KTM Offroad 2006
Die Vorstellung der KTM Offroad Modelle, nimmt einen wichtigen Platz in meinem Kalender ein. Hier gilt es nicht nur zu berichten, sondern hier muss ich mich auch selbst entscheiden. Welche der Kanten wird mein auserwähltes Offroad Bike für 2006 werden? Mit welchem Eisen werde ich im Steilhang wimmern, im Morast versinken und persönliche Triumphe feiern? In der heurigen Saison fiel meine Wahl auf die EXC 400 Racing. Doch dieses Jahr wird die Entscheidung noch schwieriger. Die neue 250er Viertakt Motocross 250SX-F ist da und auch die EXC 2-Takt Modelle sollen gut gelungen sein. Im Modelljahr 2006 gibt es übrigens eine stärkere Trennung zwischen EXC und SX Modellen. Von außen erkennt man das gleich an den unterschiedlichen Graphics. | |
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KTM 125 SX | |
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Statement: Nicht unbedingt langsamer aber fahrerisch anspruchsvoller als 250er 4T. Nur für Fahrer mit sauberen Fahrstil oder für strenge Kostenrechner. Billiger Einstieg, sehr günstige Wartung. | |
KTM 250 SX | |
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Statement: Endlich kehrt auch hier Vernunft ein. Sanfteres Ansprechverhalten machen die 250er SX im Jahr 2006 fahrbarer. Auch Profis haben eingesehen, dass Spitzenleistung alleine nicht reicht um schnell zu sein. Die Motor-Abstimmung ist gut gelungen. Ebenfalls die neue Kupplung. Nach wie vor ein Garant für schnelle Zeiten. | |
KTM 450 SX / 525 SX | |
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Statement: Für Piloten mit viel Power oder viel Masse. Leistungsfetischisten werden auch heuer nicht enttäuscht sein. Harte Konkurrenz kommt mit der gut gelungenen 250er 2 Takter aus dem eigenen Haus. | |
Lange haben die KTM Piloten auf die 250 SX-F warten müssen. Einige haben sich die Zeit mit Japanern vertrieben, andere mit der nach wie vor sehr schnellen aber anspruchsvollen 125er SX. Der 250er 4T sollte eigentlich schon im Jahr 2004 kommen. Doch es stellte sich heraus, dass der Motor mit der ursprünglichen Zahnrad-Ventilsteuerung sehr problematisch war. Also wurde mit den gesammelten Erfahrungen ein neuer Motor konstruiert, die MX2 WM gewonnen, und unzählige Tests absolviert. Der Motor musste härtere und umfangreichere Tests über sich ergehen lassen, als jede andere KTM-Motor-Entwicklung zuvor. Das dauerte eben und so kommen wir erst 2006 in den Genuss der scharfen MX-Kante. Gut Ding braucht eben Weile. | |
Technische Features KTM 250 SX-F | |
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Erste Fahrt mit der KTM 250 SX-F - Ich hasse Doppler | |
Auf der schnellen und anspruchsvollen WM-Strecke in Portugal drehten wir mit der SX-F die ersten Runden. Ich gab der SX-F gleich einen guten Einstand und versenkte sie in einem Gegenhang bei einem für mich unbezwingbaren Doppler. Ich hasse Doppler. Tables sind da wesentlich besser. Man springt einfach drüber und landet in der Mitte des Tisches. Das Naserümpfen der Zuseher hält sich in Grenzen. Doch ein Doppler ist gnadenlos. Hier gibt es nur Alles oder Nix. Und ich wählte an diesem Tag nur einmal die Variante ALLES und stand mit dieser Entscheidung nicht alleine dar. Zurück im Fahrerlager waren sich alle Piloten über 2 Dinge einig: | |
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Wie bei den japanischen 250er 4T Bikes auch, kommt das Motorkonzept vor allem Hobbyfahrern sehr entgegen. Doch auch die WM-Profis Tyla Rattray und Marc de Reuver stehen auf das Konzept der 250er. de Reuver bringt es auf den Punkt: "You can drive so smooth! It is easy to be fast!" Das Drehzahlband der SX-F ist eine Wucht. Das maximale Drehmoment steht bei 8.500 U/min an und man kann den Motor bis 13.400 U/min orgeln lassen. Lange Anlieger mit darauf folgenden Auffahrten sind einfach ein Gedicht mit der SX-F. Das Bike zieht durch das seidige Drehzahlband mit viel Traktion und ohne nervöses Heck aus der Kurve hinauf auf den Berg. Auch als Hobbypilot kann man extrem früh ans Gas geben. Das Zusammenspiel von Motorcharakteristik und Fahrwerkslayout funktioniert perfekt. Das Getriebe und die Kupplung passen ebenfalls ins hochwertige Gesamtbild der SX-F. Auch die Bremse lässt in Sachen Dosierung und Verzögerung keine Wünsche offen.
