BMW R12 im Test – Überraschung auf der Balkan Rally 2024

Mehr als nur ein Cruiser? Die BMW R12 auf großer Tour getestet

Die BMW R12 sieht nach lässigem Cruisen aus – aber kann sie mehr? Auf der Balkan Rallye 2024 hat sie gezeigt, dass sie nicht nur für kurze Strecken geeignet ist. Wir haben sie über 2500 km getestet und waren überrascht von ihrer Vielseitigkeit.

BMW R12 im Test – Überraschung auf der Balkan Rallye 2024

BMW ist eine Marke, die immer wieder mit Tradition und Innovation zugleich punktet. Besonders die legendären Boxermotoren genießen Kultstatus und das nicht ohne Grund. Die neueste Kreation aus München, die BMW R12, richtet sich an all jene, die den unverwechselbaren Boxermotor lieben und gleichzeitig den Charme eines Cruisers genießen wollen. Aber was passiert, wenn man dieses Motorrad nicht nur auf der gemütlichen Fahrt ins Eiskaffee, sondern auf eine Langstrecken-Rallye mitnimmt? Die Balkan Rallye 2024, ein Siebentage-Abenteuer über mehr als 2500 km durch Ungarn, Serbien, Montenegro und Kroatien, bot die perfekte Gelegenheit, der BMW R12 auf den Zahn zu fühlen. Kann sie mehr, als ihr Cruiser-Image vermuten lässt? Hier ist der umfangreiche Testbericht.

Was ist die Balkan Rally?

Die Balkan Rallye ist keine gewöhnliche Motorradtour, sondern eine Mischung aus Abenteuer, Retro-Charme und exklusivem Genuss. Ursprünglich für Oldtimer-Automobile konzipiert, hat sich die Veranstaltung im Laufe der Jahre auch für klassische Motorräder und Retro-Bikes geöffnet. Der Startschuss fällt traditionell in Budapest, von wo aus die Teilnehmer über malerische Routen durch den Balkan bis zur Küste in der Region Kotor fahren. Die Veranstalter setzen dabei auf höchsten Komfort die Etappen enden stets in ausgesuchten, luxuriösen Hotels. Begleitet von einem Espresso-Mobil und abendlichen Champagner- und Weinverkostungen, bietet die Rallye ein stilvolles Rahmenprogramm, das den Austausch mit Automobil- und Motorrad-Enthusiasten fördert. Doch das ist längst nicht alles: Während der täglichen Etappen müssen die Teilnehmer ihre Ankunftszeit durch das Lösen von Rätseln und das Meistern von Foto-Challenges ermitteln. Zu schnell oder zu langsam zu fahren, bringt Strafpunkte ein es geht also um die perfekte Balance. Trotz des automobilorientierten Fokus der Rallye fühlen sich die Motorradfahrer in der Runde willkommen, denn die entspannte Atmosphäre und die vielfältigen Aufgaben machen die Rallye zu einem einzigartigen Erlebnis, das weit über eine gewöhnliche Tour hinausgeht. Auch 2025 wird die Balkan Rallye wieder mit neuen Routen und Herausforderungen aufwarten ein Event, das auf der Bucket-List jedes Retro- und Motorrad-Liebhabers stehen sollte.

Hier weitere Informationen zur Rallye.

Die Ausrüstung der 1000PS Crew für die Balkanrally 2024

Die gesamte Crew setzte bei der Reise auf lässige Retro-Style Klamotten von Held. Besonders erwähnenswert ist dabei der Sirmione Gore Tex Sneaker oder auch die leiwande Lederjacke Jester.

Wir verwendeten für alle Motorräder die selbe Gepäcklösung: Die Legend Gear Hecktasche von SW-Motech. Diese bietet vielfältige Befestigungsmöglichkeiten und ist sehr günstig und kompakt. Die Tasche hat auf 8 verschiedenen Bikes jeweils fast 3.000 km bei widrigen Wetterbedingungen durchhalten müssen!

Vor der Rallye imprägnierten wir unsere Klamotten kräftig mit dem PROTEX Spray von MOTOREX. Während der Rallye nutzten wir die kleinen und wiederbefüllbaren Mini-Kettenspraydosen von MOTOREX.

