X-Max 125 Wintertrimm

Der Yamaha Black Max 125 und die IRC Urban Snow Master-Pneus sind ein wintertaugliches Gespann.

Yamaha X-Max 125 im Winter-Trimm

Die Eis-Eiligen

Yamaha Black Max 125: Mit dem richtigen Equipment hat er das Zeug zum Winterkönig.
 
Man muss nicht über die Maßen gestört sein, wenn man im Winter aufs Rollern nicht verzichten will, denn es gibt allerhand Verteidigungsinstrumente gegen die Vorherrschaft von Väterchen Frost. Zum Beispiel extragriffige Gummis. Die verbeißen sich grimmig auch in den grimmigst kalten Asphalt und - wenns denn sein muss - auch in den Schnee. Eis haben wir aber trotzdem lieber im Stanitzel.

Blasse Eisblumen wachsen auf dem Visier, blau-rot angelaufen sind Nase und Wangen, gefühllosigkeit und steif sind die Finger, die Zehen sind gar nicht mehr zu spüren, und die Kniescheiben schlottern lose zwischen den Bändern hin und her. Gar nicht gemütlich ist das Eisenreiten im Winter, egal ob in der Stadt oder auf dem Lande. Trotzdem werden es immer mehr: Jene, die auch im Winter zumindest ihr Kleineisen, sprich den Roller bewegen. Und so verschwinden die mehr oder weniger bunten Scooter auch in der kalten Jahreszeit nicht aus dem Stadtbild, flitzen zwischen den Kolonnen durch wie in der wärmsten Frühlings-, Sommers- und Herbstzeit. Manche von denen tun das, als gäbs kein Morgen: voll Angasen, voll Einankern, voll Schräglegen - obwohl man selbst sogar beim Zu-Fuß-gehen aufpassen muss, nicht auf die Pfeife zu fallen.
 
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Was haben denn die, was andere nicht haben? Keine Angst? Saugnäpfe? Klebstoff? Von Ersterem darf man nicht nur nicht viel, sondern gar nichts haben. Zweiteres und Dritteres haben sie im übertragenen Sinne dafür schon. Und zwar in schwarzer, runder Form. Nämlich: Winterreifen. Was dem Zweirad-Laien weitgehend unbekannt & unverständlich ist, dass es das überhaupt gibt dabei fährt die Post seit Jahren Moped mit Wintergummis -, ist eine Tatsache, die sich wachsenden Zuspruchs erfreut. Man will ja, siehe oben, aufs Rollern nicht verzichten, nur weils halt bissl friert und schneit. Zumal es ja längst auch wärmende Winterschürzen gibt, die zwar vielleicht nicht unbedingt elegant sind, aber zumindest die unteren Extremitäten effektiv vor Kälte und Spritzwasser schützen (wirds grad nicht gebraucht, passt es gut gefaltet unter die Sitzbank, da ist Platz genug). Mit einem hohen Winschild und den Auslegern an der Frontschürze, die wie Handprotektoren wirken, kann dann schon nicht mehr viel Kälte an den Körper.

Bislang war auf dem Winterreifen-Sektor für Roller und auch für die eine oder andere Motorrad-Type - ein Hersteller so ziemlich alleine auf weiter Flur: Heidenau. Noch ziemlich frisch auf dem heimischen Markt ist die Marke IRC. Das ist ein japanischer Reifenhersteller, der in Kooperation mit dem Schweizer Zweiradzubehör-Spezialisten Hostettler (seines Zeichen unter anderem IXS-Importeur, jetzt auch Reifen-Vertreiber) einen Wintergummi für Roller entwickelt hat. So wie beim Autoreifen kommt dabei Lamellen-Technologie zum Einsatz. Aber außer der Optik hat der IRC Urban Snow nichts mit einem Autopneu gemein, es ist ein echter Motorrad-Reifen, wie wir im wahrsten Sinne des Wortes erfahren haben, anhand eines feschen Yamaha Black Max 125, der von Yamaha Austria mit IRC Snow Masters ausgerüstet worden war.
 

Eine wärmende Kniedecke oder auch Schürze  
nimmt der Kälte schon viel Wind aus den Segeln. Das Windschild auch.


 
Zuerst einmal ist gar nichts anders als bei jedem anderen Gummi auch: Er ist schwarz und rund. Im Fahrbetrieb ist der Unterschied gegenüber normalen Reifen zunächst marginal. Möglich, dass der Abrollkomfort etwas weniger komfortabel wirkt. Was angesichts von allerlei Boden-Ungereimtheiten - Matsch, Rollsplitt, Frostaufbrüche, Hunde-Hinterlassenschaften - nicht so leicht zuzuordnen ist. Bei erhöhtem Speed und flotterer Gangart meint man sich an das Feeling eines Enduro-Reifens auf Asphalt zu erinnern, aber nicht so, als wären es ernsthafte Stoppler. Am Geradeauslauf jedoch gibts im mittleren Geschwindigkeitsbereich allenfalls eine zarte Unruhe-Neigung zu konstatieren. Bei Topspeed die liegt beim 125er-X-Max an der Hunderter-Grenze ist nichts Außergewohnliches zu bemerken. Auch das Abrollgeräusch geht im gar nicht so leisen Einzylinder-Brummen des kleinen Maxes eher unter als dass es sich prominent in den Vordergrund drängt.

