Crazy Job Rallye Tipps

Erfahrungen von der ersten GPS Rallye von der 1000PS Truppe. Six Days Crazy Job Bulgaria.

Das 1000PS Duo Arlo und NastyNils finalisierten ihre erste Hardenduro Rallye in Bulgarien. Damit ihr bei eurer ersten GPS-Rallye etwas Schweiß und Tränen einsparen könnt, haben wir unsere Erfahrungen für euch zusammengestellt.

 

Six Days Crazy Job Rallye Tipps

Die Idee mit der Teilnahme an der Rallye in Bulgarien entstand natürlich an einem langen Abend an der Hotelbar nach dem Motorradfahren. Ein deftiges Journalistenduell mit den Redakteuren vom Motorrad Magazin und vom Reitwagen sollte es werden. Bravomaxa vom Reitwagen war letztes Jahr bei der Rallye gut unterwegs, musste dann jedoch heuer ins Spital ein Knieservice machen lassen. Kollege Arlo war sich auch nicht ganz sicher, ob wir das Abenteuer Bulgarien Rallye wirklich wagen sollen. Ein Video auf Youtube von den Rallyeorganisatoren ließ leichte Zweifel an deren Organisationstalent aufkommen.... 
Ich selbst hatte mit dem kleinen Hoppala kein Problem. Die Rallye wird bestimmt grandios und die Vorbereitungen konnten beginnen.

Die Motorräder


Wir starteten mit einer Husaberg FE 390 und einer KTM 350 EXC-F. Für uns die goldrichtige Wahl für die Ralley. Auch nun nach der Rallye würden wir wieder genauso entscheiden. Wenn man gemeinsam unterwegs ist, wäre es aber natürlich schlauer 2 gleiche Motorräder zu verwenden um die Ersatzteilbevorratung einfacher zu gestalten.

An den Motorrädern wurden GARMIN GPS Geräte montiert. Bei der Wahl des Modells sollte man darauf achten, dass man ein Gerät mit dem 4-poligen runden robusten Stecker für die Stromversorgung kauft. Neue Modelle haben einen Mini-USB Stecker welcher im harten Rallyealltag nicht so robust ist. Auf die Felgen montierten wir Bridgestone 403 / 404 Motocross Reifen. Der Vorderreifen musste die ganze Rallye über nicht getauscht werden, den Hinterreifen tauschten wir etwas verschwenderisch nach dem zweiten Fahrtag. An den Motorrädern der Bulgaren haben wir jedoch gesehen, dass sie mit einem solchen Reifen vermutlich noch eine halbe Saison gefahren wären.

Um patschensicher unterwegs zu sein montierten wir die Bridgestone Ultraheavyduty Schläuche. Im Normalfall läuft das mit diesen Schläuchen ganz gut, Arlo hat es jedoch geschafft auch diesem Schlauch einen klassischen "Snakebyte" zu verpassen. Im nächsten Jahr werden wir mit Mousse in den Reifen antreten. Wir fuhren die Etappen immer mit relativ hohem Luftdrucke zwischen 1,1 und 1,2 bar. Erst als in den Bergen Regen einsetzte ließen wir so wenig Luft wie möglich aus. Ein Patschen kostet einfach zu viel Zeit.

Ein Motorschutz ist dann natürlich ebenso von Vorteil und stabile Rallyeguards am Lenker ebenso. Die Strecke führte oft durchs Gebüsch wo Äste an den Lenker klopften. Die Husaberg haben wir vorne einen Zahn kürzer übersetzt. Die KTM blieb so wie sie aus dem Schauraum kommt.

NastyNils hat einen Vergleich von unseren beíden Rallye Bikes geschrieben - HIER geht's zu Vergleich der Husaberg FE 390 und der KTM 350 EXC-F


Das Navigieren


Bei einer klassischen Roadbook Rallye ist das Navigieren wesentlich komplexer als bei einer GPS-Rallye wie wir sie fuhren. Die GPS Rallye hat den Vorteil, dass sie relativ einfach zu organisieren ist. Der Veranstalter nimmt im Vorfeld er Rallye einen Track auf. Dieser Track ist dann die Referenz. Dieser Track wird dann den Teilnehmern vor dem Start aufs Gerät gespielt und die Teilnehmer erhalten die Geräte direkt vor dem Start. Danach folgt man quasi ständig der Linie im GPS und hoffentlich auch genau jener Spur welche damals der Guide vom Veranstalter gefahren ist.

Beim Zieleinlauf werden die GPS Geräte abgegeben und der Veranstalter kontrolliert ob der aufgezeichnete Track vom Teilnehmer mit dem Referenz-Track übereinstimmt. Eine Abweichung von 100 Meter wird toleriert. Vor allem in dicht bewachsenen Wäldern ist dieses Toleranzfenster nötig, da dort die GPS Genauigkeit stark nachlässt.

