Zero FX 6.5 Test

Leise Freiheit

Die Zero FX 6.5 ist das logischste Modell aus dem mittlerweile umfangreichen Zero Programm. Geräuschloses Endurofahren ermöglicht neue Möglichkeiten. Was kann die Zero? Was kann sie nicht?

Mehrere Wochen lang hatten wir die Zero FX im 1000PS Test. Schnell hatte ich mich an sie gewöhnt. Runter in die Garage, Stecker rausziehen und die 100% am Display signalisieren nicht nur den Akkuzustand sondern auch das Spektrum der Möglichkeiten. Hier steht eine echte Enduro vor mir.

Nirgendwo anders macht Elektroantrieb so viel Sinn wie bei einer Enduro. Hier im nördlichen Burgenland lebe ich in der 2.800 Einwohner starken Gemeinde Forchtenstein. In der Siedlung kennt jeder jeden und man weiß auch, das ich "irgendwas mit Motorrädern" mache. Mit der KTM EXC frühmorgens den Abkürzer über die Feldwege zu nehmen kommt niemals gut an. Sie wirkt laut, gefährlich und stört - das spürt man im Sattel sofort. Mit der Zero FX ändert sich alles. Der flüsterleise Elektroantrieb kommt immer sympathisch rüber. Nachbarn und Wanderer haben damit nie ein Problem. Die Zero wird nicht als Gegner wahrgenommen sondern als Freund.

Zero FX: Nicht nur der Antrieb wirkt sauber und steril

Nicht nur der leise Elektroantrieb trägt zu dem tollen Image bau. Durch den Zahnriemenantrieb wirkt das Gerät gleich noch mal sauberer und steriler. Genauso sieht sie aus: Die Enduro der Zukunft - hier und jetzt bereits zu fahren. Vom ersten Meter an ist man vom Antriebsaggregat begeistert. Der Motor nimmt die Befehle vom Gasgriff logisch und präzise entgegen. Man fühlt sich sowohl als Neueinsteiger als auch als "Benzinexperte" sofort daheim. Zero hat es geschafft die Regelung so abzustimmen, das es nicht komplett neu wirkt aber eben trotzdem die Vorzüge des Elektromotors zur Geltung bringt.

Zero FX: Beschleunigung von 0 auf 100

Ergreifend sind immer die Startmanöver im Sattel der FX. Benzinkollegen am Straßenrand kippen dabei meistens die Kinnlade nach unten. Aufsitzen, Gewicht nach vorne neigen und Gasgriff umlegen. In 4.0 Sekunden beschleunigt die Zero auf 100. Ohne Kupplung, ohne Schaltvorgang und damit auch ohne Lastwechselreaktionen. Durch die nahtlose Beschleunigung reißt die Traktion auch nicht ab. Durch den gleichmäßigen Drehmomentverlauf ist es viel leichter die Power auf den Boden zu bringen. Und im Vergleich zu anderen Enduros erspart man sich von 0 auf 100 gleich mehrere Schaltvorgänge. Die Zero beschleunigt also deutlich rasanter als jede Benzin-Hardenduro am Markt. Nicht nur in der Theorie sondern vor allem in der Praxis. Ganze 95 Nm drückt die zierliche Zero in den Asphalt - Unereichbar für kompakte Sportenduros.

Reichweite Zero FX Elektre Enduro Motorrad

Oft wird bei Elektromotorrädern die Frage nach der Reichweite gestellt. In der Praxis stellt sie sich dann aber doch wieder nicht. Die Zero FX ist kein Motorrad um damit mehrere Tage lang durch rumänische Wälder zu pflügen. Sie ist kein Ersatz für eine Sportenduro und auch ein Ersatz für eine Reiseenduro. Sie ist eine quirlige und univerell einsetzbare Mobilitätsrakete. Rund 100 km weit bringt einen der Akku der FX 6.5.

Vergleich Zero FX vs. KTM Freeride E

Echte Mitbewerber hat die Zero FX 6.5 keine. Die KTM Freeride E ist zwar auch eine Elektroenduro aber sie ist doch deutlich anders positioniert. Die KTM ist das sportlichere Modell. Auf der Motocross Strecke oder auf der abgesperrten Endurorunde ist sie schneller. Sie hat die hochwertigeren Bremsen und das bessere Fahrwerk. Sie ist das bessere Motorrad im harten Gelände. Die Zero FX punktet jedoch mit dem breiteren Einsatzbereich. Sie hat die größere Reichweite und eine höhere Spitzengeschwindigkeit - rund 130 km/h. Sie macht in der Stadt und im Alltag mehr Sinn.

Zero FX im Alltag - easy to use

Im rauen Großstadtdschungel punktet die Zero FX mit den selben Tugenden welche auch im Gelände begeistern. Sie fährt sich spielerisch einfach. Sie kann nicht absterben und der Motor lässt sich auch bei Schrittgeschwindigkeit sauber dosieren. Ganz ohne Kupplung kann man das Motorrad präzise durch einen kleinen Trial-Parcours im Garten oder zwischen parkende Autos dirigieren. Dabei kann man noch mehr Konzentration als sonst den Bremsen widmen. So gelingen sehr enge Kurven bei niedrigsten Geschwindgkeiten viel problemloser.

Am Ende des Tages sprechen gegen die FX ganz andere Argumente als man ursprünglich denken würde. Die Reichweite oder die Power sind absolut in Ordnung. Es stören dann so profane Dinge wie die eher schwache Bremse und das günstige Fahrwerk. Beides verhindert ernstere Einsätze im Gelände.

Faszinierend und leiwand ist die Maschine trotzdem. Mit ihr fährt man viel mehr kurze Strecken mit dem "Motorrad" als mit einem Benziner. Das Anstarten, das Tanken, die Wartung, das Warmfahren - all das fällt wie ein riesiger Ballast einfach weg. Die Maschine ist immer einsatzbereit und wird gerne und häufig eingesetzt. Doch Vorsicht ist angebracht! Durch die unkomplizierte Handhabung und die niedliche Optik unterschätzt man sie gewaltig. Man ertappt sich schnell dabei mit Badeschlapfen zum Badesee aufzubrechen. Nicht vergessen Jungs und Mädels: 95 Nm. 4.0 Sekunden auf 100! Das kann weh tun.

Fazit: Zero FX ZF6.5 2016

Die FX von Zero ist eine praktische Erweiterung für eine gut sortierte Motorrad Garage. Sie ist unglaublich universell und macht in der Stadt genauso Spaß wie im Gelände. Sie ist sehr einfach zu fahren, nahezu geräuschlos und schnell. Für Einsätze auf der Motocross Strecke ist sie nicht die richtige Wahl - dafür sind die Komponenten nicht ausgelegt.


  • hohes Drehmoment
  • starke Beschleunigung
  • hervorragende Dosierbarkeit
  • nahezu geräuschlos
  • tolle Sitzposition
  • einfache und flinke Handhabung
  • geringer Wartungsaufwand
  • geringe laufende Kosten
  • Bremsen vorne und hinten ganz OK aber nicht kräftig genug für Sporteinsatz
  • Fahrwerk nicht hochwertig genug für MX Strecke oder hartes Endurogelände
  • Qualität und Gesamteindruck passt nicht ganz zum relativ hohen Preis

Bericht vom 03.07.2016 | 69.767 Aufrufe

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