40 Jahre „1000-Kilometer Hockenheim“

Ostereiermassaker zum „1000 Kilometer Hockenheim“

Der Langstrecken-Klassiker "1000 Kilometer Hockenheim" zählte am 4.4.2015 wackere 40 Jahre – früher ging es um die Zuverlässigkeit der Maschinen, heute eher ums Durchhalten der Menschen beim fiesen Aprilwetter am Ostersamstag.

Die lapidare Ankündigung am Vorabend lautete erst noch: Ungewissheit und Bedenken lassen sich mit Gerstensaft hinweg spülen, während ein kräftiger Graupelschauer so manchen Traum von einer trockenen Veranstaltung dahin waschen könnte... Doch bereits im morgendlichen Zeittraining ab 9 Uhr gab es beim 'schattigen' Wetter viele Stürze und eine ölverschmierte Piste. Wegen der beinharten Bedingungen wurde der Start dann von 11.30 h auf 12.30 h verschoben. Normal fahren die Teams aus drei Fahrern jeweils auf ihrer eigenen Maschine in zeitlich geregelten Turns. Der Transponder wird dabei - einem Staffellauf gleich - von einer Maschine zur nächsten umgesteckt. Es wurde mit Pacecar gestartet, weil es für den üblichen Le Mans Start einfach zu gefährlich war. Also hieß es: Fliegender Start!

Auto vorweg und sobald es die Strecke verließ, wurde am Kabel gezogen. Dauerregen und nur 5 Grad, es war wie auf Schmierseife und durch die vielen Stürze gab es überall Öllachen, ein wahrer Eiertanz... Die Karthin-Conti-Truppe auf Suzuki GSX-R1000 war erst gar nicht angetreten, die anderen warfen sich in den vier verschiedenen Kategorien, nach Zylinder- und Kubik-Klassen eingeteilt, mutig ins Getümmel. Wind, Regen- und Ölströme wechselten ständig die Richtungen, Sonne gab es nur minimal und erst am späteren Nachmittag ganz vereinzelt.

Es gab jede Menge Pacecar-Runden und gelbe Flaggen: 106 Stürze verzeichnete das 'Barometer' am Ende des Renntages. Die Sieger, das MGM Performance Team um die Rennprominenz Michael Galinski, Toni Heiler und Jörg Teuchert, auf der neuen Yamaha R1 und einer BMW S 1000 RR in der Moto 1000-Klasse angetreten, schafften bis zum Rennende um kurz vor 19 Uhr 159 Runden in 6 Stunden, 15 Minuten. Die weiteren Favoriten mit Nina Prinz, Oliver Skach und Dirk Schnieders als Viessmann-Bretter Racingteam auf Suzuki GSX-R 1000 fielen durch einen bösen Sturz von Dirk aus. Der erfahrene Fahrensmann Dirk erlitt Wirbel- und Rippenbrüche mit Lungenverletzung und musste mit dem Hubschrauber abtransportiert werden.

Das tapfere Streetbunnyteam-Team als Charity-Truppe belegte in der Klasse 3 der Moto 600 auf Yamaha R6 einen bemerkenswerten zwölften Platz. Das Team ließ in der Box und im Fahrerlager durch die Streetbunnies in rosa Hasenkostümen elf kranke Kinder der Onkologie Mannheim betreuen und sammelte währenddessen noch für eine andere karitative Einrichtung. Simone Müller als Leiterin des Yamaha R6-Forums hatte die tolle Aktion organisiert und schlug sich zusammen mit Benjamin Braun als Hobby-Racer und dem Schweizer Reto Widerkehr aus dem Yamaha R6-Cup wacker.

Langstreckenklassiker für die Hartgesottenen

Die 1000 Kilometer Hockenheim sind ihrem verwegenen Ruf als eines der härteren Langstreckenrennen wieder einmal durchaus gerecht geworden. Der Klassiker gilt heutzutage auch als 1. Lauf zum DLC, dem Deutschen Langstrecken-Cup. Veranstalter ist damals wie heute der ADAC Hessen-Thüringen. Zum Jubiläum '40 Jahre 1000 Kilometer' lässt man auch noch mal Gustav Lux als Erfinder dieses heutigen Klassikers zu Wort kommen, der als 'Organisations- und Fahrtleiter' von 1975 bis 2003 neben viel Zeit auch viel Freude bei der Zuvi, später Rallye, Seriensport-Challenge und nun Deutscher Langstrecken Cup hatte.

Relativ schonungslos geht er in seinem aktuellen Grußwort zur Sache: Stand ursprünglich die Zuverlässigkeit der eingesetzten Motorräder für den Erfolg im Vordergrund, so änderte sich das mit dem Fortschritt der bei modernen Sportmaschinen eingesetzten Technik grundsätzlich. Fielen in den 70er und 80er Jahren bis zu 50 % der Teilnehmer mit technischen Defekten aus, sind heute überwiegend Stürze durch Selbstüberschätzung die Ausfallursache.

Beispielhaft für die hohe Bewertung der Zuverlässigkeit seien die 9. '1000-Kilometer' von 1983 genannt, wo von 178 Teams 96 ausfielen. Da kommt der Jubiläumslauf in diesem Jahr noch gut weg: Von 77 Teams fielen nur 16 aus. Die meisten davon begründeten sich sicherlich auf den Eiertanz bei dem diesjährigen Wetterverlauf mit all seinen Kapriolen. Zuverlässig blieb dabei aber die Spannung erhalten bis zum letzten der 1000 Kilometer.

Autor
sabinewelte

SABINEWELTE

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Bericht vom 14.04.2015 | 5.534 Aufrufe

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