Tourenmotorräder im Vergleich
Honda NT1100 DCT vs. Yamaha Tracer 9 GT+
Extrem schwere Wahl! Die beiden Japaner präsentieren sich im Vergleich mit einem gänzlich anderen Charakter. Doch beide boten klare Vor- und Nachteile. NastyNils und Poky fuhren die Tourenmotorräder im Vergleich.
Heute haben wir ein Duell der Touring-Giganten auf dem Programm! Es ist, als würden sich die Titans auf ihren Stahlpferden gegenüberstehen - die Honda NT1100 DCT und die Yamaha Tracer 9 GT+. Beide Maschinen versprechen ein episches Abenteuer auf zwei Rädern, aber welche wird sich als Königin der Straße erweisen?
Yamaha Tracer 9GT+ vs. Honda NT1100 DCT im Vergleich
Beginnen wir mit den Triebwerken. Die Yamaha Tracer 9 GT+ prahlt mit einem 890 Kubikzentimeter großen Dreizylinder, der satte 119 PS und 93 Newtonmeter Drehmoment produziert. Das bedeutet, dass sie eine Kraftmaschine ist, die sich auf den Asphalt wirft und losstürmt, als gäbe es kein Morgen. Denn das Aggregat ist ein richtig sportliches Teil. Die Honda NT1100 DCT hingegen hat einen etwas größeren Hubraum von 1084 ccm, aber mit 102 PS und 104 Newtonmeter Drehmoment kann sie der Yamaha nicht das Wasser reichen. Die Honda wirkt gelassener und auf langen Strecken auch etwas ruhiger und souveräner. Die Tracer gewinnt jedoch in puncto Power und Dynamik.
Die Tracer 9 GT+ erreicht ihre Höchstleistung bei 10.000 Umdrehungen pro Minute, was bedeutet, dass sie liebt, wenn der Drehzahlmesser in den roten Bereich klettert. Auf der anderen Seite ist die Honda NT1100 DCT etwas zahmer und erreicht ihre Spitzenleistung bei 7500 U/min. Das macht die Yamaha zu einem echten Adrenalinschub, während die Honda eher auf eine ruhige und entspannte Fahrt abzielt.
Yamaha punktet beim Fahrwerk
Beim Fahrwerk und der Federung sind die beiden Motorräder gänzlich anders positioniert. Die Tracer 9 GT+ verfügt über ein voll einstellbares semiaktives elektronisches Fahrwerk, während die NT1100 DCT mit konventionellen Federelementen auskommt. Total überraschend präsentieren sich die Werte beim Federweg. Die Honda bietet 150 mm Federweg und ist somit für schlechte Straßen grundsätzlich etwas besser gerüstet als die Yamaha mit 130 mm vorne und 137 mm hinten. Doch das semiaktive Fahrwerk der Yamaha bietet schlicht und ergreifend die bessere Basis und somit ist die Tracer über einen breiteren Einsatzbereich besser bestückt. Beim gemütlichen Bummeln wirkt sie komfortabel, bei flotter Fahrweise wirkt sie stabil und präzise. Die Honda ist immer etwas auf der komfortablen Seite und wird bei flotter Fahrweise etwas schwammig.
Pluspunkt auch beim Thema Elektronik für die Yamaha
In Sachen Assistenzsysteme sind beide Maschinen vollgepackt doch auch hier ist die Tracer 9GT+ deutlich moderner ausgestattet. Die Tracer bietet ein umfangreiches Paket mit ABS, elektronisch einstellbarem Fahrwerk, Kollisionswarner, Kurven-ABS und vielem mehr. Die NT1100 DCT hingegen setzt auf Fahrmodi, Ride by Wire, Tempomat und Traktionskontrolle. Der wesentliche Unterschied: Die Yamaha hat eine IMU mit integriert. Damit sind sämtliche Systeme hochwertiger und können auf mehr Sensordaten zurückgreifen als die Systeme der NT1100.
Deutlicher Sieg für Honda bei der Handy Integration
In der Ausstattungsecke punktet die Tracer mit einem Kurvenlicht. Die NT1100 DCT kann mit Apple Carplay und Android Auto aufwarten. Die Honda punktet an zwei Fronten. Front Nummer 1 ist Geschmackssache: Es geht um das Thema DCT. Doch bei einem Tourenmotorrad fühlt sich das Doppelkupplungsgetriebe einfach richtig gut an. Man genießt den Komfort und gleitet einfach super stressfrei durch die Landschaft. Front Nummer 2 ist das Thema Navigation und Handy-Integration. Bei Honda vertraut man auf Apple Carplay bzw Android Auto. Wir konzentrierten uns beim Test auf Apple Carplay und waren begeistert. Das System funktioniert einfach und eröffnet Dir einfach richtig viele Möglichkeiten. Mittlerweile ist auch Calimoto in Apple Carplay integriert. Das heißt, man kann die beliebte App im Motorraddisplay der Honda nutzen: Ein Traum!
