Suzuki Burgman 400 2018 Test

Der komfortable Luxus-Roller wird sportlicher!

Seit seiner Einführung vor fast 20 Jahren hält der Suzuki Burgman 400 die Fahnen hoch für Luxus und Komfort in der Mittelklasse. Auch wenn sich daran nichts ändert, kommen mit der neuesten Generation nun aber zusätzlich Sport und Fahrspaß mit ins Spiel. Das Design wird ebenfalls spritziger, bleibt aber eindeutig ein echter Burgman. Alte Werte mit sportlichem Touch im neuen Suzuki Burgman 400.

Es mag schon sein, dass sich im Motorrad-Bereich noch viel mehr bahnbrechende Änderungen abspielen (ich weiß durch die vielen "Crossover"-Modelle oft selbst nicht mehr, wo ich das eine oder andere Modell einordnen soll), bei den Rollern kann man aber auch nicht unbedingt von Stillstand sprechen: Die goldene MItte wird mit zahlreichen 300ern und 350ern aufgemischt und der Honda X-ADV soll sich sogar ins Gelände wagen können - wobei es Honda gar nicht gerne hört, wenn man ihn als Roller bezeichnet.

Suzuki Burgman 400 - der Fels in der Brandung?

Da könnte man fast glauben, der gute alte Suzuki Burgman 400 wäre sozusagen der Fels in der Brandung, die Sänfte, die nichts anderes kennt als Komfort und Luxus, kurzum der kleine Bruder des Burgman 650, der in allen Belangen dem großen Bruder nacheifert. Bisher war das auch richtig, mit dem völlig neuen 2018er-Modell wird aber einiges anders: Sowohl in Sachen Design als auch Fahrverhalten verjüngt sich dieser "Mittelklässler" und erfüllt damit auch die sportlicheren Ansprüche der Kundschaft.

Der Motor des Burgman 400 - schwächer und doch besser

Dass sich der Name Burgman 400 und somit die Kubatur weder nach oben noch nach unten verändert hat, war gewiss kein Fehler, mit seinen 399 Kubik marschiert der ausgewachsene Suzuki-Roller ordentlich voran und wirkt spritziger, als es der Unterschied zum Vorgänger am Papier vermuten ließe. Der neue Burgman 400 hat mit seinen knapp 31 PS sogar fast 2 PS weniger als der alte 400er-Burgman und mit 36 Newtonmeter Drehmoment nur 1,6 Newtonmeter mehr. Allerdings sorgen die Überarbeitungen zugunsten der Euro4-Norm auch dafür, dass die maximale Leistung bereits bei 6500 Touren, also 500 Touren früher anliegt und das nun höhere maximale Drehmoment bei 4800 Umdrehungen ebenfalls etwas eher zuschlägt.

Eine ausgezeichnete Variomatic am Suzuki Burgman 400

In Kombination mit der Gewcihtseinsparung von 7 Kilo (nun 215 Kilo fahrfertig) zieht der neue Burgman 400 ordentlich vom Stand weg und reagiert auch auf Gasstöße bei rund 80 km/h bergauf keineswegs träge sondern spontan und sogar sportlich. Das liegt natürlich auch an der hervorragend abgestimmten Automatik, die Leistung und Drehmoment des Motors perfekt verarbeitet. So wie es eben oft vorkommt, dass die Automatik schuld an einem schlechten Ansprechverhalten ist, schafft Suzuki das genaue Gegenteil - der Burgman wirkt kräftig und bissig und ich würde ihm mehr PS und weniger Gewicht zutrauen.

Stabil und straff trifft Komfort und Luxus

Zu dieser Sportlichkeit passt auch das "renovierte" Handling des Burgman 400: Durchaus komfortabel und souverän sogar bei groben Fahrbahnfehlern (und derer gab es bei den Testfahrten in Turin genügend), aber auch stabil und straff genug für sportliche und agile Fahrweise auf kurvigen Landstraßen. Zusätzlich noch tadellos im Geradeauslauf, was einerseits an der stabilen 41er-Telegabel mit 110 Millimeter Federweg liegt, wohl eher aber am neuen 15 Zoll-Vorderad, das die 14 Zoll des Vorgängers ersettzt, hinten bleibt es das gewohnte 13 Zoll-Rad.

Mit verstellbarer Federvorspannung - theoretisch

Ein gelungener Kompromiss also beim Fahrwerk, der durch die siebenfach verstellbare Federvorspannung des hinteren Mono-Federbeins noch genauer auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden kann. Das allerdings nur sehr aufwändig, da das Federbein an der Unterseite des Burgman 400 knapp vor dem Hinterreifen eher schwer zugänglich ist.

