BMW F 800 GS Test

Die Rückkehr der legendären Reiseenduro?

Die unterschätzte Überraschung im Test! Auf Gran Canaria fuhren wir die 1300 GS Adventure, die F 900 GS, die F 900 XR und auch die nagelneue BMW F 800 GS. Wie fügt sich die neue 800er in das Portfolio ein. Ist sie die Nachfolgerin der legendären und beliebten 800er GS?

Zugegeben: Als die Informationen zum Test der neuen BMW F800GS auf Gran Canaria in meinem Postfach landete, war ich skeptisch. Die kleine GS-Baureihe - früher als F750GS bekannt - hatte bisher den Ruf eines braven Einsteigerbikes. Ein solides Motorrad ohne große Emotionen, das dir den Einstieg in die Reiseenduro-Welt möglichst einfach machen soll. Doch was wir hier auf den kurvigen Straßen der Kanareninsel erlebt haben, hat nicht nur mich, sondern auch meine Kollegen McGregor und Mex ziemlich überrascht. Die neue F800GS ist eine richtig gute Reiseenduro und fügt sich großartig in das Modellprogramm ein! Ist sie gar eine Nachfolgerin der alten und sehr beliebten F 800 GS?

BMW F 800 GS - Vertraute Begegnung mit neuem Charakter

Der erste Kontakt mit der F800GS macht sofort klar: BMW denkt weiter an die Einsteiger. Mit einer Sitzhöhe von 815 mm ist sie für eine Reiseenduro erfreulich zugänglich, und wer's noch niedriger braucht, kann sie per Zubehör sogar auf Naked-Bike-Niveau von 760 mm absenken. Doch sobald du den Motor startest, merkst du: Hier werkelt nicht mehr der brave Twin der Vorgängerin. BMW hat der F800GS das 895ccm-Herz der F900-Familie eingepflanzt - wenn auch mit eigener Charakteristik.

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Harmonischer Tanz durch die Serpentinen

Unsere Testflotte war mit Michelin Anakee Road-Bereifung bestückt, und was die F800GS damit auf den kurvigen Straßen Gran Canarias zeigt, hat mich echt beeindruckt. Das Einlenkverhalten ist herrlich transparent und linear, das gesamte Handling so harmonisch, dass du dich nach wenigen Kurven fühlst, als würdest du das Bike schon ewig kennen. Mit 87 PS bei 6.750 U/min und 91 Nm bei bereits 4.500 U/min liefert der Motor genau das richtige Maß an Power für dynamisches Fahren, ohne dabei je zu überfordern. Die F800GS ist sowohl beim Handling als auch bei der Leistungsentfaltung eine echte Punktlandung! Sie macht Spaß, ohne zu überfordern! Sie ist einfach zu fahren, ohne langweilig zu wirken. Ein richtig gutes Motorrad mit dem man einfach gerne fährt.

Michelin Anakee Road auf BMW F 800 GS
Die austarierte BMW F 800 GS wurde bei unserem Test von Michelin Anakee Road Reifen unterstützt.

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Wenn's schnell werden soll

Unser Testalltag auf der Insel war täglich ähnlich. Morgens quälten wir uns bei heftigem Frühverkehr aus der Stadt und fuhren konzentriert hinauf in die Berge. Wir achteten auf die Details am Motorrad und probierten alle Funktionen ausgiebig aus. Danach folgten die Dreharbeiten auf einsamen Straßen. Dort fuhren wir einzelne Kurven oft 10-20 mal und mussten oft auf engen Strecken rangieren und manövrieren. Am Ende des langen Tages folgte aber immer der Höhepunkt! Das traditionelle Downhill-Rennen der Crew zurück ins Hotel. Klarerweise wurde das niemals so ausgesprochen und jeder war angeblich super locker unterwegs. Die Abfahrt dauerte Immer zwischen 40-50 Minuten und führte von von 2.000 Höhenmetern runter auf Meereshöhe. Hier zeigte die F800GS dann auch ihre sportliche Seite. Selbst im Pulk mit den stärkeren Schwestern F900GS und F900XR konnte sie tapfer mithalten. Einzig die Bremsen zeigten bei dieser Extrembelastung erste Ermüdungserscheinungen - was aber für den normalen Tourenalltag keine Relevanz hat.

