Suzuki GSX-S750 35 kW A2 Test 2019

Mörder Anrauch-Eisen für A2-Piloten

Mit der GSXS 750 beweisen die Ingenieure bei Suzuki ihre Wertschätzung für uns A2-Fahrer. Nach anderen Herstellern wie Triumph, KTM oder Kawasaki baut auch Suzuki ihr erfolgreiches Naked-Bike in einer drosselbaren A2-Version. Doch wie verhält sich die GSX-S750 mit nur 48 PS Leistung? Ist sie so eine kreischende Sportskanone wie ihre große Zwillingsschwester oder wurde sie zum hell singenden Eunuchen kastriert?

Asozialer Motor und atypischer Vierziylinder? - Motor und Ansprechverhalten Suzuki GSX-S750

Als A2-Führerschein Besitzer bin ich leider noch nicht in den Genuss der offenen GSXS 750 gekommen. Mein Kollege Schaaf hatte die Ehre aber schon und seine Meinung dazu war: "Die hat so einen richtig geil asozialen Vierzylinder. Unten herum geht nichts, aber in den oberen Drehzahlen explodiert sie dann mit einem mörderischen Kreischen." Nach so einer Ansage war ich schon richtig gespannt, ob die "kleine" GSX-S750 auch so eine Drehzahl-Geilheit besitzt.

Allerdings lässt schon der erste Blick in das technische Datenblatt Anderes vermuten. Während die maximale Leistung der großen GSX-S750 von 114 PS erst bei 10.500 U/min anliegt, werkeln bei der "kleinen" GSX-S750 die 48 Pferdchen schon bei 7000 U/min. Auch das Drehmoment von 63 Nm packt ganze 5000 Umdrehungen früher an, nämlich schon bei 4000 U/min. Ihr Pendant von 81 Nm bei der großen GSX-S750 setzt erst bei 9000 U/min an. Heißt das jetzt, dass die schöne Vierzylinder-Charakteristik bei der gedrosselten GSX-S750 verloren gegangen ist?

Ja und Nein! Für Drehzahl-Fetischisten geht wahrscheinlich etwas vom Reiz verloren. Zwar schreit die kleine Suzuki noch immer wie die Große, aber ab ca. 8.000 Umdrehungen ist die Drosselung deutlich spürbar und obenherum tut sich nur mehr wenig. Trotzdem haben die Ingenieure bei Suzuki es geschafft ein absolut sportliches Bike auf die Räder zu stellen. Im Gegensatz zu vielen anderen A2-Motorrädern geht der 749 cm³-Motor scharf und aggressiv ans Gas und beschleunigt ordentlich aus der Mitte heraus. Die recht ruppige Gasannahme bei langsamen Geschwindigkeiten braucht dabei eine gefühlvolle Hand. Für komplette Neueinsteiger vielleicht nicht die beste Wahl, doch für Leute mit etwas Erfahrung im Sattel garantiert ein Spaßfaktor. Die Beschleunigung der GSX-S750 sucht dabei wirklich seinesgleichen in der A2-Klasse. Von den von mir getesteten A2-Zweirädern matchen sich gefühlsmäßig die Suzuki GSX-S750 und die KTM 790 Duke L um den Titel des sportlichsten A2-Bikes. Den Bericht zur KTM findet ihr hier.

Sportlich durch und durch - Bremsen und Fahrwerk Suzuki GSXS 750

Nicht nur der Motor ist deutlich in Richtung Sportlichkeit ausgerichtet. Auch das Fahrwerk bemüht sich, um eine stabile und präzise Linie im Kurvenradius zu ermöglichen. Und das mit Erfolg! Mit der recht harten Serieneinstellung gewinnen die 41 mm-Teleskopgabel mit 120 mm Federweg und das Zentralfederbein mit 138 mm Federweg zwar bestimmt keine Preise in puncto Gemütlichkeit oder Komfort, doch bei ambitionierter Fahrweise und vor allem in Schräglage ballert das Fahrwerk straff über Unebenheiten hinweg. Gleichzeitig verhindert es zuverlässig jegliches Aufstellmoment oder Aufschaukeln. Auch noch löblich zu erwähnen ist, dass sowohl vorne, als auch hinten, das Fahrwerk in der Federvorspannung einstellbar ist. In dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit.

