Ducati Scrambler Icon Test 2023
Die lang ersehnte Evolution
Ducatis Scrambler Modelle sind seit Anbeginn beliebte Bikes in den verschiedenen Altersklassen. Doch nun bringen die Italiener ihr vielversprechendes Update für 2023. Wir konnten es in Spanien testen und sind beeindruckt! Wieso? Die Antwort hier!
Seit 2015 baut Ducati die Scrambler Baureihe und darf sie mit Fug und Recht als erfolgreiches Modell bezeichnen. Rund 100.000 Exemplare wurden über die verschiedenen Modelle verkauft - eine Zahl die mit der "Next Gen" Scrambler weiter steigen soll. Optimismus ist angebracht, denn Ducati hat den Hebel an den richtigen Stellen angesetzt.
Kein Hitzestau mehr! Ducati Scrambler 800 Motor
"Ein echter Schenkelröster". Solche und ähnliche Beschreibungen erhielt der Desmodue Zweizylinder häufig in der alten Generation der Scrambler. Mit dem 2023er Update dürfen solche Spitznamen hingegen feierlich abgelegt werden, denn Ducati hat zahlreiche Probleme am Motor gelöst. Dank Ride-by-Wire konnte die Verbrennung in den beiden luftgekühlten Zylindern optimiert werden, weshalb der 803 ccm große Motor nun nicht nur smoother auf Gasbefehle anspricht, sondern auch weniger Hitze produziert. Auch eine neue Führung der Krümmer an der rechten Motorseite sorgt für ein effizienteres Abstoßen der heißen Abgase. Das Ergebnis: Wo es am rechten Bein früher im Stadtverkehr unangenehm heiß und beinahe schmerzhaft wurde, kann nun ganz entspannt viel Zeit verbracht werden. Das Hitzeproblem gehört dank den Ducati-Göttern (oder wohl eher Entwicklern) der Vergangenheit an!
Zwei Fahrmodi und Traktionskontrolle auf der neuen Scrambler Icon
Ride-by-Wire sorgte aber nicht nur für mehr Komfort im Sattel, auch das Fahrerlebnis, sowie die Sicherheit wurden erhöht. Die konfigurierbaren Fahrmodi Road und Sport steuern sowohl die Maximalleistung, sowie die Ansprechverhalten des Motors und wählen im Serientrimm verschiedene Stufen der vierfach-verstellbaren, sowie deaktivierbaren Traktionskontrolle. Während wir während der ersten Kennenlern-Kilometer den sanfteren Road-Modus wählten, wurde auf der Landstraße schnell in den Sport Modus gewechselt. Hier erhält man die vollen 73 PS bei 8.250 U/min und 65 Nm bei 7.000 Umdrehungen.
Die Fortschritte zum Vorgänger machen sich schnell erkenntlich: Der Motor präsentiert sich laufruhiger und der Input am Gashahn kommt deutlich sanfter an. Während der sportlichen Fahrt mag es der Motor zudem gedreht zu werden. Auf Drehzahlen von unter 2.000 Umdrehungen reagiert er allergisch mit Kettenschlagen und will man den Anschluss zur Gruppe nicht verlieren, sollte die digitale Nadel nie unter 4.500 U/min fallen. Wer es noch sportlicher möchte, kann zum optionalen Quickshifter greifen. Ein Feature, das wir während unserer Testphase leider nicht probieren konnten.
Ducati Scrambler Display: TFT-Display bringt die Erlösung
Apropos digitale Nadel: Nach acht Jahren Produktion trennt sich Ducati endlich von der komplett veralteten und schlecht ablesbaren LCD-Rundeinheit. An ihrer Stelle montiert man nun ein neues 4,3 Zoll Farb-TFT-Display, dessen Umrahmung eine Hommage an das alte System darstellt. Glücklicherweise blieb es damit bei den Rückblicken, denn das neue Display überzeugt nun in moderner Ducati-Manier mit guter Leserlichkeit und einfacher Bedienung. Wer es möchte, kann auch sein Smartphone mit der Einheit für Connectivity-Funktionen verbinden.
Mit der Scrambler Icon in der Valencia Innenstadt
Nachdem das rechte Bein nun kein Grillfest mehr ist, sollte man meinen, die 185 Kilogramm schwere Scrambler Icon (fahrbereit) sollte eine wahre Freude im Stadtverkehr sein. Und dem ist auch so! Dank der niedrigen Sitzhöhe von 795 mm erreichen selbst kleine Piloten sicher den Boden, während der hohe Lenker viel Kontrolle selbst bei niedrigem Tempo gibt. Zusätzlich verbaut Ducati eine leichtgängige Kupplung, die nun das Bedienen mit einem Finger entspannt ermöglicht. Kombiniert man das mit ihren kompakten Ausmaßen und dem gut dosierbaren Motor erhält man ein Bike, das vor der Eisdiele nicht nur einen guten Eindruck macht, sondern auch die Fahrt dorthin zu einem spaßigen Erlebnis macht.
