Honda CB500X 2019 Langstreckentest

Kleine Reiseenduro ganz groß!

Reiseenduros sind in der Regel sehr große, schwere und fast immer auch recht teure Motorräder. Vor allem in den letzten Jahren haben sich diese Merkmale noch verstärkt. Die Honda CB500X wehrt sich gegen diesen Trend und will zeigen, dass es gar nicht so viel braucht, um eine echte Reiseenduro zu sein. Ich habe auf 5500 km getestet, ob ihr das auch gelingt.

Die Honda CB500X "klein" zu nennen stimmt nur in mancherlei Hinsicht. Wenn sie so vor einem steht, ist sie keinesfalls klein. Ein Radstand von 1440 mm, Sitzhöhe von 830 mm und eine Breite von 825 mm wirken überhaupt nicht klein, sondern machen einen erwachsenen Eindruck. Lediglich im Vergleich mit anderen Reiseenduros, vor allem mit den Platzhirschen wie der BMW 1250 GS, der Honda Africa Twin, der Triumph Tiger oder der KTM Super Adventure, muss sie bei Dimensionen, Eckdaten, Austattung und Leistung zurückstecken. Doch ist das zwangsläufig was Schlechtes? Der Trend im Reiseenduro-Segment geht immer mehr in Richtung größer, stärker und mehr Austattung. Gegen diesen Trend stemmt sich die Honda. Unterstützung gibt es dabei von nur sehr wenigen anderen Motorrädern, allen voran die Yamaha Tenere 700. Aber ist der Widerstand der CB500X zum Scheitern verurteilt?

Honda CB500X Teststrecke: Norwegen von Kristiansand nach Kristiansund und zurück

Um auch qualifiziert zu beurteilen, ob das minimalistische Konzept der Honda auch auf großer Reise funktioniert, nahm ich sie mit nach Norwegen. Von Wien über Hamburg nach Dänemark, dann mit der Fähre nach Kristiansand und durch Norwegen hinauf bis Kristiansund und wieder zurück. In Summe waren das knapp über 5500 km. Dabei lagen Hochgeschwindigkeitsstrecken auf der deutschen Autobahn, Fahrten im strömenden Regenwetter der norwegischen Westküste, Schotterstraßen, Feldwege, wellige Gebirgspässe und kurvige Fjordstraßen auf dem Weg. Auf dieser vielfältigen Strecke wurde die Honda auf Herz und Nieren geprüft. Sogar hingeschmissen habe ich sie einmal, natürlich nur um pflichtbewusst die Ersatzteilversorgung zu testen. Mehr zur Reise durch Norwegen gibt es im Norwegen Reisebericht und im Video dazu.

Leistung und Motor der Honda CB500X

Der Reihen-Zweizylinder-Motor produziert aus seinen 471 cm³ Hubraum 48 PS bei 8.600 U/min und 43 Nm bei 7.000 U/min. Damit ist die Honda natürlich weit entfernt von den 136 PS einer 1250 GS. Doch gleichzeitig muss diese geringe Leistung nur 197 kg (vollgetankt) bewegen. Damit ist auch hier ein großer und sehr angenehmer Abstand zu den großen Reiseenduros gegeben. Gerade auf engen, sehr kurvigen Straßen kann die CB500X überzeugen. Im Kurvengewirr reichen 48 PS um ordentlich Spaß zu haben und das geringe Gewicht lässt sie sehr wendig und spritzig wirken. Selbst bei voller Touren-Beladung gibt sie sich noch sportlich und dreht mit bassigem Knurren brav auch aus dem unteren Drehzahlband hoch. Erst bei sehr steilen Bergstraßen oder mit Sozius geht ihr etwas die Puste aus. Tourentauglich ist das gutmütige Aggregat aber allemal. Sowohl im langsamen Stadtverkehr Oslos, als auch bei hohen Geschwindigkeiten auf der deutschen Autobahn funktioniert es wie es sollte. Sie lässt sich niedertourig und schaltfaul, sportlich mit knackigen Gangwechseln und auch anhaltend hochtourig fahren ohne zu mucken.

