Yamaha TMAX Rennstrecken-Test 2022

Wie macht sich der sportliche Luxusroller auf der Rennstrecke?

Zugegeben, die Rennstrecke ist natürlich nicht das angestammte Revier des Yamaha TMAX, so sportlich dieser Luxusroller auch ist. Allerdings ergab sich für mich die Gelegenheit, den 2022er-Jahrgang auf dem kleinen aber feinen Anneau du Rhin-Kurs in Frankreich unter die Lupe zu nehmen. Und immerhin spricht Yamaha davon, dass der neue TMAX in Sachen Fahrwerk und Sitzposition sportlicher sein soll - warum also nicht?!

Unverhofft kommt oft. Eigentlich war ich beim Yamaha-Testtag am Anneau du Rhin, um herauszufinden, welches Konzept sich am besten für die Rennstrecke eignet - hier geht´s zum Test von Yamaha R7 World GP 60th Anniversary, MT-10 Tracer 9 GT und Niken GT. Allerdings habe ich bekanntlich eine Konzentrationsfähigkeit von wenigen Sekunden und als ich den hinreißend gelben TMAX so einsam da stehen sah, war mir sofort klar, dass ich auch diesen TMAX über die Strecke scheuchen werde. Genau genommen war es ohnehin ein Test ähnlich wie auf der Landstraße, denn die Rennstrecke war nass (eh klar, wenn ich dort bin) und da fährt man ohnehin runder und defensiver. Dennoch kann ich nach diesem Turn bereits drei Dinge über den neuen TMAX aussagen.

Punkt 1 - der Motor hat einen angenehmen Antritt

Die Zeiten, in denen der Yamaha TMAX der stärkste Roller war, sind zwar vorbei, immerhin gibt es einige Konkurrenz-Modelle, die rund 10 PS mehr abliefern. Allerdings benehmen sich die 47,6 PS bei 7500 Touren richtig antrittsstark und das maximale Drehmoment von 55,7 Newtonmeter bei 5250 Umdrehungen verdeutlicht, dass eine bauchige Mitte bei einem Automatikroller weitaus wichtiger ist, als schiere Leistung. Der Motor an sich wird gegenüber der Vorgängerin nicht verändert, es handelt sich nach wie vor um den 562 Kubik großen Reihen-Zweizylinder, der eben nach wie vor eine Top-Besetzung im TMAX darstellt. Mit ein Grund für diese besonders homogene, angenehme Entfaltung ist auch das APSG (Accelerator Position Sensor Grip) Ride-by-wire-System, das wir wie bei vielen anderen Rollern und Motorrädern wohl der Euro5-Norm verdanken. Die Option, zwischen Stadt- und Sport-Modus wählen zu können, fiel für mich allerdings flach - auf der Rennstrecke, ob trocken oder nass, gibt es nur Sport.

Punkt 2 - das Fahrwerk passt bestens zum sportlichen Motor

Das Fahrwerk war schon beim Vorgänger-TMAX gut und wurde beim neuen 2022er-TMAX behutsam weiterentwickelt - in Richtung Sport. Für mich auf der Rennstrecke natürlich besonders fein, denn mit kaum einem anderen Luxusroller kann man so stabil ohne lästiges Aufschaukeln um enge oder weite Radien zirkeln. Da machen sich eben die von Beginn an sehr hochwertig angedachten Federelemente vorne und hinten bezahlt. Der große Unterschied zu einem Motorrad sind natürlich die Reifendimensionen, mit 120/70-15 vorne und 160/60-15 hinten sind die Pneus zwar nicht unbedingt schmäler, dafür im Durchmesser doch um einiges kleiner. Das sorgt allerdings im Verbund mit den leichteren Spin Forged-Felgen für eine angenehme Handlichkeit, die das stattliche Gewicht von 218 Kilo fahrfertig (zumindest während der Fahrt) weitaus weniger erscheinen lässt.

Punkt 3 - die Sitzposition ist aktiv, aber immer noch Luxus-Roller

Der TMAX war auch schon in seinen vorherigen Generationen in Sachen Ergonomie ein betont sportlicher Luxusroller, das 2022er-Modell soll aber nun dank einer längeren Sitzbank samt einer, um bis zu 30 Millimeter verstellbaren Rückenlehne und verlängerten Trittbrettern das neue Maß aller Dinge sein. Nun ja, der TMAX wildert bekanntlich tatsächlich auch gerne mal unter Motorrädern, allerdings ist und bleibt er im Segment der Luxusroller angesiedelt - eine völlig versportlichte Sitzposition wäre also eine echte Themenverfehlung. Aber ich konnte mich tatsächlich davon überzeugen, dass der neue TMAX eine verhältnismäßig vorderradorientierte Sitzposition ermöglicht und somit innerhalb seines Segments eine richtig sportliche Variation darstellt. Der Windschutz geht dabei ebenfalls in Ordnung, immerhin fuhr ich nur den TMAX ohne einfach verstellbarem Windschild (der TMAX TechMAX besitzt einen elektrisch verstellbaren Windschild), was aber auf der Rennstrecke bei all der guten Abschirmung des Piloten für ausreichend Frischluft am Helm sorgte.

Die Elektronik-Features des Yamaha TMAX im MotoCon-Video

Wie bereits zu Beginn erwähnt, habe ich die vielen Elektronik-Features, die die neuen Yamaha TMAX-Modelle bieten, nicht getestet. Allerdings gibt es dazu ein MotoCon-Video, in dem die neuesten Gimmicks wie das 7 Zoll Farb-TFT-Display und die darauf anzeigbare Garmin-Navigation genau beschrieben sind. Die reine Fahrerei mit sportlichen Aspekten hat der TMAX jedenfalls mit Bravour gemeistert!

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Bericht vom 07.04.2022 | 16.915 Aufrufe

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