CBF 1000 on Tour

Pflichtkür für die Honda CBF 1000. Die 08/15 Tour im Osten. Warum macht die CBF Spaß? Wird NastyNils alt?

Als im Herbst des Jahres 2005 erste Fotos und Eckdaten der CBF 1000 präsentiert wurden, lächelte die Konkurrenz. 160er Hinterreifen? 100 PS aus dem CBR 1000 RR Motor? Keine aggressiven Details am gesamten Bock? Dieses Motorrad sollte ein leichter Gegner sein, schmunzelte man auf der Messe in Paris und die Crew von Honda blickte neidisch zu den Menschentrauben rund um die Yamaha FZ1.

Ein Jahr später sieht die Sache ganz anders aus. In Deutschland duelliert sich die CBF 1000 mit der BMW R 1200 GS um Platz eins, in Österreich ebenso. Dicht gefolgt übrigens von der GSR 600 von Suzuki. Die Mitbewerber liegen mit ähnlichen Bikes in den Verkaufsstatistiken weit abgeschlagen und die Honda Händler freuen sich über gutes Geschäft. Die CBF 1000 erfüllte vielen Motorradfahrern ihre Wünsche. Ein gutes Motorrad zum fairen Preis welches sich einfach fahren lässt. Genau mit dem Ausmaß an Innovationen, Technik und Design das für Einsteiger, Aufsteiger und Wiedereinsteiger den Nagel auf den Kopf trifft.

Auch im 1000PS Büro sorgte die CBF 1000 ab April für viele schöne Motorradkilometer. Zu Ende des Sommers drehte ich damit noch eine so genannte 08/15 Tour. Quasi das Pflichtprogramm, welches ich eigentlich mit jedem Dauertester absolviere. Also Rohrer Sattel, Kalte Kuchl, Ochssattel, Mariazell, Wildalpen, Präbichl, Seewiesen und so weiter.
Wir Ostösterreicher und ich als Burgenländer im Speziellen sind von Strecken wie diesen natürlich besonders zu begeistern. Einen Westösterreicher könnte man mit solchen Strecken vermutlich nicht hinterm Ofen hervor locken. Zu wenig Kurven…

Nach 200km im Sattel machte ich mir ernsthaft Gedanken über mich und die CBF. Ich kann ja verstehen dass sich die CBF 1000 hierzulande gut verkauft, schließlich liegt der Altersdurchschnitt der österreichischen Motorradfahrer ca. 15-20 Jahre über meinem eigenen Alter. Doch ich selbst zählte mich eigentlich nicht zur typischen Zielgruppe der CBF 1000. Denn folgender Satz in Presseunterlagen, löst in mir immer allergische Abwehrreaktionen aus: Die Spitzenleistung wurde zu Gunsten eines höheren Drehmoments im unteren und mittleren Drehzahlbereich gesenkt! Trotz der Kastration des CBR 1000 RR Motors war ich auch nach 200km auf den besten Strecken im Osten noch immer ein Freund der CBF.



Lag es am Fahrwerk? Eher nicht! Das Fahrwerk ist in Ordnung aber zu unspektakulär um meine Meinung massiv beeinflussen zu können. Es ist sehr neutral um nicht zu sagen deppensicher. Es fehlt eigentlich nur noch eine Bedienungsanleitung am Tank Hier ziehen, dann fährst Du dort hin! und dann könnte man vermutlich auch notorische Strassenbahnfahrer sicher durch die Serpentinen bringen. Die CBF lässt sich leicht bewegen aber nicht so leicht, dass sie dabei beginnt quirlig zu werden. Bei flotter Gangart wird dies erst in schnellen Wechselkurven zum Nachteil. Für den Rest der Tour bedeutete das wenig Stress und viel Energie für die restlichen Dinge am Steuer.

Lag es an den Bremsen? Wohl auch nicht! Ich lasse an allen Dauertestern im Normalfall Stahlflexleitungen montieren, da ich nichts mehr liebe als unbarmherzig direkt zupackende Bremsen. Die Bremsen der CBF arbeiten gut, sind aber nicht unbarmherzig. Ich kann damit erstaunliche Verzögerungen erzielen, mehr als der erste lockere Griff in die Bremsen vermuten lässt. Zu guter Letzt ist auch noch ein ABS montiert. Viel Action kann mir die Bremse also nicht bieten. Sie ist einfach da und ich denke nicht an sie. So hab ich bei der Tour wenig Stress und viel Energie für die restlichen Dinge am Steuer.

Lag es am Komfort? Mag sein. Die CBF hat die Portion Windschutz, welche man bei einer Tagesrunde braucht. Kein Rundumschutz, welcher jegliche Klimaeinflüsse fern hält. Also nix für Hardcore Reisende welche beim Einhalten des Wochenplanes auf dem Weg ans Nordkap auch bei stürmischen Regen noch weiter fahren. Werden die Touren länger sind also Bikes wie eine Pan-European oder eine Varadero die bessere Wahl. Ich selbst bin mittlerweile wieder am Rückweg und habe meine Sitzposition im Sattel der CBF noch nicht verändert. In engen und weiten Radien, auf den Zwischengeraden und in den Dörfeln sitz ich einfach oben und hab viel Energie für die restlichen Dinge am Steuer.

