Speedweekend Brünn 08

Hitzeschlacht in Brünn. Reifen werden abgezogen, Frauen ausgezogen.

Honda SpeedWeekend Brünn 2008

Wochenendseminar zum Thema Reifenverschleiß

Reifenmord. Das Opfer wies auf der rechten Seite schwere Verletzungen auf und mußte entsorgt werden.

Plötzlich kehrt Ruhe ein. Ist es für einen Augenblick wirklich still, oder nur in der Erinnerung, die in jenem Moment begonnen hat, in dem du versuchst, ans Jetzt zu denken? Doch ans Jetzt denken kann niemand, deshalb kann auch ich nur über das gerade Geschehende reflektieren und Ursachenforschung betreiben, glücklicherweise ohne Fahrzeugtrümmer untersuchen zu müssen. Ich bin noch auf Kurs, wenn auch auf einem geänderten, parallelen, weil es mich um ein paar Meter versetzt hat. Gefühlt. Es gilt herauszufinden, wieso der Vorderreifen unvermittelt die Haftung verlor, bei 150 am Knie, ohne mich - wie gewöhnlich - darüber zu informieren, daß er in Kürze am Ende seiner Kräfte sei und Schräglage und/oder Geschwindigkeit zu reduzieren wären, falls ich meine Fahrt fortsetzen wolle.

Gerade erst habe ich davon geschwärmt, wie breit sich der Grenzbereich der modernen Reifen darstellt und wie kontrolliert und sicher man sich in diesem bewegen kann. Mit einer messerscharfen Linie zwischen 0 und 1 hatte ich gar nicht mehr gerechnet. Doch gerade eben verlor der Reifen seinen Halt schneller und unberechenbarer, als ein Kind mit ADS sein Spielzeug in die Ecke wirft. Der Pirelli Dragon Supercorsa, dem ich schon beim Speedweekend in Salzburg und bei Martin Bauer am Pannoniaring mein leibliches Wohl mit gutem Gewissen anvertraut hatte, gab schlagartig W.O., ohne vorher Ermüdungserscheinungen gezeigt zu haben. Keine Frage, der Reifen hatte Hervorragendes geleistet. Fast zwei ganze Wochenenden am Ring, inklusive 2 Stunden Rennen und zusätzliche, nicht zimperlich gefahrene Kilometer auf der Straße. Daß er jetzt dabei ist, seine letzten Züge zu machen, soll ihm nach langem Leiden vergönnt sein.

Wie mit dem Bügeleisen.

Nicht Mad Max, Freddi Spencer.

Speedweekend Brünn 2008 Video

25-27-29-31 Nicht die morgigen Lottozahlen, sondern der verzeichnete Temperaturanstieg in Brünn am 31. Mai 2008. Noch schlimmer traf es an diesem Tag die Reifen. 55 Grad am Asphalt ohne Aussicht auf Schatten plus hohe Reibungsenergie zogen ihnen schneller die Haut ab, als die Frauen ihre T-Shirts aus. So gesehen waren die 31 Grad dann doch erträglich.

Wer sich das Video auf seinen Computer downloaden möchte, klickt mit der rechten Maustaste hier und wählt "Ziel speichern unter".

Schnitt: Volli
Videodreh: kot, Michi H.

Meine Damen und Herren, bitte um Ruhe. Freddie Spencers Siegermotorrad von Daytona 1983,
in Teilen aus Amerika geholt, Motor aus 3 Motoren zusammengesetzt. Lassen Sie es wirken.

Keine Frage, der Asphalt in Brünn verlangt den Reifen einiges ab und scheint ähnlich abrasiv wie die Strecken in Rijeka oder Calafat, wodurch die Reifen überhitzen. Dabei ist es ihm gar nicht anzusehen. Eventuell wird er durch den Reifenabrieb und die Abnutzung noch etwas milder, angeblich will man ihn vor dem MotoGP Lauf noch behandeln. Äußerst positiv ist allerdings, daß der Grip viel besser wurde, wellige Abschnitte, wie auf der ersten Rechts ausgebügelt und dürftig ausgebesserte Fahrbahnschäden ausgebessert wurden. Weshalb ich gerade die erste, schnelle Rechtskurve mit 150 statt mit 135 nehmen konnte, was nicht allein auf verbesserte Fahrerqualitäten zurückzuführen ist.

Noch etwas setzte den Reifen zu - das hochsommerliche Wetter. Um 14 Uhr hatte die Sonne den Asphalt bereits auf 55 Grad aufgeheizt, die Quecksilbersäule stieg von morgendlichen 25 auf nachmittägliche 31 Grad. Das war dann auch der Zeitpunkt, wo ich das Handtuch vom Kopf nehmen und werfen mußte. Alles über 30 Grad darf im nicht gelochten, zentimeterdicken kot-Leder als unerträglich und grenzwertig bezeichnet werden, zumal ich die schwarze Haut auch bei weit unter 10 Grad noch gerne trage, und zwar ohne viel Unterwäsche. Um nach den Saunagängen während der Turns etwas abzukühlen, schlich ich die ganze Zeit im ärmellosen Feinripp-Unterleiberl im Fahrerlager herum, natürlich nicht eingecremt. Erst am Ende des Tages, von ungefilterter UV-A-Strahlung entstellt, wurde ich auf die meinem Körper gegenüber unverantwortliche Verhaltensweise angesprochen, mit den Worten "Heast, du schaust schlecht aus."

The right side of life - in Brünn the dark side.

 
Wieviel Temperatur die Reibung auf dem neuen Aspahlt aufbaut, zeigte sich an den Kniepads noch mehr als am Reifenbild. In den Kurven, wo man länger bzw. schnell am Knie fährt, fingen die (Plastik)Pads irgendwann zu schmieren an und blieben fast am Boden kleben, daß man das Knie immer wieder nach vorne ziehen mußte. Folglich versuchte ich, das Knie nur leicht aufzulegen und nicht zu drücken. Die vermeintlich unzerstörbaren RG Leder Pads schmolzen regelrecht weg wie Ölkreide und hingen in Fetzen (s'ka Schmäh) zentimeterweit das Schienbein runter. Ich hatte sie 3 ganze Jahre.

Auf der Rennstrecke waren jedenfalls alles O.K., noch nie waren Freitag und Samstag so wenig Stürze zu verzeichnen. Auch wenn der neue Asphalt (momentan noch) die Reifen auf eine harte Probe stellt, ist er schnell und offenbar auch sicher. Interessant werden die Zeiten beim MotoGP im August, vor allem, ob sie unsere schlagen können.

 

www.speedweekend.honda.at

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Text: kot
Fotos: Walter Wimmer für Enenkel Racing, kot

 

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Bericht vom 11.06.2008 | 4.861 Aufrufe

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