Im Gegensatz dazu wirkt Yamahas Lösung eher unzureichend. Das Display mag zwar groß und hochwertig erscheinen, doch es scheitert an der Softwareintegration. Die Implementierung von Garmin gestaltet sich in der Praxis als mühsam und fehleranfällig. Um das System zum Laufen zu bringen, bedarf es akribischer Schritte und einer ausgesprochenen Hingabe für Elektronik-Gadgets. Hier ist eine Zusammenfassung: Zunächst muss die Yamaha MyRide Link App auf dem Mobiltelefon installiert werden, um eine Verbindung zum Motorrad herzustellen. Soweit so gut. Doch damit ist lediglich eine rudimentäre Verbindung zwischen Telefon und Motorrad hergestellt, die grundlegende Handyfunktionen sowie eine bescheidene Wettervorhersage auf das Motorraddisplay bringt.
Anschließend ist die Installation der Garmin Motorize App erforderlich, die mit jährlichen Kosten von 40 Euro verbunden ist. Die Bedienung der App auf dem Mobiltelefon gestaltet sich angenehm, da die Garmin-Software dort gut funktioniert. Probleme tauchen jedoch auf, wenn versucht wird, eine Verbindung zwischen Telefon und Motorrad über Bluetooth, WLAN oder Kabel herzustellen. In meinem Fall dauerte es 2,5 Stunden, bis ich die Garmin Software erstmals auf dem Motorraddisplay sah. Vielleicht mag man behaupten, dass ich in diesem Bereich nicht ausreichend versiert bin. Das mag sein. Dennoch wage ich zu behaupten, dass kaum jemand so viele verschiedene Motorrad-/Handy-Verbindungen getestet hat wie ich. Ob durchschnittliche Nutzer diese Verbindung problemlos herstellen können, bleibt zweifelhaft.
Die richtige Reihenfolge beim Starten der Apps ist entscheidend, und das Mobiltelefon darf nicht von anderen Signalen, wie zum Beispiel dem W-Lan des Homeoffice, abgelenkt werden. Andernfalls muss der gesamte Prozess erneut gestartet werden. Lange Rede, kurzer Sinn: In der Praxis erweist sich dieses System als wenig benutzerfreundlich und letztendlich habe ich mein Handy mit meiner Quad-Lock Halterung am Spiegel montiert und die gut funktionierende Garmin Lösung auf dem Mobiltelefon genutzt.
Top: Der Wetterschutz an der NT1100
Schauen wir uns nun genauer an, wo jede dieser Maschinen glänzt und wo sie vielleicht ein wenig nachgeben. Beginnen wir mit der Honda NT1100 DCT, die zweifellos eine beeindruckende Serienausstattung bietet. Ihr ausgezeichneter Wind- und Wetterschutz macht sie zur perfekten Wahl für Langstreckenabenteuer, bei denen Wetterunbilden keine Rolle spielen sollten. Der Motor der Honda strahlt Souveränität aus und ist äußerst langstreckentauglich, wodurch sie sich als äußerst komfortabel erweist. Die Integration von Apple Carplay und Android Auto ist ein weiterer Bonuspunkt, der die Konnektivität auf ein neues Level hebt. Ihr Fahrwerkssetup passt perfekt zu ihrem Charakter, obwohl die begrenzten Einstellmöglichkeiten den Einsatzbereich etwas einschränken. Eine kleine Schwäche der Honda ist das Fehlen einer IMU (Inertial Measurement Unit) für noch hochwertigere Fahrerassistenzsysteme. Die Verstellung des Windschilds erfordert zudem manchmal etwas mehr Kraftaufwand als gewünscht. Und obwohl der Motor und das DCT-Getriebe in Kombination effizient arbeiten, mag das Ansprechverhalten auf den ersten Blick etwas ruppig wirken.
Werfen wir einen Blick auf die Yamaha Tracer 9 GT+, die mit ihrem spaßigen und drehfreudigen Motor, agilem Handling und einem erstklassigen Quickshifter punktet. Ihr adaptiver Tempomat ist in der Praxis äußerst nützlich und lässt sich bequem nutzen. Das übergroße TFT-Display sorgt für hervorragende Ablesbarkeit, und die Bedienung der Elektronik geht leicht von der Hand. Doch es gibt auch einige Schattenseiten zu beachten. Vibrationen auf den Fußrasten können auf längeren Fahrten störend sein, und die Navi-Integration ins Display gestaltet sich oft mühselig. Der Windschutz der Tracer wirkt bei hohen Geschwindigkeiten filigran und kann etwas wackelig werden.
