Warum die Beta Xtrainer die beste Enduro für Anfänger ist

Langzeit-Erfahrungsbericht Beta Xtrainer 300

Wer mit dem Endurofahren anfangen möchte, hat die Qual der Wahl: Wie viel Hubraum? 2- oder 4-Takter? Soll man gleich zur Wettbewerbsenduro greifen oder reicht die Normalversion aus? In dem Text beschreibt Philipp ganz subjektiv, warum die Beta Xtrainer für ihn die beste Anfängerenduro am Markt ist.

Das Endurofahren ist für mich Fluch und Segen zugleich. Ich bin fest davon überzeugt, dass Trial- und Endurofahren in Sachen Fahrzeugbeherrschung die Königsklasse darstellt. Wer sich in jedem Gelände sicher bewegen kann, gleich wie das Wetter und der Untergrund ist, muss per se auch ein guter Motorradfahrer sein. Doch wenn man so wie ich vom Straßenfahren kommt, dann ist loser, rutschiger und vor allem stark unebener Untergrund die pure Hölle. Also ich vor gut 13 Jahren das erste Mal ernsthaft und länger durchs Gelände gefahren bin, war mir klar: Richtig gut werde ich nie, weil mir einfach dieses Grundgefühl für den Gatsch fehlt. Von Motocross möchte ich gar nicht sprechen, da bekomme ich bis heute nur Angst. Aber trotzdem fasziniert es mich, wie leichtfüßig und abartig kontrolliert Trialfahrer und Hardendurospezialisten mit ihren Gefährten durch schier unbefahrbares Gelände manövrieren. Daher war klar: Auch wenn mir jegliches Talent fehlt, mache ich den Masochisten und quäle mich nochmals durch die Endurogefilde.

Jeder Einstieg ist schwer

Wie bereits im Vorspann erwähnt, musste auch ich mir zum Start überlegen, mit welcher Enduro ich anfangen möchte. Klar war für mich: Es muss günstig und leicht sein, weil die Fuhre sehr oft aufheben werde und sie darf mich nicht überfordern, also ein sehr gutmütiges Fahrverhalten haben. Damals ca. 2014 herum, war der Markt für sowas überschaubar. Es wurde eine KTM Freeride 350. Es war das erste Enduromotorrad, das die Welten von Trial und Enduro vereinen wollte. Es schien mir die perfekte Wahl zu sein, also wurde eine Gebrauchte angeschafft. Vorteil für mich als Einsteiger: Als Straßenfahrer war ich den 4-Takter gewohnt, die Umstellung viel relativ leicht. Doch alsbald merkte ich, dass die Freeride 350 und ich nicht die besten Freunde werden. Da ich als Anfänger die technisch besonders herausfordernden Stellen eher umfuhr, konnte ich ihre Stärken, nämlich die auf Agilität getrimmte Geometrie, nicht ausspielen und beim Schotter- und Wiesenwegbolzen fehlte mir die Stabilität, womit mein Vertrauen bei höheren Geschwindigkeiten gegen Null ging. Nachdem ich die ersten harten Jahre mit der Freeride 350 mehr schlecht als recht absolviert habe, kam von Beta die erste Xtrainer auf den Markt. Nur zur Richtigstellung: Die KTM Freeride 350 konnte eigentlich nix dafür, aber sie hat einfach nicht zu mir persönlich gepasst. Daher schielte ich früh zur Xtrainer, obwohl sie als 2-Takter wieder gänzlich anders war als meine 4-Takter. Irgendwann musste die KTM weichen, weil ich eh kaum zum Fahren gekommen bin, aber ganz verlassen hat mich der Endurogedanke trotzdem nicht. Zum einen habe ich es als persönliche Niederlage gesehen, dass ich mich im Gatsch so rein gar nicht steigern konnte und zum anderen war die Bewunderung für Graham Jarvis und Co. noch immer zu groß, als dass ich dieses Kapitel so enttäuschend hätte schließen können. Noch brannte etwas Gatsch-Feuer in mir.

