Moto Guzzi V7 Classic
Moto Guzzi V7 Café Classic |
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Presto zum Espresso |
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In Rom hatte die Café Classic, die fesch-frische Ablegerin der Moto Guzzi V7 Classic, schon im frühen Frühjahr demonstriert was sie kann: hervorragend denn der Name ist Programm Café-Racen. Wir haben im späten Frühsommer ausprobiert, ob sie nach Klima- und bei Wetterwechsel auf heimischem Terrain dasselbe kann. |
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Auch von rechts betrachtet gibt sich die Café Classic klassisch. |
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Macht sich auf der Wiener Donauinsel genauso gut wie auf dem römischen Monte Mario. |
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Nach mehreren Stunden Wartezeit im Café rasten statt racen -, weil so viele neue Bikes für so viele angereiste Journalisten nicht zur Verfügung standen und wir Österreicher uns hinter den Grandes Nations anstellen mußten, gings erst am späten Nachmittag los. Unter Wolken und fernem Donnergrollen. Wir reihten uns hinter den hinter ihren Sonnenbrillen grimmig-ambitioniert dreinschauenden Tour-Guides ein ebenso grimmig-ambitioniert, weil Geduld-mäßig schon überstrapaziert. Keiner von uns wusste, wos langgehen soll. Die Guides offenbar auch nicht (immer). Die einzige Regel war: Den Anschluss nicht verlieren, sonst ist man verloren in der ewig großen Stadt. Das führte zu allerlei interessanten Situationen. Zum Beispiel: Die Meute steht auf einer dreispurigen Allee in der rechten Spur. Wir sollen und wollen - aber links abbiegen. Zum Beispiel: Die Fahrbahn ist zwar dreispurig, aber für den Individualverkehr gibts nur einen Streifen, die anderen gehören der Straßenbahn respektive den Autobussen. War sowas jemals ein Problem für ambitionierte Einspur-Reiter? Nein. Mit der Guzzn erst recht nicht. Wir schwärmen blitzartig um alle anderen Vehikel herum. Keiner geht verloren in der großen Stadt |
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Die Kaffeehaus-Racerin spielt
stets ohne Murren mit. Der Motor ein Bekannter aus der kleinen (Einsteiger-)Breva
- rennt wie ein Glöckerl, hängt haarfein am Gas und setzt die Dreh- auch
spontan in Vortriebs-Willigkeit um. Das ist gar nicht retro. Immer noch
retro ist das Schalten. Die Erste verlangt nach einem kräftigen Tritt
nach unten, bis das bekannte Klonk ertönt, den Zweier sollte man nicht
unterhalb einer gewissen Drehzahl einzulegen versuchen. Die berühmten
Guzzi-Zwischengänge gibts zwar nicht mehr, doch versteckt sich der
Leerlauf gern und oft, besonders, wenn die Fuhre schon heißgelaufen ist
vor lauter Stopp-&-Go. Das sollte sich jedoch nach einer gewissen
Einfahrzeit geben. Schnelles Schalten mag sie nicht gerne, Versuche, es
trotzdem zu tun quittiert sie mit heftigem Aufbäumen. Heftige
Vibrationen aber sind nicht zu vermelden. Und der Sound, der ist zwar
durchaus vorhanden, er ist dezent knurrig, aber er geht schon im
Verkehrslärm völlig unter. |
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Moto Guzzi V7 Café Classic: Ihr Hauptrevier ist das Dickicht der Städte. Hoher Aufmerksamkeitsfaktor wird frei Haus mitgeliefert. |
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Stichwort Federelemente: Die Federbeine sind zu leichtgewichtigen Menschen zuweilen sehr ruppig. Weil die römischen Straßen aus der Römerzeit zu stammen scheinen, kriegt man deftige Grüße an die Bandscheiben geschickt. Das Federungsverhalten der Gabel passt 1:1 dazu. Ok, ok, die V7 ist ein sportliches, aber kein Sport-Motorrad ... In den paar Kurven hinauf zum Monte Mario haben wir dann gelernt: Gas stehen lassen, auch wenn die Guzzn schwanzelt. Die tut nämlich nur so, als tät sie wackeln, sie liegt eh wie ein Brett. Der Radstand ist mit 1.499 mm ja lang genug. Dies wissend, gings die letzten Kurven extra presto zum verdienten Espresso mit sensationellem Ausblick auf Rom. |
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Die Unterschiede zwischen Classic und Café Classic liegen in Details: Lenker, Sattel, Endtöpfe. Vorbild für beide ist grundsätzlich die legendäre V7 aus dem (Bau-)Jahr 1967 (703,7 ccm, 42 PS), die als Polizei-Bike gedacht, letztendlich aber für die damaligen Kaffeehaus-Racer gemacht war. Den sportlichen Touch kriegte sie 1972, als V7 Sport, mit Stummellenker und Monositzbank. Bis auf den roten Rahmen schaut die 2009er-V7 Café ihrer Ahnin fast zum Verwechseln ähnlich. Dafür sorgt nicht nur der Stummellenker (Rohrlenker bei der Classic), auch die Mono-Sitzbank (Classic: Zweier-Bank. Konsequenterweise gibts auf der Café keine Beifahrer-Fußraster. Die haben wegen der hochgezogenen Endtöpfe auch gar nicht Platz. |
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Schmal und schlank, mit
langgestrecktem Tank ist die V7 grundsätzlich. Auf der Café ist der
Abstand vom Sattel zum Manual noch ein bissl länger. Die
Lenker-Konstruktion ist technisch einfach, optisch nicht optimal gelöst.
