Honda NX500 Test 2024

Wie schlägt sich Hondas A2-Reiseenduro?

Spät aber doch durfte auch 1000PS Hondas Neuauflage der CB500X testen. Hier sind unsere Eindrücke zur NX500.

Hondas langjährige A2-Reiseenduro, die CB500X, wurde für das Jahr 2024 nicht nur großflächig überarbeitet, sondern bekam auch einen neuen Namen. Aber auch als NX500 soll sie noch die gleichen Qualitäten bieten, wie ihre Vorgängerin, nämlich Zugänglichkeit und Vielseitigkeit. 2019 begeisterte mich die CB500X auf meiner ersten Motorradreise in Norwegen. Ob die neue NX500 meine alte Liebe wieder entfachen kann?

Neuerungen der Honda NX500 2024

Wer sämtliche Veränderungen und Neuerungen im Detail wissen möchte, der findet alle Informationen hier im Vorstellungsbericht der Honda NX 500. Die wichtigsten Änderungen sind meiner Meinung nach die verbesserten Federelemente, die potentere Bremserei und die Modernisierung der Elektronik. Die Federung der Showa Federelemente, vorne eine Big Piston Upside-Down-Gabel und hinten ein Monofederbein, sind zwar weiterhin nicht einstellbar außer in der Vorspannung am Heck, doch dafür ist ein Gabelholm für die Dämpfung und der andere für die Federung zuständig, was insgesamt das Ansprechverhalten des Fahrwerks verbessern soll. Mehr Performance soll auch die erstmals verbaute Doppelscheibenbremsanlage an der Front bringen. Zu guter Letzt buhlt in diesem Test auch die neue, modernisierte Elektronik um unsere Aufmerksamkeit. Neben einem neuen Display inklusive Smartphone Konnektivität wurde auch die ECU überarbeitet und eine Traktionskontrolle etabliert. Beim Motor ist abseits der Steuerelektronik und überarbeiteter Einspritzung alles beim Alten geblieben. Der 471 cm³ große Reihen-Zweizylinder leistet weiterhin 48 PS bei 8.600 U/min und 43 Nm Drehmoment bei 6.500 U/min.

Fahrendes Motorrad

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Honda NX500 2024 in der Stadt - Alltagstauglichkeit im Test

Die Honda NX500 wird von Honda als vielseitiges Reisemotorrad mit Geländeambitionen beworben. Dennoch wird sie in erster Linie von den meisten Käufern eher als braves Brot-und-Butter-Motorrad bewegt werden. Ein zugängliches Bike, das viele Fahrer wahrscheinlich vor allem für den Alltag und eher kürzere Touren nutzen werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht auch mehr kann aber dazu später.

Im Stadtverkehr zeigt sie ihre Stärken besonders deutlich. Erstens, sie verfügt über eine relativ niedrige Sitzhöhe von 830 mm. Ihre schmale Bauform sorgt dafür, dass auch Fahrer mit kürzeren Beinen problemlos den Boden erreichen und einen sicheren Stand haben. Man sitzt auf der NX500 sehr aufrecht, die Arme leicht angewinkelt am Lenker und die Knie nicht übermäßig spitz eine sehr natürliche, unauffällige und typische Reisenduro-Sitzposition. Mit einem Gewicht von 196 kg bleibt sie auch im Stand oder bei niedrigen Geschwindigkeiten gut beherrschbar. Das moderate Gewicht verhindert ein zu kippeliges Fahrverhalten im Stand oder bei langsamen Geschwindigkeiten, sodass sie stets kontrollierbar bleibt.

Honda NX500 Test
Der Motor der NX500 ist eine ihrer Stärken. Er überfordert nie, hat aber genug Power, um alles mitzumachen.

Besonders hilfreich ist dabei der zugängliche Motor. Er spricht sanft und geschmeidig auf das Gas an und lässt sich fein dosieren. Die leichtgängige Kupplung, die mit nur einem oder zwei Fingern betätigt werden kann, erleichtert es dem Fahrer, sich z.B. durch dichten Verkehr zu schlängeln oder anspruchsvollere Rangiermanöver souverän zu meistern. Die NX500 macht es dem Fahrer in sämtlichen Fahrsituationen wirklich leicht.

Auch der Klang des Motors ist dezent und keinesfalls aufdringlich, was angesichts der Euro5-Plus-Norm nicht überrascht. Klang-Fetischisten mögen hier vielleicht etwas vermissen, doch gerade in der Stadt ist es angenehm, dass die NX500 leise bleibt und man selbst zu früheren Stunden nachbarschaftsfreundlich unterwegs sein kann.

Gerade in der Stadt erweist sich die Traktionskontrolle der Honda NX500 als äußerst nützlich, besonders auf nassen Kanaldeckeln, Straßenbahnschienen oder bei kälteren Temperaturen. In solchen widrigen Bedingungen kann sie im Ernstfall wirklich rettend eingreifen. Allerdings wird die Traktionskontrolle wohl nur in diesen Ausnahmefällen aktiv werden, da die Leistung des Motors so gutmütig, linear und vorhersehbar abgegeben wird, dass man auch mit weniger Erfahrung die Kontrolle in heiklen Situationen leicht behält.

