Neue Yamaha R9: Das Warten hat 2025 ein Ende

Es dauerte länger als erwartet - kommt jetzt das blaue Wunder?

Lange wurde spekuliert und gewartet - jetzt ist sie da: Die neue Yamaha R9. Was sie kann und in die Saison 2025 mitbringt, konnten wir bei einer exklusiven Präsentation herausfinden.

In der Vergangenheit und in der Gegenwart kam man an einer Yamaha R6 im Supersport-Segment vielleicht gerade einmal aus dem Windschatten vorbei. Viele Siege und Titel erreichte dieses Bike in den vergangenen Jahrzehnten. Die Erfolgsstory begann 1999, als die R6 als Nachfolger der YZF-600R Thundercat vorgestellt wurde. Ab diesem Zeitpunkt ging es stetig steil bergauf und die Entwicklung wurde immer weiter vorangetrieben. Mit der RJ11, RJ15 und der zuletzt 2017 auf den Markt gebrachten RJ27 setzte man Meilensteine in dieser Klasse. Seit damals hat sich in der Motorradwelt aber viel getan. Die Absatzzahlen der Supersportler und Superbikes stagnieren bzw. sind stark rückläufig, die strengen Abgasnormen der EU stellen die Konzerne vor große Hürden. Die Hersteller mussten also reagieren. Yamaha's erster Schritt war der Stopp der Weiterentwicklung und des Verkaufs innerhalb der EU für die Straßenversion der R6. Die erfolgreiche Rennversion steht weiterhin zum Verkauf.

Die Motorenphilosophie vieler Hersteller änderte sich und umso lauter wurden auch die Rufe der treuen Yamaha-Fans, einen Supersportler auf dem Markt zu bringen, der auf dem Reglement der Next Generation Bikes basiert. Seit 2022 sind in der Supersport Weltmeisterschaft Maschinen erlaubt, die mehr als 600ccm für Vierzylinder, 675ccm für Dreizylinder und 750ccm für Twins haben. Dies führt dazu, dass Yamaha R6, Kawasaki ZX-6R und Honda CBR600RR die letzten verbleibenden klassischen Reihenvierzylinder mit 600ccm in der Startaufstellung sind. Die findigen Ingenieure aus Iwata nützten diese Reglement-Änderung, erkannten das Potenzial des Yamaha MT09 Triebwerks und positionieren sich neu.

Was mit der MT07 und R7 funktioniert, sollte doch auch mit der größeren Schwester umsetzbar sein.

Seit Änderung des Reglements im Jahr 2022 wird immer wieder über die R9 diskutiert und spekuliert, ob und wann sie denn kommt. Die Namensrechte sicherte sich Yamaha schon vor langem. Aus der erwarteten Vorstellung auf der Motorradmesse EICMA in Mailand im November 2023 wurde ebenso wenig wie aus der erhofften Markteinführung im Frühjahr 2024.

Jetzt ist es aber soweit

Die Yamaha-Verantwortlichen ließen sich Zeit, wollten bewusst nicht aus der Hüfte schießen, um erst dann ein Bike zu präsentieren, das in die großen Fußstapfen der erfolgreichen R6 treten kann.

Unter strengster Geheimhaltung durfte ich hinter die Kulissen schauen, exklusiv die ersten Informationen einholen und einen Blick auf die R9 werfen. Fahren durfte ich noch nicht damit, das kommt erst noch!

Den Motor kennt man

Die neue Yamaha R9 ist mit dem drehmomentstarken 890ccm-CP3-Motor der beliebten MT09 ausgestattet. Dieser hat einen Hub von 62mm, eine Bohrung von 78mm und leistet 119 PS bei 10.000 U/min. Das Verdichtungsverhältnis liegt bei 11.5:1 und eine Chip Controlled Throttle (elektronische Drosselklappensteuerung) führt Yamaha auch an.

Neu wiederum ist das Mapping "Supersport", wir dürfen gespannt sein, inwiefern hier die SSP-Gene zu spüren sind.

Fahrendes Motorrad

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Neuer Aluminium Leichtbau Deltabox Rahmen

Der Rahmen hingegen wurde nicht einfach aus der MT09 verwendet. Hierfür ging man zum Reißbrett oder vermutlich eher zum Computer und zeichnete eine komplette Neuentwicklung. Mittels Schwerkraftgussverfahren erreichte man die höchste Steifigkeit aller CP3 Modelle bei gleichzeitig geringstem Rahmengewicht aller Supersport Modelle von nur 9,7 kg. Der Rahmen ist sehr schmal gebaut, wodurch die R9 agil und wendig sein soll. Das Gesamtgewicht liegt bei 195 kg nass.

Die Aerodynamik steht im Fokus

Die R9 unterscheidet sich optisch deutlich von der R6. Am auffälligsten sind mit Sicherheit die Winglets und die Frontscheinwerfer. Das zarte Heck mit den ästhetisch kleinen Flügeln, das man von der R6 kennt, musste weichen, hier geht man in Richtung R1. Die Yamaha R9 hat einen geringeren Luftwiderstand als die R6 und die Winglets allein erzeugen vorne bis zu 7% mehr Anpressdruck (Kurven 10%). Ob das den Topspeed beeinträchtigt, werden wir noch herausfinden.

Die Front zeigt sich markant.
Die Front zeigt sich markant.