Auch geht sie ein wenig auf Kosten der Ausgewogenheit, die ist auf der
normalen V7 hoch gelungen. Dass die Handhebel verstellbar sind, ist
ein angenehmes Detail. Mit ihren 198 Kilo fahrfertig ist sie nicht
wirklich ein Leichtgewicht. Dass sie nicht noch mehr auf die Waage
bringt, dafür sind etliche Kunststoffteile verantwortlich. Zum einen die
Seitendeckel, zum anderen der Tank, was ein Kollege nicht sofort behirnt
hatte. Der wunderte sich, dass sein Magnet-Tankrucksack partout keinen
Halt fand ... |
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Auch klassisch gehalten ist der Frontscheinwerfer mit viel Chrom, die Blinker sind nicht zu übersehen. |
Der Seitendeckel lässt keinen Typen-Zweifel aufkommen, er ist - wie der Tank - aus Kunststoff. |
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Der linke Topf des kleinvolumigen 90 °-V2, der auch die Einsteiger-Breva antreibt. |
Hochgezogene End-Tröten, die allerdings nur verhaltenen Sound durchlassen. |
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Die Bremsanlage, mit vorne & hinten Monoscheibe, kommt mit den knapp unter 200 Kilo Guzzi-Gewicht zurecht. |
Alles retro auch die Federbeine, die zumindest in der Vorspannung justierbar sind. |
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Ein Gerät für Solisten. Auf der Mono-Sitzbank hätten zwei schlanke Leute durchaus Platz, allein es fehlen die Sozius-Fußraster. |
Klassisch gehaltene Rund-Uhren als Amaturen, die digitalen Einschlüsse sind ein bissl ein Stilbruch. |
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Die Unterschiede zur V7 Classic: Holmlenker-Konstruktion, Mono-Sitzbank, keine Beifahrer-Fußrasten, hochgezogene Endtöpfe. |
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Dies alles schon wissend fassten wir die Café-Racerin gleich nach Anlieferung in der Heimat aus. Der Frühsommer hatte ein paar Tage Pause eingelegt, es hatte rechtzeitig zur Schafskälte deutlich abgekühlt. Da kam die Guzzi mit ihrem knie-erwärmenden V2 gerade recht. Wir wollten bei der Kälte presto zum nächsten Espresso. Es war ihr aber anfangs das Unter-15-Grad-Temperaturniveau offenbar zu niedrig. Die ersten Startversuche beantwortete sie mit unwilligem Husten. Abhilfe schafft der Schmäh-Choke. Der Zug am Hebel ist nicht nur ein Retro-Detail, die Drehzahl-Anhebung wirkt sofort. Das Husten hört auf und der Murl rennt bald rund. Eine Prozedur, die sich über 15 Grad (plus) übrigens erübrigt. |
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Was sich im Wiener Verkehr
genauso bewährt wie im römischen sind die Räder der V7. Vorne ein
Hunderter auf 18-Zoll-, hinten ein 130er auf 17-Zoll-Radeln mit
stilgerechten Drahtspeichen garniert. Asphaltschneider. Mit denen biegt
sie so hurtig ab, dass sogar so mancher Großraum-Roller das Nachsehen
hat. Die haben bloß den Vorteil des meist kürzeren Radstands. Und was in
Wien genauso ist wie in Rom: Die Café bietet enormes Kontakt-Potenzial.
Nicht nur bei alten Herren, die sich wehmütig an ihre Guzzi-Zeiten
erinnern. Auch junge Leute, die auf Retro stehen, bleiben für ein
Schwätzchen stehen. Das erhöht den Reise-Schnitt zwar nicht, aber für
die große Tour ist die Kleine eh nicht gebaut. |
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Während die normale V7 Classic entweder in Weiß und seit heuer in Schwarz zu haben ist, kriegt die Café Classic nur das klassisch grüne Kleid. Warum aber im österreichischen Zulassungsschein Gelb steht, ist ein Rätsel. War wohl ein Farbenblinder am Werk. Kosten tut sie jedenfalls 10.499 Euro, fünf Hunderter mehr als die Classic. Die Frage nach ABS wurde gestellt. Die Antwort: Gibts nicht. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zum Thema Entschleunigung ein Nachsatz: Einer, der früher für Sprüche wie Hubraum statt Wohnraum bekannt war, bekennt sich zur kleinen Guzzi. Roland Düringer. Sein knapper Kommentar zu seiner V7 Classic: Das genügt. Auch für toskanische Kurven. Solange man nicht auf eigener Achse dorthin reist. Wohl macht sie sich, siehe oben, im Hausstrecken-Winkelwerk alles andere als schlecht. Aber für weite (An-)Reisen sind Transporter oder Autoreisezug die bessere Wahl. Und ein Begleitfahrzeug fürs Gepäck. Außer man hat viel Zeit und ist genügsam. |
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Roland Düringer schwört auf seine weiße V7 Classic: Genügt!, sagt er. Trotzdem: Probe sitzen auf der schwarzen Klassikerin kann nicht schaden. |
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Moto Guzzi V7 Café Classic Technische Daten |
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Text: Beatrix Keckeis-Hiller |
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TRIXI
Weitere BerichteBericht vom 15.06.2009 | 26.205 Aufrufe