BMW C 650 GT Test
Biederer, aber nicht langsamer. Bequemer, aber nicht weniger sportlich. Der andere BMW Roller.
BMW C 650 GT Roller Test |
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Die Optik hätte man sich genauso vorgestellt. Die Dynamik kann man sich nicht vorstellen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mein Körper hat etwas erlebt und geleistet. Die Rückenmuskulatur ist verspannt und muss erst gestreckt und entkrampft werden. Der Hals ist ein bisschen steif und die Finger leicht klamm. Am schlimmsten hat's die Oberschenkel erwischt, die sich anfühlen, als wären sie durch ein Stachelband gezogen worden. Nein, ich hab keine 1000 Kniebeugen gemacht, einen Ironman absolviert oder ein Wochenende auf der Rennstrecke verbracht. Ich bin einfach nur Roller gefahren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tag 2 unseres Rollertests in Madrid. Gestern war der sportliche C 600 Sport in der Stadt dran, heute der gemütlichere C 650 GT am Land. Er ist der konservative der beiden Zwillingsbrüder, die sich die technische Basis, also den 60 PS starken Reihenzweizylinder mit 70° nach vorne geneigter Zylinderbank und 270° Zündversatz, die Stahlrohr-Brückenkonstruktion mit ergänzender Aluminiumdruckgusseinheit, sowie die Einarmschwinge mit dezentral montiertem Federbein und die 40 mm Upside-Down-Gabel teilen. Alles gleich, bis auf ein paar Maßeinheiten, die Sitzhöhe, Gesamtlänge und Gewicht betreffen - so im Großen und Ganzen. Dass gerade diese kleinen, scheinbar unwesentlichen Variationen zu einem doch recht großen Unterschied führen können, konnte niemand ahnen. |
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180 Max und nie unter 150. |
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Alles näher am Auto. |
Wer den GT wählt, hat
alles, |
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Es konnte auch niemand ahnen, dass das Thermometer bei einer Tageshöchsttemperatur von 20° erst um die Mittagszeit über die 10° Marke klettern würde. Als wir deshalb gegen 10 Uhr beim Mittagstreff eintrafen, wussten wir nicht, dass es noch recht huschi werden würde. Klar war hingegen, dass wir nicht langsam gewesen sein konnten. Man glaubt nicht, welchen Vorsprung man herausfahren kann, wenn man auf der Autostrada über weite Strecken 180 und nie unter 150 fährt. War für den GT kein Problem, und wir konnten uns immer gut hinter dem elektrisch verstellbaren Windschild verstecken, das beim Sport manuell umgeschraubt werden muss. Die frühe Ankunft sprach eindeutig für die Performance der Roller im Pendlerverkehr, oder auf längeren Touren und Reisen. Somit sind die Dinger beim Thema Einsatzbereich auf Augenhöhe mit (Sport-) Tourenmotorrädern der mittleren Hubraumklasse. |
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Ein Schritt bei der Leistung sind zwei beim Fahrwerk. |
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Nicht nur BMW hat verstanden, dass die riesige Kluft zwischen der Fahrdynamik eines Rollers und eines Motorrades nur über das Fahrwerk in seiner Gesamtheit - also Rahmenkontruktion, Gabel, Federbein und Schwinge - geschlossen werden kann. Was auch der Grund dafür ist, dass man keinen Sinn darin sah, noch mehr PS in noch mehr Kubik zu füllen. Wer einen Schritt bei der Leistung macht, muss zwei beim Fahrwerk machen. Und da man neu in diesem Segment ist, versucht man, nicht zu stolpern. Da fallen auch die 12 Kilo nicht ins Gewicht, die der GT dem Sport im Nachteil ist. 261 Kilo bringt er auf die Waage. Verantwortlich dafür sind das bauchige Heck, das den Stauraum auf 60 l erweitert, größere Verkleidungsteile und Lichteinheiten, eine komfortablere Sitzbank und auch das elektrisch verstellbare Windschild. Für optionales Zubehör wie Sitz- und Griffheizung, Alarmanlage, Reifendruckkontrolle, Sturzpads oder eine Rückenlehne für den Beifahrer darf man noch ein paar Deka dazurechnen, macht aber nichts. Erster Roller mit Fahrwerk? Denn erstens liegt der C 650 GT damit genau im Klassenschnitt und zweitens hat er uns mit seiner Performance so überzeugt, dass