Metzeler Roadtec 01 Reifen auf der Honda CB500X

Genauso vielseitig wie der Motor waren auch die von uns montierten Reifen. Serienmäßig mit Dunlop Trailmax Mixtour ausgestattet, haben wir die bewährten Metzeler Roadtec 01 Schlappen aufgezogen. Diese sind schon lange kein Geheimtipp mehr, und das zurecht. Vor allem die Zuverlässigkeit bei kühleren Temperaturen oder bei Nässe machen die Roadtec 01 zum idealen Reifen für Norwegen. Egal ob bei 10°C und Regen, 23°C und Sonne, auf Schotterstraßen und Feldwegen oder auf welligen Gebirgsstraßen, der Roadtec 01 sorgt stets pflichtbewusst für Grip. Die Reifendimensionen, 110er auf 19 Zoll Felgen vorne und 160er auf 17 Zoll Felgen hinten, sind sowohl für ambitionierte Straßenfahrten, als auch für abenteuerliche Offroad-Sessions geeignet.

Gepäcksysteme für die Honda CB500X

Neben passenden Reifen ist für große Reisen auch eine entsprechende Gepäcklösung notwendig. Dazu gibt es Möglichkeiten von mehreren Herstellern, wir haben Gepäcksysteme von SW-Motech getestet. Die Anforderungen: Resistent gegen Nässe, einfach zu montieren und möglichst geringes Gewicht. Sehr erfolgreich erfüllen diese Punkte die AERO ABS Koffer. Voluminös, mit Klick-System schnell montier- und abnehmbar und mit innerem Regensack auch sehr resistent gegen Norwegens feucht fröhliches Wetter. Oben drauf ein Drybag 350, welches mit 35 l Volumen perfekt für Schlafsack und Co. geeignet ist, und für die wirklich wichtigen Sachen einen EVO Daypack Tankrucksack. Doch nach welchem Gepäcksystem man ausschau hält, die Möglichkeiten und das Angebot von verschiedenen Herstellern ist bei der CB500X vorhand. In diesem Punkt ist sie den anderen Reiseenduros auf jeden Fall ebenbürtig.

Honda CB500X Fahrwerk

Das Fahrwerk besteht aus einer 41 mm Teleskopgabel mit 135 mm Federweg und einem Federbein mit 150 mm Federweg. Zwar ist die CB500X nicht so langbeinig wie ihre großen Africa Twin-Schwestern, doch sie bietet Federweg genug um Bodenwellen, Unebenheiten und auch leichtes Gelände souverän zu meistern. Die Abstimmung, auch das hat sie mit ihren großen Schwestern gemein, ist werksmäßig aber sehr weich. Das mag sicher angenehm bei langen Fahrten sein, doch bei etwas sportlicherer Gangart schaukelt sich das ganze ziemlich auf, was vor allem in Kurven eher störend auffällt. Rasante Kurvenflitzer tun also gut daran die verstellbare Vorspannung vorne und hinten etwas nachzuziehen.

Tourentauglichkeit Honda CB500X

Die CB500X fährt aber nicht nur gut, sonder auch lange. 17,7 Liter Tankvolumen müssen erst mal aufgebraucht werden, vor allem bei einem Verbrauch von unter 4 l/100km. Bei beständigen Geschwindigkeiten bis 90 km/h sinkt der Verbrauch sogar unter 3 l/100km. So sind im Laufe des Tages Etappen von über 400 Kilometern problemlos möglich. Erst bei wirklich anhaltenden Hochgeschwindigkeitsfahrten muss sich der Motor abstrampeln und der Verbrauch geht merkbar in die Höhe. Auf der deutschen Autobahn bei 150 km/h sind es ca. 6 l/100km, in Dänemark bei teils schwerem Gegenwind zeitweise sogar über 7 l/100km. Doch abgesehen von diesen Stücken hat die CB500X mein Geldbörserl im Zuge des Langstreckentest nicht allzu sehr belastet.

Auch relativ unbelastet von der Langstreckenfahrt ist auch mein Hinterteil geblieben, der komfortablen Sitzbank der CB500X sei Dank. Diese ist gemütlich und bietet viel Platz. Mit dem hohen, breiten Lenker und den gut platzierten Fußrasten sitzt man sehr aufrecht und entspannt drauf. Wenn der Hintern dann doch mal schmerzt, oder die Beine danach lechzen durchgestreckt zu werden, dann kann man auch gut stehend auf der Honda fahren. Lediglich für große Piloten ist der Lenker dann etwas zu niedrig. Genauso wie das Windschild, welches nur mit Werkzeug um eine Stufe höher gestellt werden kann.

