Moto Guzzi Stelvio vs. Ducati Multistrada V2 S

Stelvio oder Multistrada? Zwei italienische Reiseenduros im Test

Italienische Reiseenduros im Duell: Die neue Moto Guzzi Stelvio und die Ducati Multistrada V2 S bieten zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Fernweh auf zwei Rädern. Während die Multistrada mit sportlicher Dynamik punktet, begeistert die Stelvio mit Souveränität und Komfort. Auf den kurvigen Straßen Gran Canarias haben wir beide Bikes ausführlich getestet – und liefern euch alle Details zu Performance, Technik und Charakter.

Der erste Unterschied wird deutlich, sobald die Motoren zum Leben erwachen. Die Ducati mit ihrem 937 ccm großen Desmo-V2 vibriert spürbar im Stand, während die neue 1042 ccm Stelvio trotz des größeren Hubraums erstaunlich kultiviert läuft. Beide haben auf dem Papier ähnliche Leistungsdaten - 113 PS bei der Ducati, 115 PS bei der Guzzi - doch sie könnten diese unterschiedlicher nicht zur Geltung bringen. Die Multistrada fühlt sich erst ab 3.000 Umdrehungen richtig wohl, darunter ist sie eher widerwillig unterwegs. Dann aber erwacht der sportliche Charakter: Der Motor dreht quirlig hoch, liefert satten Mittendruck und macht genau das, wofür Ducati-Motoren berühmt sind - sie wollen sportlich bewegt werden. Die Stelvio dagegen brilliert gerade im unteren und mittleren Drehzahlbereich. Ihre Leistungsentfaltung ist linear, perfekt dosierbar und vermittelt jederzeit souveräne Gelassenheit. Der typische Guzzi-Charakter ist trotz moderner Technik wie Flüssigkühlung und ausgefeilter Elektronik erhalten geblieben. Sie fährt souverän und entspannt aber keinesfalls langweilig.

Technische Daten im Vergleich: Moto Guzzi Stelvio 2024 vs. Ducati Multistrada V2 S 2024

Die Moto Guzzi Stelvio setzt auf einen flüssig gekühlten 90-Grad-V2-Motor mit 1.042 ccm Hubraum, der 115 PS bei 8.700 U/min und ein maximales Drehmoment von 105 Nm bei 6.750 U/min liefert. Im Vergleich dazu bietet die Ducati Multistrada V2 S einen ebenfalls flüssig gekühlten 90-Grad-V2 mit 937 ccm Hubraum, 113 PS bei 9.000 U/min und 94 Nm bei identischen 6.750 U/min.

Bei der Federung wählt Guzzi vorne eine Sachs-Telegabel Upside-Down mit 46 mm Durchmesser, während Ducati eine Kayaba-Telegabel mit 48 mm einsetzt. Hinten arbeitet die Stelvio mit einem Kayaba-Monofederbein, die Multistrada hingegen mit einem Sachs-Federbein.

Beide Maschinen bremsen vorne mit 320-mm-Doppelscheiben und Vierkolben-Zangen von Brembo. Hinten hat die Stelvio eine 280-mm-Scheibe mit Zweikolben-Bremssattel, während die Multistrada mit einer kleineren 265-mm-Scheibe ausgestattet ist.

Die Bereifung beider Bikes ist identisch (120/70-19 vorne, 170/60-17 hinten), doch die Guzzi bringt mit 246 kg fahrfertigem Gewicht deutlich mehr Masse auf die Waage als die Ducati mit nur 225 kg. Beide Modelle bieten eine Sitzhöhe von 830 mm.