Die Bremse am Suzuki Burgman 400 erschreckt niemanden

Mit dieser sehr ausgeprägten Sportlichkeit von Motor und Fahrwerk kann die vordere Bremse zwar nicht ganz mithalten, die Doppelscheibenanlage mit 260 Millimeter Durchmesser erfordert schon etwas mehr Handkraft, dafür spricht die hintere 210er-Scheibe sehr schnell und gut an und sorgt für ein insgesamt gutes Bremsvermögen. Für die rundum gesteigerte Sportlichkeit wird beim neuen Modell schließlich auch die Sitzposition etwas aufrechter und damit direkter, aber keine Sorge an alle Burgman 400-Fans, der Komfort- und Luxus-Experte bleibt gemütlich und bequem, was bei all der gesteigerten Sportlichkeit durch einen um 20 Millimeter dicker gepolsterten Sattel erreicht wird.

Skandal: Weniger Platz unter der Sitzbank!

Dass damit einher geht, dass der vormalige "Kofferraum" mit über 60 Liter Fassungsvermögen auf einen Stauraum mit "nur" 42 Liter schrumpft, sollte aber nur all jene treffen, die wirklich den halben Hausstand im Roller spazieren führen möchten. Alle anderen bekommen immer noch einen Integral-, einen Jethelm und einige Utensilien unter. Für so manchen Kleinkram - der wiederum auch etwas größer sein darf - gibt es ohnehin noch zwei geräumige Staufächer in der Frontschürze. Das linke fasst 2,8 Liter, das rechte gar 3,5 Liter und verfügt auch noch über einen 12 Volt-Stecker.

Wer schön sein will, muss leiden

Hauptverantwortlich für das kleinere Gepäckabteil ist aber das neue Design des Burgman 400 - man könnte ohne Übertreibung von einer Revolution sprechen. Keine ausladende, barocke Formensprache, dafür ein relativ schlanker Hintern, der eben etwas weniger Luft im Inneren bedingt. Die Proportionen passen dadurch aber besser, die geschärfte Front, das glatte, etwas steilere WIndschild und LED-Leuchten rundum sorgen für einen absolut modernen Auftritt, mit dem man sich bestimmt nicht vor der Konkurrenz verstecken muss, sondern diese vielmehr einschüchtert. Das würde mit auffälligen Farben zwar noch besser funktionieren, die Kundschaft verlangt scheinbar aber nur nach unauffälligem Grau, Schwarz und Weiß.

Ein klassisches Cockpit im Suzuki Burgman 400

Ganz schlicht und klassisch geben sich auch die Armaturen mit jeweils einem Rundinstrument für Geschwindigkeit und Drehzahl. Dazwischen ein Display mit Außentemperatur, diversen Kilometerzählern, Durchschnittsverbrauch und Spritstand, rundherum schön übersichtlich angeordnet diverse Warn- und Informationslämpchen, die den Fahrer über etwaige Fehlfunktionen am Laufenden halten - fertig ist ein übersichtliches und vorbildlich unaufgeregtes Cockpit. Lediglich auf das grüne Eco Drive-Symbol, das über eine effiziente Fahrweise Auskunft gibt und daher immer wieder aufleuchtet, könnte ich verzichten. Immerhin kann ich bei einem Roller nicht schalten und habe daher nur bedingt Einfluss auf die Drehzahl - abhängig von der Geschwindigkeit. Falls es aber den einen oder anderen vom zu schnellen Fahren abhält, hat es seine Wirkung schon erreicht. Immerhin hat sich der neue Burgman 400 trotz seiner nach wie vor mehr als ausreichend komfortablen Auslegung regelrecht zu einem kleinen Sportler in der Luxus-Mittelklasse gemausert.

Die Preise des Burgman 400 2018 (voraussichtlich ab Oktober 2017 erhältlich):

Deutschland 7990 Euro (Einführungspreis 7290 Euro)

Österreich 8190 Euro (Einführungspreis 7490 Euro)

Schweiz 8495 Franken

Fazit: Suzuki Burgman 400 2017

Der Burgman 400 steht seit 1998 bei Suzuki im Dienst, so sportlich wie die neueste Generation war er aber noch nie. Komfort und Luxus-Features fehlen zwar keineswegs, der spritzige Motor und das etwas straffere Fahrwerk sorgen aber im Verbund mit dem größeren 15 Zoll-Vorderrad für viel Spaß und Stabilität auch bei einer etwas ambitionieteren Fahrweise. Der Stauraum unter der nun besser gepolsterten Sitzbank wurde zwar um ein Drittel kleiner, ein Integral- und ein Jethelm passen aber tadellos hinein. Dafür unterstützt das dadurch schmälere Heck das schnittige Design maßgeblich und macht aus dem Burgman 400 einen etwas sportlicheren Komfort- und Luxusroller.


  • spritziges Triebwerk
  • optimal abgestimmte Automatik
  • schnittiges Design
  • stabiles Fahrwerk
  • bequeme Sitzposition
  • viel Komfort
  • Vorderradbremse erfordert Handkraft
  • Stauraum kleiner als beim Vorgänger

Bericht vom 01.08.2017 | 121.394 Aufrufe

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