Die Kommunikation hat diesmal super gut geklappt. Das gesamte Team war mit Cardo Packtalk Geräten verbunden. Die Akkus hielten jeweils den ganzen Tag durch und die Geräte waren 100% wasserdicht. Die Soundqualität war großartig, die Kombination von "Navigationsansagen" + "Musik" + "Kommunikation" klappte problemlos. Auch gelegentliche Telefonanrufe konnten das System nicht überlasten. Große Empfehlung für große Abenteuer in der Gruppe!

Beim Helm setzte das gesamte Team auf den HJC V10. Der Helm bietet vielfältige Designoptionen und hat wunderbar zu unseren schönen Motorrädern gepasst. Auf der langen Tour genossen wir den hohen Tragekomfort.

Bei der Navigation hatten wir Roadbooks der Rennleitung zur Verfügung. Wir haben jedoch versucht den Verlauf der Strecke möglichst genau mit Calimoto nachzuzeichnen. Bei der Anreise nach Budapest und vor allem bei der Rückreise von Kotor haben wir aus Wettergründen auf die "schnellste" Option Autobahn gesetzt. Wer die Tour bei gutem Wetter nachfahren möchte, sollte die Schieberegler bei Calimoto für diese Abschnitte auf "kurvig" setzen. Hier der Link zum groben Routenverlauf.

Die 1000PS Crew bei der Balkanrally 2024

Geht um nix! Sagt das mal den Leuten am Steuer!
Geht um nix! Sagt das mal den Leuten am Steuer!
Hier fing alles an! Start der Balkanrally 2024 in Budapest!
Hier fing alles an! Start der Balkanrally 2024 in Budapest!

Eine Hommage an vergangene Zeiten mit modernem Flair

Optisch ist die BMW R12 eine echte Augenweide. Mit ihrem Stahltank in Tropfenform, der an die berühmten "Toaster-Tanks" der BMW /5-Modelle der 1970er Jahre erinnert, weckt sie nostalgische Gefühle. Aber gleichzeitig macht sie deutlich, dass sie keine Retro-Kopie ist, sondern ein Motorrad, das in der Gegenwart lebt. Der breite Lenker, die tief platzierte Sitzposition und die geschwungene Hinterradabdeckung lassen keinen Zweifel daran: Diese Maschine ist für entspanntes Cruisen gemacht. Das Design vermittelt Gelassenheit und Stil so viel ist klar.

Die große Überraschung liegt jedoch in der Kombination aus einem 19-Zoll-Vorderrad und einem 16-Zoll-Hinterrad. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass dies der Agilität schadet, aber weit gefehlt. Die R12 bietet eine ausgewogene Balance zwischen Stabilität und Wendigkeit, die viele andere Cruiser einfach nicht bieten können. Besonders bei den kurvigen Passagen der Balkan Rallye zeigte sich die Stärke dieser Geometrie.

Die Sitzhöhe von nur 754 mm (im Vergleich zu den 795 mm der R12 nineT) trägt ebenfalls zum Komfort bei. Auch für Fahrer mit kleinerer Körpergröße ist diese BMW somit ideal. Man sitzt tief und bequem, fühlt sich aber jederzeit gut mit dem Motorrad verbunden ein Aspekt, der auf langen Strecken von unschätzbarem Wert ist. Das Serienmodell kommt mit einem Solositz, was die Maschine optisch schlank hält, aber auch den Fokus auf Einzelfahrer legt. Perfekt für jene, die die Freiheit auf zwei Rädern solo genießen wollen.

BMW R12 Motor: Ein Kraftpaket, das auch sanft kann

Das Herzstück der BMW R12 ist natürlich der legendäre Boxermotor. Dieser 2-Zylinder bietet 1170 ccm Hubraum, 95 PS bei 6500 Umdrehungen pro Minute und 110 Newtonmeter Drehmoment bei 6000 Umdrehungen. Das klingt zunächst nach einer ordentlichen Ansage, doch das Erstaunliche ist, wie sanft und kultiviert sich dieser Motor fährt. Besonders bei niedrigen Drehzahlen zeigt der Boxer seine wahre Stärke. Er schiebt kraftvoll an, ohne jemals aggressiv zu wirken. Das macht die R12 zu einem Motorrad, das sich sowohl für den gemütlichen Sonntagsspaziergang als auch für lange Touren bestens eignet.