Eigentlich ist die Navigation keine besonders schwierige Sache, doch natürlich gibt es oft knifflige Situationen. Ein 90 Grad Knick ist natürlich leicht auszumachen, eine leichte Kurve natürlich nicht mehr ganz so leicht. Oftmals verlässt der Track zum Beispiel einen Feldweg in einem recht flachen Winkel sodass man erst nach 100 Meter merkt, dass der richtige Weg nun eigentlich neben dem Feldweg weiter führt. In so einem Fall muss man umdrehen und zu jenem Punkt zurückkehren wo man den Referenztrack verlassen hat. Dort schwenkt man dann auf den richtigen Weg ein und man hat außer ein paar Sekunden nichts verloren. Kürzt man jedoch einzelne Streckenabschnitte ab, bekommt man am Ende des Rennens Strafzeiten aufgebrummt.

Ein paar Navigationstipps aus der Praxis.

  • Navi ständig im Blickfeld behalten. Der Track kann jederzeit von einer Straße oder einem Weg ins dichte Unterholz führen. Auf das Navi sollte deshalb immer ein Auge geworfen werden, um zu sehen ob man den richtigen Track fährt.
  • Im Wald nicht nervös werden. Die Genauigkeit vom GPS lässt stark nach und man kriegt das Gefühl falsch zu sein. Hier ist es ratsam eher die Spuren der anderen Teilnehmer im Dreck zu lesen und am GPS die Tendenz vom Track im Auge zu behalten.
  • Hintergrundbeleuchtung beim Navi einschalten. Der Track wechselt oft von hellen Feldwegen zu finteren Waldpassagen, um den Track am Display immer gut zu sehen hilft es die Hintergrundbeleuchtung beim Navi einzuschalten.
  • Auf schnellen Abschnitten rauszoomen. Mit einem größeren Maßstab sieht man die Abzweigung klarerweise rechtzeitig und kann rechtzeitig bremsen.
  • Im Zweifelsfall den leichteren Weg nehmen. Klingt logisch, wird aber oft falsch gemacht. Man steht vor einer Kreuzung und weiß nicht genau welcher Weg nun der richtige ist. Auch im Rennstress unbedingt kühlen Kopf bewahren und klarerweise den leichteren Weg ausprobieren. Dort wo man leichter reinkommt, leichter umdrehen kann und auch wieder leichter rauskommt. Einmal hinein fahren und prüfen ob der Weg richtig ist kostet ca. 30 Sekunden. Aus einem grindigen Graben wieder hochzukommen kann jedoch auch eine Stunde dauern.
  • Zusätzlich zur externen Stromversorgung auch noch volle Batterien ins Navi geben und auch noch Reservebatterien mitnehmen.
  • Tageskilometerzähler beim Start auf 0 stellen - um einen einfacheren Überblick zu behalten.
  • Navigieren daheim auf bekannten Strecken ausprobieren. Dann kriegt man ein Gefühl dafür, wie eine starke Kurve, eine Spitzkehre und ein weiter Bogen am Navi aussieht.

Essen und Trinken


Mit dem klassischen 1,5 Liter Camelbag wird man bei einer solchen Rallye nicht das Auslangen finden. An einem heißen und harten Tag braucht man vor dem Start einen Liter, bis Mittag ein 3-Liter Camelbag, zu Mittag einen halben Liter und dann am Nachmittag noch mal einen 3-Liter Camelbag. Schon am Vortag sollte man beginnen den Körper mit Kohlehydrate vollzustopfen, auf der Rallye dann das klassische Astronauten-Sportnahrungs-Futter.

Nach der Rallye sollte man innerhalb von ca. 2 Stunden gegessen haben, geduscht sein und in halbwegs warmen Klamotten an den Mopeds basteln. Dieser Plan funktioniert natürlich nur dann, wenn man keine großen Probleme an den Motorrädern hat. Logischerweise dann nicht mehr direkt vor dem Schlafen gehen viel essen.

Bei der Einnahme von Medikamenten unbedingt auf die Nebenwirkungen achten. Viele Menschen kriegen Kopfweh wenn sie zu wenig getrunken haben. Wer dann während der Rallye dagegen zu Aspirin greift, greift daneben. Denn dieses Medikament hemmt auch die Blutgerinnung, was im Falle einer Verletzung eher unangenehm ist.


