Husqvarna FS450 2015 Test

Präsentation der neuen FS450 am Wachauring

Auf dem schnellen Wachauring in Melk präsentierte Husqvarna das neue Wettbewerbsgerät FS450, eine neue, aus der Kiste heraus wettbewerbsfähige Supermoto für den professionellen Einsatz. Laura Höllbacher, die Schwester des nun 3-fachen Staatsmeisters Lukas Höllbacher, wird damit wahrscheinlich nächste Saison an den Start gehen.

Meine Supermoto-"Karriere" war kurz und schmerzhaft und begann mit einem Aufprall am kalten Asphalt der Realität. Beim allerersten Training - ich war noch nie zuvor Supermoto, Motocross oder Enduro gefahren - mit brandneuem, mehr oder weniger geliehenem Material, stieg ich nach wenigen Runden nach einem Verbremser über den Lenker ab und schlug dermaßen hart am Asphalt auf, dass ich sofort in den typischen Schockzustand verfiel; in unterdrückter Panik und mit gespielter Coolness redete ich sofort beruhigend auf mich ein, alles O.K., nix passiert, nur ein bisschen Aua, kein Krankenhaus, bitte, bitte kein Krankenhaus... Die rechte Seite meiner Hüfte schmerzte so extrem, dass ich überzeugt davon war, ich hätte mir ein großes Loch ins Fleisch gerissen und mein Leder wäre schon voller Blut, das heraussprudeln würde, sobald ich den Zipp öffnete.

Erstes Training, erster Sturz

Jetzt hatte ich zwei Probleme: Ich hatte die Husqvarna von Supermoto-Intercup Veranstalter Günther Sendlhofer beschädigt und ich war meiner Selbstdiagnose nach schwer verletzt. Die Überraschung war groß, als ich ins Fahrerlager zurückgekrochen war und mit Gelächter und Schulterklopfern empfangen wurde: "Na Lentschi, erster Sturz, ha? Sauber!" Amüsiert fing Sendy an, sich um die Abschürfungen zu kümmern - an der Husqui. Schließlich musste sie für den nächsten Turn wieder blitzblank sein. Keine Schimpfe also, hm, aber was mach ich jetzt mit meiner offenen Bauchdecke, dachte ich. Die Vermutung, meine Organe wären außerhalb meines Körpers in Unordnung geraten, bestätigte sich Gott sei Dank nicht. Ich schlief dann ein paar Wochen auf der linken Seite und alles war wieder gut.

Leidenschaft, die Leiden schafft

Es folgte eine völlig erfolglose Saison, die durchdrungen war von Stürzen, Karambolagen, Demütigungen und anderen Katastrophen. Was ich damit sagen will: Ich müsste diesen Sport eigentlich hassen. Tue ich aber nicht, im Gegenteil, er fasziniert mich wie eh und je. Mit all den Drifts und Slides gehört Supermoto für mich zu den elegantesten Motorsportarten überhaupt. Besonders, wenn ich Talenten wie dem 3-fachen Staatsmeister Lukas Höllbacher bei der professionellen Ausübung dieses Sports zusehen darf. Das hat irgendwie nichts mit dem zu tun, wie unrythmisch und abgehackt ich mich über die Kurse bewegt habe.

60 PS, Anti-Hopping, WP-Fahrwerk

Lukas Höllbacher und seine Schwester Laura sind gerademal 19 bzw. 17 Jahre alt und führen die Felder in ihren Klassen an. Als ich sie frühmorgens hinter dem Husqvarna-Zelt treffe, sehe ich zwei Kinder vor meinem geistigen Auge, die Playstation spielen und sich ab und zu schubsen. Beim Filmen auf der Strecke fühle ich mich dann selbst wie ein Zwerg. Wäre ich ihr Vater, hätte ich sie sofort aus dem Ring genommen - zu gefährlich, aber die Rennsportfamilie steht voll hinter ihnen, ein seltenes Glück. Laura wird vermutlich kommende Saison mit der neuen Husqvarna FS 450 an den Start gehen, das Wettberwerbsgerät bringt aus der Kiste genug Potenzial für den Sieg mit.

60 PS aus einem flüssigkeitsgekühlten, 449,3 Kubik großen Einzylinder-Racingtriebwerk, eine hydraulisch betätigte Anti-Hopping Kupplung von Adler, komplettes WP-Fahrwerk, 110,5 kg leicht. Der Motor verfügt über eine oben liegende Nockenwelle und dreht bis 11.500 Touren, die Kipphebel sind DLC-beschichtet und die vier Einlassventile aus Titan wiegen nur je 32 Gramm. Das geht noch deutlich besser und radikaler als meine 450er von damals, sicher ein Grund für meine Unterlegenheit, es muss ja an der Technik gelegen haben. Die Alu-Schwinge aus einem Guss und der Chrom-Moly-Rahmen verfügen jeweils über eine spezielle Biegecharakteristik. Der Rahmen hilft, Stöße vom Hinterrad aufzunehmen und verbessert das Feedback an den Fahrer. Ein Highlight, auch optischer Natur, ist die 48-mm Closed-Cartridge-Gabel mit CNC-gefräster, schwarzer Gabelbrücke und 280 mm Federweg.

Technische Daten und Preis Husqvarna FS 450

Standesgemäß rollt die Husqui auf Speichenfelgen in 16,5 Zoll vorne und 17 Zoll hinten, serienmäßig werden Metzeler Racetec SM in den Dimensionen 125/80 R420 und 165/55 R17 aufgezogen. Als einzige Annehmlichkeit auf dem kompromisslosen Wettbewerbsgerät darf der Elektrostarter gesehen werden, den auch ich als unschätzbare Hilfe kennengelernt habe.

Für die endgültige Siegfähigkeit bleibt die FS natürlich nicht im Serienzustand, aber ohne die entsprechende Basis muss man sich erst gar nicht anstellen, ohne die richtige Einstellung und den Willen auch nicht. Diese garstigen Geräte sind echte Tiere, weshalb ich nicht verstehe, wie man die so elegant bewegen kann. Gut, ich hatte keine Anti-Hopping-Kupplung und konnte sicher deshalb nicht driften, und Leistung hatte ich auch nicht genug, die Bremsen waren mau, das Fahrwerk eher Mittelklasse und mit der Geometrie kam ich ebenfalls nicht ganz zurecht. Doch ich weiß, mit der FS 450 hätte ich sie alle besiegt, ja, ganz bestimmt.

Der Preis in Österreich: EUR 10.498,00

Technische Daten Husqvarna FS 450 2015

EigenschaftBeschreibung
Motor1-Zylinder 4-Takt Otto-Motor, flüssigkeitsgekühlt
Hubraum449,3 ccm
Bohrung95 mm
Hub63,4 mm
Getriebe5-Gang
KühlungFlüssigkeitskühlung, permanente Umwälzung der Kühlflüssigkeit durch Wasserpumpe
KupplungAnti-Hopping-Kupplung von Adler, hydraulisch betätigt
RahmenZentralrohrrahmen aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren
GabelWP Upside-Down
FederbeinWP Monoshock
Federweg vorne280 mm
Federweg hinten292 mm
Bremsen vorne310 mm Scheibe, Vierkolbenbremszange
Bremsen hinten220 mm Scheibe, Einkolbenbremszange
Radstand1495 mm
Sitzhöhe927 mm
Tank7,5 l
Gewicht110,5

Preis Österreich: EUR 10.498,00

Autor

Bericht vom 10.10.2014 | 42.071 Aufrufe

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