Honda NX500 2024 auf Reisen - Langstreckentauglichkeit & Autobahn-Performance im Test

Abseits der Stadt wird die NX500 für viele sicherlich auch für kleinere Reisen oder als Pendlerfahrzeug von außerhalb der Stadt attraktiv sein. Das bedeutet, sie muss auch auf Autobahnen und längeren Strecken überzeugen. Die bereits erwähnte angenehme Sitzposition bleibt auch über längere Zeiträume im Sattel komfortabel. Der Sitz bietet soliden Komfort, auch wenn er nach längerer Fahrt etwas durchgedrückt wird das hängt jedoch stark von den persönlichen Vorlieben, Ausmaßen und Gewohnheiten ab.

Honda NX500 Test
Auf langen Etappen schlägt sich die NX500 passabel, es machen sich bei Autobahngeschwindigkeiten aber leichte, hochfrequente Vibrationen bemerkbar.

Der Windschutz ist akzeptabel. Bei meiner Körpergröße von 1,85 m trifft der Wind mich etwa auf Augenhöhe, allerdings ohne übermäßig laute Verwirbelungen. Größere Fahrer könnten hier jedoch ein Upgrade in Betracht ziehen. Bei höheren Geschwindigkeiten fällt auf, dass der kleine Zweizylinder sich schon anstrengen muss, um eine Geschwindigkeit von 130-140 km/h zu halten. Die Drehzahlen steigen dabei auf rund 6000 U/min, was sich durch leichte, hochfrequente Vibrationen an den Fußrasten und am Lenker bemerkbar macht. Ob diese Vibrationen stören, hängt stark von der individuellen Empfindlichkeit ab. Für mich persönlich war es noch im akzeptablen Rahmen, aber sensiblere Fahrer könnten das Kribbeln in den Handflächen nach längerer Fahrt als unangenehm empfinden. Ein Pluspunkt auf langen Etappen ist dafür der niedrige Verbrauch des Motors von nur 3,6 L/100km, der in Kombination mit dem 17,5 Liter fassenden Tank eine gute Reichweite von über 400 km ermöglicht.

Selbst auf unebeneren Strecken zeigt sich die Honda NX500 von ihrer komfortablen Seite. Für diese Preisklasse ist das Fahrwerk durchaus beeindruckend. Die Dämpfung arbeitet auf einem angenehmen Niveau und verarbeitet auch schnelle Schläge sehr sauber. Man spürt sie zwar, aber in keinem unangenehmen oder störenden Ausmaß. Bei längeren Unebenheiten bleibt das Motorrad stabil und sicher. Es wirkt keinesfalls wie ein Schaukelpferd oder eine Pogo-Stick-Federung, wie es oft bei günstigeren Motorrädern der Fall ist.

Honda NX500 2024 im Winkelwerk - Kurven-Performance im Test

Und wie sieht es auf kurvigen Strecken aus? Hier glänzt die NX500 genauso wie ihre Vorgängerin, die Honda CB500X. Das agile und mühelose Handling der NX500 ist eine echte Freude. Beim Fahren durch enge Kurvenstrecken fühle ich mich an meine Reise in Norwegen erinnert, wo die kleinen, schmalen Straßen sich entlang der Fjorde und Gebirgsplateaus schlängeln. Schon damals war ich begeistert von der mühelosen Agilität der CB500X. Auch bei der NX500 lässt sich das Motorrad leicht von einer Seite auf die andere legen und man wedelt locker durch die Kurven. Der Motor liefert zwar keine Beschleunigungswunder, doch in Kombination mit einem schwungvollen Fahrstil und dem Vertrauen, das die Maschine vermittelt, ist das Tempo durchaus flott genug, um Fahrspaß zu bieten.

Dieses Vertrauen kommt nicht von ungefähr, sondern basiert auf zwei wichtigen Aspekten. Erstens sind die Bremsen spürbar verbessert. Während ich bei meiner Norwegen-Tour die Bremsleistung der CB500X noch bemängelt habe, bietet die NX500 dank der Doppelscheibenbremse mehr Biss und eine bessere Verzögerungskraft. Zwar ist es natürlich keine Sportbremsanlage, aber sie ist deutlich potenter. Der Druckpunkt der Bremsen ist eher weich, sie packen aber schön progressiv zu. Das macht die Verzögerung kalkulierbar und bietet genug Sicherheit, um auch bei flotterer Fahrt beherzt in die Kurve zu bremsen.