Ergonomie: Die Philosophiefrage

Die unterschiedlichen Charaktere spiegeln sich auch in der Sitzposition wider. Die Multistrada setzt auf eine sportlich-aktive Haltung: Du sitzt nah am breiten, leicht nach unten gezogenen Lenker, bekommst viel Feedback vom Vorderrad. Die schmale Taille macht das Bike auch für kleinere Fahrer gut beherrschbar. Die Stelvio geht einen anderen Weg. Hier sitzt du aufrechter, die Arme sind weiter ausgestreckt zum breiten Lenker. Die Front ist weiter weg, was zunächst etwas Vertrauen erfordert, sich aber auf langen Strecken auszahlt. Besonders größere Fahrer finden hier eine perfekte Position.

Performance: Von Serpentinen und Charakterstärke

Auf den kurvigen Straßen Gran Canarias zeigen beide Bikes ihre Stärken. Die Multistrada V2 S fühlt sich mit ihrem elektronischen Fahrwerk im Sport-Modus am wohlsten. Hier ist sie agil, präzise und vermittelt echtes Sportler-Feeling. Der Quickshifter arbeitet bei sportlicher Fahrweise tadellos, nur bei niedrigen Drehzahlen und engen Kehren wird er etwas hakelig. Die Stelvio überrascht mit präzisem Handling trotz ihres höheren Gewichts von 246 kg. Ihr elektronisch verstellbarer Windschild ist perfekt für wechselnde Geschwindigkeiten, der Quickshifter funktioniert in allen Lebenslagen souverän. Einziger echter Kritikpunkt: Die Hinterradbremse hat einen zu langen Leerweg, was besonders in engen Kehren stört.

Elektronik und Ausstattung: Modern aber anders

Beide Bikes sind technisch auf der Höhe der Zeit, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte. Die Ducati Multistrada V2 S aus dem Modelljahr 2024 punktet mit ihrem ausgefeilten elektronischen Fahrwerk, das sich präzise abstimmen lässt. Die Guzzi kontert mit modernster Connectivity und einem beeindruckenden LED-Lichtpaket inklusive Kurvenlicht.

Motorradfahren auf Gran Canaria

Motorradfahren im Winter auf Gran Canaria mit der Multistrada und der Stelvio war ein Erlebnis, das jede Biker-Seele zum Leuchten bringt. Während zu Hause die Straßen grau und kalt sind, empfängt dich die Insel mit warmem Sonnenschein, angenehmen Temperaturen und einer atemberaubenden Kulisse aus Bergen, Küsten und endlosen Kurven. Die Ducati Multistrada V2 S fühlte sich in den serpentinenreichen Bergpässen wie ein echtes Präzisionswerkzeug an leichtfüßig, dynamisch, bereit für jedes Abenteuer. Die Moto Guzzi Stelvio dagegen brachte mit ihrem entspannten Charakter und dem souveränen Handling eine wohltuende Gelassenheit in die Tour. Gemeinsam mit dem milden Klima, dem endlosen Grip der perfekten Straßen und der einzigartigen Vielfalt Gran Canarias war jede Fahrt eine Erinnerung, die bleibt das pure Glück auf zwei Rädern! Hier ein paar konkrete Routentipps von uns:

Wer auf Gran Canaria Motorrad fahren möchte, kommt an Canary Ride in Las Palmas nicht vorbei. Der professionelle Motorradverleih überzeugt mit einer top gewarteten Flotte, die von agilen Naked Bikes über sportliche Reiseenduros bis hin zu kraftvollen Adventure-Maschinen reicht.

Auf den kurvenreichen Straßen Gran Canarias konnten wir die Ducati Multistrada V2 S mit dem ContiRoadAttack 4 und die Moto Guzzi Stelvio mit dem ContiTrailAttack 3 ausgiebig testen.

Der ContiRoadAttack 4 erwies sich als großartiger Hyper-Touring-Reifen, der sportliches Fahren mit Tourentauglichkeit verbindet. Seine Gummimischung sorgt für exzellenten Grip und ein schnelles Aufwärmverhalten, selbst bei kühleren Temperaturen. Besonders beeindruckend war die Performance auf trockener Fahrbahn, wo der Reifen auch bei sehr hohen Temperaturen am Nachmittag ein hohes Maß an Vertrauen vermittelte. Weitere Informationen und verfügbare Dimensionen hier.

