Kawasaki Ninja ZX-6R 2002 Test und Gebrauchtberatung

Die Grüne im Gebrauchtcheck

Was die Lückenfüller betrifft, so werden sie nicht viel besser - oder kurzlebiger - als die 2002er Kawasaki Ninja ZX-6R. Diese Anomalie eines Supersportlers kam und starb im selben Jahr und hat auf den ersten Blick kaum einen Zweck erfüllt. Aber wen kümmert es schon, welchen Platz ein Motorrad in der Motorradgeschichte einnimmt? Was Euch interessieren sollte, ist die Tatsache, dass es sich um ein wirklich gutes Supersportmotorrad handelt, das über einen niedrigen Preis, mächtig Power und einen erfreulich hohen Komfort der alten Schule verfügt.

Ausgehend von der Generation 2000/01 unternahm Kawasaki im Grunde sehr wenig, um die Version 2002 636 zu schaffen. Unter den 40 durchgeführten Motor-Modifikationen erhielt der Motor eine um 2 mm größere Bohrung mit 68 mm, was ihm einen Hubraum von 636 ccm verleiht, während die Vorderradaufhängung durch eine neue Ausführung der Tauchrohrabdichtungen, verbesserte Innerein und überarbeitete Dämpfungsraten aufgewertet wurde. Im Grunde genommen ist es also das Vorgängermodell der ZX-6R mit etwas mehr Schmalz, was eine sehr gute Sache ist...

Kawasaki ZX-6R 2002: Die Königin der Straße

Während die ZX-6R im Vergleich zu Konkurrenten wie der Yamaha YZF-R6 und der Suzuki GSX-R600, auf der Rennstrecke nicht mithalten kann, gewinnt sie (wie die größere ZX-9R) den Kampf auf der Straße. Groß, komfortabel und dank des Motors mit zusätzlichem Hubraum, ist die 636 ein hervorragender Supersportler für den Alltag. Man muss den Reihen-Vierzylinder nicht zu Tode drehen, denn sie hat genug Mid-Range-Power, um bei Bedarf entspannt zu cruisen. Gleichzeitig bietet sie neben einem wunderbaren Airbox-Sound auch aufregende Top-End-Performance. Und das Chassis ist auch nicht schlecht.

Bremsupgrade tut der Ninja ZX-6R gut

Als Straßen-Motorrad ist die geräumigere Sitzposition der Ninja, der gut gepolsterte Sitz und die höher angesetzten Stummel-Lenker ein Segen im Vergleich zu den vollwertigeren Rennvertretern. Sie ist ein wirklich komfortables Supersport-Bike, das auch in den Kurven extrem kompetent ist. Sie lässt sich zwar nicht messerscharf beschreiben, ist aber trotzdem keine lahme Schnecke und im Gegensatz zum nachfolgenden B1H-Modell war die 636 deutlich stabiler. Ja, die Bremsleistung fehlt ein wenig, aber wenn ihr der Ninja einen Satz hochwertiger Bremsbeläge und Stahlflex-Leitungen gönnt, seid ihr auf dem besten Weg, dieses Wehwehchen zu heilen.

Wenn Ihr ein sportliches Motorrad wollt, das nicht die Welt kostet und das auch praktisch ist, dann ist die Honda CBR600F die naheliegende Wahl. Aber wenn ihr etwas ebenso Praktisches wollt, das ein wenig anders ist, dann sucht Euch eine Kawasaki Ninja ZX-6R 636, denn sie ist einer der verborgenen Schätze der Gebrauchtmotorradwelt.

Worauf man beim Kauf einer Kawasaki Ninja ZX-6R achten muss

Das erste, das man beim Kauf einer ZX-6R überprüfen sollte, ist die Tatsache, dass es sich tatsächlich um das 636-ccm-Modell handelt! In den frühen 2000er Jahren waren die Verkäufe von Kawasaki schleppend und als Folge wurde ein Großteil des Vorgängermodells der ZX-6R, das im Jahr 2000 und unverändert im Jahr 2001 auf den Markt kam, nicht verkauft. Wenn Ihr die Kleinanzeigen nach einer 2002er ZX-6R durchsucht, sind viele der Ergebnisse spät registrierte 2001er 599er-Maschinen und nicht wirklich 636er-Maschinen. Der offensichtliche Hinweis ist das große 636er-Logo auf der Verkleidung, aber wenn das Motorrad eine Zubehör-Verkleidung hat, überprüft sicherheitshalber einfach den Fahrzeugschein auf den Hubraum und den Motor selbst. Basics vorbei, auf das Motorrad steigen...