War also der Motor der Grund für die gelungene Tour? Ich war schon auf mehreren Motorrädern zu der Erkenntnis gekommen, dass die Angaben von PS und Nm zwar nützlich sind, aber im täglichen Fahrbetrieb vor allem die Motorabstimmung begeistert. So auch an der CBF. Selten aber doch musste ich vom 4er und den 3er schalten und dann mal wieder in den 4er zurück. Man spürt dass bei diesem Motor die Kraft gerade spielerisch produziert wird. Kein Wunder. Ist das Aggregat ja eigentlich für 60PS mehr gut. So zieht der Motor vom Drehzahlkeller nach oben und schiebt somit überraschend schnell aus den Kehren. In jene Regionen wo andere Motoren beginnen Leistung zu entwickeln bewege ich diesen Motor recht selten. Die CBF hat ihre Power unten und kann oben nicht mehr nachlegen. Das verfügbare Drehzahlband ist aber trotzdem breit genug um so ziemlich jeden Tourenabschnitt mit einem Gang zu fahren. Der Motor fügt sich also nahtlos in das Gesamtkonzept ein. Er ist unauffällig, er ist unspektakulär aber er ist einfach immer da. Ich konnte selten so aufmerksam und konzentriert auf meine Fahrtechnik achten wie bei der CBF.

In der Ruhe liegt die Kraft! Die Summe der unspektakulären Einzelheiten ergibt ein perfekt ausbalanciertes Motorrad. Liebhaber europäischer Motorräder könnten meinen, "zu steril, zu wenig Charakter". Die CBF kann und will eine Tuono, eine Monster oder eine MV nicht aus der Garage drängen. Sie drängt den glücklichen Besitzer täglich aus der Garage hinaus auf den Asphalt. Preis? Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Mit ABS und Rabatt knapp unter 10.000 Euro! Ich kann die knapp 400 Kunden in Österreich gut verstehen!

Rookie auf der 1000er?

Bei meiner Tour begleitete mich diesmal auch ein echter Rookie. Der Bürohengst hat erst im reifen Alter von 30 Jahren seinen A-Schein gemacht und wurde ganz nervös als ich ihm anbot meine CBF 1000 zu fahren. Eine 1000er?, fragte er ängstlich und stieg ehrfürchtig auf das Motorrad. Doch nach der Tour zeigte er sich überrascht. Er fühlte sich auf der vermeintlich großen CBF wesentlich sicherer als auf seiner Hornet 600. Trotz 1000ccm und trotz einiger zusätzlicher Kilo. Das Konzept CBF ist in meinen Augen perfekt für all jene welche den Schein erst viel zu spät machen. Das obligatorische Einstiegsbike mit obligatorischem Umstieg nach der ersten oder zweiten Saison entfällt. Die CBF 1000 deckt beides ab.



Trotz der guten Verkaufszahlen von CBF 600 und CBF 1000 hoffe ich, dass Honda auch an andere Zielgruppen in der Motorradwelt denkt. An jene Burschen und Mädels welche ihre spätpubertierende Phase niemals ablegen können. Diese Zielgruppe betrachtet Wheelys nicht als Missgeschick und ein dezent ausbrechendes Hinterrad am Kurvenausgang nicht als Grund für eine Beruhigungspause. Diese Zielgruppe wartet nach wie vor auf eine Hornet 1000 mit 150 Pferden. Auch wenn sich die nie so gut verkaufen wird wie die CBF 1000, baut sie bitte trotzdem.

 

Technische Daten

 
Motor Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, DOHC, 16 Ventile, geregelter Katalysator
Hubraum 998 ccm
Bohrung x Hub
75 mm x 56,5 mm
Leistung
72kW (98PS) / 5500 U/min
Drehmoment 93 Nm / 4000 U/min
Verdichtung 11 : 1
Gemischaufbereitung
PGM-FI Einspritzung
Starter
Elektrostarter
Antrieb 6-Gang, Kette
Gabel
41-mm-Teleskopgabel mit Kartuschendämpfer
Federbein Pro-Link-System mit Doppelkammer-HMAS-Dämpfer
Reifen vo.
120/70 ZR17M/C (58W)
Reifen hi.
160/60 ZR17M/C (69W)
Bremsen vo. 296-mm-Doppelscheibenbremsen mit Doppelkolbenbremszangen (bzw. Dreikolbenbremszangen bei Version mit CBS-ABS), schwimmende Scheiben, Sintermetallbremsbelägen
Bremsen hi. 240-mm-Scheibenbremse mit Einkolbenbremszange (bzw. Dreikolbenbremszangen bei Version mit CBS-ABS), Sintermetallbeläge
Länge: 2176 mm
Breite 827 mm
Höhe 1175 mm
Radstand 1483 mm
Bodenfreiheit 130 mm
Sitzhöhe 795 mm
Trockengewicht 220 kg
Tankinhalt 19 l
Preis 9.790 Euro
Aufpreis ABS 700 Euro

 

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Fazit: Honda CBF 1000 2006

Die Summe der unspektakulären Einzelheiten ergibt ein perfekt ausbalanciertes Motorrad. Liebhaber europäischer Motorräder könnten meinen, "zu steril, zu wenig Charakter". Die CBF kann und will eine Tuono, eine Monster oder eine MV nicht aus der Garage drängen. Sie drängt den glücklichen Besitzer täglich aus der Garage hinaus auf den Asphalt.


  • Gut funktionelle, barmherzige Bremsen
  • stiller, sanfter, aber relativ starker Motor - ermöglicht Fahrkonzentration.
  • Ordentliches, aber unspektakuläres Fahrwerk
  • Schräglagenfreiheit bei sporlichter Fahrweise schnell am Limit

Bericht vom 04.09.2006 | 13.491 Aufrufe

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