Der Fahrstil


Unser Fahrstil änderte sich im Laufe der Rallye total. Während am ersten Tag noch die Parole "lieber Schweiß statt Blut" ausgerufen wurde, gaben wir an den letzten beiden Tagen in den heiklen Bergaufpassagen einfach Vollgas. Die gefährlichen Situationen sind in den seltensten Fällen die langen Steilhänge für die man Mut und Fahrkönnen braucht. Gefährlich sind klarerweise Abzweigungen wenn im Pulk gefahren wird. Am gefährlichsten jedoch sind die Vollgasstücke auf den Verbindungsetappen. Egal ob man auf einem "Weg", einer "Straße" oder einfach nur Querfeldein unterwegs ist. Es können immer Löcher, Querrillen oder Längsrillen in teilweise unvorstellbaren Ausmaßen auftauchen. Selbst in den entlegenen Wäldern kam uns mal ein Holz-LKW entgegen.

Wichtiger als der nackte Speed beim Fahren ist ein kräftesparender Fahrstil. Dazu ist eine perfekte Balance am Motorrad nötig. Also sowohl beim Beschleunigen als auch beim Bremsen oder Lenken sollte möglichst wenig Last von den Armen getragen werden. Bei besonders langen Bergabstücken muss man am Motorrad experimentieren um eine Position einnehmen zu können welche möglichst wenig Muskelgruppen beansprucht - oder eben jene die noch nicht weh tun. So kann es sein, dass man den Fahrstil während der Rallye ändern muss um wundgescheuerte Stellen oder eben müde Muskeln zu schonen.

Nach harten Streckenabschnitten sollte man versuchen bewusst den Puls runter zu kriegen. Dabei ist es besser nicht stehen zu bleiben, sondern mit einem moderateren Tempo konzentriert weiterfahren und ein paar Schlucke aus dem Camelbag zu nehmen. Wenn der Puls nicht mehr in den Helm hämmert kann das Tempo wieder gesteigert werden.

Für alle Ehrgeizler: Im Normalfall geht es am Ende einer Ralley auf der Ergebnisliste eher selten eng zu. Bei den Hobbyevents liegen Stunden zwischen den Teilnehmern und es liegen am Ende jene Teilnehmer vorne welche tüchtig, ohne grobe Probleme, ohne Sturz und ohne Defekt durchgefahren sind. Das reicht im Normalfall für einen Platz im vorderen Viertel. Erst wer mehr erreichen möchte, muss an der Geschwindigkeit arbeiten..

Grundsätzlich gilt aber bei einer Rallye immer, "in der Ruhe liegt die Kraft" und "Kontinuität gewinnt". Eine Rallye gewinnt man nicht in einer bestimmten Sektion, sondern aus der Summe daraus - fahre deshalb überlegt, spare Kraft für die nächste harte Sektion und vermeide Fehler.


Wörterbuch Bulgarisch


Damit man bei einer Rallye in Südosteuropa vor bösen Überraschungen gewarnt ist, hat 1000PS für euch ein hilfreiches Bulgarisch-Wörderbuch zusammengestellt.
Bulgare sagt.. Wie würde es ein Österreicher / Deutscher formulieren...
09:00 Uhr 10:00 Uhr
1 Stunde 1,5 - 2 Stunden
80 Kilometer 110 Kilometer
no Problem wird schon passen...
for sure vermutlich
i think so vermutlich nicht
nickt mit Kopf NEIN
schüttelt Köpf JA

Six Days Crazy Job Event


Das Event wird vom Bulgaren Joro Hadjiev organisiert. Die obigen Hinweise im Wörterbuch sollte man im Kopf behalten und auch mit darauf angepassten Erwartungen zur Rallye antreten. Joro ist ein sympathischer Typ, bemüht sich um ein tolles Event, hat aber auch andere Rahmenbedingungen zur Verfügung als wir es in Mitteleuropa gewohnt sind. Im heurigen Jahr hat eine Crew an einem Tag bei der Strecke zu hohe Erwartungen an die Fahrleistungen der Piloten gestellt, am nächsten Tag wurden teilweise Expert-Tracks in die Navis der Hobbypilosten gespielt - auch wir durften dann einmal in den Genuss eines harten Expert-Tracks kommen. Nicht alle Teilnehmer waren zufrieden, doch Joro hatte heuer eine neue Organisationscrew mit dabei und verspricht Verbesserung fürs nächste Jahr.

