S1000R in den Alpen
BMW S 1000 R in den Alpen |
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1000PS Betriebsausflug zum Highbike Testcenter ins Paznauntal. Wir fuhren die S 1000 R von BMW ausgehend von Ischgl hinauf auf die hohen Pässe der Alpen. Wie schlug sich die halbnackte "R"? |
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Die Erwartungshaltung war hoch, möglicherweise zu hoch, denn sie S 1000 R genießt in der 1000PS Redaktion einen Ruf der beinahe als unantastbar gilt. In den Bergen wurde klar, dass die S 1000 R keine Mogelpackung ist. Sie ist genau so wie sie aussieht und wie BMW sie im Prospekt anpreist. Ein sehr sportliches Motorrad mit einem Tick mehr Komfort und Nutzen als eine Rennmaschine aber kein Tourenmotorrad. Unpackbar war die S 1000 R für unsere Racing-Lady Daniela, die sonst nur auf Supersportlern unterwegs ist. Voller Speed bei so viel Komfort und dann noch dieses Drehmoment? Sie war begeistert. Doch die S 1000 R ersetzt deshalb noch keine ganze Garage. Sie fährt gut in den Alpen, hat aber überall einen Ticken weniger Fahrkomfort als weniger sportliche Nakedbikes. Nicht nur die schiere Leistung, sondern auch das aggressive Kreischen vom Auspuff und der Gesamtspirit vom Fahrzeug machen sie zu einem Fahrzeug in dem man ständig auf der Flucht bzw. auf der Jagd ist. Wer Sportler liebt und gerne Pässe fährt sollte den Sportler gegen die S 1000 R tauschen. Der Rest muss prüfen ob die S1000R dann nicht doch etwas zu viel des Guten ist. | |
Unser 1000PS Betriebsaufslug führt uns jedes Jahr ins Highbike Testcenter nach Ischgl. Warum? Nirgendwo anders gibt es eine solche Auswahl an qualititativ hochwertigen Testbikes zu einem derartig attraktiven Preis. Prädikat "sehr empfehlenswert". |
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Eine Pizza die den Namen S1000R tragen sollte. Alles pragmatisch sortiert, mit dem Winkelmesser ausgerichtet aber hervorragend im Geschmack. | Unser Vauli ist immer dann glücklich wenn die Stechuhr abends einhakt oder der Kuchen durch die Röhre flutscht. |
Die komplette Ausstattung der S 1000 R ist gerade in den Alpen sinnvoll. Plötzlich einsetzender Regen am Gipfel macht den Rain Mode ebenso nützlich wie die Heizgriffe. | Eigentlich würde hier reichen "ohne Worte". Der S1000R Motor hat ganz klar supersportliche Gene und wirkt spritzig, aggressiv und agil. Aber eben mit dem Sahnehäubchen mehr Drehmoment aus dem Keller. Eigentlich ist das genau jenes Aggregat welches die Japaner seit 10 Jahren hätten locker liefern können. Das Geschäft macht nun aber BMW. |
Vaulis´ Meinung: Dass die nackte BMW S 1000 R so sehr an ihre Superbike-Schwester S 1000 RR angelehnt ist, hat Vor- und Nachteile. Letztere sind aber recht schnell abgehakt: Das Fahrwerk ist für längere Touren und holprige Straßen - wie sie in den Alpen nun mal öfters vorkommen - trotz einstellbarem ESA-System zu straff. Fertig. Die Vorteile hingegen sind zumindest für sportlich ambitionierte Fahrer mannigfaltig: Die S 1000 R fährt sich in allen Radien so stabil wie die RR, bietet durch den höheren Lenker aber auch in Spitzkehren ein leichteres Handling. Ein besonderes Zuckerl ist der Motor,der sich subjektiv kaum von jenem der RR unterscheidet. Am Papier stehen zwar gewaltige 33 PS Unterschied, in der Praxis kommt man aber vor allem in den Alpen nicht oft in den Bereich, in dem die S 1000 RR noch ein Schäuferl nachlegt. Die S 1000 R hat sogar den Vorteil, dass ihr höchstes Drehmoment schon früher anliegt, was etwa beim Herausbeschleunigen oder besser Herausfetzen nach einer Kehre unendlich viel Spaß bereitet - und schnell macht. Die ausgezeichnet arbeitende Traktionskontrolle wirkt sich dabei zusätzlich positiv aus. Unterm Strich ist die S 1000 R für mich eine der besten Waffen in den Alpen, mit der man relativ entspannt unglaublich viel Spaß hat. Dass mir das Design der Front so gar nicht gefällt ist mein persönliches Problem, ich bin nach der Ausfahrt in Tirol aber so weit, dass das herrliche Handling und der bärenstarke Motor mehr zählen als die Optik. Außerdem gibt es ja bereits feschere Carbon-Teile - damit könnte ich mich gewiss anfreunden. |