Der ContiTrailAttack 3 überzeugte als vielseitiger Straßen-Enduroreifen mit hervorragendem Grip auf unterschiedlichsten Untergründen. Seine kurze Aufwärmzeit und die hohe Agilität machten ihn zum idealen Begleiter auf den abwechslungsreichen Strecken der Insel. Beide Reifen zeichneten sich durch ein neutrales Handling aus. Weitere Informationen zum Reifen findest Du hier.

Unsere Bekleidung auf Gran Canaria

Die unterschiedlichen Klimazonen Gran Canarias stellten unsere Ausrüstung auf der Tour mit der Moto Guzzi Stelvio und der Ducati Multistrada V2 S vor spannende Herausforderungen. Morgens in den Bergen boten kühle 5 Grad Gänsehaut-Feeling, während am Nachmittag am Strand sommerliche 30 Grad auf uns warteten. Die IXS Venture-Serie meisterte diese Temperaturwechsel jedoch mit beeindruckender Flexibilität.

Für unsere Tour vertrauten wir auf zwei individuelle Setups: McGregor entschied sich für die luftige Venture Air Kombi und STX-Handschuhe, während ich die sportlich geschnittene Venture-STX-Kombination wählte. Das Besondere: Beide Varianten sind mit cleveren Belüftungsöffnungen und hohem Stretchanteil ausgestattet. Damit ließen sich die Anzüge während der Fahrt schnell und effektiv an die wechselnden Bedingungen anpassen vom kühlen Pass hinunter zur sonnigen Küstenstraße. Kein Umrüsten nötig, einfach Reißverschluss öffnen oder schließen und weiterfahren!

Die IXS Venture-Serie zeigte, dass sie nicht nur für sportliche Touren, sondern auch für anspruchsvolle Reiseabenteuer perfekt geeignet ist. Eine Ausrüstung, die auf Gran Canaria sowohl bei der Stelvio als auch der Multistrada für maximale Flexibilität und Komfort sorgte.

Hier gibts weitere Infos: IXS System.

NEXX X.WED3 und X.LIFECOUNTRY im Reiseenduro-Test

Auf unseren Testfahrten mit der Moto Guzzi Stelvio und der Ducati Multistrada V2 S auf Gran Canaria vertrauten wir auf die neuen Helme NEXX X.WED3 und X.LIFECOUNTRY perfekt abgestimmt auf die Anforderungen von Reiseenduro-Piloten. Ihr ausgeklügeltes Belüftungssystem erwies sich als unschätzbarer Vorteil bei den schnellen Temperaturwechseln zwischen kühlen Bergstraßen und warmen Küstenabschnitten.

Das breite Sichtfeld der Helme bot optimalen Überblick in den anspruchsvollen Serpentinen und technischen Passagen der Insel. Gleichzeitig sorgte die effektive Geräuschdämmung dafür, dass auch längere Etappen komfortabel und ermüdungsfrei bewältigt werden konnten.

Hier weitere Informationen zu den Helmen:

