Yamaha R6 Tuning

Die neue Yamaha R6 wird vom Meister fit für die Superstock Saison gemacht.
Yamaha R6 Superstock

Der Meister des Vorjahres bereitet sein neues Arbeitsgerät vor. 1000PS blickt über die Schulter.

Klaus Grammer, Manuel Riedl (http://www.fritze-tuning.com/) und die Yamaha R6 des Modelljahrs 08 im Superstock Trimm. Als perfekte Ausgangsbasis für eine R6 Rennmaschine boten sich 2008 die Teile aus dem Cuppaket des Yamaha R6 Dunlop Cup an.

Vorne kommt eine WP Racing Cartridge von der Fa. Haslacher zum Einsatz. Die Gabel selbst bleibt wie es die STK-Regeln vorsehen serienmäßig, die Innereien der Gabel werden ausgetauscht. Vorteil für den Rennfahrer: Dadurch vergrößert sich der Einstellbereich der Gabel und durch die niedrigeren Toleranzen des Tuningteils, arbeitet die Gabel auch über einen längeren Bereich konstant präzise. Beim Federbein wurde nicht gespart. Die neue TTX Technologie von Öhlins sorgt für Furore im Fahrerlager. Letztes Jahr sorgte sie zwar noch für viele Abstimmungsprobleme bei den ersten Piloten, im 2. Jahrgang ist jedoch schon deutlich mehr Know-How vorhanden. Abstimmungsarbeit bleibt aber natürlich immer noch reichlich übrig.


Klaus Grammer zur Abstimmung vom Fahrwerk:

Wir haben vorne mit einer 90er Feder und hinten mit einer 95er Feder begonnen. Nun ist es mal wichtig, eine gute Balance fürs Motorrad zu finden. Wir suchen also die passende Federrate und bauen darauf dann das Setup auf. Ich bevorzuge die Verwendung härterer Federn und spare lieber bei der Federvorspannung. Durch die geringere Grundvorspannung verbessert sich das Ansprechverhalten bei gleichem Negativfederweg. Zu erwähnen ist weiters, dass die oben erwähnte 90er Feder nur in Verbindung mit dem WP-Kit als eher hart gehen kann. Bei Verwendung eines anderen Gabelbaums kann ohne weiters eine 95er oder 100er Feder Nöten sein.

Passt die grobe Balance des Motorrades beginnen wir die Federvorspannung anzupassen. Die Federrate selbst ändern wir im Normalfall das ganze Jahr lang nicht mehr. Früher als noch am A1 Ring gefahren wurde, mussten wir zwischen A1 Ring und Brünn jedenfalls die Federn ändern, im heurigen Jahr wird das aber hoffentlich nicht nötig sein. Wobei die richtige Feder auch vom Stil  und Gewicht des Fahrers abhängig ist.

Die Anpassung an die jeweilige Strecke erledigen wir dann mit der Zug- und Druckstufendämpfung. Hier ist viel Erfahrung einfach durch nichts zu ersetzen. Wir arbeiten daher gerne mit Hans Haslacher zusammen. Wichtig ist es immer nur Schrittweise und immer nur einen Parameter nach dem anderen zu verändern. Ansonsten verliert man bei der Abstimmung schnell den Überblick. Ich starte in der Superstock ÖM mit der Yamaha R6 auf Pirelli Diablo Supercorsa. Damit wurde ich letztes Jahr Meister und mein Gefühl sagt mir, dass auch heuer diese Reifen die beste Wahl sein werden. Einen Vorteil haben natürlich jene Piloten die mit dem gleichen Motorrad wie im Vorjahr an den Start gehen. Also die Kawasaki und Honda Piloten. Beide Motorräder sind technisch immer noch mit dabei aber die Fahrer sind in der Abstimmung schon viel weiter als wir.