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Das hochverdichtende Aggregat gibt aber nicht nur viel Power-Output sondern braucht leider auch viel Power Input. Man darf sich von der zierlichen Erscheinung des Motorblocks nicht täuschen lassen. Beim Ankicken sind stramme Wadln gefragt. Im kalten Zustand darf man auf den Choke nicht vergessen und im warmen auf keinen Fall auf den kleinen Warmstarthebel welcher zum Glück am linken Lenkerende befestigt ist. Nach einigen harten MX-Runden und einer kleinen Bretze, sehnt man sich wieder seine 125er herbei, wenn es darum geht den 250er 4T Motor zum Leben zu erwecken. Der technische Fortschritt in der "125er" Klasse hat für den Piloten zwar viele Vorteile aber einen relativ unangenehmen Nachteil. 125er Fahrer werden nicht nur bei den Anschaffungskosten schlucken. Auch die laufende Wartung ist spürbar teurer als bei einem 2-Takt Motor. Das Öl sollte alle 10h gewechselt werden und auch das Ventilspiel muss laut Herstellerangaben in diesem Rhythmus kontrolliert werden. Laut KTM muss aber nur alle 30-40h dann tatsächlich nachjustiert werden. Im Vergleich zum japanischen Mitbewerb ist man damit also gut unterwegs. Das Design ist wie meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Die schwarzen Felgen, der schwarze Rahmen und nette kleine Details wie die orange Feder passen sehr gut ins edle Gesamtkonzept. Im Vergleich zum Mitbewerb fällt an der Stoppuhr der fehlende Alurahmen zwar nicht ins Gewicht, im Fahrerlager aber vermutlich schon. | |
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In der EXC Modellpalette gibt es in der Saison 06 nichts grundlegend neues, aber feine Detailverbesserungen an allen Modellen. In der 2-Takt Klasse beginnt der Einstieg mit einer 125er und geht über eine 200er und eine 250er bis hin zum 300er Topmodell. Auch bei den Viertaktern wurde die dichte Modellpalette beibehalten. Die 250er EXC Racing steht aber nach wie vor mit dem alten 250er Motor am Start. Der nagelneue Motor aus der SX wird vermutlich erst im kommenden Jahr zum Einsatz kommen. Im mittleren Hubraumbereich bietet man eine 400er und eine 450er und für stramme Burschen eine 525er EXC an. Als Endurokäufer steht man also auch in der Saison 2006 vor einer schwierigen Wahl. Selbst dann, wenn man sich für den Weg zum KTM-Händler entschieden hat, bereitet einem die Qual der Wahl schlaflose Nächte. Ein kleiner Überblick soll helfen. | |
KTM 125 EXC | |
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Statement: Für Gewichtsfetischisten. Knifflige Leistungsentfaltung. Eher kein Anfänger Bike. | |
KTM 200 EXC | |
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Statement: Die 125er mit mehr Leistung und Drehmoment. Leider auch etwas spitze Leistungsentfaltung. Ebenfalls sehr leicht! | |
KTM 250 / 300 EXC | |
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Statement: Die 250er ist heuer mein Topfavorit. Sehr gelungene Motorabstimmung. Fahrwerk und Komponenten waren auch bisher schon top. Auch Leute welche sich bisher nicht über eine 2-Takter drüber getraut haben, sollten unbedingt probieren. Die 300er setzt leistungsmäßig noch eines drauf. Ist zwar keine wilde Bestie, im Zweifelsfall aber doch eher zur 250er greifen. | |
KTM 250/400/450/525 EXC Racing | |
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Statement: Die 250er hat einen sehr zahmen Motor, nicht das neue Teil aus der SX. Für Einsteiger sehr gut, am langen Steilhang jedoch zu matt. 400er ist für mich die goldene Mitte. Sehr sanftes Leistungsband und trotzdem überall genug Schmalz. 450er KTM nach wie vor der Klassenstandard. 525er: Unvernünftig und übermotorisiert. Aber echte Männer fahren halt scheinbar nix anderes. | |