Moto Guzzi Stelvio vs. Ducati Multistrada V2 S

Nach ausgiebigen Tests auf Gran Canaria wird klar: Beide Bikes sind exzellente Reiseenduros, die ihre Zielgruppe aber unterschiedlich definieren. Die Multistrada V2 S ist der sportlichere Charakter, der am besten harmoniert, wenn du aktiv und dynamisch unterwegs bist. Die neue Stelvio ist der souveränere Tourenwanderer, der auch mal entspannt cruisen kann, ohne seinen Charakter zu verlieren. Aber die neue Stelvio ist deutlich sportlicher als man der Marke Moto Guzzi zutraut. Freunde von italienischen Motorrädern haben mit ihr eine echte Alternative zu den Modellen von Ducati. Die Ducati ist jedoch trotzdem die erste Wahl für alle, die auch auf Reisen sehr sportlich unterwegs sein wollen und das direkte Feedback suchen. Die Moto Guzzi Stelvio überzeugt dagegen alle, die einen charakterstarken Begleiter für entspanntes Reisen suchen, der trotzdem modern und dynamisch ist. Beide beweisen eindrucksvoll, dass italienische Motorräder auch 2025 ihren ganz eigenen Weg gehen - und das ist gut so. Denn gerade diese Charakterstärke macht sie zu etwas Besonderem in einer Zeit, in der Motorräder sich immer ähnlicher werden. Und die Spannung steigt! Denn schon in wenigen Wochen werden wir die neue Ducati Multistrada V2 2025 testen. Dieses Motorrad soll eine fundamentale Neuentwicklung sein und nochmal deutlich besser werden. Wir sind gespannt.

Moto Guzzi Stelvio vs. Ducati Multistrada V2 S
Moto Guzzi Stelvio vs. Ducati Multistrada V2 S

Fazit: Ducati Multistrada V2 S 2023

Die Ducati Multistrada V2 S begeistert mit ihrer sportlichen DNA, modernster Technik und einem agilen Fahrverhalten. Sie ist die erste Wahl für dynamische Fahrer, die auf Reisen Wert auf Performance und Präzision legen. Trotz ihres geringeren Gewichts überzeugt sie mit hoher Stabilität und einem umfangreichen Elektronikpaket. Kleinere Schwächen wie der eingeschränkte Komfort bei niedrigeren Geschwindigkeiten oder der etwas hakelige Quickshifter in engen Kehren trüben das positive Gesamtbild kaum.


  • vielseitiges, semi-aktives Fahrwerk
  • gut dosierbare Bremsen
  • sportliche und trotzdem komfortable Sitzposition
  • gut geeignet für kleinere Piloten
  • umfangreiche Serienausstattung angenehm für Sozius
  • Sportlicher, drehfreudiger Motor mit typischem Ducati-Charakter
  • Leichtes Gewicht von nur 225 kg – ideal für sportliches Handling
  • Umfangreiches Elektronikpaket inkl. Kurven-ABS, Traktionskontrolle und Quickshifter
  • Schmale Taille, optimale Ergonomie für kleinere Fahrer
  • Drehmoment im unteren Drehzahlbereich etwas verhalten
  • Quickshifter bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht immer flüssig
  • Sitzkomfort auf langen Strecken weniger ausgeprägt als bei Touren-orientierten Konkurrenten

Fazit: Moto Guzzi Stelvio 2024

Italienischer Charakter trifft auf moderne Tourentauglichkeit; Die Moto Guzzi Stelvio ist eine gelungene Mischung aus traditionellem Guzzi-Charme und moderner Technik. Ihr souveräner Motor, die umfangreiche Ausstattung und der herausragende Komfort machen sie zum tollen Begleiter für entspannte Langstreckenfahrten. Zwar bringt sie ein stattliches Gewicht auf die Waage und verlangt für einige Features einen Aufpreis, doch sie bleibt eine attraktive Option für Tourenfahrer, die auf Charakter und Stil setzen.


  • Charaktervoller, geschmeidiger V2-Motor mit linearer Leistungsentfaltung
  • Moderne Elektronik inkl. Connectivity und LED-Kurvenlicht
  • Bequeme, langstreckentaugliche Ergonomie, ideal für größere Fahrer
  • Elektronisch verstellbarer Windschild – flexibel für verschiedene Geschwindigkeiten
  • Tolles Handling trotz des höheren Gewichts
  • Hohes Gewicht spürbar in engen Kehren und beim Rangieren
  • Hinterradbremse mit langem Leerweg, besonders in engen Kurven spürbar
  • Trotz Allroad-Ambitionen begrenzte Geländetauglichkeit durch Fahrwerk und Bodenfreiheit

Bericht vom 01.02.2025 | 13.811 Aufrufe

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