Top Fuel Bikes

1500PS - 3,2l Hubraum - 1000Nm Drehmoment. 1000PS nimmt die Bikes der europäischen Dragster-Elite unter die Lupe.
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Top Fuel Bikes

Die europäische Dragsterelite traf sich zum Auftakt des UEM Championat im hohen Norden Schwedens. Dort wurde in Tierp das erste von vier Rennen der Saison 2013 ausgetragen.
 
Die unzähligen Drag Racing Fans bekamen einiges zu sehen an diesem Wochenende. Bei der Vierzylinder Fraktion gingen fünf Top Fuel Bikes an den Start. Ein Exot war Rikard Gustafsson mit seinem Funny Bike (Turbo Motor). Leistungsmäßig unterlegen aber dennoch verdammt schnell unterwegs. Dieses Konzept startet bei den Top Fuel Bikes, da es keine andere Klasse in Europa die diesem Bike gerecht wird. Im Feld der Super Twin Top Fuel Bikes waren leider nur dreizehn Teams gemeldet.

Aktueller Rekord: 355,5 km/h in 5,709 Sekunden
Unterschieden wird bei den Top Fuel Bikes generell zwischen den Top Fuel Bikes und den reinen Zweizylinder Motoren, den Super Twin Top Fuelern. Bei den Top Fuel Bikes ist das Vierzylinder Aggregat heutzutage das Maß der Dinge. Aktuelle Rekorde sind ein Beweis dafür, dass der Vierzylinder derzeit der beste Triebling ist. Im August vergangenen Jahres wurde in der Tierp Arena der Weltrekord bei den Top Fuel Bikes aufgestellt. Der Schweden Peter Svensson überquerte die Ziellinie in 5.7092 Sekunden und mit 355.50 km/h. Ein Schock für die Übermacht der US Teams.
 

Bildergalerie Top Fuel Bikes in Tierp
 
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Top Fuel Bike Chassis
 
Optisch sind es zumeist die Chassis, die diese Motorräder voneinander unterscheiden. Viele Teams stellen ihren Rahmen selbst her und lassen die jahrelange Erfahrung in die Konstruktion mit einfließen. Der Gitterrohrrahmen aus wir aus 4113 Chrom-Molybdän Stahl hergestellt. Knapp 20 Meter dieses kalt glänzenden Stahls sind für die Herstellung des Rahmens nötig. Hauptaugenmerk gilt dem Fahrer (Gewicht, Bein- und Armlänge). Der Pilot muss also eins werden mit dem Bike. In Extremsituationen ist es notwendig, bestmögliches Handling zu erhalten. Der Radstand, Steifigkeit, Schwerpunkt, Anordnung des Getriebes und die Zugänglichkeit bei den Wartung- bzw. Servicearbeiten sind ebenfalls wichtige Details bei der Konstruktion des Rahmens Es gibt natürlich auch Hersteller, die diese Rahmen bauen und dies schon mehrfach erfolgreich im Wettbewerb beweisen konnten. Puma Engeneering, Race Visions Reborn, Weekend sind namhafte Manufakturen für Chassis dieser Art.

Das Bodywork ist aus Kohlefaser gefertigt und teilweiße findet auch noch Aluminium Verwendung. Strömungsspezifisch wird viel mit der Frontverkleidung experimentiert. Auch Spoiler-ähnliche Gebilde an den Bikes, sollen den Anpressdruck erhöhen. Vereinzelnd wird mit der Führung der Abgasanlage getrickst um sich die enorme Energie zu Nutze zu machen.
 
 
Die Mega-Gummiwalze im Heck des Rahmens soll die brachiale Power auf die Strecke bringen. Der überdimensionale Ausleger am Rahmen - der sog. Wheelie Bars - soll verhindern, dass sich das Bike beim Start nach hinten überschlägt. Dort befindet sich auch der Platz für den Bremsschirm, wenn es mal knapp werden sollte. Das Gesamtgewicht eines Bikes liegt je nach Motorisierung bzw. Aufbau zwischen 350 - 450 kg.