Auf der Balkan Rallye, wo wir nicht nur auf glattem Asphalt, sondern auch auf schlechten Straßen und nassen Strecken unterwegs waren, zeigte der Motor seine Vielseitigkeit. Egal ob bei Regen, Nebel oder kühlen 5 Grad in den Bergen die BMW R12 ließ sich immer präzise und feinfühlig steuern. Die Gasannahme ist butterweich, was besonders in schwierigen Situationen von großem Vorteil ist. Selbst in der Ortschaft bei niedrigen Geschwindigkeiten bleibt der Motor stets ruhig und läuft geschmeidig, ohne dabei zu stottern oder ruckartig zu reagieren. Das gibt dem Fahrer ein großes Maß an Kontrolle und Sicherheit.

Mex, einer der Testfahrer auf der Rallye, war besonders von der Laufkultur des Motors begeistert. Mit seinen 1,90 m war er sich zunächst unsicher, ob die Sitzposition und der Boxermotor für seine Größe geeignet sind, doch er wurde positiv überrascht. Der Motor bot eine großartige Mischung aus Power und Sanftheit, die auch auf langen Strecken nie ermüdend wirkte.

Ein weiteres Highlight: Selbst mit ausgeschalteter Traktionskontrolle bleibt die BMW R12 gut kontrollierbar. Auf rutschigen Streckenabschnitten konnte Mex das Hinterrad leicht zum Driften bringen, ohne dabei das Gefühl zu verlieren, das Motorrad vollständig im Griff zu haben. Ein Beweis dafür, wie ausbalanciert und stabil das gesamte Fahrwerk konstruiert ist.

Fahrkomfort: Mehr als nur ein Cruiser

Bei einem Cruiser erwartet man in der Regel ein bequemes Fahrgefühl, das sich eher für kurze Fahrten durch die Stadt oder entlang der Küste eignet. Doch die BMW R12 beweist, dass sie mehr kann. Die tiefe Sitzposition sorgt für entspannten Komfort, und der breite Lenker macht das Fahren auch nach Stunden noch angenehm. Besonders auf den langen Geraden Serbiens und Ungarns war es eine Wohltat, entspannt im Sattel zu sitzen und einfach nur die Landschaft zu genießen.

Was diese Maschine aber wirklich von anderen Cruisern unterscheidet, ist ihre Vielseitigkeit. Selbst auf schlechten Straßenabschnitten, bei denen der Asphalt voller Schlaglöcher war, bewältigte die BMW R12 die Herausforderungen souverän. Amelie, die die R12 ebenfalls fuhr, stellte fest, dass die Maschine selbst auf anspruchsvollen Strecken eine sehr angenehme Fahrposition bietet, die nicht nur für kurze, sondern auch für lange Strecken geeignet ist.

Die Heizgriffe, die bei den kalten Bedingungen während der Rallye zu einem unverzichtbaren Feature wurden, machten die Fahrt trotz Kälte erträglich. Auch das kompakte Display, das für BMW-Verhältnisse ungewöhnlich klein ist, stellte sich nach kurzer Eingewöhnungszeit als praktisch heraus. Zwar erfordert es anfangs etwas Umstellung, da die Anzeige eher minimalistisch gehalten ist, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran, und es tut genau das, was es soll nicht mehr und nicht weniger.

Agilität: Mehr als ein reiner Schönwetter-Cruiser

Wer denkt, dass ein Cruiser nur für gemütliches Dahingleiten gemacht ist, der irrt sich bei der BMW R12 gewaltig. Die Agilität dieses Motorrads hat mich überrascht. Selbst auf den kurvigen Straßen der Balkan Rallye, die uns durch Serbien, Montenegro und Ungarn führte, zeigte die R12, dass sie mehr kann, als ihr Cruiser-Image vermuten lässt. Der lange Radstand sorgt für Stabilität, aber die Geometrie des Fahrwerks ermöglicht es dennoch, das Motorrad mit Leichtigkeit durch enge Kurven zu manövrieren. Besonders bei den bergigen Abschnitten der Rallye hatte ich großen Spaß. Die R12 ließ sich wunderbar in die Kurven werfen, und obwohl ich anfangs skeptisch war, wie gut ein Cruiser mit diesen Passagen zurechtkommen würde, hat mich die BMW eines Besseren belehrt. Der breite Lenker und die ausgewogene Gewichtsverteilung machen das Handling spielerisch einfach. Egal ob in Serpentinen oder bei schnellerem Tempo auf der Autobahn die BMW R12 bietet eine Kombination aus Stabilität und Leichtigkeit, die man so nicht erwartet hätte.

