Suzuki Hayabusa im Hyper-Touring Vergleichstest 2022

Wirklich ein Dinosaurier oder gut gereift?

Wenn die aktuellen Superbikes nur noch auf Rennstrecke getrimmt werden, landet die legendäre Suzuki Hayabusa eben bei den Hyper-Tourern! Ehemals das schnellste Serien-Motorrad punktet sie heute mit einer unnachahmlichen Ausgereiftheit. Mit viel Elektronik aufgerüstet ist sie alles andere als ein veralteter Dino unter den starken Eisen - kann sie sich aber gegen die neuen Tourer-Konzepte behaupten?

Keine Sorge, nicht viel, aber doch ein wenig zur Geschichte der Suzuki Hayabusa - immerhin lebt ein Legenden-Status vorrangig von den Heldentaten vergangener Tage. Und das, einst schnellste Motorrad der Welt umweht schon alleine dadurch eine ganz spezielle Aura. Über 300, je nach Fahrer und Reifen sogar bis zu 312 km/h waren es bei der ersten Hayabusa (im Übrigen der Wanderfalke; einer der schnellsten Greifvögel der Welt). Einigen Fahrern war aber sogar das noch zu langsam, zahlreiche Hayabusas wurden auch mit zusätzlichen Turbos befeuert.

Ein Glücksgriff, dass die Suzuki Hayabusa im Hyper-Touring Vergleich landet!

300 km/h sind zwar heute noch ein beeindruckender Wert, allerdings ist dieser Rekord nun schon beinahe ein Viertel Jahrhundert her (die Hayabusa ist seit 1999 im Geschäft), moderne Superbikes schütteln diesen Wert relativ locker aus dem Ärmel und es stellt sich zu Recht die Frage, ob ein Motorrad wie die Hayabusa noch zeitgemäß ist. All jene, die nun aufschreien, dass man diese Frage bei einer solchen Legende gar nicht stellen dürfe, muss ich beschwichtigen - ich bin ohnehin einer von Euch! Allerdings sind wir schon sehr wenige echte Fans, neue Konzepte haben beim Motorrad Einzug gehalten, das Wort Crossover klingt aus allen Ecken und Nischen. Und daher muss man den Sinn einer rein auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegten Maschine hinterfragen. Doch gerade da ist es ein Glücksgriff, dass die Hayabusa gar nicht mehr so richtig in das Segment der reinrassigen Sportler hinein passt. Sowohl die Sitzposition mit dem niedrigen Sattel auf nur 800 Millimeter Höhe als auch dieser riesige Motor mit seiner unfassbaren Souveränität schicken sich an, eher in der Klasse der sportlichen Tourer zu landen - und damit in unserem Hyper-Touring Vergleich 2022.

Die Konkurrenz von Aprilia, Kawasaki und KTM ist nicht zu unterschätzen

Was aber befähigt die Suzuki Hayabusa um gegen Maschinen anzutreten, die von den jeweiligen Herstellern als perfekte Reisebegleiter angepriesen werden? Die moderne Kawasaki Ninja H2 SX SE ist mit nahezu der gesamten Elektronik ausgestattet, die man aktuell in ein Motorrad einbauen kann, die KTM 1290 Super Duke GT verwöhnt neben ihrer vergleichsweise quirligen Auslegung mit schlauen Touring-Details wie verstellbarem Windschild und Gepäckvorbereitung und die Aprilia Tuono V4 zeigt, dass heutzutage bereits ein komfortableres Naked Bike enorm viel Touren-Tauglichkeit besitzt.

Suzuki hätte sich bei der Hayabusa das Getriebe sparen können!