Schwachstelle der 2002 ZX-6R: die Bremsanlage

In den frühen 2000er Jahren verließ sich Kawasaki auf Sechskolben-Bremssättel von Tokico, um den Bremsen etwas mehr Biss zu geben, doch diese sind, offen gesagt, schrecklich, wenn es um festgefressene Kolben geht. Sie sind ein echter Schandfleck auf dem Bremssattel und müssen ziemlich regelmäßig erneuert und gewartet werden (häufiges Reinigen mit Bremsenreiniger und Schmieren der Kolben), um sicherzustellen, dass alles reibungslos funktioniert. Bei einem gebrauchten Motorrad sollte man immer das vordere Ende in die Luft heben und auf schleifende Beläge, sowie auf jedes Pulsieren bei einer Testfahrt, achten, das auf eine verzogene Scheibe hindeutet.

Der 636 Motor bedarf lediglich regelmäßiger Wartung

Der 636-ccm-Motor ist ziemlich solide, aber es gibt gelegentlich Berichte über Probleme mit dem Getriebe, und wie bei so vielen älteren Motorrädern beginnen die Reg./Reg./Generatoren mit dem Alter zu versagen. Da die ZX-6R immer noch mit Vergasern läuft, solltet Ihr darauf achten, dass der Motor sauber startet, sonst müsst Ihr ein paar Euro ausgeben, um die Vergaser in Schuss zu bringen. Auch der Benzinhahn sollte auf Lecks untersucht werden, da dieser ausfallen könnt und möglicherweise eine Überholung erfordert. Wenn ein Zubehör-Auspuff montiert ist (die meisten Motorräder werden das tun), fragt, ob das Motorrad mit einem passenden Vergaserkit eingestellt wurde.

Solides Bike, aber trotzdem ein paar Jahre alt

Was das Chassis betrifft, handelt es sich nur um allgemeine Verschleißprobleme, daher sollten die Lager (Lenkkopf, Räder, Schwinge) sowie die Verbrauchsmaterialien wie Bremsbeläge, Kette und Kettenräder usw. und das Fahrwerk auf Undichtigkeiten und Rahmen/Motor auf Anzeichen von Aufprallschäden überprüft werden. Die ZX-6R läuft mit einem etwas ungewöhnlichen 120/65 Vorderreifen, eine Größe, die heutzutage nicht sehr verbreitet ist und daher werden die meisten mit einem 120/70er ausgestattet. Wenn dies der Fall ist, überprüft einfach, dass er nicht am vorderen Kotflügel scheuert. Prüft auch, dass der Kühler keine Lecks oder größere Steinschäden an den Lamellen aufweist, da diese kostspielig zu ersetzen sind und gebrauchte Teile oft genauso schlimm sind.

Insgesamt ist die ZX-6R ein solides Motorrad, aber sie ist jetzt auch ziemlich alt, also seid auf der Hut, wenn Ihr sie besichtigt.

Gab es Modellpflegen?

Die A1-Generation der ZX-6R gab es nur ein Jahr lang, bevor sie 2003 durch die neue ZX-6R B1H ersetzt wurde. Die B1H, die ein radikal neues Aussehen hat, war ebenfalls mit einem 636-ccm-Motor ausgestattet, wurde aber zur Leistungssteigerung erheblich modifiziert und hatte serienmäßig eine Rutschkupplung. Darüber hinaus war die ZX-6R 2003/04 mit Radialbremsen und umgekehrten Gabeln ausgestattet und hatte sogar eine spezielle 599-ccm-Homologation in Form der ZX-6RR.

Preis einer gebrauchten Kawasaki ZX-6R 636

Den Preis sowie aktuelle Angebote zur Kawasaki ZX-6R 636 findet ihr am 1000PS Gebrauchtmarkt: Gebrauchte Kawasaki Ninja ZX-6R 636 kaufen.

Über Jon Urry:

Als begeisterter Motorradfahrer und Weltenbummler, der seit 2001 schon für Motorradmagazine in acht Ländern gearbeitet hat und jährlich über 30.000 Kilometer im Sattel verbringt, behauptet Jon von sich selbst zumindest seit 2003 jedes Modell von jedem (namhaften) Hersteller gefahren zu sein, das er kennt. 1000PS ist es gelungen ihm eine Reihe an Gebraucht-Berichten abzuluchsen, sodass ihr, von unserer Crew auf Deutsch übersetzt und da oder dort erweitert, in den Genuss seiner einzigartigen Erfahrungen kommt.

Autor

Bericht vom 29.03.2020 | 56.633 Aufrufe

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