BMW R 1250 GS vs R 1250 RT

Reiseenduro unschlagbar?

Die Reiseenduros liegen in den Zulassungszahlen immer weit vor den Tourern. Warum? Hat die BMW R 1250 GS im Alleingang ein ganzes Segment verändert? Warum sind Enduros für Touren mittlerweile beliebter als Tourer? NastyNils fährt die GS und die RT in Spaniens Süden und findet am Ende einen überraschenden Favoriten.

Tourer oder Reiseenduro? Welches Motorrad ist die richtige Wahl für Dich? In Andalusien sammeln wir wieder mal jede Menge Erfahrungen mit den beiden Motorrädern und denken nach. Welche Kategorie ist besser? Welches Model macht in der Praxis mehr Spaß?

BMW R 1250 GS gegen BMW R 1250 RT

Die BMW R 1250 GS gilt als schier unbesiegbares Motorrad. Doch was wenn wir sie gegen einen vermeintlichen Underdog antreten lassen? Denn die Kategorie der Reiseenduros war in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Während die Kategorie der Luxustourer nicht mit so viel Ehrgeiz umkämpft wird. Der vermeintliche Underdog kommt klarerweise aus der Familie. Die Rede ist von der BMW R 1250 RT. Wobei wir in diesem Test jeweils die 2020er Modelle gegeneinander antreten lassen. Also die RT kommt noch ohne das riesige neue TFT Display aus. Beide Motorräder teilen sich jedoch den prächtigen BMW Boxermotor.

Technische Daten im Vergleich

Werfen wir einen Blick auf die Unterschiede: Die BMW R 1250 GS hat mit 190 mm vorne und 200 mm hinten natürlich deutlich mehr Federweg als die BMW R 1250 RT mit 120 mm vorne und 136 mm hinten. Die RT vertraut auf klassische Straßenräder. Also 17 Zoll Felgen vorne und hinten. Wobei hinten 180 Millimeter breite Reifen montiert sind. Die GS hat vorne 19 Zoll Felgen montiert und kommt hinten mit 170 Millimeter breiten Reifen aus. Die Sitzhöhe der RT reicht von 805 bis 825 Millimeter. Die GS ist mit 850 bis 870 Millimeter etwas höher. Somit wirkt die etwas höhere GS auf den ersten Blick etwas bedrohlicher. Auf der anderen Seite ist die RT deutlich schwerer. Das liegt an der umfangreichen Ausstattung, der üppigen Verkleidung aber nicht zuletzt auch an den 5 Litern zusätzlichen Sprit im Tank. Die RT wiegt laut BMW 279 kg fahrfertig die GS kommt auf 249 kg. Dementsprechend wurden auch die Bremsen der RT etwas kräftiger dimensioniert. Hier sind vorne zwei mal 320 Millimeter Scheiben verbaut. An der GS muss man mit 305 mm Scheiben auskommen.

Beide teilen sich den Motor welcher aus den zwei Zylindern 136 PS und 143 Nm leistet. Je nach Ausstattung ist eine RT um rund 2000 bis 3000 Euro teurer als eine gleich alte GS. Unnötig zu erwähnen, dass beide Motorräder auf den bewährten Kardanantrieb setzen.

BMW GS - Unglaublich wie ein solch großes Motorrad so einfach fahren kann

Im direkten Vergleich begeistert an der GS immer wieder die tolle Kontrolle über das Fahrzeug auch bei tiefen Geschwindigkeiten. Das liegt vermutlich am breiten Lenker. Die gesamte Ergonomie ist an diesem Motorrad einfach phantastisch und die Kombination aus Fahrkomfort, Fahrspaß und Vielseitigkeit setzt immer wieder Maßstäbe. Die Vorzüge des 19 Zoll Vorderrades durften wir auch diesmal wieder ausgiebig testen. Beim direkten Vergleich in Andalusien fuhren wir immer wieder auch schlechten Asphalt. Dort wo es auf der RT schon etwas mühsam wird, genießt man im Sattel der GS noch ganz entspannt die Fahrt.

Das liegt aber natürlich auch an den längeren Federwegen und der daraus resultierenden Vielseitigkeit. Durch das elektronische Fahrwerk genießt man im Sattel der GS zwar die langen Federwege nimmt die Nachteile aber kaum noch wahr. Auch bei hohen Geschwindigkeiten ist das Motorrad stabil und präzise. Persönlich überzeugen durften wir uns auch vom gewaltigen Angebot an Zubehör für die BMW R 1250 GS. Problemlos war innerhalb kürzester Zeit unser gewünschtes Gepäcksystem bei SW-Motech lieferbar. Wir installierten einen Pro GS Tankrucksack, ein TRAX ADV Alukoffersystem in Schwarz und Sturzbügel sowie Zylinderschutz wurden ebenfalls montiert.

Beide Motorräder vermietete uns Hispaniatours aus Malaga. Die Flotte beträgt insgesamt 80 Motorräder. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der BMW R 1250 GS. Das Universaltalent ist auch bei Urlaubsreisenden in Summe das beliebteste Motorrad.