Bremsen: Verzögerung auf höchstem Niveau

Ein weiteres Highlight der BMW R12 ist ihre Bremsanlage, die keine Wünsche offenlässt. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten und nassen Straßen ist die Verzögerung präzise und kraftvoll. Das Kurven-ABS funktioniert einwandfrei und gibt auch bei starkem Bremsen in Kurven ein sicheres Gefühl. Es ist selten, dass man bei einem Cruiser so eine sportliche Bremsleistung erlebt, aber die BMW R12 meistert auch diese Disziplin mit Bravour. Auf den teils schlechten Straßen der Balkan Rallye konnte ich mich immer auf die Bremsen verlassen. Selbst in brenzligen Situationen, als ich auf rutschigem Asphalt schnell zum Stehen kommen musste, verzögerte die R12 präzise und zuverlässig.

Schwächen: Schräglagenfreiheit und Federweg

So viel Lob muss auch mit ein paar Kritikpunkten gewürzt werden. Die größte Schwäche der BMW R12 liegt in ihrer Schräglagenfreiheit und den begrenzten Federwegsreserven. Wer es auf kurvigen Straßen sportlich angeht, wird relativ schnell merken, dass die Fußrasten Bodenkontakt bekommen. Das ist kein großes Problem für den Alltag oder entspannte Fahrten, kann aber ambitionierte Fahrer ein wenig einschränken. Ein weiteres Manko ist das etwas straffe Fahrwerk. Auf den rauen Straßen der Balkan Rallye spürte ich jede größere Unebenheit direkt im Rücken. Besonders bei Schlaglöchern fehlte es an Federweg, um diese Stöße abzufangen. Für einen Cruiser ist das Fahrwerk dennoch gut abgestimmt, aber auf langen Strecken und schlechten Straßen könnte es für manche Fahrer zu unbequem werden.

Ein überraschend vielseitiger Cruiser

Die BMW R12 ist ein Motorrad, das weit mehr kann, als ihr klassischer Cruiser-Look vermuten lässt. Auf der Balkan Rallye hat sie bewiesen, dass sie nicht nur optisch punktet, sondern auch fahrtechnisch auf einem hohen Niveau agiert. Der kultivierte aber charismatische Boxermotor, das agile Handling und der hohe Fahrkomfort machen sie zu einer echten Allrounderin. Wer nach einem Motorrad sucht, das sowohl für entspannte Ausfahrten als auch für lange Touren geeignet ist, der sollte die BMW R12 definitiv in Betracht ziehen. Sie ist nicht nur ein Cruiser, sondern ein echter Reisebegleiter, der in jeder Situation glänzt.

Fahrendes Motorrad

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Beliebtes Motorrad! Die R12 stand bei der Balkan Rally hoch im Kurs. Besonders oft war Amelie im Sattel der Maschine zu finden!
Beliebtes Motorrad! Die R12 stand bei der Balkan Rally hoch im Kurs. Besonders oft war Amelie im Sattel der Maschine zu finden!

Fazit: BMW R 12 2024

Die BMW R12 ist mehr als nur ein stylischer Cruiser. Sie bietet Komfort, Leistung und überraschende Agilität – ein Motorrad, das man für weite Reisen und kurze Ausflüge gleichermaßen lieben kann.


  • Kräftig wirkender Boxermotor
  • Viel Charisma aber trotzdem geschmeidige Gasannahme
  • Bequeme aber niedrige Sitzposition
  • Agiles Handling trotz Cruiser-Design
  • Exzellente Bremsen
  • Gute schräglagenabhängige Traktionskontrolle
  • hochwertiges Kurven-ABS
  • Komfortables Fahren auf langen Strecken
  • tolle Ausstattung möglich
  • Klassisches Design mit modernem Touch
  • Stabile Straßenlage
  • Gute Rückmeldung auch auf rutschigen Straßen
  • Unkomfortables Fahrwerk auf schlechten Straßen
  • Fußrasten berühren schnell den Boden bei sportlicher Fahrweise
  • Relativ hoher Kraftaufwand bei der Kupplung
  • Wenig Federweg schränkt universellen Charakter etwas ein

Bericht vom 09.10.2024 | 10.690 Aufrufe

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