Die Doppelscheibenbremsanlage mit 310 mm Durchmesser vorne und die 240 mm Bremsscheibe hinten gehen, im Gegensatz zum Motor, relativ sanft ans Werk. Vor allem die Hinterradbremse gibt sich transparent und vermittelt viel Gefühl beim Mitbremsen. Diese feine Dosierbarkeit heißt aber nicht, dass das Bremsystem von Nissin nicht ordentlich ankern kann. Ohne große Kraftanstrengung kann man ordentlich in die Eisen greifen und kommt auch flott zum Stillstand. Übertreibt man es beim Bremsmanöver einmal, greift das ABS sofort hilfsbereit ein.

Die Kehrseite der Sportlichkeit - Ergonomie und Alltagstauglichkeit Suzuki GSX-S 750

Die Sitzposition ist passend zum Rest auch sehr sportlich ausgerichtet. Trotz einer für Naked-Bikes relativ hohen Sitzhöhe von 820 mm ist der Kniewinkel durch die hoch sitzenden Fußrasten recht spitz. Der Oberkörper ist leicht nach vorne gestreckt, bereits mäßiger Druck auf die Arme gibt der GSX-S750 eine sportliche Vorderrad-Orientierung.

Wie alles im Leben hat aber auch diese Sportlichkeit ihren Preis. Bei längerer Fahrt stört der spitze Kniewinkel, die Sitzbank ist für entspanntes Fahren recht hart und die schwergängige Kupplung sorgt im dichten Stadtverkehr für unfreiwilliges Muskeltraining der linken Hand. Alles zusammen macht die GSX-S750 zwar zu einem mächtigen Anraucher-Gerät, aber auch zu einem begrenzt bequemen Bike bei alltäglichen Fahrten. Mit einem sehr begrenzten Platz für Gepäck und einer realen Reichweite bei sportlicher Fahrweise von ca. 300km aus dem 16 l Tank sind auch lange Touren eher beschwerlich. Aber etwas anderes war auch nie die Absicht der Suzuki GSX-S750.

Die will nur fahren! - Ausstattung und Preis Suzuki GSXS750

Suzukis Motto zur GSX-S750 "Die will nur fahren" sagt eigentlich schon alles. Sie will einfach sportlich bewegt werden, sich die Seele im Winkelwerk in tiefster Schräglage herausschreien. Dann ist sie in ihrem Element, performt stabil und durchaus potent. Mit der reschen Gasannahme und der Power im mittleren Drehzahl-Bereich lässt sich die 213 kg schwere GSX-S750 auch mit 48 PS flott bewegen. Die Ausstattung richtet sich stimmig nach dieser sportlichen Ausrichtung. Das LCD-Display wirkt in Zeiten der farbigen TFT-Displays vielleicht etwas altbacken, zeigt aber alle relevanten Informationen. Die dreistufig einstell- und ausschaltbare Traktionskontrolle funktioniert auch gut und bietet das extra Maß an Sicherheit. Auch Fahrwerk und Bremshebel sind verstellbar, was vor allem in Anbetracht des günstigen Preises bemerkenswert ist. Die Preise der Suzuki GSX-S750 findet ihr übrigens hier für Österreich, Deutschland und die Schweiz.

Fazit: Suzuki GSX-S750 (35kW) 2019

Die Suzuki GSX-S750 ist wie ihre große Zwillingsschwester und auch mit 48 PS in der gedrosselten Version eine richtige Straßen-Rakete. Ordentlich Wumms aus der Mitte, das herrliche Kreischen des Vierzylinders, gutes Handling und fein dosierbare Bremsen und Fahrwerk machen sie zu einem wahren Spaßgerät bei sportlichen Ausfahrten. Diesen sportlichen Geist sollte man allerdings auch stets im Hinterkopf behalten. Die aggressive Sitzposition ist nicht gerade gemütlich und die ruppige Gasannahme kann Anfängern das Leben schwer machen. Wer jedoch schon etwas Erfahrung auf zwei Rädern gesammelt hat und ein spritziges Fun-Bike für schnelle und motivierte Ausfahrten am Wochenende sucht, der sollte sich die GSX-S750 (35 kW) auf jeden Fall mal ansehen.


  • Stimmiges Gesamtpaket mit sportlichem Schwerpunkt
  • Ordentlich Drehmoment schon ab 4000 U/min
  • sportlich abgestimmtes und verstellbares Fahrwerk
  • Fein dosierbare Bremsen
  • Gutes Handling
  • Einstellbare Traktionskontrolle
  • Extrem leiwandes Vierzylinder-Kreischen
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Sitzposition für alltägliche Fahrten recht unbequem
  • Schwergängige Kupplung
  • Recht ruppige Gasannahme - herausfordernd für Fahranfänger

Bericht vom 03.10.2019 | 111.552 Aufrufe

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