Buell SS

Die Stretchlimo Version der Lightning ist ein Gedicht, gelungene Naked Bike Waffe aus Amiland. Perfekt für große dicke Kinder wie den Abgelderten.

Nach den Erlebnissen mit der Ulysses war ich schon sehr gespannt auf die Lightning SS. Ich durfte die "normale" Lightning bereits im Vorjahr testen und war sehr angetan von der Wendigkeit und dem Fahrverhalten.Okay man sagt in der Kürze liegt die Würze, aber die Lightning ist für Langgewachsene doch etwas zu kurz geraten. Man hatte das Gefühl ein wenig über den Lenker zu sehen, Profilkontrolle des Vorderrads inklusive. Offensichtlich hat die Customer Relation Abteilung dies erkannt und sich entschlossen ein Modell für XL Menschen und Freunde des Komforts auf die Räder zu stellen. Eine mutige Entscheidung eines Nischenherstellers, die bisher kein großer japanischer oder europäischer Hersteller gewagt hat.

 

Onkel Ferdinand hat ganze Arbeit geleistet!
Das Motorrad wurde mir im allerfeinsten Zustand übergeben, geputzt, voll getankt und in roter Farbe. Offensichtlich hat man aus der Ulysses gelernt. Der Farbton nennt sich Sunset Orange. Er weckt Emotionen der angenehmen Art und erinnert an Sonnenuntergänge in den Rocky Mountains oder über der Bucht von Monterey, definitiv gelungen. Das erste Aufsitzen erfreut mich sofort, die Erweiterung der Maße der Lightning ist sofort zu spüren. Die Sitzhöhe, der Radstand, alles sehr kommod. Auf motorische Experimente wurde verzichtet, der Motor der SS leistet 101 PS bei 6600 Um/min und verfügt über exakt 1203 ccm. Hubraum kann durch nichts ersetzt werden.

Wer wheelt nächtens durch Wald und Flur, es ist der Stevemachine der dumme Bua! Da ich zum Hinterradfahren ein äußerst angespanntes Verhältnis habe ließ ich es den Profi machen. Die SS geht wie von selbst aufs Hinterrad., sagt der Steve da ich ja wahrscheinlich wieder nur auf dem Buckel gelandet wäre.

 

Überraschung auf den ersten Metern,

Obwohl der Motor identisch mit dem der Ulysses ist, fühlt sich die Lightning SS drehmomentstärker und generell kräftiger an. Ob es sich um Serienstreuung handelt, kann ich nicht sagen, aber sogar der Sound klingt kräftiger und dumpfer als bei der hochstelzigen Ulysses. Die Position am Gouvernal ist einwandfrei, obwohl der Lenker eher kurz und relativ stark gekrümmt ist. Aber der Austausch des Lenkers ist kein Problem, mir würde ein LSL low vorschweben, vielleicht in rotem Alu, damit es passend bleibt. Auf der schnurgeraden Triester Strasse lassen sich Fahreigenschaften nur eindimensional bewerten, das Bolzen auf der Geraden soll nicht als Königsdisziplin gelten. Das Getriebe funktioniert einwandfrei, die Wege sind kurz und knackig. Die am Felgenrand befestigte 375 mm Bremscheibe mit ihrem Sechskolbensattel greift kräftigst zu und harmoniert mit der Abstimmung der Showa Upside Down Gabel mit 120 mm Federweg. Die nächste Überraschung: Die Bremse greift gesitteter zu und der digitale 0/1 Effekt ist Gott sei Dank nicht vorhanden.  
Bei der Grundabstimmung der Lightning SS dürften die Buell Techniker an große, schwere Nordamerikaner und Europäer gedacht haben. Straff aber nicht zu straff, wirklich sehr gelungen.

Lost on Highway?

Wie sieht es mit der Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten aus? Ausgezeichnet! Die Lightning SS bleibt wie auf Schienen, die Dunlop 208 Gummis passen offensichtlich perfekt zum Gerät, selbst jenseits der 220 kmh bleibt alles ruhig. Kein Flattern im Lenker, keine Unruhe. Das Minimalwindschild, oder besser gesagt die Cockpitverkleidung, leiten den Fahrtwind am Fahrer vorbei. Im Sinne der Verkehrsicherheit muss ich betonen, das Geschwindigkeiten jenseits der 130kmh verboten sind. Ja, aber es macht Spaß und damit sind alle Bedenken zerstreut. Bisher hat die Buell nur positiv überrascht, wird sie auch die Nagelprobe Autobahnabfahrt mit Vollspeed und anschließendem Kreisverkehr auf ultra rutschigen Ashpalt bestehen? Ich fahre bei Wöllersdorf ab und das Gas bleibt offen, mit soliden 130 kmh lege ich die Lightning SS in die Rechtskurve und habe das Gefühl, daß mich das Motorrad verhöhnt.
"Hallo Abgelederter, soll ich Dir die Inkontinenz Windeln ein wenig straffen? Du fährst wie ein Rentner, steig um auf eine 125er!"

 

Äußerst entspannte Haltung am Gouvernal, die SS glänzt durch Handlichkeit ohne Härte und der richtigen Portion Komfort.

Die freie Wildbahn, Du und dein nacktes Pferd aus Eisen.