Fahrwerk überrascht

Von der Ferne aus lachen mich goldene Gabelholme und ein goldener Ausgleichsbehälter an. Aber in diesem Fall ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn bei der R9 wurde nicht - wie bei der MT-09SP - auf Fahrwerkskomponenten aus Schweden gesetzt, sondern auf KYB. Ob diese kleine Mogelpackung in Gold bleibt oder es doch ein klassisches Schwarz wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden. Fix ist, dass die 43mm Upside-Down KYB-Gabel links und rechts individuell in Zug- und Druckstufe einstellbar ist. Der hintere KYB-Stoßdämpfer ist in Vorspannung, Zug- und Druckstufendämpfung einstellbar.

Supersport Bremsen

Die Bremse setzt sich aus einem Brembo Hauptbremszylinder vorne und Stylema Bremssättel gepaart mit 320mm (MT09 298mm) Bremsscheiben vorne und 245mm hinten zusammen. Das ABS ist hinten deaktivierbar. Hier überließ man nichts dem Zufall und bediente sich der Motorsporterfahrung.

Von der R1 in die R9

Bei der Elektronik setzen die Ingenieure aus Iwata auf ihre Erfahrungen aus dem SBK Segment und pflanzen diese in Form einer Intertial Measurement Unit (IMU) in die R9.

  • High-Tech 6-Achsen IMU mit schräglagenabhängigen Assistenzsystemen
  • Traktionskontrolle (TCS)
  • Slide Control (SCS)
  • Bremskontrolle (BC)
  • Leistungsmodi (PWR)
  • Launch Control (LC)
  • Lift Control (LIF) und selbstverständlich Quick Shifter (QSS) der dritten Generation

All das ist einstellbar über einen übersichtlichen Fünf-Wege- Schalter am linken Lenkerstummel und ablesbar auf einem 5-Zoll-Vollfarb-TFT-Display mit Konnektivitätsfunktionen. Für längere Reisen und für die Alltagstauglichkeit wurde auch an einen Tempomat gedacht.

Das Display der neuen Yamaha R9.
Das Display der neuen Yamaha R9.

Was wieder die Rennsport-Gene der neuen Yamaha R9 zeigt, ist das Y-Trac System und die Wahl der Reifen

Mittels dieses Systems können via App Runden- und Sektorenzeiten erfasst werden, genauso wie Schräglage, Motordrehzahl, Gangposition, Geschwindigkeit, Gasstellung und die Eingriffsstufen der elektronischen Helferchen, wie z.B. der Traktionskontrolle. Reifenpartner bleibt Bridgestone. Hier setzt man auf den Battlax RS11, den ersten Straßenreifen mit V-MS-Belt (spezielle Gürtelkonstruktion). Dieser Reifen ist vom Rennsport inspiriert und vermutlich die richtige Wahl für Straße und vereinzelte Trackdays. Vorne 120/70-17, hinten wird es ein 180/55-17 Reifen. Im Renneinsatz wird mit Sicherheit auf 190 umgesteckt. Ob man dann wie bei der R6 die Geometrie ändern muss, wird sich bei den Testfahrten zeigen.

Sportliche Insiderinfos

Bei der Supersport Weltmeisterschaft 2025 werden mit großer Wahrscheinlichkeit drei renommierte Teams mit der R9 an den Start gehen und für den Rennsport weiterentwickeln. Die noch immer konkurrenzfähige R6 (schaut man da auf die Fahrer Manzi und Debise, die im Momentan auf Gesamtplatz drei und vier nach 20 von 24 Rennen liegen) wird aber auch noch weiter in der WM vertreten sein. Die nötigen Schritte dafür wurden für weitere drei Jahre gemacht. In nationalen Rennserien wird man die R9 frühestens 2026 in der Startaufstellung finden. Es ist also ein langsamer Übergang und Entwicklungsprozess seitens der Yamaha-Verantwortlichen geplant, um die R6 abzulösen.

Mein Fazit & Yamaha R9 Preis

Yamaha möchte den Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit schaffen. Die R9 präsentiert sich nicht so sportlich wie die R6 und auch nicht so komfortabel bequem wie die R7. Sitzt man darauf, bemerkt man die kürzere Distanz zwischen Sitz und Clip-on Lenkerstummeln gegenüber der R6, sehr große Fahrer wird das vielleicht stören. Der schmale 14l Tank ermöglicht einen angenehmen Knieschluss. Der CP3 Motor hat es sich verdient, im Motorsport groß aufzeigen zu dürfen. Die neue Yamaha R9 soll durch ihr angenehmes, nicht so aggressives Fahrverhalten vermehrt auf den Straßen unterwegs sein und langfristig an die sportlichen Erfolge der R6 anschließen. Dafür wurde sie konzipiert und deshalb ließ man sich mit der Markteinführung länger Zeit. Ob Yamaha dieser Balanceakt gelungen ist, werden wir bei den Tests im Frühling 2025 herausfinden. Optisch finde ich sie gelungen, Zahlen und Fakten sprechen für Erfolg. Ob sie sich legendary leiwand fährt, finden wir für euch heraus. Der Preis wird in Deutschland bei 13.799 EURO liegen, in Österreich kostet sie 15.299 EURO.

Autor
Ewaldson

EWALDSON

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Bericht vom 09.10.2024 | 33.930 Aufrufe

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