Yamaha Tricity 125 Test

Das Alleskönner Dreirad von Yamaha überrascht! Fährt flink und si

Der Tricity von Yamaha möchte ein ganz normaler Roller mit zusätzlichen Vorteilen mit Hilfe eines zusätzlichen Rades sein. Diese Idee wurde wirklich gut umgesetzt - zu einem attraktiven Preis.

Ich stehe Neuem grundsätzlich sehr aufgeschlossen gegenüber. Ganz besonders positiv sehe ich neue Motorradmodelle welche eine oder mehrere der folgenden Kriterien erfüllt:

  • Das Publikum wird erweitert noch mehr Menschen können nun Motorradfahren genießen
  • Ich selbst kann in noch mehr alltäglichen Situationen das Modell zum Einsatz bringen
  • Ich selbst kann an noch mehr Tagen, unabhängig von der Witterung, aufs Motorrad steigen Die Yamaha Tricity erfüllt all diese 3 technokratischen Forderungen für pragmatisch entwickelte Modelle zu 100%. Kritiker werden nun sofort in den Raum werfen, dass es sich bei einem Roller keinesfalls um ein Motorrad handelt und schon gar nicht wenn er 3 Räder hat. Ich selbst sehe das aber überaus trocken. Alles was so ähnlich fährt wie ein Rad und einen Motor hat zählt für mich als Motorrad! Komischerweise deckt sich diese pragmatische Betrachtung auch mit der emotionalen Komponente.

So schlank und flink wie ein Roller

Erst heute morgen schlängelte ich mich mit der Tricity durch den morgendlichen Stau hier in Wiener Neustadt. Fröhlich und munter genoss ich die Freiheit und dank des offenen Visiers auch ein wenig Fahrtwind. Das war ganz klar Motorradfeeling hier im Sattel. Das Fahrverhalten selbst war wirklich nicht viel anders als mit einem normalen Roller / Motorrad, nur eben mit einer gehörigen Portion zusätzlicher Sicherheit ausgestattet. Beim Einlenken wirkt alles ganz normal, manchmal passiert es jedoch, dass man beim Radius ein wenig nachkorrigieren muss. Doch schon nach 10-20 km versteht man den Tricity voll und ganz.

Heute früh waren die Straßen nass und das Unwetter vom Vortag hatte richtig viel Dreck auf die Straßen gespült. Meine himmlische Superduke muss ich bei solchen Verhältnissen leider in der Garage stehen lassen. Zum einen macht es nicht wirklich Spaß ständig mit 2% des Potentials durch die Gegend zu rollen und meine Kleidung ist nach der Fahrt komplett eingesaut. Die Tricity jedoch bietet durch die breitere Front auf alle Fälle mal eine gehörige Portion Wind und Wetterschutz. Selbst bei leichtem Regen bleibt man an den Schuhen und an der Hose staubtrocken. Wirklich beeindruckend ist jedoch das Fahrverhalten bei schlechten Fahrbahnverhältnissen. Ich hab wirklich versucht zu stürzen, doch selbst auf Schotter und ihn Schräglage konnte ich jederzeit Bremsen und Manövrieren. Ich möchte nun keinesfalls behaupten, dass die Tricity unstürzbar sei, doch sie minimiert die Chance bei einer Fahrt in die Arbeit zu stürzen doch deutlich. Vor allem dann, wenn man so wie ich keinerlei Kompromisse hinsichtlich Fahrtdauer hinnehmen möchte.

Kann man mit der Tricity stürzen?

Rutscher über die Vorderräder nimmt man bis zu einem gewissen Ausmaß mit gelassener Ruhe entgegen und die irren Möglichkeiten an der Bremse traut man sich ebenfalls schon recht schnell voll auskosten. Auch auf städtischem Kopfsteinpflaster kann problemlos geankert werden, auch wenn man schon in die Kreuzung eingebogen ist. Auf der Suche nach den Nachteilen des Konzeptes wurde ich nur teilweise fündig. Die Breite des Fahrzeuges ist beim normalen Vorbeischlängeln an der Kreuzung überhaupt kein Problem. Denn insgesamt ist die Tricity nicht breiter als ein normaler Roller und das breiteste Teil ist auch hier der Lenker. Etwas mühsam wird es nur dann, wenn man an der rechten Fahrspur zwischen Gehsteig und Auto vorbei möchte. Da gibt es möglicherweise die eine oder andere Situation wo man sich als versierter Pilot mit einem echten Einspurigen noch durchzwängen kann mit dem Tricity aber doch recht unwürdige Fahrmanöver hinlegen muss. Es klappt zwar mit einem Rad auf der Fahrbahn und mit einem Rad am Gehsteig zu fahren, doch wirklich geschmeidig und flüssig wirkt das nicht.

Der Preis der Yamaha Tricity ist schwer in Ordnung

Komplett problemlos und in Wahrheit noch besser als mit Zweirädern funktioniert das Manövrieren auf engen Raum. Mit der Tricity kann man auch ohne jegliches Trialtraining quasi in Schrittgeschwindigkeit engste Kurven fahren oder an der Kreuzung auch für mehrere Sekunden still stehen ohne die Füße abzustellen. Auch grobe Unebenheiten können mit dem Dreirad problemlos überwunden werden. Etwas unangenehm fällt jedoch der etwas geringere Dämpfungskomfort auf. Deftige Kanaldeckel werden deutlich intensiver an die Wirbelsäule weitergereicht als bei vergleichbaren Rollern. Bei Überlandfahrten dürfte die Tricity einem Zweirad auch hinsichtlich Performance einen Tick unterlegen sein. Der 125er Motor bietet 8,1 kW und 10,4 Nm und läuft brav bis Tempo 80. Bis Tempo 90 muss man dann schon etwas Geduld haben und bis Tempo 100 auch ein wenig Glück. Das liegt vermutlich auch am etwas höheren Luftwiderstand und am etwas höheren Gewicht / Rollwiderstand des Fahrzeuges. Die Tricity ist ab sofort bei den Yamaha Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich. Sie kostet rund 4.000 Euro und ist damit teurer als ein vergleichbarer 125er Roller aber deutlich günstiger als bisherige 3-Rad Modelle am Markt.

Fazit: Yamaha Tricity 125 2014

Die Tricity kann zwei komplett unterschiedlichen Zielgruppen empfohlen werden. Vorsichtigen Neueinsteigern die gerne ein Plus an Sicherheit und Stabilität haben. Aber auch Hardcore Fahrer die bei jedem Wetter und in jeder Situation trotzdem immer hart am Gas bleiben möchten.


  • toller Wetterschutz
  • hohe Stabilität auch bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten
  • dickes Sicherheitsplus bei schlechter Fahrbahn
  • sehr universell einsetzbar
  • günstiger Preis im Vergleich zu anderen 3-Radmodellen
  • Fahrleistungen einen Tick schwächer als bei vergleichbaren 125er Rollern
  • Fahrwerk etwas zu straff
  • teurer als vergleichbare 125er Roller

Bericht vom 04.09.2014 | 40.000 Aufrufe

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