Kawasaki ZZR 1400

Warum tauchen Autos wie der SL55 AMG immer dann auf, wenn man gerade auf Bikes wie der ZZR 1400 sitzt?

Kawasaki ZZR 1400

Es gibt Hersteller die trauen sich was, und es gibt Hersteller die trauen sich nix. Kawasaki zählt zu ersteren und baut ein Serienmotorrad mit 200PS. Punkt!


Die derzeit beste Flutlichtanlage am Motorradmarkt.: 4 Schweinwerfer machen die Nacht zum Tag.

 


Schwer kasteien musste ich mich mit der ZZR 1400 auf der zig Kilometer langen 80er Baustelle auf der Autobahn. So oder so ähnlich müssen sich pubertierende Haremswächter fühlen. Der Motor ist zwar in keinem Drehzahlbereich unruhig oder ungemütlich, aber wenn man schon 200 PS hat, dann möchte man sie auch spüren.

Just am Ende der unendlichen Baustelle tauchte ein übermässig peinlich frisierter Mercedes im Rückspiegel auf. Ihr wisst schon: ein älteres Modell, welches von einem erstklassigen Stritzi an einen zweitklassigen Stritzi gebraucht und ausgelutscht weiterverkauft wurde. Das Schicksal wollte es so und just in dem Moment als der Stern passieren wollte, passierte ich das Ende der 80er Zone und tippte  mit dem linken Fuss drei mal nach unten. Die Kawa blieb ruhig und gelassen und beschleunigte mit einer unvorstellbaren Selbstverständlichkeit in Richtung Horizont.

Unterschätze niemals Deine Gegner

Doch schon in der Schule, als ich gegen die Mädchen beim Armdrücken verlor, lernte ich meine Gegner niemals zu unterschätzen. Der tiefe Benz kam wieder an mich ran und ich erkannte den Schriftzug SL 55 AMG am Heck des Wagens. Ich schluckte kurz und versuchte cool zu bleiben. Es gibt zwar nichts leichteres, als mit der ZZR1400 auf einer langen Geraden 300 kmh zu fahren, aber was, wenn der Benz noch schneller geht? Ich legte den 6er ein und liess der Kawa einfach freien Lauf. Nun wusste ich: dieses Motorrad ist weder überflüssig noch übermotorisiert. Für genau diese Situation wurden 200 PS eingefüllt. Benz geschnupft, 300er Marke ebenso. Vollkommen easy, ganz normal und ohne heldenhafter Performance im Sattel.

Wer am Tag schläft und in der Nacht fährt, hat an der Kawasaki eine stadiontaugliche Flutlichtanlage an der Front montiert. Funktioniert perfekt und leuchtet die Strassen auch bei Tempo 200 noch ausreichend aus. Auf ähnlich hohem Niveau arbeitet zur Zeit nur die Xenon Anlage an der BMW K 1200 GT.

Vor dem Motor voller Furcht in die Knie zu sinken, kommt zwar gut vorm Stammtisch, ist aber nicht notwendig. Hubraum ist reichlich vorhanden und so war eine radikale Motorabstimmung nicht notwendig. Der Gasgriff steuert die Leistung ganz easy und entspannt. Eine gemütliche Ausfahrt mit der Sozia ist genial entspannend und lässt keinen Stress aufkommen. Wenn man jedoch möchte, wird aus dem komfortablen Tourenbike ein hart andrückendes Dragster-Bike. Das Vorderrad erhebt sich langsam und sanft vom Boden und das Bike zieht auf einem oder auf beiden Räder eine stabile Spur. Der Kawasaki Motor hat Bestnoten in jeder Hinsicht verdient. Dosierbarkeit, Durchzug und Leistung setzen Massstäbe. DER Motor für den schnellen Geniesser.

Überraschenderweise kann das Chassis mit der hohen Performance des Motors mithalten. Auf langen Radien und auf der Geraden ist die ZZR 1400 eine Macht. Sehr stabil und schenkt viel Vertrauen. Werden die Radien enger überwiegt das positive Gefühl weiterhin. Die Kawa wird weder kippelig noch schwerfällig sondern ist auch in engen Radien einfach aber mit etwas mehr Nachdruck zu bewegen.

Das Fahrwerk bietet auch ein gelungenen Kompromiss zwischen Komfort und Performance. Auf schlechten Strassen liegt das Bike satt auf der Strasse und auch bei flotter Gangart kommt kein schwammiges Fahrgefühl auf.

Fahrkomfort und Performance kommen sich bei 2 Parametern jedoch ein wenig in die Quere. Die Verkleidungsscheibe ist sehr flach und verlangt bei höheren Geschwindigkeiten nach einer eher sportlicheren Körperhaltung. Die Fussrasten erlauben hohe Schräglagen und sind relativ hoch montiert. Gepaart mit der niedrigen Sitzhöhe von 795 mm ergibt sich ein fast schon supersportlicher Kniewinkel. 

Insgesamt ein mutiges Motorrad über das sich auch nicht ganz so mutige Piloten drüber trauen können. Der wichtigste Markt für diese gewaltige Fuhre ist Amerika. Es dauert bestimmt nicht mehr lange und die ersten Tuner stehen mit ernsten Umbauten am Start der Viertelmeile. In Österreich werden im ersten Jahr zwischen 20 und 30 ZZR 1400 Besitzer unterwegs sein.