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Nasty Nils´ Meinung: Die S 1000 R hatte es besonders schwer beim Test. Sie hatte jene Rolle zu erfüllen, die Brasilien bei der Fußball WM inne hatte. Irrer Druck! Doch ich mache den Job lange genug um mit den Füßen am Boden der Realität zu bleiben. Mir ist klar, dass die S 1000 R eigentlich eine verkappte Rennmaschine ist. Ich fuhr die BMW S 1000 R nun bereits auf 3 verschiedenen Rennstrecken und auf unterschiedlichsten Straßen. Doch eine Fahrt auf die hohen Alpenpässe ist die vermutlich strengste Prüfung. Es erstaunte mich wie BMW es geschafft hat, mit vermeintlich geringem Aufwand ein komplett anderes Motorrad hinzustellen. Die 10 Nm mehr Drehmoment zum Beispiel, sind genau der Unterschied mit dem man komfortabel und rasant zugleich aus den Spitzkehren kommt. Der breite Lenker in Kombination mit der geringfügig geänderten Geometrie macht die S 1000 R deutlich handlicher als die RR und das DDC hilft scheinbar mit trotzdem jederzeit für Stabilität zu sorgen. Schwächen offenbarte die BMW auch hier in den Alpen keine - wenn man betrachtet in welcher Fahrzeugkategorie das Bike unterwegs ist. Nachteile gibt es nur konzeptbedingter Natur. Auch hier wirkt leider so ziemlich jedes Gepäcksystem etwas deplatziert und die Maske ist eben nun mal ein Kompromiss hinsichtlich Optik und Windschutz. Der Erzrivale aus Mattighofen, die SD 1290 R, verspielt den Drehmomentvorteil auf den Pässen leider ein wenig durch die zu kurze Übersetzung vom ersten Gang. Bei einem Duell mit BMW RR Kollegen würde man im Sattel der R vermutlich auf jedem Pass als Sieger hervorgehen. Mehr Handling, mehr Drehmoment und natürlich auch die angenehmere Sitzposition sorgen für einen schnelleren Gipfelsturm. Insgesamt ist die S 1000 R für meinen kompetitiven Charakter ein universelles Traummotorrad für jede Umgebung. Jenes Stück Asphalt, welches der S1000R nicht zu Gesicht steht muss erst noch verlegt werden. |
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Kots´ Meinung: BMWs Nakedbike-Waffe hat mich in dieser Saison schon voll und ganz überzeugt und muss sich mir gegenüber eigentlich nicht mehr beweisen. In Brünn war ich damit schneller als je zuvor (fairerweise muss ich anmerken, dass ich in den letzten Jahren fast ausschließlich 600er auf der Rennstrecke bewegt habe), fühlte mich dabei absolut sicher bist fast unstürzbar und staunte über die fein regelnden Fahrassistenzsysteme, die mich schon in der HP4 fasziniert hatten. Mit einem sensationell niedrigen Preis, von dem wir noch unseren Enkelkindern erzählen werden (natürlich in Schilling), liegt sie sogar fast in meiner Reichweite. Nach dem Tag am Ring begegneten wir uns bei einem Test im öffentlichen Straßenverkehr wieder und die Liebe auf den ersten Blick hat sich auf den zweiten noch verdoppelt. Man spürt, dass BMW bei der Leistung niemals flunkert und übertreibt, wie man das von so manch anderen Herstellern leider gewöhnt ist. Und dieses räudige Gebrüll! Jetzt will ich in den Alpen aber weder sehr laut (die armen Viecherl) noch sehr schnell sein, sondern möglichst rund um eckige Spitzkehren kommen, nach 300 Kilometern immer noch keine Schmerzen haben und ganz einfach entspannt unterwegs sein. Im Gebirge war die S 1000 R erstmals nicht die erste Wahl für mich. Ich hatte sicher das Pech, sie fast nur bergabwärts mit schlechtem Asphalt, Schotterpassagen und sonstigen Unregelmäßigkeiten fahren zu müssen, da wir die Motorräder durchtauschten. Aber ich hätte mir auch an anderer Stelle gewünscht, auf einem anderen Motorrad zu sitzen. Sie war mir einfach zu sportlich, zu schnell, zu steif. Ich hol mir sie lieber wieder im Flachland, denn meiner Liebe zu ihr hat das keinen Abbruch getan. |
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+ Stärken: - Schwächen: # DEINE Meinung |
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1000PS Betriebsausflug nach Ischgl (91 Fotos) - hier klicken!Völlern, Fahren, Genießen - 3 Tage in den Alpen! Die 1000PS Crew beim Highbike Testcenter. |
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Text: NastyNils |
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Bericht vom 29.07.2014 | 25.467 Aufrufe