Beta Xtrainer, die Lösung meiner Probleme

Bei 1000PS konnte ich dann endlich mal die Beta Xtrainer 300 Baujahr 2022 fahren. Am Trial- und Endurogelände von Richard Hitzler merkte ich zwei Dinge sofort: Gatschtalent bin ich immer noch keines (und werde es in diesem Leben auch nicht mehr), aber die Beta Xtrainer vermittelte mir vom ersten Meter an ein deutlich besseres Gefühl. Nicht unbedingt, weil sie ein 2-Takter ist, den ich zuletzt mit 16 Jahren zu Mopedzeit gefahren bin, sondern weil sie mir vom Layout und meiner Größe (1,85 Meter) her besser gepasst hat. Sofort aufgefallen ist mir auch ihre Bissigkeit und Drehfreude. Dagegen war die Freeride ein träger Geselle, während die Beta dich mit ihrem hellen, schrillen 2-Takter-Sound förmlich anpeitschte, endlich mal ordentlich Schub zu geben. Die ersten unschuldigen Demorunden zeigten mir: Fahrwerk und Bremse waren für mein absolutes Anfängerniveau besser zu passen. Die Federung scheint mir straffer zu sein, passte besser zu meinem Gewicht (ca. 90 kg mit Ausrüstung) ohne dabei zu hart zu sein. Doch der bissige Motor war mir ein Dorn im Auge. Kurz mal vom Gelände runter, auf bekannten Asphalt und ordentlich Gas gegeben: Himmel, das Ding hat richtig Dampf im Kessel. Das hat rein gar nix mehr mit dem 50-Kubik-Moped meiner Jugend zu tun, auch wenn die Soundkulisse gefühlt ident war.

Beta Xtrainer 300 2023
Links am Lenker lässt sich die Zündkurve verstellen, womit die Xtrainer 300 deutlich zahmer wird.

Die Beta Xtrainer kann 2- und 4-Takter sein

Kollege Mex eilt zur Hilfe, zeigt mir den wichtigsten Trick an der Beta Xtrainer 300: Links am Lenker lässt sich die Zündkurve verändert. Es gibt eine Art Regenmodus, wo die Xtrainer spürbar sanfter am Gas ist. Gedrückt, zack, anders Motorrad unterm Hintern gehabt. Plötzlich war die drehfreudige Bissigkeit weg, die Beta Xtrainer hat sich wie ein braver 4-Takter dosieren lassen. Trotzdem war für mich als Enduroanfänger noch immer mehr als genug Schmalz da, aber eben viel linearer und berechenbarer. Binnen weniger Minuten konnte ich mit der Beta Xtrainer Hindernisse vergleichsweise leicht überqueren, wo ich mich früher wirklich abgemüht hätte. Dazu die sehr gute Dosierbarkeit der Kupplung (ein Finger reicht locker aus) und die jetzt sanftere Gasannahme ließen mich auch die ganz langsamen Übungsachter nahezu kinderleicht absolvieren. Hätte es mir wer vorab gesagt, ich hätte es nicht geglaubt, aber der Zündkurvenschalter lässt die Beta Xtrainer wirklich zwei komplett Unterschiedliche Charaktere haben. Im Regenmodus ist man sanft und stets berechenbar unterwegs, ohne dass man obenraus Leistung vermissen lässt. Im Schönwettermodus schiebt sie gefühlt nur unwesentlich weniger brachial an als die serienmäßigen Wettbewerbsgeräte. Heißt: Die Beta Xtrainer bietet mir und vermutlich 95 Prozent aller Hobbyendurofahrer genug Power. Wer mehr braucht, weil er es wirklich ausreizt, wird vermutlich bei Endurowettbewerben regelmäßig ums Podium mitfahren und zu Hause schon ein paar Pokale stehen haben.