15 Liter Nitromethan auf 400 Meter
Wer aus einem 1.550 ccm Vierzylinder Motor cirka 1.500 PS Leistung holt, der kann den großen Bohrer getrost im Werkzeugschrank lassen? Da geht noch was! Bei den Twins Fuel Bikes trifft man auf bis zu 3,2 Liter Hubraum, wohlgemerkt aus zwei Zylindern. 800- 1000 Nm Drehmoment bei über 1000 PS sorgen hier für den nötigen Fahrspass. Drehmomentmonster, die die Motorsportbegeisterten in ihren Bann ziehen. Der Aufwand für diese Leistungs-ausbeute ist gigantisch, ca. 15 Liter werden bei einem Top Fuel Bike von diesem flüssigen Sprengstoff während eines 400-meter-Laufes durch die Kanäle geprügelt!
 
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1500PS - 3,2 Liter Hubraum - 1000Nm Drehmoment

 
Es verwundert keinen, dass die Motorenblöcke und Zylinderköpfe aus Vollaluminium gefräst sind, um diese enormen Kräfte zu handeln. Der Brennraum ist hemisphärisch gestaltet. Bei Kurbel- und Nockenwelle verlässt man sich natürlich auch auf die bewährte Technik von exklusiven Zulieferer. Nur die edelsten Teile kommen hier zum Einsatz.

Einen kleinen Einblick gibt der Multichampion Ian King. An seinem von Gulf gesponserten Fuel Bike beatmet der Kompressor den 12 V DOHC Motor mit ca. 430 Liter pro Sekunde. Bei Höchstdrehzahl des Kompressors wäre es möglich bis zu vierzig Liter Nitromethan pro Minute zu verbrennen.

Gezündet wird dieses hochexplosive Gemisch durch eine Hochleistungszündanlage aus dem Hause MSD. Bis zu 44 Ampere sorgen für den kernigen Zündfunken, der dieses Kraftstoff-Luftgemisch entzündet. Pro Brennraum sind zwei Zündkerzen verbaut, die nach jedem Run ausgetauscht werden müssen.
 
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Die Kupplung bei Top Fuel Bikes
 
Eine Top Fuel Kupplung basiert auf dem Prinzip der Fliehkraft. Über einen überdimensionierten Zahnriemen wird die Drehzahl vom Motor direkt an die Kupplung übertragen. Durch die Fliehkraft bewegen sich spezielle Arme, die mit kleinen Gewichten bestückt sind, nach außen auf die Kupplung und wirken dort eine Kraft aus, die auf die drei oder mehr Kupplungsscheiben und zwei Druckplatten einwirken. Umso höher die Drehzahl, desto höher der Druck auf das Kupplungspaket. Durch unterschiedliche Gewichte an den Fingern lässt sich die Kupplungseinstellung vornehmen. Am Start wird die meiste Energie in Hitze umgewandelt. Vom Start weg sieht man deutlich den Kupplungsstaub aufsteigen. Nach ca. 2 sec., oder ca. 200 m ist die Reibung so enorm, dass der Kraftschluss mit dem Motor hergestellt ist. Fast zeitgleich schaltet der Pilot, via Pneumatik oder auch hydraulisch über einen Knopf am Lenker in den zweiten Gang.

Keine Frage: das brutale Zusammenspiel aller mechanischen und elektronischen Komponenten, einschließlich der Programmierung des Zeitfensters, an welchem Punkt des Höllenrittes wie viel % Kraftschluss an der Kupplung anliegen, ist eine Kunst für sich. Aufschluss beim Setup geben Sensoren für Kraftstoffdruck und Kraftstoffdurchfluss, Kurbelwellen- und Hinterraddrehzahl, Abgastemperatur der Zylinder sowie der Beschleunigungssensor. Diese gesammelten Daten geben Rückschlüsse wie man das Setup verbessern kann. Durch Änderung der Bedüsung am Einspritzsystem stehen den Teams viele Möglichkeiten offen. Das Timing der Zündung wird ebenso angepasst. Spezielle Renncomputer und Auswertungsprogramme sind eine wesentliche Arbeitserleichterung bei der akribischen Auswertung.
 