Schon beim Starten bereiten Dich die Instrumente darauf vor, was Dich bei der kommenden Ausfahrt erwartet.


Die ZZR 1400 verbrachte sicherlich viele Stunden im Windkanal. Kawasaki baut auch Flugzeuge, und hat sicherlich ein paar gute Aerodynamik-Experten im Grossraumbüro herumsitzen.


Keine Angst vor dem Winkelwerk. Die 600er sind zwar schneller, bleiben aber bei der nächsten Geraden in Reichweite.


Keine Experimente beim Auspuff. Klassisch montiert, klassischer Sound.

 

In den Kalender gehört..

Der Abgelederte mit rosa Helm. (oben)

NastyNils mit rosa Gesicht. (unten)

1000PS Fotowettbewerb

Die 1000PS Leser entscheiden.

Welches Photo hat das Zeug in den 1000PS Kalender 2007 "Warme Jungs auf heissen Eisen" aufgenommen zu werden?

   

Magic Alois spricht. Die Finessen in und an der ZZR

 

NastyNils (NN): Hallo Alois! Ich hatte gerade ein hartes Duell mit der ZZR 1400. Warum blinkte diese merkwürdige Lampe in der Armatur.

Magic Alois (MA): Diese merkwürdige Lampe ist ein Schaltblitz. An der ZZR 1400 ist sie ein programmierbares Gimmick für Beschleunigungsrennen. Man kann sowohl die Drehzahl fürs Einkuppeln als auch die Drehzahl fürs Hochschalten programmieren.

NN: Alles klar. Der voluminöse Motor gibt fast keine Vibrationen weiter. Fühlt sich sehr geschmeidig an, wenn die Front des sanften Riesen zum Sterngucker wird.

MA: Der Motor der ZZR 1400 ist fest mit dem Rahmen verschraubt. Dafür hat das Aggregat aber 2 ausreichend dimensionierte Ausgleichswellen für viel Komfort. Apropos Ausgleichswellen. Für die Viertelmeile kann man auf Komfort verzichten und erhält nach Demontage der Ausgleichswellen sofort zusätzliche 8 PS.

   

Die grüne Nummer 1

   

Die Treue der CBR 1100 XX und Hayabusa Kunden wird mit der ZZ1400 massiv auf die Probe gestellt. Kaum ein Besitzer der genannten Bikes wird nach einer ZZR 1400 Probefahrt ohne hinterlistige Gedanken am Sparschwein vorbeischlendern. Bei der ZZR wurden topmoderne Komponenten am gesamten Bike verbaut:


Der stärkste Motor! 154Nm, 190 PS ohne Ram Air und 200 PS mit Ram Air. Der Motor wurde neu konstruiert und beinhaltet Gene der ZX-12R.

Im Leichtmetall Rahmen steckt geballtes Maschinenbau Know-How. Die einzelnen Bauteile werden mit verschiedensten Guss und Presstechniken hergestellt. Das RAM-Air System samt Filter ist ebenfalls in den Rahmen integriert.


Die topmodernen Bremsen bieten alle Features welche heute als State of the Art im Supersport Bereich gelten. Angeknabberte Bremsscheiben, radial montierte Zangen und ein radial montierter Bremszylinder. Ausserdem ein sportlich abgestimmtes ABS.


Die Kupplung an der Kawa lässt sich wunderbar dosieren und mit überraschend geringer Handkraft betätigen. Nettes Detail: Der radial montierte Hauptzylinder an der Kupplung.

 

Technische Daten

Motor/Bauart 4-Zyl, 4-Takt
Hubraum 1352 ccm
Motorleistung 140 kW (190,4 PS)
Motorleistung mit RamAir 147,1 kW (200 PS)
Drehmoment bei 1/min 154 Nm/ 7.500
Bohrung x Hub 84,0 x 61 mm
Gemischaufbereitung Einspritzanlage
Kühlung Flüssigkeit
Starter Elektro
Getriebe 6-Gang, Kette
Rahmen Monocoque-Aluminium-Rahmen
Federung vorne 43 mm Upside-Down-Gabel
Federung hinten Bottom-Link Uni-Trak
Reifen vorne 120/70 ZR17M/C
Reifen hinten 190/50 ZR17M/C
Bremsen vorne 310-mm-Petal-Doppelscheibenbremse
Bremsen hinten 250-mm-Petal-Scheibenbremse
Radstand 1.460 mm
Sitzhöhe 800 mm
Tankinhalt 22 Liter
Trockengewicht 215 kg /218 kg mit ABS
Preis: 17.450 Euro ohne ABS
18.450 Euro mit ABS

Fotos by www.nyx.at

Fazit: Kawasaki ZZR 1400 2006

Insgesamt ein mutiges Motorrad über das sich auch nicht ganz so mutige Piloten drüber trauen können. Der wichtigste Markt für diese gewaltige Fuhre ist Amerika.


  • äußerst leistungsfähiger Motor
  • Dosierbarkeit
  • Durchzug
  • komfortables Fahrwerk
  • Sitzposition
  • hohes Gewicht und langer Radstand nerven natürlich bei Spitzkehren und Wechselkurven

Bericht vom 13.06.2006 | 43.969 Aufrufe

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