wir ihm seine biedere Optik und seine paar Kilo mehr locker verzeihen. Überdurchschnittlich gute Bremsen gehören bei BMW eigentlich schon zum guten Ton, das Fahrwerk aber hat wie bereits angedeutet völlig verblüfft. Auf gerader Linie würde die Konstruktion wahrscheinlich Geschwindigkeiten von über 200 gelassen hinnehmen. Wir fuhren Kurven mit für Roller bisher unmöglichem Tempo, mit ständigem Cross-Check auf den Tacho, weil wir es nicht glauben konnten. Die Gebrüder 'C' haben nichts vom typischen Rollerkisten-Charakter; nichts verwindet sich, nichts pendelt, nichts schwimmt. Alles an dem Roller bleibt zu jeder Zeit Teil des Rollers. Selbst das flotte Durchfahren einer Senke in Schräglage lässt die 40 mm Upside-Down und das waagrecht montierte Federbein unbeeindruckt. Es ist das erste Mal, dass ich von einem Rollerfahrwerk kein schwammiges, indifferentes, sondern ein klares und eindeutiges Feedback erhalte. Vielleicht noch mehr. Es ist das erste Mal, dass ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass ein Roller überhaupt ein Fahrwerk besitzt. |
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Genauso schnell, aber harmonischer. Man könnte sagen reifer als der Sport, oder auch biederer. |
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Die Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer gibt's im Zubehör, Bordcomputer und elektrisch verstellbares Windschild sind serienmäßig. Der Knopf links neben dem für die Warnblinkanlage aktiviert das LED-Tagfahrlicht. Das sieht richtig spacig aus , ist aber auch optional. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Gegensatz zur flexcase-Lösung beim C 600 Sport kommt der GT ohne Erweiterung aus. Der Stauraum unter der komfortablen Sitzbank fasst 60 Liter oder z.B. zwei Helme. |
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Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals mit einem Roller millimeterweise an die Haftgrenze herangetastet zu haben. Hätte der Reihenzweier aus der Ecke mehr Druck, könnte so mancher Rennfahrer damit aus der Kurve driften, das steht außer Frage. Im wahnwitzigen Landstraßenduell waren kaum Unterschiede in der sportlichen Performance von Sports- und Biedermann auszumachen. Der Sport tut sich in engen Kurvenradien leichter, während der GT auf der Landstraße subjektiv mehr Sicherheit vermittelt. Die niedrigere Sitzbank mit erhöhter Rückenlehne und der höher montierte Lenker bringen den Fahrer in eine entspannte Position. Auch als Beifahrer sitzt man auf dem GT bequemer, kann seine Füße auf Trittbrettern statt auf Fußrasten abstellen. So herrscht auf dem Tourer allgemein ein anderes Flair. Hier kann man schnell sein, muss es aber nicht unbedingt, während der Sport einen ständig herausfordert. |
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Welcher soll's denn sein? |
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Anfangs dachte ich, es würde mir leichter fallen, mich zwischen den beiden zu entscheiden. Man stelle sich nur den C 600 Sport in Schwarz mit Akrapovic und ein paar Carbon-Applikationen vor (High Performance Teile gibt es für die Scooter leider noch nicht.). Aber ganz eindeutig ist es dann doch nicht. Denn das Vertrauen und die Geborgenheit, die mir der GT geschenkt hat, sind so nicht auf dem Sport zu finden. Er ist angenehmer, ruhiger und hat insgesamt einen breiteren Einsatzbereich. Langsamer ist er aber trotzdem nicht. Mir tut schon wieder alles weh. |
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Bildergalerie BMW C 600 Sport | Bildergalerie BMW C 650 GT | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Text: kot |
KOT
Weitere Berichte
Fazit: BMW C 650 GT 2012
Er ist angenehmer, ruhiger und hat insgesamt einen breiteren Einsatzbereich. Langsamer ist er aber trotzdem nicht. Eine wirklich toll gelungene Produktion, wie sie niemand erwartet hätte.- Elektrisch verstellbares Windschild
- bauchiges Heck
- erweiterter Stauraum
- komfortablere Sitzbank
- extrem schnell.
- Sehr schwer
- biedere Optik.
Bericht vom 08.03.2012 | 58.256 Aufrufe