Mit dem Motorrad übers Limit gehen - Roland Resch Hallentraining

Wie ich in 3 Stunden 5 Mal stürzte und trotzdem Spaß hatte

Mit dem Motorrad ans Limit des Grips - und darüber hinaus! Beim Hallentraining von Roland Resch wagt man sich an die Grenzen des machbaren, rutscht über beide Räder und liegt auch mal auf der Schnauze. Warum das trotzdem so einen riesen Spaß und Sinn macht? Die 1000PS-Redaktion testet.

Die Motorrad-Saison 2022 ist gerade am Auslaufen, der typische Zweiradenthusiast bereitet sich auf den Winterschlaf vor und wintert sein Bike ein. Wir bei 1000PS denken jedoch schon an die kommende Saison und bereiten uns auf die Motorrad Neuheiten 2023 vor. Dazu zählt auch ein gemeinschaftliches Fahrtraining, um auch im Winter geschmeidig und frisch am Motorrad zu bleiben. Wo wird der Rost aus den Gelenken gefahren? Bei Roland Reschs Hallentraining.

Einzigartiges Fahrtechniktraining - Roland Resch Hallentraining für Motorradfahrer

Gleich hinter der Stadtgrenze Wiens bei Langenzersdorf befindet sich die Daytona Karthalle. Hier rollen mehrmals die Woche allerdings keine vierrädrigen Go-Karts, sondern kleine Motocross-Maschinen auf die Strecke. Die Yamaha TT-R125 fallen zuerst durch ihre niedrige Höhe auf und sind als Fun-Bike für Jugendliche deklariert. Warum setzt der Supermoto-Staatsmeister und Superbike-WM-Fahrer ausgerechnet auf solche Bikes?

Roland Resch Hallentraining auf Yamaha TT-R125
Mehr als 15 PS braucht es nicht, um ins Rutschen zu kommen.

Die Antwort liegt in der einzigartigen Kombination von glattem Belag in der Karthalle und recht rutschigen Heidenau Stollenreifen. Dadurch lässt sich auch ohne viel Power und bei niedrigen Geschwindigkeiten das Gripniveau ausreizen, die 15 PS der TT-R125 sind also auch komplett ausreichend. Vielmehr geht es um die korrekte Bewegung am Motorrad, das Halten der Balance mit dem Schwerpunkt, wodurch das Motorrad auch im Fall von Rutschern aufrecht bleibt. Das niedrige Gewicht und die Instabilität der weichen, langen Federwege der Yamahas verstärken noch die Notwendigkeit der richtigen Haltung. Sauber in Hang-Off, ja kein Zug am Lenker, Oberkörper und Kinn trotzdem weit vorne über dem Lanker halten und schon kann man um die engen Radien der Kartstrecke "driften". Zumindest in der Theorie!

Spaß trotz Stürzen am laufenden Band

Dass diese rutschende Fortbewegung am Limit in der Praxis nicht so einfach ist, liegt auf der Hand. Routinierte Renstreckenfahrer haben durch eine geübte Hangoff-Position vielleicht einen kleinen Vorteil, das Training ist in Wirklichkeit aber durch seine Einzigartigkeit für jeden Biker interessant, egal ob Amateur oder Profi. Als eingefleischten Enduro-Fahrer fällt mir die spezielle Fahrtechnik besonders schwer, was auch Roland auffällt. Nach einem Sturz in der ersten Runde und einer weiteren unrund gefahrenen Runde, zieht mich der Chef gleich aus dem Verkehr und gibt mir individuelle Tipps. "Du darfst nicht am Lenker reißen wie ein Berseker!", meint er. Ich taste mich weiter heran, versuche entspannt zu bleiben und mich behutsam ans Limit heranzutasten. Trotzdem habe ich im Laufe des Tages noch 5 bis 6-mal unfreiwilligen Bodenkontakt. Kein Drama, denn in hängender Position plumpst man von den niedrigen Bikes keine 30 cm zu Boden und auch das Gewicht der Maschinen von nur 90 kg birgt wenig Verletzungsgefahr. Mit einem Fetzen am Lenker wird der ausgelaufene Sprit schnell weggewischt und weiter geht's. Sollte doch was kaputt gehen, entstehen dadurch sogar keine zusätzlichen Kosten. Unter den wachsamen Augen Roland Reschs leidet so bei Stürzen höchstens das Ego und zumindest bekommt man danach den eigenen Fehler gleich erklärt. Und genau das macht die Genialität des Hallentrainigs bei Roland Resch aus.

Kontrollierte Grenzsituation beim Roland Resch Fahrtraining

Roland Resch hat dieses besondere Training entworfen, weil ihm Stürze mit den Wettbewerbsmaschinen zu teuer und gefährlich waren. Stürzen gehört aber dazu, wenn man die Grenzen des Machbaren auslotet. Das Hallentraining ermöglicht jedoch das Grip-Austesten, Driften-Lernen und Rutscher-Auffangen, aber ganz ohne kostspielige Konsequenzen bei Missgeschicken. Hinzu kommen noch Tipps vom Profirennfahrer. Bei mehr als 95% der Trainings ist Roland Resch persönlich beim Training dabei. Die übliche Trainingszeit liegt zwischen 09:00 und 12:00. So hat man drei Stunden Zeit, um sich langsam an die ungewohnte Fahrdynamik zu gewöhnen und schon bald steht jedem der 6 bis 12 Teilnehmer ein breites Grinsen im Gesicht.

Roland Resch Fahrtraining für Motorradfahrer
Die unterschiedlichen Erfahrungen werden zwischendurch besprochen.

Am Ende der Zeit ist auch die 1000PS-Redaktion verschwitzt, doch glücklich. Jeder konnte was mitnehmen. Die Routiniers haben die Fahrtechnik vertieft, andere jetzt erst Blut geleckt. Die Hallentrainings sind gut besucht, rechtzeitige Buchungen werden stark empfohlen. Nach dem Training fühlen wir uns fit für die kommende Saison. Der selten so risikofrei erlebbare Grenzbereich hat uns allerdings in seinen Bann gezogen. So ist sicher: Wir kommen wieder!

Alle weiteren Informationen und Details zum Motorradtraining von Roland Resch findet ihr hier.

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Bericht vom 28.10.2022 | 9.644 Aufrufe

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