Die Grundvoraussetzungen könnten besser nicht sein. Das Gelände ist traumhaft und es gibt in Wahrheit keine Alternativen. Die Red Bull Romaniacs ist für viele von uns viel zu hart zu fahren und bietet auch weniger "Wettersicherheit". In Bulgarien hat es auch bei uns mal geregnet, die Schauer fallen aber weit weniger ergiebig aus und verwandeln die geplanten Tracks in keine unfahrbaren Etappen. Klar könnte man auch bei einem der zahlreichen Enduroreiseveranstalter eine 4 oder 5 Tagestour nach Rumänien, Bulgarien oder auch Spanien oder Italien buchen. Doch Hand aufs Herz: Eine Rallye versprüht auch wenn man es sportlich nicht ganz so ernst nimmt etwas mehr Flair. Die knisternde Stimmung im Fahrerlager, die großen Sprüche am Abend and er Hotelbar und das hektische Treiben am Start. Diese Dinge sind das Salz in der Suppe für viele Enduristen. Und ohne einen gewissen Druck im Nacken werden auch die wenigsten von uns solche lange und harte Touren auf sich nehmen.

Die Berge die wir befuhren waren 1300-1400 Meter hoch, der Start lag ca. 1000 Meter darunter. Man erlebt das Endurofahren sehr intensiv und ganz nebenbei auch noch ein tolles Rallyeabenteuer. Insgesamt also eine empfehlenswerte Sache für Endurogenießer mit Abenteuergeist und etwas sportlichem Ehrgeiz.

Bulgarien Infos


Die Gegend rund um das Rallye Basislager bei Stara Zagora ist keine klassische Urlaubsgegend für Österreicher oder Deutsche. Das hat Vor- und Nachteile. Die Gegend wird auch verschont von klassischen Sauftouristen welche mit "gepflegtem" Benehmen und dicken Brieftaschen auf den Putz hauen. Die Einheimischen wirken etwas distanziert, das liegt aber vor allem daran dass sie nur in Ausnahmefällen Englisch oder gar Deutsch sprechen. Selbst in Restaurants und Lokalen muss man sich eher der internationalen Zeichensprache bedienen um sich zu verständigen. Die Stadt Stara Zagora bietet ein nettes Stadtzentrum mit stylischen Lokalen, gutem Essen und Trinken. Auch fürs männliche Auge gibt es einiges zu sehen. Doch auch bei den klassischen Balzritualen sind die Sprachbarrieren nahezu unüberwindbar. Insgesamt fühlt man sich dort wohl, sicher und respektiert.

Ausgesprochen positiv sind die Taxler in Erinnerung. Sie trafen meist schneller vor dem Hotel ein, als man für den Weg von der Rezeption zum Haupteingang an Zeit benötigte. Sie waren billig, flink und hilfsbereit. Ein Mietwagen ist eher Verschwendung, selbst für lange Strecken kostet das Taxi sehr wenig.

In Stara Zagora gibt es auch 2 moderne Einkaufstempel. zb Link: http://www.gtc.bg/Stara-Zagora. Ein Shoppingausflug lohnt sich, beim Testkauf konnten wir echte Schnäppchen von internationalen Labels ergattern. Ein wenig Krisenstimmung kommt jedoch trotzdem auf, denn die Einkaufszentrum wirken gähnend leer. Denn was für uns billig ist, stellt für den durchschnittlichen Bulgaren immer noch eine heftige Investition dar. Das Essen war besser als sein Ruf. Wir genossen die deftige bulgarische Küche aber auch eine klassische Pizza im hippen Lokal "Fanzy" im Stadtzentrum. Umgerechnet 3,5 Euro kostet das leckere Teil. Ähnlich günstig auch Espresso, Bier oder sonstige Grundnahrungsmittel.

Bulgarien ist übrigens EU-Mitgliedsland aber nicht im Schengen Raum. Das heißt, man benötigt einen Personalausweis oder einen Reisepass für die Einreise. Die Währung: "bulgarische Leva" wechselt man ca. im Verhältnis von 2:1 in Euro.


Die Rallye-Kosten pro Person


Teilnahmegebühr Rallye, Hotelkosten 650 Euro
Anreise per Flugzeug nach Sofia 120 Euro
Flughafenshuttle Sofia - Stara Zagora - Sofia 170 Euro
Motorradtransport durch "Desertdream" Walter Stiegler von Graz nach Stara Zagora 70 Euro
1 Satz Enduroreifen 200 Euro
Benzin Motorrad 80 Euro
Taxikosten vor Ort (extrem billig, schnell und freundlich) 20 Euro
Essen und Trinken 150 Euro
1 kleines Service nach der Rallye 200 Euro
Unkostenbeitrag für Gemeinschafts - "Servicetruck" 50 Euro
Sportnahrung, Elektrolyte, kleine Handapotheke 50 Euro
Gesamtkosten: 1760 Euro

Die oben genannten Kosten sind realistische Werte aus der Praxis in der "deluxe" Variante. Also Anreise per Flug. Wer jedoch hart rechnet, wird auch bei Anreise mit dem eigenen Transporter nicht viel billiger kommen.


Six Days Crazy Job Links


 

Bericht vom 09.08.2011 | 9.080 Aufrufe

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