Motorrad-Quartett: Suzuki GSX-S1000F Test

4 Fahrer, 1 Motorrad. Die 1000PS-Redaktion testet

Das 1000PS Motorrad Quartett: 4 Fahrer, 10 Motorräder. K.OT, NastyNils, Vauli und Zonko fahren die Bikes der Roadshow on Tour 2016.

Wer hat die öffentliche Straße nicht schon mal zu seiner persönlichen laissez-faire-Zone erklärt und die StVO zu seinen Gunsten temporär außer Kraft gesetzt? Das sollte natürlich nur dann passieren, wenn gerade keiner hinschaut und möglichst keine anderen Verkehrsteilnehmer die zur Rennbahn erklärte Strecke nutzen, aber die geltenden Geschwindigkeitslimits noch nie überschritten zu haben, können wahrscheinlich nicht einmal AIXAM-Fahrer behaupten.

Freie Wahl der Geschwindigkeit

Wer trotzdem ein schlechtes Gewissen hat und die fortschreitende Kriminalisierung von Schnellfahrern samt steigender Strafen fürchtet, der muss einen jener seltener werdenden Orte aufsuchen, wo es noch erlaubt ist, so schnell zu fahren wie es das Fahrzeug und das Verkehrsgeschehen hergibt. So ein Ort ist die Isle of Man, jenes gallische Dorf zwischen Irland und Großbritannien, das die freie Wahl der Geschwindigkeit als Grundrecht des Menschen zu verstehen scheint. Zumindest auf den Freilandstraßen im Hügelland, in der Stadt ist man da etwas spießiger.

Test auf der Isle of Man

Einmal im Jahr, während der Tourist Trophy, dem schnellsten Straßenrennen der Welt, wird dort auf einer Streckenlänge von 60 km eine Geschwindigkeit im Schnitt gefahren, die wir beim Pressetest der Suzuki GSX-S1000 nur selten erreicht haben. Grund dafür wird sicher nicht die fehlende Verkleidung der GSX-S1000F gewesen sein und auch nicht die 145 PS, die im Klassenvergleich nur mittig platzieren, noch die ca. 240 km/h Höchstgeschwindigkeit. Er war die pure Angst und der Respekt vor dem Mountaincourse, der statt mit makellosem Asphaltband und aufmerksamen Streckenposten Vertrauen zu schaffen, mit furchigem Fleckerlteppich und ungehorsamen Schafherden den Geist verwirrt.

Bewährte Technik und reduzierte Elektronik

Die Suzuki GSX-S1000F ist ein gutes, schnelles, solides Motorrad, das nur eine Schwäche hat: Es kam zu spät auf den Markt. Mit Kawasaki Z1000 und Honda CB1000R kann sie sich noch gut messen, mit BMW S 1000R und KTM 1290 Super Duke R nicht mehr. Ihr fehlt ein neu entwickeltes Triebwerk und etwas Elektronik. Obwohl: Warum sollte bewährte Technik aus einem Supersportler und auf das Notwendigste reduzierte Elektronik kein aufregendes bis spektakuläres Motorrad mit unverkennbarer Optik und Sound der GSX-R1000 ergeben?

Wir sind von der Industrie darauf konditioniert worden, beim Kauf eines Produktes schon auf das nächste zu schielen und mit jeder Modellgeneration revolutionäre Neuerungen zu erwarten. Da sich die Wirtschaft selbst ausgebremst hat, haben sich auch die Zyklen verlangsamt und wir wundern uns weniger, wenn etwas nicht alle 24 Monate als brandneu präsentiert wird.

Gänsehaut durch GSX-R

Man spürt die hehre Herkunft der GSX-S1000F, das krächzende Heulen des 1000er Vierzylinder aus dem Superbike sorgt für Gänsehaut. Am Prüfstand hat der Vierer locker 10 PS mehr als angegeben. Mit 17 l im Tank wiegt das Naked Bike nur 214 kg, die Sitzhöhe liegt auf 815 mm. Die elektronischen Einstellmöglichkeiten sind überschaubar, so kann man die 3-stufige Traktionskontrolle, die sehr fein regelt, auch abschalten, das ABS aber nicht.

Wer die GSX-S1000F mit einem sekundenkurzen Knopfdruck und ohne die Kupplung zu ziehen startet, der wird eine GSX-R spüren, wie es sie nie mehr geben wird. Eine gute Gelegenheit, ein Stück Rennsport-Vergangenheit zu bewahren, und die ist sicher nicht von gestern.

Fazit: Suzuki GSX-S1000F 2016

Die GSX-S1000F ist im Grunde eine GSX-S1000, mit der sie die gesamte Geometrie teilt, mit ein bisschen Mehrwert, der sich aber ziemlich bezahlt macht. Mehr Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten, mehr Windschutz und insgesamt besser mit dem Charakter des Motors kompatibel. Der GSX-R Motor ist immer noch eine Macht, auch wenn ihm untenrum etwas der Saft ausgegangen ist. Suzuki bietet auch hier ein tolles Preis/Leistungsverhältnis.


  • oben aufregender Motor
  • starke brembo Bremsen
  • tolles Zubehör
  • feine Traktionskontrolle
  • ABS nicht sportlich genug
  • Windschutz beschränkt
  • Kniewinkel etwas zu spitz

Bericht vom 20.06.2016 | 29.667 Aufrufe

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