 
Am oberen Ende der Gabel kommt die Cartridge zum Vorschein. Bei dieser Version ist auch die Zugstufe in Low- und Highspeed einstellbar. Der Lenkungsdämpfer samt Halterung kommt von Öhlins.
Mit dem Tankdeckel aus dem Zubehör kann man schnell und ohne Schlüssel betanken. Die Fußrastenanlage liefert eine polnische Firma. http://www.wallrav.com/ . Der polnische Superbike Meister aus dem Vorjahr hat die Anlage einem umfangreichen Kiesbetttest unterzogen. Die Anlage hat dabei immer bestanden.
Nachbauverkleidung und Racingscheibe bezieht Fritz Schwarz aus Slowenien. Mittlerweile aber auch bei RTS, Polidom usw. im Programm. Die Remuskomplettanlage musste sich am Fritze-Tuning Prüfstand behaupten. Als Referenz dient natürlich immer die Anlage vom Marktführer Akrapovic. Remus liegt laut Prüfstand von Fritze-Tuning bei der Yamaha R6 des Modelljahres 2008 gleichauf mit den Slowenen. Grammer fährt in der ÖM mit der Remus Anlage und auch beim Yamaha Cup wird mit Remus gefahren.
Grammer berichtet vom ersten Rollout. Peter Lietz hat mit der Ducati überholt... ...also muss noch mal in die Software gegriffen werden. Die Grundabstimmung wurde am Prüfstand gemacht. Dabei hat man die Einspritzung auf einen Lambda Wert von 0.9 gestellt (1 würde ein Gleichgewicht von Sauerstoff und Kraftstoff bedeuten, mit 0.9 schafft man einen Überschuss an Kraftstoff.  Durch die Verdunstungskälte des überschüssigen Kraftstoffes wird der Motor gekühlt und damit die Leistung erhöht. )
 

NastyNils: Wo liegen für Dich die wichtigsten Vorteile der 08er R6?
Klaus Grammer: Die Yamaha R6 hat im Modelljahr 2008 ihre bisher einzig echte Schwäche überwunden. Und zwar liefert der neue Motor mit den variablen Ansaugrohren im mittleren Drehzahlbereich endlich mehr Leistung. Hier war vor allem die Honda früher deutlich stärker. Großes Plus war eigentlich schon immer das super Handling der R6. Das passt auch 2008 wieder.
NastyNils: Letztes Jahr bist Du mit der ZX-6R von Kawasaki Meister geworden. Wo liegen für Dich die Herausforderungen bei der Umstellung aufs neue Motorrad.
Klaus Grammer: Die ZX-6R hat ein anderes Fahrwerkskonzept. Sie ist mehr auf Stabilität ausgelegt und bietet vom ersten Rollout an mehr Vertrauen. Man findet sich schneller auf ihr zurecht. Ist anders als früher, als die Ninjas radikale und schwer zu fahrende Waffen waren. Die R6 ist handlicher aber ich brauche auf ihr länger um ans Limit gehen zu können. Doch nach einer Eingewöhnungsphase kriege ich das bestimmt in den Griff. Die Yamaha reagiert auch sehr direkt auf jede Änderung am Fahrwerk. Das kann gut, aber auch schlecht sein. Also wer unstrukturiert vorgeht und beim Tuning die Gabel mal ein paar Millimeter durchschiebt wird auf der Strecke sein blaues Wunder erleben. Wer jedoch penibel arbeitet kann sich mit vielen kleinen Änderungen die R6 wirklich perfekt auf seine Bedürfnisse anpassen.
NastyNils: Wie sieht es mit der Arbeit an der Einspritzung aus?
Klaus Grammer: Die meiste Arbeit haben wir schon am Prüfstand gemacht. Doch es ist bei jedem neuen Motorrad die gleiche Situation. Man zaubert am Prüfstand eine wunderbare Kurve mit perfekter Leistung und gutem Leistungsverlauf. Allerdings wird die ganze Kurve mit voll geöffnetem Gasgriff auf die Prüfstandswalze gedrückt. Auf der Strecke müssen wir die Einspritzung nun für den Praxisbetrieb optimieren. Also das Ansprechverhalten aus der Kurve wenn der Gasgriff geöffnet wird. Hier werden auf der Rennstrecke die Rennen entschieden und hier ist eine perfekte Abstimmung sehr wichtig. Ist für mich wichtiger als 0,5PS mehr Spitzenleistung bei voll geöffnetem Gasgriff.
NastyNils: Warum startest Du mit Deinem Motorrad nicht auch im Yamaha Cup?
Klaus Grammer: Ich bin ja mit meiner Kawasaki vom Vorjahr auch noch im Kawasaki Cup unterwegs. Dort fahren wir mit Pirelli Reifen. In der ÖM fahre ich auch mit Pirelli Reifen. Im Yamaha Cup wird jedoch mit Dunlop gefahren. Es ist ohnehin schon ein Wahnsinn, dass ich heuer mit 2 verschiedenen Motorrädern 2 Rennserien fahre. Wenn ich mich dann noch auf unterschiedliche Reifenmarken Einstellung muss, ist das Chaos vorprogrammiert. Denn eigentlich wollte ich mich ja aufs Studium konzentrieren...
NastyNils: Wie war das erste Rollout?
Klaus Grammer: Ich bin hier am Pannoniaring bei einem Hobbyrennen mitgefahren. Ich konnte mehrere 2:00er Zeiten fahren. Angesichts der Tatsache dass es noch recht kalt ist und wir noch ein wenig Abstimmungsarbeit vor uns haben, bin ich schon sehr zufrieden damit.

