sicherlich glücklich werden. Mit der richtigen (Zubehör-)Sitzbank, lässt sich der Soziuskomfort auf ein klassenübliches Niveau verbessern. Abschließend möchte ich sagen, dass die V-Strom ab den ersten Metern ein unvergleichliches Urvertrauen spendet, flotte Landstraßenpartien zu zweit machen mit kaum einem anderen Motorrad so viel Spaß.

Fazit: Suzuki V-Strom 1050 XT 2020

Auch wenn die neue V-Strom 1050 preislich in eine Liga aufgestiegen ist, in der sie sich mehr mit der Konkurrenz vergleichen lassen muss als früher, ist sie sich trotz modernster Sicherheitsfeatures treu bzw. ein unkompliziertes Motorrad geblieben, das bereit ist für die große Reise. Ihr Lieblingsrevier ist die Straße, die dank des guten Fahrwerks auch schlecht und rumpelig sein darf, Offroadpassagen sind ebenso kein Problem, wer allerdings regelmäßig gröberes Terrain sucht, wird eher weniger bei der Suzuki landen. Der süchtig machende Motor in Verbindung mit dem gelungenen Retro-Design und einem immer noch attraktiven Preis wird aber mit Sicherheit seine Fans finden und könnte die V-Strom 1050 in den Zulassungsstatistiken durchaus weit nach vorne bringen.


  • durchzugsstarker Motor
  • wunderbare Ergonomie
  • guter Wind- und Wetterschutz
  • umfangreiches Zubehör serienmäßig
  • gute Reifen-Erstausrüstung
  • Langstreckentauglichkeit
  • gelungene Retro-Optik
  • hohes Gewicht
  • ABS nicht abschaltbar
  • kein Quickshifter

Bericht vom 29.05.2020 | 57.586 Aufrufe

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