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Das Wo und Wieviel Power die Strecke verträgt, entscheidet über einen guten Lauf. Viel Rennfahrer laufen dabei am Rennwochenende die Strecke mehrmals ab und achten auf jede Veränderung (Risse, Poren Oberfläche etc.). Viele Teams machen sich zusätzlich Messung meteorologischer Größen mit einer Wetterstation zu nutze. Statistische Auswertungen jedes Laufes können sehr hilfreich sein um das Bike der jeweiligen Streckenverhältnissen anpassen zu können.

Wenn teilweise die Motoren bitterböse ihr Leben auf dem Drag Strip aushauchen kann dies sehr schnell ruinöse Ausmaße annehmen. Ein Rennmotor dieser Güte schlägt mit schlappen 25.000 Dollar ein nicht gerade kleines Loch in die Haushaltskasse. Peanuts im Vergleich mit einem komplette aufgebauten Top Fuel Bike. 150.000 Dollar sind schon nötig für einen fahrbaren Untersatz dieser Liga. Es bedarf mehr als nur Mut ein Top Fuel Bike zu fahren. Nur sehr wenige auf diesem Erdball sind sich dieser Herausforderung auch bewusst. Einer, der weiß wovon er redet ist Larry Spidermann McBride. Er betont immer wieder, wie respektvoll man diesen PS Monster begegnen sollte. Selbstüberschätzung ist hier fehl am Platz, nicht nur dass man sich selbst in Gefahr bring, sondern auch seinen Kontrahenten in der anderen Bahn.
 
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Super Twin Tup Fuel
 
Speziell in dieser Klasse sind sehr viele unterschiedliche Motoren am Start und das macht diese Kategorie so reizvoll. Im Feld ist der Triebling vom US Hersteller Nitro V 60 sehr erfolgreich. Dieser Motor hat einen 60° Zylinderwinkel und wurde von US-Legende und Champion Ron Houniet entwickelt und auf dem europäischen Markt etabliert. Der Kanadier Nate Gangon wurde 2012 mit diesem Motor UEM Champion. Ein weiterer populärer Triebling ist der von PRP (Pro Racing Products). Christian Jäger vom Black Seven Race Team setzt auf diesen Motorentyp und ist schwer begeistert von der enormen Power.

Wie bei den europäischen Zweizylinder Top Fuel Bikes gibt es noch ein wesentlichen Unterscheidungskriterium: Klassischer Saugmotor oder mit Kompressoraufladung. In der Königsklasse im Drag Racing sind die Aufgeladenen - sog. Blower Bikes - aufwendiger in der Abstimmung. Trotzdem trifft man sie weltweit recht häufig im Fahrerlager an.

Ein Meister seines Faches ist sicherlich Jaska Salakari. Sein KTM Nitroduke Bike hat ebenfalls einen Zylinderwinkel von 60° und 1995 cm³ Hubraum. Natürlich verzichtet auch Jaska nicht auf einen Kompressor Alle Teile wurden mit nur sehr wenigen Ausnahmen von Jaska konstruiert und gebaut. Durch einen enormen technischen Aufwand wirkt dieses Bike zukunftsweisend. Der charakteristische Klang des Motors ist ein Strappado für den menschlichen Körper. Der Finne ist besessen und jagt den Rekorden nur so hinterher. Auf 6.273 sec. hat er die Messlatte gelegt. Es ist immer wieder interessant, mit welchen skurrilen Antriebskonzepten die Teams die Hatz über die Viertelmeile angehen. Die Drag Bikes erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und sind vor allem Skandinavien deutlich im Vormarsch.
 
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FIM Europe Drag Racing 2013 Termine
 
09.-11. August: Hockenheim, Deutschland

05.-08. September: Santa Pod Raceway, England
 

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Text: 1000PS
Fotos:
Henrik Vormdohre

Autor
patrick_b

PATRICK_B

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Bericht vom 12.08.2013 | 19.611 Aufrufe

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