 
Maßnahmen und Kosten R6 Tuning für die Superstock ÖM:
  • Öhlins TTX Federbein, 1280 Euro
  • WP Cartridge vorne, 1800 Euro (Preis Fa. Haslacher inklusive Einbau der Cartridge in die Gabel und Vakuumentlüftung)
  • Remus Komplettanlage, 1048 Euro
  • YEC Kitsteuergerät, 439 Euro
  • YEC Kitkabelbaum, 227 Euro
  • Öhlins Lenkungsdämpfer mit Halterung, 590 Euro
  • Fußrastenanlage, 309 Euro
  • Crashpad Set (nicht im Bild), 74 Euro
  • Tankdeckel, 140 Euro
  • Stahlflexbremsleitungen vorne, 113 Euro
  • Kühlkreislaufmodifikationskit, 68 Euro
  • GFK Verkleidungssatz lackiert und beklebt (inkl. Schnellverschlüsse,
    Verkleidungsscheibe, Moosgummi), 1054 Euro
   

Der Tuner spricht: Fritz Schwarz über die neue R6

NastyNils: Wie wirken sich die Maßnahmen am Prüfstand aus?
Fritze: Das Serienmotorrad lieferte an der Kupplung 123 PS. Mit 600km auf dem Tacho kommen wir nun auf 130 PS. Wobei unser Prüfstand bekannt dafür ist, eher konservativ zu messen. Wer illusorische Fabelwerte von seinem Prüfstand hören möchte, muss zu einem anderen Tuner gehen. Zum Vergleich: Die IDM R6 von Knobi aus dem Vorjahr kam mit viel Aufwand auf 133PS. Und sie zählte sicherlich zu den stärkeren Motorrädern im Feld.
NastyNils: Seid ihr schon zufrieden?
Fritze: Also der Klaus ist mit dem Ansprechverhalten noch nicht 100% zufrieden und ich bin der Meinung, dass nach einer längeren Einfahrzeit und dem ein oder anderen Detail von 2-3 PS drinnen sind. Wichtig ist aber natürlich, dass wir mit Auspuff und Kitsteuergerät im gesamten Drehzahlbereich mit der Leistung nach oben bekommen sind.
NastyNils: Wie wirkt sich das YCC-I System mit den variablen Ansaugtrichtern aus?
Fritze: Der Prüfstand bestätigt die Eindrücke der Piloten. Im mittleren Drehzahlbereich hat die R6 stark zugelegt. Nach dem ersten Testwochenende am Pannoniaring waren die meisten R6 Cup Fahrer mit dabei. Die Rundenzeiten waren durch die Bank unter 2:10. Am nächsten Tag hatte ich Anrufe von Fahrern anderer Marken ob die Cupmotorräder schon bei der Auslieferung frisiert werden. Angeblich gab es deutliche Szenen auf der Zielgerade.
NastyNils: Yamaha gibt im Cup eine Motorgarantie und erlaubt trotzdem ein Kitsteuergerät. Klingt nach viel Risiko fürs Yamaha Budget?
Fritze: Im Gegenteil. Serienmäßig laufen die Motorräder mit optimalen Abgaswerten viel zu mager. Vor allem auf der Rennstrecke steigt die Abgastemperatur bei den Auslassventilen sehr stark an. Mit dem Kitsteuergerät optimieren wir die Einspritzung für eine optimale Leistungsausbeute. Die Motoren laufen dann kühler und praktischerweise auch leistungsfähiger. Wir erarbeiten gemeinsam mit Grammer Klaus ein Mapping, welches dann von allen Cupfahrern verpflichtend zu verwenden ist. Dieses Mapping wird dann im Laufe der Saison auch immer weiterentwickelt.