BMW R 1250 RT chancenlos?

Hatte die BMW R 1250 RT hier überhaupt eine Chance? In der Tat war es das Wetter welche die Vorzüge der RT offenbarte. Frühmorgens und spätabends war es in den Bergen rund um Ronda sehr kalt. Bei Temperaturen um die 5 Grad fühlte man sich im Sattel der RT in keinster Weise beeinträchtigt. Das gigantische Windschild hält Umwelteinflüsse einfach fern von Dir und selbst ein kleiner Regenschauer geht spurlos am Piloten vorüber. Ohne direkten Vergleich wäre der Unterschied nicht aufgefallen. Doch beim Thema Windschutz und Wetterschutz ist die RT der GS wirklich deutlich überlegen. Die gesamte Aerodynamik ist viel feiner gezeichnet was dazu führt, dass man von der Stiefelspitze bis zum Helm besser geschützt ist.

Auch wenn das elektronische Fahrwerk der GS das Endurofahrwerk präzise und stabil macht ist die RT dann doch besser. Es liegt bestimmt auch an der Aerodynamik aber auch am Chassis, dass die RT bei höheren Geschwindigkeiten einfach souverän durch die Radien gleitet. Wobei die Vorteile der RT ab rund 100 km/h spürbar werden. Von 30-100 km/h empfindet man das Fahrverhalten durchaus ebenbürtig. Unter 30 km/h gelingen die Manöver mit der GS noch einfacher.

Wobei auch die RT durch den makellosen Boxermotor kein Problem mit engen Gassen und schwierigen Kehren hat. Sie ist ein Motorrad welches problemlos fordernde Touren meistert und hält in den meisten Passagen mit der GS problemlos mit. Dort wo der Asphalt richtig schlecht wird kommt sie jedoch früher ans Limit und muss die GS ziehen lassen.

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NastyNils

"Am Ende griff ich zum Schlüssel der RT! Das souveräne Reisemotorrad begeisterte mich noch mehr als die GS!"

Insgesamt ist die GS für größere Piloten bestimmt etwas zugänglicher und angenehmer. Wobei ich mit 185 cm Körpergröße auch auf der RT eine wunderbare Zeit hatte. Ganz offen gesagt griff ich nach dem vierten Tag dann lieber zum Schlüssel der RT. Das hat mich selbst überrascht. Denn während einer Ausfahrt dachte ich ich könne auf die Navigationslösung von Calimoto verzichten. Ich endete in einer Offroad-Passage und musste die schwere RT mehrere Kilometer durch steinige Pisten quälen. Doch diese Peinigung war schnell vergessen. Am Ende schätze ich die unglaubliche Souveränität der RT in Kombination mit dem grandiosen Wetterschutz. So war es mir möglich auch bei bitterer Kälte wunderbare Touren bis spät in den Abend zu fahren. Die RT hat mich also wirklich positiv überrascht. Das steigert die Vorfreude auf meine Reise mit dem neuen Modell im Jahr 2022. Denn die neue Maschine soll noch besser sein. Doch auch die GS soll ja demnächst gründlich überarbeitet werden. Das Duell bleibt also spannend.

Fazit: BMW R 1250 GS 2021

Die GS begeisterte auch beim Test im November 2021 mit ihrer Vielseitigkeit. Wir fuhren das Motorrad auf unterschiedlichstem Terrain und waren wieder mal sehr zufrieden. Das Motorrad überzeugt in jeder Lage mit der einfachen Handhabung und der Praxistauglichkeit. Auf der anderen Seite kann sie auch herrlich unvernünftig gefahren werden.


  • Toller Fahrkomfort und tolle Ergonomie
  • Kräftiger Motor
  • tolle Connectivity App
  • Gut ablesbares Display
  • Souveränes Gefühl im Sattel
  • praxistaugliche Fahrhilfen
  • vielseitiges Chassis macht jede Route mit
  • einfache Fahrbarkeit
  • grobschlächtiger Gesamtauftritt
  • Schaltvorgänge bei tiefen Drehzahlen etwas hakelig

Fazit: BMW R 1250 RT 2021

Die BMW R 1250 RT fühlt sich auf großer Tour einfach souverän an. Wir fuhren das Modell 2020 und sind schon von dieser Ausbaustufe schwer begeistert. Das schwere Motorrad liegt kompakt in der Hand und wedelt wieselflink durch die Radien. Ein tolles Reisemotorrad.


  • Grandioser Wind- und Wetterschutz
  • Toller Boxermotor
  • Kräftiger Durchzug
  • Einfache Dosierbarkeit des Motors
  • Gut gestaltete Bedienelemente
  • toll integrierte Koffer
  • Hohe Stabilität auch bei hohen Geschwindigkeiten
  • Etwas mühselig beim Rangieren
  • Topcase Verschluss präsentierte sich etwas hakelig
  • Schaltvorgänge bei tiefen Drehzahlen etwas hakelig

Bericht vom 05.12.2021 | 63.105 Aufrufe

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