Das Geheimnis der Balance

Was die neue F800GS so besonders macht, ist ihre ausgewogene Abstimmung. Das Chassis und die Sitzposition kombinieren Fahrkomfort mit dynamischem Potenzial. Ja, die Bewegungsfreiheit im Sattel ist etwas eingeschränkter als bei der sportlicheren F900GS, aber dafür bietet sie eine perfekte Balance für alle, die ein vielseitiges Bike suchen.

BMW F 800 GS
Die BMW F 800 GS vereint Komfort, Fahrspaß und Pragmatik ausgesprochen gut.

BMW F 800 GS im Vergleich mit den Schwestern

Während die F900GS mit 230mm Federweg vorne und 215mm hinten klar ihre Offroad-Gene betont und die F900XR als Straßenspezialist mit Premium-Ausstattung punktet, positioniert sich die F800GS als echter Allrounder. Sie ist weder so hoch wie die 900GS (870mm) noch so straßenfokussiert wie die XR. Stattdessen bietet sie den guten Mittelweg - und das zu einem einigermaßen attraktiven Preis.

BMW F 900 GS
Die F 900 GS ist wesentlich härter, höher und Offroad-tauglicher als ihre 800er Schwester.

Wer die neue BMW F 800 GS individuell anpassen möchte, sollte den Online-Konfigurator von BMW nutzen. Dort lassen sich verschiedene Optionen wie Sitzhöhen, Farben und Ausstattungspakete bequem durchklicken. Der Konfigurator zeigt direkt den Gesamtpreis an, sodass man schnell einen Überblick erhält, was die Wunschmaschine letztlich kosten wird. Ein praktisches Tool, um die F 800 GS perfekt auf persönliche Bedürfnisse zuzuschneiden. Dabei wird jedoch auch klar, dass der Listenpreis der Basismaschine oft relativiert wird. Einige Features sind zwar serienmäßig, doch für eine maßgeschneiderte Ausstattung müssen zusätzliche Extras einkalkuliert werden. Ich kam beim BMW Motorrad Konfigurator in Deutschland mit meiner Wunsch-Konfiguration auf 12.800 Euro in Deutschland. In Österreich lag der Preis bei 14.7000 Euro. Link Konfigurator BMW Motorrad Österreich

Gran Canaria: Das perfekte Test-Revier

Während daheim in Mitteleuropa die Motorräder unter der Winterplane schlummern, präsentiert sich die neue F800GS unter perfekten Testbedingungen auf Gran Canaria. Die Kanareninsel ist nicht nur ein Paradies für Sonnenanbeter, sondern auch ein echter Motorrad-Playground: Von Meereshöhe bis auf 2.000 Meter findest du hier alles, was das Bikerherz begehrt. An unserem Testtag zeigt das Thermometer auch im Januar angenehme 25 Grad, und die Straßen sind abseits der Hauptrouten herrlich leer. Von engen Serpentinen bis zu schnellen Passagen, von glattem Asphalt bis zu rauen Passstraßen - hier kann die neue F800GS zeigen, was wirklich in ihr steckt. Nur eines musst du beachten: Lass dich vom spektakulären Ausblick aufs Meer nicht zu sehr ablenken. Denn das Gelände neben der Straße ist immer steil und schroff. Schon seit Jahren vertrauen wir bei Reisen auf das Unternehmen Canary Ride. Das Unternehmen vermietet Motorräder in allen Hubraumklassen auf Teneriffa und auf Gran Canaria und bietet eine außergewöhnliche Auswahl! Hier ein paar Tourentipps für die Insel! Diese Strecken befuhren wir auch mit der F 800 GS:

Motorradparadies Gran Canaria
Motorradparadies Gran Canaria

Helme im Test: NEXX

Bei den Testfahrten auf Gran Canaria setzten wir auf die neue X.WED3 und X.LIFECOUNTRY Serie von NEXX. Die für Reiseenduro-Einsätze konzipierten Helme überzeugten besonders durch ihr ausgeklügeltes Belüftungssystem - ein entscheidender Vorteil bei den wechselnden Temperaturen zwischen morgendlicher Küste und Bergstraßen im Inselinneren. Das breite Sichtfeld erwies sich als perfekt für die technisch anspruchsvollen Passagen, während die gute Geräuschdämmung auch längere Etappen ermüdungsfrei machte. Hier der Link zum Reifen im "GS Design": https://nexx-helmets.com/de/helme/x-lifecountry/westbound/blue-red-mt/

Passen gut zusammen - Optimale Farbkombi Helm plus Motorrad
Passen gut zusammen - Optimale Farbkombi Helm plus Motorrad

IXS Bekleidung im Test

Für unseren Test auf Gran Canaria nutzten wir zwei verschiedene Ausstattungsvarianten der IXS Venture-Serie. McGregor entschied sich für die luftige Venture Air Kombi mit dem neuen Venture-1.0 Helm und STX-Handschuhen, während ich die sportlicher geschnittene Venture-STX-Kombination testete. Beide Sets bewährten sich dank intelligenter Belüftungsöffnungen und elastischer Materialien ideal für die wechselnden Bedingungen auf der Insel. Ein kurzer Griff an die durchdacht platzierten Lüftungsreißverschlüsse genügte, um von kühler Bergluft auf warmes Küstenklima umzuschalten ohne lästige Zwischenstopps. Die Anpassungsfähigkeit während der Fahrt sparte Zeit und sorgte für durchgehenden Komfort.

Hier alle Informationen zum IXS System.

IXS Motorradbekleidung
Blick auf Gran Canarias Wahrzeichen Roque Nublo. Bis dorthin durchfährt man mehrere Klimazonen. Eine anpassungsfähige Ausrüstung ist gefragt.

Fazit BMW F 800 GS: Mehr als nur ein Einsteigerbike

Die neue BMW F800GS ist die positive Überraschung in unserem Kanaren-Test. Sie beweist eindrucksvoll, dass "einsteigertauglich" und "leiwand" sich nicht ausschließen müssen. Mit ihrem harmonischen Handling, dem praxistauglichen Motor und der ausgewogenen Abstimmung ist sie weit mehr als nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zur großen GS. Sie ist ein eigenständiges Motorrad mit echtem Charakter - und für viele vielleicht sogar die bessere Wahl als ihre größeren Schwestern. Für wen passt die F800GS? Für alle, die eine ehrliche, harmonische Reiseenduro suchen, die weder mit übertriebener Größe noch mit Komplexität aufwartet, dafür aber mit einer gehörigen Portion Fahrspaß überzeugt. Das Image des braven Einsteigerbikes hat sie definitiv abgelegt - und das völlig zu Recht. Doch die Nachfolgerin der legendären alten F 800 GS ist sie nicht - diese Rolle füllt die F 900 GS mit Enduro Pro Paket aus. Der Vergleich dieser beiden Modelle stand hier auf den Kanaren ebenfalls am Programm.

Fazit: BMW F 800 GS 2024

Die neue BMW F800GS überzeugt als vielseitige Reiseenduro mit ausgewogenem Handling, kraftvollem Motor und einsteigerfreundlicher Zugänglichkeit. Sie bietet Fahrspaß und Komfort gleichermaßen und ist eine eigenständige Wahl für Allround-Fans.


  • harmonisches Handling
  • praxistauglicher Motor
  • ausgewogene Abstimmung
  • niedrige Sitzhöhe
  • vielseitig einsetzbar
  • einsteigerfreundlich aber trotzdem nicht langweilig
  • vielfältige Anpassungsmöglichkeiten
  • ausgewogene Balance zwischen Komfort und Dynamik
  • eingeschränkte Bewegungsfreiheit bei Sitzbänken mit niedriger Sitzhöhe
  • Bremsen ermüden bei Extrembelastung
  • sportliche Piloten vermissen etwas Dynamik

Bericht vom 09.02.2025 | 13.125 Aufrufe

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