Insgesamt sind beide Motorräder wahre Meisterwerke auf ihre eigene Art und Weise, und die Wahl zwischen ihnen hängt stark von Ihren persönlichen Vorlieben und Prioritäten ab. Die Honda NT1100 DCT ist die Königin des Komforts und der Alltagstauglichkeit, während die Yamaha Tracer 9 GT+ diejenige ist, die Ihr Herz mit ihrem temperamentvollen Charakter und ihrem agilen Handling höherschlagen lassen wird. Sie bietet durch das elektronische Fahrwerk den breiteren Einsatzbereich. Die Honda bietet jedoch bei Fahrten mit Sozius und Gepäck mehr Raum und mehr Komfort. Im Zweifelsfall ist die Yamaha bestimmt der universelle Tipp. Doch auf der anderen Seite ist die NT1100 mit dem DCT und dem tollen Windschutz auf langen Strecken ein echter Genuss. Eine schwierige Wahl!
Preisvergleich Honda NT1100 DCT vs. Yamaha Tracer 9GT+
In der Praxis ist die Honda NT1100 im direkten Preisvergleich im 1000PS Markt im Schnitt um rund 1.500 Euro günstiger. Es ist jedoch auch so, dass man von der Honda einige 2022er Modelle mit wenigen Kilometern auf der Uhr beim Fachändler kriegt. So kann man locker nochmal 2000 - 3000 Euro sparen. Bei der Tracer 9GT+ kriegt man für den Aufpreis zur Honda einen adaptiven Tempomanten, eine IMU samt hochwertiger Systeme und ein elektronisches Fahrwerk. Bei diesem Vergleich wartet die Honda jedoch auch mit dem prächtigen DCT Getriebe auf. Ohne DCT Getriebe wäre die Honda nochmal um mindestens 1000 Euro günstiger.
2 Videos auf 1000PS TV! Honda vs Yamaha
Auf 1000PS TV bringen wir 2 Videos zu dem Thema für euch online. Auf der einen Seite haben wir einen umfangreichen Vergleichstest der beiden Motorräder produziert. Auf der anderen Seite haben wir auch eine eigene Folge über zur Integration von Apple Carplay und der Garmin Motorize App aufgenommen. Demnächst auf unserem deutschsprachigem YouTube Kanal.
Einen kleinen Augenblick bitte,
die technischen Daten werden geladen...
Einen kleinen Augenblick bitte,
die technischen Daten werden geladen...
Fazit: Honda NT1100 DCT 2023
Die Honda NT1100 DCT präsentiert sich als richtig gutes Tourenmotorrad. Der Fahrkomfort, das DCT Getriebe und die tolle Apple Carplay Integration sorgen dafür, dass man mit dem Motorrad gerne und weit fährt.- Umfangreiche Serienausstattung
- Richtig guter Wind- und Wetterschutz
- Souverän wirkender Motor
- Sehr langstreckentauglich und komfortabel
- Apple Carplay und Android Auto Integration
- Fahrwerkssetup passt gut zum Charakter des Motorrades.
- Keine IMU
- Fahrwerkseinstellmöglichkeiten beschränkt, dadurch wird der Einsatzbereich der Maschine etwas kleiner
- Verstellung vom Windschild erfordert viel Kraftaufwand
- Ansprechverhalten Motor und DCT in Kombination sind immer noch etwas gewöhnungsbedürftig und wirken auf den ersten Blick manchmal ruppig.
Fazit: Yamaha Tracer 9 GT+ 2023
Unglaublich wie groß die Bandbreite dieses Motorrades ist. Bei Bedarf wirkt sie wie eine freche Sportmaschine mit der man gerne die Fußrasten ankratzt. Auf der anderen Seite gleitet sie souverän über die Autobahn. Die Tracer 9GT+ ist ein tolles Universaltalent!- Spaßiger, drehfreudiger Motor
- Agiles Handling
- Top Quickshifter
- Praktische Touring-Ausstattung
- Gut funktionierender adaptiver Tempomat, den man in der Praxis gerne nutzt
- Riesiges, gut ablesbares TFT-Display
- Gute Bedienung der Elektronik.
- Vibrationen auf den Fußrasten
- Sehr mühselige Navi-Integration ins Display
- Filigran wirkender Windschutz, der bei hohen Geschwindigkeiten spürbar wackelt.
Bericht vom 26.09.2023 | 35.261 Aufrufe