   

Starterliste Yamaha R6 Dunlop Cup

Auf diese Starterliste kann man stolz sein. Yamaha ruft im Herbst einen Cup aus und fast 50 Motorradfreaks folgen der Einladung. Ein Grund für den tollen Erfolg ist sicherlich das äußerst attraktive Cuppaket mit genau den richtigen Inhalten zum richtigen Preis. Außerdem gelang dem österreichischen Yamaha-Importeur das Kunststück eine Totalschaden-Versicherung für die Teilnehmer bei allen Rennen zu bekommen.

Auf dieser Liste findet man auf Anhieb 10 Namen die schon in irgendeiner Rennserie einmal ein Rennen gewonnen haben. Ist nicht leicht einen eindeutigen Favoriten herauszustreichen. 1000PS berichtet natürlich von jedem Rennen und NastyNils steht ein paar Mal auch mit am Start. Eine Platzierung unter den schnellsten 40 bezeichnen wir übrigens als gutes Mittelfeld....

1 Forster Karl Lietz67
2 Schnabler Rene Lietz710
3 Zemsauer Jarno Lietz + Ratezi55
4 Klepatsch Mario Lietz66
5 Baumgartner Thomas Schuller29
6 Kemmer Herbert Klein35
7 Weteschnik Michael Lietz86
8 Hinterreiter Martin Lietz17
9 Mayrhofer Josef Lietz + Fritze12
10 Fleiss Gottfried Lietz + Fritze6
11 Plöderl Michael Schuller68
12 Weirethmayer Marco Schuller18
13 Gstettner Dominik EU-Zweiradklinik78
14 Pelzl Klemens Gesslbauer674
15 Weissl Karl Klein79
16 Kobatschka Erich EU-Zweiradklinik21
17 Müllauer Hans EU-Zweiradklinik72
18 Fink Stefan Unterberger39
19 Pinter Martin Loitz76
20 Ceylan Memet MC Kagran81
21 Markovic Vinko MC Kagran82
22 Berki Zsolt Unger20
23 Bukovsky Ondrej Unger15
24 Kranjec Roland Unger47
25 Schuch Roland Unger11
26 Schwab Erwin Unger56
27 Weber Christian Unger41
28 Schaffarich Matthias Leiner27
29 Sendlhofer Michael EU-Zweiradklinik46
30 Godl Andreas Loitz77
31 Matis Thomas Loitz19
32 Versec Helmut Loitz73
33 Hutter Michael Rödlbach80
34 Haslmair Hannes Schuller177
35 Hintersteininger Thomas Schuller44
36 Hafenscher Markus Hebart33
37 Schmall Christian Unger13
38 Krutzler Albert Unger32
39 Schrammel Stefan Zweirad Dohr14
40 Wenzelmaier Manuel Klein7
41 Oswald Othmar Klein60
42 Gaisbauer Georg Lietz25
43 Hajto Christian EU-Zweiradklinik219
44 Baumrock Herbert Unger9
45 Nagy Zoltan Unger26
46 Ehmann Franz Klein36
47 Cartwright Debora Unger / YMAG4
48 Kloda/Kopecky/Vielhaber Unger / YMAG-
49 Müller Nils Unger / YMAG600
Autor

Bericht vom 10.04.2008 | 19.640 Aufrufe

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