Die Suzuki schafft es interessanterweise durch die gleiche Tugend wie vor über zwei Jahrzehnten: Ein riesiges 1340 Kubik großes Reihen-Vierzylinder-Kraftwerk. Einfach unglaublich und eine ebenso große Freude, wie tiefenentspannt und gleichzeitig vor Kraft strotzend dieser Motor bereits aus dem Drehzahlkeller anschiebt. 190 PS bei 9700 Umdrehungen sind gewaltig, aber gar nicht mal der Bestwert in diesem Vergleich, die Kawasaki hat sogar 10 PS mehr zu bieten. Das höchste Drehmoment im Quartett, 150 Newtonmeter bei 7000 Touren verdeutlicht aber meinen persönlichen Eindruck - der Suzi-Motor hat bereits ab Standgas Schmalz im Überfluss. Für mich persönlich hätte sich Suzuki sogar das Getriebe sparen können, ich bräuchte nur eine Anfahrhilfe, danach schafft der sechste Gang im Alleingang alle Anforderungen.

Die Elektronik-Features der Hayabusa sind erstaunlich komplett

Allerdings würde man dann wiederum nicht in den Genuss des hervorragenden Schaltassistenten samt Blipper kommen, der die Gänge herrlich präzise und knackig flutschen lässt. Und damit wären wir auch schon bei den Elektronik-Features, die in der Hayabusa einen erstaunlich kompletten Eindruck machen. Es wäre den Japanern durchaus zuzutrauen gewesen, dass die Busa tatsächlich als Reminiszenz an die erste Version auf moderne Gimmicks verzichtet, allerdings habe ich mich da (glücklicherweise) gründlich verschätzt. Modernes Ride-by-Wire ist ebenso integriert wie eine 6-Achsen-IMU, die schräglagenabhängige Traktionskontrolle und Kurven-ABS erlaubt. Hinzu kommen drei Fahrmodi, Anti Wheelie-Control, Engine Brake-Control und - wie könnte es auf dem ehemals schnellsten Motorrad der Welt anders sein - eine dreistufige Launch-Control. Hinzu kommt die LED-Beleuchtung rundum, die sich erstaunlich schick in das typische, unverwechselbare Design der Hayabusa einfügt. Schließlich erkennt man auch an den Armaturen, dass die Techniker mit viel Liebe zum Detail die Vergangenheit mit der Moderne verschmelzen möchten. Es bleibt bei analogen Rundinstrumenten für Geschwindigkeit und Drehzahl, dazwischen findet sich aber ein kleines Farb-TFT-Display, das verdeutlicht, dass der alte Stil mit voller Absicht gewählt wurde und nicht etwa deshalb, weil man es bei Suzuki nicht besser könnte.

Die Suzuki benimmt sich auch in Kurven gut - geradeaus kann eine Hayabusa sowieso

Bis hin zum serienmäßigen Tempomat, der sie zusätzlich für unseren Hyper-Touring Vergleich legitimiert, ist alles an Bord, das man für die große Runde braucht. Okay, die Kawasaki besitzt auch noch einen Abstandsradar und sogar einen Totwinkel-Assistenten in den Rückspiegeln, allerdings braucht diese Features nicht jeder und Die Grünen lassen sich die Mehrausstattung auch fürstlich entlohnen. Die Hayabusa verwöhnt stattdessen mit einer zwar sportlichen aber doch langstreckentauglichen Sitzposition, die leicht geänderte, dem besseren Komfort zuträgliche Ergonomie hat sich eindeutig gelohnt. Es bleibt aber dieser gewisse vorderradorientierte Charakter, der sehr viel Rückmeldung gibt. Dazu passt wiederum das Fahrwerk äußerst gut, es ist komfortabel genug, um auch weitere Strecken unter die Räder zu nehmen, trotzdem ist es herrlich exakt mit viel Transparenz. Das hilft natürlich auch beim Kurvenfahren (geradeaus kann eine Hayabusa ohnehin immer gut), denn mit 264,5 Kilo (auf der 1000PS-Waage gemessen) ist die Suzuki natürlich kein Leichtgewicht. Dennoch fügen sich der unfassbar souveräne Motor, das präzise und komfortable Fahrwerk, die standfesten Bremsen und die gelungene Ergonomie samt akzeptablem Windschutz zu einem ausgewogenen Touring-Motorrad zusammen. Die Hayabusa kann also immer noch das, wozu sie vor knapp einem Viertel Jahrhundert geboren wurde: Vollstrecken auf der Autobahn. Allerdings hat Suzuki mit der neuesten Version mit viel Geschick einen würdigen Hyper-Tourer geschaffen.