Durch die herrlichsten Strassen in der Nähe von Wien pressen das nackte eiserne Pferd und ich. Es gibt einfach nichts zu bemängeln, die SS erfüllt ihre Aufgabe als Freudenspender vorzüglich. Egal ob enge Serpentine oder weite auslandende Kurve, nichts steht der Fahrfreude im Weg. Drehmoment und Kraft sind vollkommen ausreichend, um in flottem Schritt durch die Landschaft zu eilen. Die Vorderradbremse funktioniert hervorragend und lässt sich punktgenau dosieren. Keine Nervosität kommt auf, wenn man die Geschwindigkeit vor dem Kurveneingang unterschätzt hat. Selbst Korrekturen an der Bremse in Schräglage sind möglich. Voll am Gas reißen in Schräglage ist nicht empfehlenswert, durch mangelnde Auflagefläche in Kombination mit  dem hohen Drehmoment gerät der Hinterradreifen leicht ins Rutschen. Damit wird man sanft erinnert, daß es in der Umgebung einige wohlige Gipszimmer gibt, die man definitiv auslassen sollte.

 


Anmerkung der Redaktion: Der Fotograph hat einen gestützten Arbeitsplatz und bemüht sich wirklich sehr!

 

Ich bin der Night Rider!

Den Tag mit einer Motorradausfahrt zu verbringen macht Sinn und gibt dem Leben Freude. Der schnelle Wechsel von optischen Eindrücken und Gerüchen in Verbindung mit der Dynamik des einspurigen Fahrzeugs sind nur schwer zu übertreffen. In der Nacht ruhen die Geräte in Garagen, nur der Fahrer fährt in seinen Träumen nochmals die Strecke, wobei im Traum die Geschwindigkeit doppelt so hoch ist und die Schräglage wahnwitzig. Ich habe die Nacht für mich entdeckt. Anstatt mich in der schwülen Sommerhitze hin und her zu wenden, bin ich dazu übergegangen, Entdeckungsfahrten in der Dunkelheit zu starten.
Eine Großstadt wie Wien hat besonders nachts einiges zu bieten. Wenig Verkehr, kaum exekutive Überwachung, eine Vielzahl von kleinen Tragödien und freudigen Anlässen. Mit dem offenen Helm am Naschmarkt vorbeifahren und alle 20 m kitzelt ein anderer feiner Duft fremder Aromen und Gewürze die Nase. Aus Lokalen taumeln völlig betrunkene Mitbürger, grölen und übergeben sich herzhaft mitten neben flanierenden Passanten. Man nimmt am Leben teil, ist aber nicht unmittelbar betroffen. Das sanfte Blubbern des V2 ist die Begleitmusik und ein unendliches Gefühl der Freiheit erfasst den Fahrer. Ich bin der Night Rider, der einsam wie ein Wolf durch die Strassen eilt mit seinem rosa Jethelm. Die Poesie hat ein jähes Ende, die Exekutivorgane des Staates erkennen in meinem wildromantischen nächtlichen Ausritt eine einfache Gesetzesübertretung und schalten ihr Blaulicht ein und folgen mir rasch. In einem kurzen Anfall von Verblödung denke ich darüber nach, ob ich dem Exekutivboliden ein nächtliches Rennen Rennen liefern soll, doch mein rosa Lappen ist mir das nicht wert.
Nach der Zahlung von 22 Euro und einem raschen Alkoholtest bin ich wieder auf den Boden der Realität hzurückgekehrt. Wie der Night Rider in Mad Max habe auch gegen die Exekutive verloren.

Fazit:
Die Lightning SS ist rundum gelungen und bringt Freude ins Leben. Die Streckung in Höhe und Länge hat der Lightning gut getan. Die Abstimmung zwischen Reifen, Bremse und Fahrwerk passt 100%ig. Ich bin mit der Welt wieder versöhnt und froh, daß es V2 Naked Bikes mit großem Volumen gibt.

 

 

Technische Daten:
Buell XB12X  
Motor Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt
45-Grad-V-Motor
Hubraum 1.203 cm3
Bohrung/Hub 88,9 x 96,8 mm
Leistung 101,4 PS / 74,6 kW @ 6.600 U/min
Drehmoment 110 Nm @ 6.000 U/min
Radstand 1.360 mm
Lenkkopfwinkel 23,5°
Nachlauf 114 mm
Länge 2070 mm
Sitzhöhe 775 mm
Trockengewicht 216 kg
Tankinhalt 16,7 l

Änderungen gegenüber der Lightning S:

Buell Lightning SS

Radstand: 1.360 mm
Lenkkopfwinkel: 23,5°
Nachlauf: 114mm
Federweg hinten: 126 mm
Gewicht: 216 kg
Sitzhöhe: 775 mm
Länge: 2070 mm
Höhe: 1070 mm
Buell Lightning S

Radstand: 1.320 mm
Lenkkopfwinkel: 21°
Nachlauf: 84 mm
Federweg hinten: 129 mm
Gewicht: 205 kg
Sitzhöhe: 765 mm
Länge: 1950 mm
Höhe: 1075 mm


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Bericht vom 21.07.2006 | 19.108 Aufrufe

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