Geringeres Gewicht wird auf der Landstraße spürbar
Ist der Großstadtdschungel mit seinen Hipster-Cafés hinter einem gelassen, überrascht die Scrambler Icon erneut. Zwar mit geringem Windschutz, dafür für aber sehr stabil pflügen wir über die Autobahn, bevor unsere Route auf die umliegenden Bergstraßen führt. Mit der neuen Generation konnte Ducati im Vergleich zum Vorgänger knapp über vier Kilogramm an Gewicht einsparen. Unter anderem wurden die 18 Zoll Felge in der Front, sowie der 17-Zöller im Heck auf Diät geschickt, was klare Vorteile bringt: Die 2023er Scrambler wirkt aufgrund geringerer Kreiselkräfte nochmals quirliger als der Vorgänger und lässt sich mit weniger Anstrengung in die Kurve legen. Über den breiten Lenker lässt sie sich entspannt durch den Radius dirigieren und der Pirelli MT60RS bietet trotz seines groben Profils genügend Grip, um sie selbstsicher von Fußraste zu Fußraste zu drücken. So muss Scrambler: Zugänglich und kinderleicht zu fahren!
Ducati Scrambler Icon 2023 Verbrauch
Unsere Testrunde von rund 150 Kilometer führte uns durch Valencia und über die umliegenden Land- und Bergstraßen. Bei teils entspannten und teils flottem Tempo pendelte sich der Verbrauch auf rund 5 l/100km ein. Füllt man den 13,5 Liter großen Tank randvoll an, ist somit eine Reichweite von knapp über 250 Kilometer möglich.
Fahrwerk & Bremsen der neuen Ducati Scrambler
Als Scrambler will das Ducati Naked Bike einen recht breiten Spagat durchführen. Schotterstraßen, Stadt und Landstraße sollen unter einen Hut gebracht werden. Deshalb geht das KYB Fahrwerk einen fairen Kompromiss zwischen den verschiedenen Welten ein. Während die 41mm USD-Gabel nicht einstellbar ist, bietet das neu platzierte Federbein eine Verstellung in der Federvorspannung. Die Komponenten sind ganz klar soft abgestimmt und auf Komfort ausgelegt, aber dennoch wirken sie bei sportlicher Fahrweise nicht schwammig. Während unserer Testrunde gab es nie den Eindruck überfordert zu sein.
Dasselbe gilt für die Bremskomponenten der Ducati Scrambler Icon. Vorne verzögert eine 330er Scheibe mit radial montiertem 4-Kolben Anker von Brembo, während hinten ein 1-Kolben Satttel auf die 245 mm große Bremsscheibe wirkt. Das System lässt sich gut dosieren, bietet genügend Biss, wird aber Einsteiger in seiner Wirkung nicht überraschen. Für den Fall der Fälle ist serienmäßig ein Bosch Kurven-ABS verbaut.
Acht verschiedene Farben und zahlreiches Zubehör stehen zur Auswahl
Customizing und Lifestyle - mit der Scrambler Baureihe will sich Ducati sehr modern präsentieren. Auf den ersten Blick fallen die optischen Retuschen vielleicht nicht auf, doch im direkten Vergleich mit dem Vorjahresmodell fanden viele Änderungen statt. Für 2023 wurde zu Beispiel die gesamte Beleuchtung auf LEDs umgestellt und die Form der Tankverkleidung neu gezeichnet. Personalisierung des Bikes steht zudem im Fokus, weshalb bereits ab Werk zahlreiche Zubehörteile verfügbar sind. Als Highlight können jedoch die acht auswählbaren Farben gesehen werden, die sich auf zahlreichen Plastics präsentieren.
Laut Ducati lassen sich zudem alle Verkleidungsteile innerhalb von 30 bis 45 Minuten tauschen, wodurch man theoretisch jede Saison in einer neuen Farbe unterwegs sein könnte. Mit einem Preis von knapp unter 300 Euro pro lackiertem Set ist die finanzielle Hürde auch nicht zu hoch.
Weitere Ducati Neuheiten 2023
Fazit: Ducati Scrambler Icon 2023
Ducati hat es geschafft, die Scrambler Icon auf ein neues Niveau zu heben. Mit zahlreichen Retuschen an den wichtigsten Stellen wurde alte Störfaktoren behoben und neue Highlights geschaffen. Wer ein optisch ansprechendes Motorrad sucht, das einfaches und intuitives Fahrverhalten bietet, sollte die 2023er Scrambler Icon ins Auge fassen.- Ansprechverhalten des Motors
- geringe Hitzeentwicklung
- stabiles und einfaches Fahrverhalten
- Elektronikpaket
- neues Display
- große Auswahl an Farben
- Ein Motorrad mit optischer Schokoladenseite
Bericht vom 06.04.2023 | 30.505 Aufrufe