Das Aha-Erlebis stellt sich frühmorgens, um ½ 6 Uhr, bei tiefster Finsternis, arktischer Kälte und tiefgekühltem Bodenverhältnisse ein: Denn dort, wos mit herkömmlichen Gummis sonst schon längst gerutscht hätte, pickt der IRC wie der Teufel. Was heißt, dass man bei den Haltungsnoten in der/den Applauskurve(n) selbst bei unwirtlichen Termperaturbedingungen in den Kategorien Linie & Eleganz keine Abstriche machen muss. Nur Mut zur Schräglage, den muss man erst entwicklen. Beim ersten Mal geht mans gewöhnlich noch ein zaghaft an. Beim zweiten Mal ists schon eine Selbstverständlichkeit.
 

IRC Urban Snow mit Lamellen-Konstruktion: richtig griffige Winterschuhe für Roller & Co,
kein Gleit- sondern ein Klebmittel.


Die weißen Striche auf den Zebrastreifen sind auch kein Grund, einen Ausweichhaken zu schlagen, Traktionsverlust tritt selbst da kaum auf, ist angesichts von 14 PS überhaupt nicht das große Thema. Rollsplitt mag man nie gar nicht, mit keiner Art von Eisen und Reifen. Und nasse Straßenbahnschienen erst recht nicht. Schotterpassagen aber inhalieren die Gummis mit entspannter Lässigkeit. Das geht so gut, dass man im Übermut - Schnee aufsucht. Solang kein Eis drunter ist, geht auch das sehr gut. All dem kommt entgegen, dass der X-Max auf großen Rädern rollt, vorne auf 15-, hinten auf 14-Zöllern. Mit diesen Dimensionen gibts ja grundsätzlich weniger Tendenz zum Eiern als bei 10- bis 12-Zöllern. Auch ist der kleine Max nicht gerade ein Leichtgewicht. Mehr als 170 Kilo fahrfertig sind auch eine Art der Traktions-Unterstützung.

Fragte sich nur noch, ob der IRC auch dann hält, was der Hersteller verspricht nämlich Eignung als Ganzjahresreifen wenn es einmal trocken und halbwegs warm ist. Ausprobiert. Und kein Unterschied. Kein früheres Wegschmieren, kein teigiges Lenk- und Einlenkgefühl. Allerdings mussten wir die Probe auf kochend heißem Asphalt auslassen. Weil wir keinen gefunden haben. Zur Anmerkung des Herstellers, dass der IRC Urban Snow als Ganzjahres-Pneu taugt, ist halt einzukalkulieren, dass der Verschleiss bei derart weichem Material doch erheblich höher sein dürfte als bei normalen Reifen. Und wer will schon im Sommer mit einem Urban Snow-Schriftzug herumkurven.

Möglicherweise ist es mittlerweile so, dass die Winterreifen-Saison ohnehin bald zu Ende ist. Aber aus Erfahrung weiß man, dass Väterchen Frost bis weit nach Ostern gerne noch einmal mit kalter Faust zuschlägt. Da kann mans mit den Winterlingen halten wie mit dem Geld. Alleine macht es nicht glücklich, Winter-Pneus zu haben, aber es ist gut wenn man sie hat, wenn man sie braucht. Und: Die Vision von langen Rollerfahrer-Warteschlangen vor den Reifenhändlern jeweils zu den Saisonwechseln wird wahrscheinlich nicht einmal dann Realität werden, wenn künftig mehr Leute zu den Winterreifen greifen. Weils nämlich noch längst nicht so viele Eis-Eilige unter den Scooter-Treibern gibt wie unter den Autofahrern.
 

Trotz Achtelliter-Motorisierung ist der 125er-Max ein erwachsenes Zweirad, mit reichlich Stau- und Wind- & Wetterschutz-Raum.

Technische Daten: Yamaha YP 125 Black Max

Motorbauart

Einzylinder, Viertakt

Hubraum

124,7 ccm

Bohrung x Hub

52,0 x 58,6 mm

Verdichtung

11,2 : 1

Leistung (homologiert)

10,36 kW (14 PS) @ 8.750 U/min

Max. Drehmoment

11,33 Nm @ 6.500 U/min

Starter / Batterie

E-Starter

Getriebe

Variomatik

Gemischaufbereitung

elektron. Einspritzung

Schmierung

Naßsumpf

Kühlung

Flüssigkeit

Rahmen/Schwinge

Stahl/Triebsatzschwinge

Federung vorne

Teleskop-Gabel

Federung hinten

Stereo-Federbeine

Federweg vorne / hinten

110 / 95 mm

Bremse vorne

267 mm, Monoscheibe

Bremse hinten

240 mm, Monoscheibe

Bereifung vorne / hinten

120/70-15 / 140/70-14

Radstand

1.525 mm

Länge/Breite/Höhe

2.210/790/1.380 mm

Sitzhöhe

775 mm

Tankinhalt

12,5 Liter

Gewicht

173 kg (fahrfertig)

Top-Speed

ca. 100 km/h


Preis Österreich: € 3.499,--
 



Interessante Links:

Text: Trixi Keckeis,
Fotos: Yamaha, Trixi Keckeis

Autor

Bericht vom 11.03.2010 | 15.955 Aufrufe

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