Zusatzausstattung Honda CB500X

Natürlich kann man die CB500X, Reiseenduro typisch, noch ordentlich aufmotzen. Honda bietet jede Menge Zubehör und Zusatzausstattung an. Sturzbügel, Heizgriffe, Nebelleuchten, etc. Ich selbst habe im Zuge der Tour nur die 12V-Steckdose vermisst. Diese wäre sehr praktisch gewesen, um während der Fahrt, Handy GoPro oder Navigationsgerät aufzuladen. Vor allem beim letzten Punkt hat mich aber die tolle Akkulaufzeit des TomTom Rider 550 gerettet. Der Akku hält ohne Probleme den ganzen Tag, wenn man das Display nicht eingeschaltet lässt. Gekoppelt mit der intuitiven Bedienung (ich hatte mich nämlich vor Abfahrt keine Sekunde damit beschäftigt und Bedienungsanleitung hatte ich auch keine mit) ist das TomTom Rider 550 ein verlässlicher Begleiter durch ganz Norwegen.

Honda CB500X Bremse

Aber es ist nicht alles eitel Wonne. Während die 240 mm Einscheiben-Hinterradbremse wirklich fein dosierbar ist, früh zupackt und auch feinfühlige Korrekturen in Schräglagen zulässt, schwächelt die 310 mm Einscheiben-Vorderradbremse etwas. Vor allem der Leerweg bevor die Bremse zupackt, ist relativ lang. Außerdem muss man schon ordentlich in die Eisen greifen, um eine starke Verzögerung zu bewirken. Als erstes würde ich bei einer etwaigen Aufrüstung die Vorderradbremse auf ein Doppelscheiben-System upgraden. Honda muss man aber zugutehalten, dass sie bei einer bedeutend besseren Ausstattung auch den Preis hätten anheben müssen. Der ist aber phänomenal so wie er ist.

Honda CB500X - die günstige Reiseenduro für die Welttour

Die Honda CB500X ist eine richtige Reiseenduro. Im Gegensatz zu vielen anderen Reiseenduros kostet sie aber nicht jenseits von 15.000€, sondern nur 7.190€ in Österreich, in Deutschland sind es sogar unter 7000€. Natürlich kriegt man um dieses Geld bedeutend weniger Ausstattung, als bei den großen Reiseenduros. Doch wer massive Leistung und technische Hilfsmittel ohne Ende nicht braucht, sondern einfach nur ein günstiges Motorrad für abenteuerliche Reisen möchte, sollte sich die CB500X genauer anschauen. Dabei ist das Alter egal, denn durch ihren erwachsenen un zugänglichen Charakter ist die CB500X nicht nur für Jungspunde mit A2-Schein, sondern auch für ältere Reise-Enthusiasten geeignet. Auf unserem Langstreckentest hatte ich wirklich Spaß mit ihr und gerade auf den schmalen, winkligen Straßen Norwegens habe ich weder Leistung, noch technische Zusatzausstattung vermisst.

Fazit: Honda CB500X 2019

Trotz ihres, im Verhältnis zu anderen Reiseenduros, kleinen Hubraums ist die CB500X keinesfalls Kinderkram. Erwachsenes Auftreten, ein zugänglicher und spaßiger Motor und wirklich großartige Tourentauglichkeit machen sie zu einem günstigen Reise-Motorrad für Jung und Alt. Sowohl auf der Straße, als auch im leichten Gelände macht die Honda eine gute Figur. Wer also auf überbordende Motorleistung, technische Hilfsmittel, Spielereien und Komfort-Gadgets verzichten kann, der wird in der Honda eine absolut passende Begleiterin für große Abenteuer finden. Egal ob nach Norwegen, Spanien oder zur Hausstrecke - die Honda CB500X empfiehlt sich.


  • zugänglicher, gutmütiger und spaßiger Motor
  • niedriger Verbrauch, sehr tourentauglich
  • fühlt sich wohl im leichten Gelände
  • niedriges Gewicht für Reiseenduro
  • müheloses Handling
  • Ausstattbar wie große Reiseenduro
  • Vorderradbremse packt spät zu
  • Windschild nur mit Werkzeug verstellbar

Bericht vom 11.08.2019 | 119.941 Aufrufe

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