Aprilia Tuono V4 1100 Factory Test

Werksthunfisch 2019 semiaktiv!

Die Umstellung auf Euro4 packte Aprilia bei der Tuono V4 1100 im Jahr 2017 mit Bravour. Jetzt spendierte man dem schärfsten Naked am Markt ein semiaktives Fahrwerk von Öhlins. Weltklasse!

Um den sogenannten Werksthunfisch (Aprilia Tuono V4 1100 Factory) umfassend zu begreifen, erinnern wir uns an die Eckdaten: Der V4 liefert 175 PS bei 11.000 min und 121 Nm bei 9.000. Ansprechverhalten, Gasannahme und Laufkultur sind vom Allerfeinsten und für jeden sportlichen Motorradfahrer einfach ein Traum. Der Sound ist mit Euro4 bis 4.500 min etwas milder und alltagstauglicher geworden (im Sinne der Nächstenliebe), er ist allerdings nach wie vor auch unten sehr charakteristisch, einzigartig und begeisternd. Sobald die Klappe im Auspuff aufmacht, spielt es die Sinfonie der Kraft wie eh und je. Göttlicher Sound!

Mörder Anker, top Elektronik!

Mit den beiden 330 mm Scheiben vorne und dem Brembo M50 Anker ist der Werksthunfisch (der RR ist übrigens baugleich außer: Sachs statt Öhlins) auf der Bremse eine echte Macht. Auch weil das Chassis rennorientiert ausgewogen ist. Kein anderes Naked Bike ist von der Ausrichtung her näher an den Rennmaschinen dran als die Tuono. Das Kurven­ABS ist übrigens 3­stufig einstellbar (in 1 wirkt ABS nur vorne, in 2 auf beiden Räder mit Abhebeerkennung, in 3 regelt es relativ früh), und kann sogar vollkommen ausgeschalten werden. Wie eingangs erwähnt gab es das alles schon in der Tuono 2017. Genauso wie die damals verbesserte Elektronik mit 45° geneigter Gyro­Sensorbox, die während der Fahrt verstellbare Wheelie­Kontrolle und Traktionskontrolle, Launch­Control, Pit­Lane­Limiter und Tempomat. Und dazu ein Quickshifter samt Blipper, der traumhaft funktioniert. Wenn man auf dem Werksthunfisch die Gänge durchreißt und forsch durch die Welt röhrt, muss man nicht auf den Spruch von Descartes (Cogito ergo sum) zurückgreifen, um zu wissen, dass man lebt. Es ist einfach unfassbar, wie mächtig und beeindruckend diese Maschine ist.

Semiaktives Öhlins­Fahrwerk 2019.

Aprilia rollt die Tuono RR 2019 unverändert an den Start, die Factory aber hat ein semiaktives Öhlinsfahrwerk bekommen. Wir kennen dieses System bereits von der Honda Fireblade SP. Aprilia hat allerdings nicht nur eine nicht semiaktive Position, sondern drei. Warum denn? Na, weil es doch viele Rennfahrer gibt, die den semiaktiven Reaktionen nicht vollkommen vertrauen und lieber ein rein mechanisch funktionierendes Fahrwerk haben. In den drei dafür vorgesehenen Speicherplätzen kann ich mir also drei nicht semiaktive Settings abspeichern (die Einstellung funktioniert elektronisch, also kein Schraubenzieher notwendig), die drei semiaktiven, vorprogrammierten Settings kann ich ganz einfach per Knopfdruck anwählen. Für mich persönlich ist die semiaktive Abteilung natürlich ein Traum. Ich wähle ­ je nachdem, wo und wie ich gerade fahre ­ soft, straff oder sehr straff, und habe zusätzlich noch die Gewissheit, dass sich die Dämpfer selbständig auf sich ändernde Fahrbahneigenschaften einstellen. Weltklasse! Echter Luxus. Dass man auch die vorprogrammierten, semiaktiven Settings noch mittels elektronisch gesteuerter Klicks verändern kann, mag manchen überfordern, ist aber ein deutliches Zeichen, wo Aprilia den Werksthunfisch positioniert: nämlich im obersten Sportsektor. Und da gehört er auch hin. Die Tuono V4 1100 Factory istein fantastisch kampfstarkes und rennorientiertes Naked Bike, das keine Gegner fürchtet.

Weitere Informationen unter https://www.aprilia.com/de

Fazit: Aprilia Tuono V4 1100 Factory 2019

Der Werksthunfisch war schon bisher für mich das beste rennorientierte Naked Bike und hat jetzt mit dem semiaktiven Öhlinsfahrwerk die Latte für die Konkurrenz noch etwas höher gelegt.


  • Bärenstarker V4
  • Spitzen-Elektronik
  • Perfekte Geometrie
  • Semiaktives Öhlins
  • Keine LED

Bericht vom 29.06.2019 | 45.935 Aufrufe

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