Mit der 400er am Steilhang. Ich sags Dir...Mit dem Bike gelingen Dir Dinge, ich kann es selbst kaum glauben. | |
Mein Favorit: Die 250er EXC | |
In der Praxis begeisterte mich heuer besonders die 250er EXC. In den Presse-Unterlagen stand zwar etwas von "neuer Abstimmung und mehr Drehmoment in der Mitte" aber ich hielt dies frecherweise für allgemeines Blabla. Auf der herrlichen Endurorunde direkt an der portugiesischen WM-Strecke konnte ich mich dann aber von den Vorzügen der neuen EXCs überzeugen. Die 300er EXC war für viele Piloten im vergangenen Jahr DER Geheimtipp und sehr schnell ausverkauft. Mir selbst ist die 300er trotz der perfekten Abstimmungsmöglichkeiten an der Motorcharakteristik (siehe grauer Kasten unten) auch mit der Nudelaugenfeder immer noch zu heftig. Die 250er war mir im letzten Jahr mit der scharfen Motorcharakterstik zu giftig und ich hatte damit zu wenig Traktion. Doch im Jahr 2006 ist das anders. Die 30km Runde lief mit der 250er EXC absolut perfekt und man spürte die neuen Vorzüge des Motors sofort. | |
Das irrsinnig geringe Gewicht des 2-Takters, gepaart mit der mittlerweile perfekten Leistungscharakteristik machen aus dem Motorrad eine echte Bergziege. Selbst in hoffnungslosen Situationen konnte ich mich durch einen Zupfer am Gasgriff noch aus der Miesere retten. Das Motorrad wirkt bei Auffahrten und Anfahrten am Steilhang zwar nervöser als ein 4-Takter aber tänzelt dann durch das geringe Gewicht flotter den Berg empor. | |
KTM 2-Takt Motor: Kennlinien-Baukasten | |
KTM bietet bei den 2-Takt Modellen eine einfache aber wirksame Möglichkeit die Motorcharakteristik abzustimmen. Mit verschiedenen Federn kann man den Öffnungszeitpunkt der Auspuffklappe auf seine Bedürfnisse einstellen.
Alle Federn (bis auf die Mint-Grün-Rosa) liegen dem Motorrad beim Kauf bei und können sehr easy gewechselt werden. Um Imageschäden vorzubeugen, sollte man offiziell aber immer die rote Feder im Motor haben. Auch wenn diese mit Spinnweben verziert im Werkzeugkistl liegt. | |
Die KTM Enduros sind allesamt nach wie vor in allen Klassen der Maßstab für den Mitbewerb. Im Laufe der Zeit weiß man die einzelnen Vorteile der KTM dann gar nicht mehr zu schätzen - viele Features welche man bei einigen anderen Herstellern vergeblich sucht werden selbstverständlich. Alulenker, sehr feiner Digitaltacho, hochwertige Brembo Bremserei, echtes Enduromotorrad ohne Schwächen durch MX-Wurzeln und das immer wieder geile Design sorgen für einen hohen orangen Marktanteil im Fahrerlager. | |
Der Ready to Race Gedanke wurde bei KTM in der Saison 2006 noch weiter gedacht. Zusätzlich zum Motorrad erhält jeder Käufer einen Competition Kit mit allen notwendigen Zugaben welche man sich sowieso hätte kaufen müssen. Ein 2. Luftfilter, ein zweiter Satz Plastics, Pickerl, Startnummernaufkleber und eine Kettenführung sparen etwas mehr als 200 Euro. | |
Meine Bestellung wurde bereits aufgegeben. Ich erwarte in den nächsten Tage meine KTM 250 EXC. Meine Vorjahres 400 steht ab sofort zum Verkauf. Der größte Vorteil an der KTM ist natürlich alle Jahre wieder das orange Design. Meine Frau wird nie erfahren, dass ich mir ein neues Eisen zugelegt hab. Sie kann an Motorrädern gerade noch die Farbe unterscheiden. Den Unterschied zwischen 250 2T und 400 4T erkennt sie nie. Für sie steht auch in diesem Jahr wieder mein "oranges Stoppelmotorrad" in der Garage. Text: NastyNils | |
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Bericht vom 01.07.2005 | 29.111 Aufrufe