Horvaths Senf zur Suzuki Hayabusa im Hyper-Touring Vergleich 2022:

Als Baujahr 1996 habe ich leider den High Speed War zwischen Honda, Kawasaki und Suzuki nicht aktiv miterlebt dass ich eines dieser Modelle jemals fahren werde hätte ich nie geglaubt. Aber Suzuki hält an der Legende namens Hayabusa fest und das gehört gefeiert! Eigentlich ein Dinosaurier der Motorradwelt, steht sie beinahe konkurrenzlos da. Kein großer Hersteller baut mehr einen 1.340 ccm großen Reihen-Vierzylinder in einen Sporttourer! Der Fakt, dass Suzuki dieses Konzept seit 23 Jahren nur leicht verändert baut, spielt der Hayabusa gewaltig in die Karten.

Bild von Der Horvath
Der Horvath

"Die Suzuki Hayabusa verkörpert Souveränität in jeder Lebenslage"

Denn sowohl motorisch, als auch auf Seiten des Fahrwerks und der Bremsen zeigt sich die Hayabusa perfekt ausgereift. In einer perfekt komponierten Harmonie arbeiten die einzelnen Komponenten zusammen und kreieren ein Motorrad, das trotz des hohen Gewichts und der nicht mehr ganz zeitgemäßen Sitzposition (für einen sportlichen Tourer) perfekt funktioniert. Lob muss auch an den Bridgestone S22 ausgesprochen werden, der als Serienbereifung montiert wird, und bestimmt für einen großen Teil des tollen Handlings verantwortlich ist. Kritik zu finden ist aufgrund der einzigartigen Positionierung der Hayabusa schwer - wer eine kauft, weiß was er will und worauf er sich einlässt. In meiner Garage dürfte sie definitiv einen Platz finden!

Fahrendes Motorrad

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Fazit: Suzuki GSX 1300 R Hayabusa 2022

Die Hayabusa ist eine absolute Legende, das erste Serienmotorrad, das über 300 km/h gelaufen ist, kann man nicht als Nebensache abtun. Mit der neuen Busa hat Suzuki allerdings die Zeichen der Zeit erkannt, das aktuelle Modell ist mit seiner umfangreichen Elektronik-Ausstattung samt Tempomat in Serie ein ausgezeichneter Hyper-Tourer. Die Ergonomie ist immer noch sportlich orientiert, allerdings sitzt man gut integriert in der Maschine und genießt dadurch auch einen guten Windschutz. Die Bremsen sind standfest, das Handling geht in Ordnung und das Fahrwerk herrlich stabil und ausgereift. Das Tüpfelchen auf dem i ist natürlich der riesige 1340 Kubik Reihen-Vierzylindermotor, der schon alleine mit seinen 190 PS beeindruckt. Noch besser ist aber das Drehmoment von maximal 150 Newtonmeter, das gefühlt bereits ab Standgas zur Verfügung steht. An Souveränität ist dieses Triebwerk also kaum zu überbieten!


  • herrlicher Motor, an Souveränität kaum zu überbieten
  • vorderradorientierte, aber noch bequeme Sitzposition
  • Kurven-ABS
  • schräglagenabhängige Traktionskontrolle
  • volles Elektronik-Paket
  • Tempomat Serie
  • standfeste Bremsen
  • ausgereiftes Fahrwerk
  • kein Schnäppchen
  • Optik muss man mögen
  • hohes Gewicht

Bericht vom 30.06.2022 | 28.020 Aufrufe

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