Honda NX500 Test 2024
Dank des überarbeiteten Fahrwerks und Doppelscheibenbremse an der Front gibt die NX500 genug Vertrauen, um schwungvoll und schräg durch Kurven zu zischen

Der zweite Aspekt, der dieses Vertrauen stützt, ist das stabile Fahrwerk, besonders an der Vordergabel. Es sorgt dafür, dass man die verbesserte Bremsperformance gut nutzen und auch in höheren Schräglagen eine stabile Linie halten kann. Wenn man es allerdings sportlich angeht und in hoher Schräglage über Unebenheiten ballert, gerät das hintere Federbein an seine Grenzen. Eine leichte Schaukelbewegung kann auftreten, aber auch das bleibt in einem sehr akzeptablen Rahmen vor allem für den typischen NX500-Fahrer, der eher aus dem Anfänger- oder Wiedereinsteigerbereich kommt und solche extremen Fahrbedingungen eher selten erleben wird.

Ein weiteres Highlight ist das Getriebe. Es lässt sich wunderbar schalten, besonders bei sportlicher Fahrt. Das Hochschalten ohne Kupplung gelingt mühelos, indem man den Schalthebel leicht vorspannt und dann nur kurz das Gas wegnimmt. Der Schaltvorgang rastet sauber ein, wie man es von Honda gewohnt ist.

Honda NX500 2024 im leichten Gelände - Offroad-Tauglichkeit im Test

Zum Abschluss des Tests bleibt noch die Frage nach der Geländetauglichkeit der Honda NX500. Bei einer Reisenduro scheint das fast schon ein Muss zu sein, denn selbst Motorräder, die eindeutig auf Straßentouren ausgelegt sind, betonen oft ihre Fähigkeiten im Gelände. Aber trifft das auch auf die NX500 zu?

Während unseres Tests gab es leider nicht die Möglichkeit, ernsteres Gelände zu befahren wir blieben bei einfachen Schotter- und Waldwegen. Doch das ist vermutlich auch gar nicht nötig, um eine Einschätzung zu geben. Die NX500 ist offensichtlich keine echte Offroad-Abenteuermaschine. Das lässt sich schon an den Dimensionen der Räder erkennen, den relativ kurzen Federwegen und an Details, wie der Position des Auspuffs auf der rechten Seite. Mit meinen 45er Schuhen setze ich mit der Ferse auf dem Auspuff auf, der knapp hinter der Fußraste liegt. Aber auch Fahrer mit kleineren Schuhgrößen werden hier in Stehposition Probleme anstehen.

Honda NX500 Test 2024
Abseits der befestigten Straßen kann man sich mit der NX500 zwar in leichtes Gelände wagen, sie ist aber nicht wirklich für Offroad-Abenteuer gemacht.

Zwar ist der Lenker gut positioniert, um die Maschine im Stehen zu fahren, und leichte Wege lassen sich problemlos bewältigen, aber ambitionierte Offroad-Trails sind nicht wirklich das Einsatzgebiet der NX500. Das zeigt auch das nicht deaktivierbare ABS. Immerhin lässt sich die Traktionskontrolle einfach und schnell über einen Knopf am linken Lenkerende deaktivieren und wieder aktivieren das ist ein praktisches Feature, wenn man auf losem Untergrund unterwegs ist.

Positiv hervorzuheben ist erneut der leicht dosierbare Motor, der es auch weniger erfahrenen Fahrern ermöglicht, sich langsam an die Fahrdynamik auf losem Untergrund heranzutasten. Kleine Driftversuche sind durchaus möglich, und der Motor verzeiht dabei einiges. Dennoch bleibt der primäre Einsatzbereich der NX500 klar auf dem Asphalt. Sie kann zwar gelegentlich ins Gelände, aber das ist eher eine nette Zugabe als eine Kernkompetenz.

Fazit: Honda NX500 2024

Die Honda NX500 ist eine vielseitige A2-Reiseenduro, die vor allem auf dem Asphalt zu Hause ist und von der Alltagsfahrt bis zu entspannten Touren sehr viel bieten kann. Grobe Mankos leistet sie sich keine, gleichzeitig bietet sie viele, wenn auch nicht spektakuläre, Stärken. Auf der Langstrecke freut man sich über die entspannte Sitzposition und das gute Fahrwerk, welches auch auf kurviger Strecke in Kombination mit den verbesserten Bremsen gut performt. Pragmatiker können sich über einen niedrigen Verbrauch und hohe Reichweite freuen und selbst leichtes Gelände macht sie mit.


  • Fein dosierbarer, gutmütiger Motor mit linearer Leistungsentfaltung
  • Gute Bremsen
  • Gutes, ausgeglichenes Fahrwerk
  • Angenehme Sitzposition
  • Hohe Reichweite
  • Agiles Handling
  • Überfordert den Fahrer nie, ermöglicht aber Fahrspaß
  • Traktionskontrolle leicht deaktivierbar
  • Getriebe schaltet sehr sauber
  • Nur bedingt Offroad-tauglich
  • ABS nicht abschaltbar
  • Für Fahrten mit Sozius etwas wenig Leistung und Zuladung (185 kg)

Bericht vom 21.09.2024 | 9.387 Aufrufe

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