Zugänglichkeit als großer Vorteil

Nur um die Zeilen hier richtig einzuordnen: Als Straßenfahrer würde ich bei der Wahl meines Motorrads immer auf die R-, SP- oder S-Versionen setzen, weil ich der festen Meinung bin, dass hochwertige Fahrwerke, die gerne auch straffer abgestimmt sein können und bissigere Bremsen haben, kein Nachteil ist, sondern bei flotter Gangart den Unterschied machen in Sachen Feedback und Präzision. Aber im Gatsch bin ich eine lahme Ente, die froh ist, wenn ich ohne Besuch im Gipszimmer nach Hause komme. Im Vorfeld unserer damaligen Videoproduktion habe ich mich viel mit meinem Kollegen Arlo unterhalten, was die genauen Unterschiede zwischen Wettbewerbsenduro, Motorcrossbikes usw. sind. Ähnlich wie bei Straßenbikes, sind die schärferen Geräte härter, knackiger, bissiger und druckvoller. Für mich als Enduroanfänger war aber im Sattel der Beta Xtrainer gleich klar: Ich brauche für die nächsten Jahre sicher nicht mehr. Denn genau ihre hohe Zugänglichkeit im Regenmodus, dem für meine Ansprüche genügend straffem Fahrwerk und den wirklich guten Nissin-Bremsen haben mir jenes Vertrauen gegeben, was man als Anfänger gerne hat: Das Gerät kann mehr als ich, ohne mir ständig durch übertriebene Härte und Bissigkeit zu signalisieren: Mich bändigst du nicht. Sondern genau das Gegenteil war der Fall: Im Sattel der nur 99 Kilogramm leichten Beta Xtrainer hat man gerade als Anfänger das Gefühl, nie überfordert zu werden, sondern stets genug Reserven zu haben, um auch Fahrfehler noch korrigieren zu können. Und anders, als ich es kenne von manchen preiswerten Straßenmaschinen, wo man recht bald wenn man sportlich unterwegs ist an Grenzen von Fahrwerk und Bremsen kommen kann, war es beeindruckend zu sehen, wie viel Performance echte Trial- und Endurokönner aus einer Xtrainer noch locker herauskitzeln. Wenn ich wirklich ehrlich zu mir selbst bin, muss ich sogar sagen: Egal wie viele Stunden ich noch im Sattel der Xtrainer trainieren werde, die Grenzen des Bikes werde ich in diesem Leben nicht mehr erfahren. Daher traue ich mir die mutige These zu: Wer nicht zu den besagten schnellsten, besten Fünf-Prozent der Enduroprofis gehört, keine Wettbewerbe fährt bzw. ein Hobbyendurist wie ich es bin, wird in der Beta Xtrainer genug Offroadbike bekommen. Und das zu einem günstigeren Kurs als die ganzen Hardenduros. Übrigens: Die Xtrainer sowie auch früher die Freeride hatten immer einen recht kleinen Tank, was bei langen Enduroausfahrten zu Engpässen hat führen können. Seit dem 2023er-Modell der Beta Xtrainer ist auch dieses kleine Manko ausgebügelt worden, denn ab jetzt kommt sie mit einem transparenten 8,8-Liter-Tank, womit Reichweitensorgen der Vergangenheit angehören.

Fazit: Beta Xtrainer 300 2023

Aus Sicht eines Enduro-Anfängers bietet die Beta Xtrainer 300 alles, was man braucht, um viele Jahre unbeschwert an seinem Fahrkönnen feilen zu können. Das Limit ist man eher selbst, als die Xtrainer unter einem. Toll ist vor allem die Zündkurvenverstellung, die den potenten, kräftigen 2-Takt-Motor so zu bändigen weiß, dass man auch als Grobmotoriker zurechtkommen wird. Ein großartiges Geländemotorrad, zum fairen Preis mit guter, vollkommen ausreichender Ausstattung. Mehr brauchen nur die allerwenigsten.


  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • niedriges Gewicht
  • solides Fahrwerk
  • gute Bremsen
  • Lithium-Batterie ab Werk
  • keine Druckstufenverstellung der Gabel
  • nur mit gedrosselter Leistung anmeldbar (wie viele Hardenduros)

Bericht vom 14.05.2023 | 21.249 Aufrufe

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