19 Zöller Reiseenduro Oberklasse im großen Offroad Test 2024

So gut schlägt sich die Creme de la Creme der Enduros im Groben!

13 aktuelle Adventurebikes messen sich im größten Offroadtest aller Zeiten. 6 Redakteure waren mit dabei - 3 Offroad-Profis und 3 Allrounder aus der 1000PS Redaktion. Welches Modell hat 2024 abseits der Straßen die Nase vorn? Wir werfen in diesem Bericht einen Blick auf die Performance der zumindest leistungs- und preistechnischen Spitze des Reiseenduro-Segments und sehen uns fünf moderne Big-Enduros mit 19-Zoll-Vorderrad näher an.

Werbung
powered by ERGO Beratung u. Vertrieb / HARLEY DAVIDSON
Mehr erfahren

Unser Mega-Offroad-Vergleich umschließt nicht nur mehr Reiseenduros als je zuvor, er ist auch der vielfältigste Offroad-Test von 1000PS. Von A2-Reiseenduros bis zur Absoluten Oberklasse mit über 1200 Kubik und 150 PS startet ein breites Portfolio ins Gemüse, darunter auch folgende fünf Eisen: Ducati Multistrada V4 Rally, BMW R 1300 GS, KTM 1290 Super Adventure S, Moto Guzzi Stelvio und Harley-Davidson Pan America 1250 Special. Alle fünf Motorräder bilden die Reiseenduro-Speerspitze des jeweiligen Herstellers, sind ausgestattet mit modernster Elektronik und holen, mit Ausnahme der Guzzi, mehr als 150 PS aus ihren großhubigen Motoren. Unsere 6 Tester versuchen trotz teils weit über 250 kg Leergewicht herauszufinden, ob diese fünf Motorräder die Bezeichnung "Enduro" zu recht tragen und legen im knallharten viertägigen Test ihre Stärken und Schwächen im Gelände offen.

Bild von Mex
Mex

""In der Geschichte von 1000PS war es die bisher aufwändigste Offroad-Testproduktion: Über drei Tage hinweg stellten sich 13 aktuelle Adventurebikes in selektivem Enduro Gelände einem umfangreichen Vergleichstest. Trotz brütender Hitze von knapp 35 Grad und langer Arbeitstage bewies die Test-Crew unglaubliche Ausdauer und zeigte Engagement. Die harte Arbeit und Hingabe resultierten in detaillierten, aufschlussreichen Testeindrücken sowie natürlich auch leiwandem Bild- und Video-Material, welches über Wochen hinweg spannende Inhalte für unser Publikum auf unseren Webseiten, Youtube und Social-Media-Kanälen bieten wird.""

Wo wurden die Oberklasse-Reiseenduros getestet?

Mit den Testmotorrädern waren wir zu Gast im größten Enduropark Europas, dem Red Stag Gelände in Rohr im Gebirge. Das weitläufige Areal, etwa eine Stunde südwestlich von der Wiener Stadtgrenze entfernt, bot mit 15 Kilometern Forststraßen und 28 unterschiedlichen Offroadtrails eine perfekte Test-Umgebung. Für jedes fahrerische Niveau sind hier ausreichend Möglichkeiten vorhanden, um sich einen ganzen Tag lang auszutoben. Mit unseren großen Adventure Bikes waren wir mehrheitlich auf den breiteren Waldwegen unterwegs. Doch auch einige grüne Trails (leichte Schwierigkeitsstufe) haben wir in den Test-Ablauf integriert, um den großen und edlen Bikes ordentlich auf die Schrauben fühlen zu können.

3 Profis & 3 Hobbyenduristen - Verschiedene Perspektiven beim Reiseenduro Offroad Vergleich

Offroad gilt mehr denn je, dass nicht die Maschine, sondern der Mensch am Steuer das Limit setzt. Während Profis und Halbgötter wie Pol Tarres regelmäßig auch mit großen Maschinen die Physikgesetze in Frage stellen, kann mit wenig Offroad-Erfahrung selbst leichteres Gelände zum Überlebenskampf werden. Nun sind Reiseenduros inzwischen aber ein gigantisches Segment mit einer riesigen und vielseitigen Zielgruppe. Deshalb haben bei unserem großen Offroad Vergleich drei Profis und drei Amateure ihre Eindrücke beigesteuert, um ein breites und möglichst für alle nachvollziehbares Testurteil zu den Motorrädern abliefern zu können. Dieser Bericht gibt einen Überblick zu jedem Motorrad. Wer genau wissen möchte, welche Eindrücke zu den einzelnen Motorrädern von wem kommen, findet unterhalb alle Berichte von unserem Reiseenduro Offroad Vergleich 2024 verlinkt. Nun folgen die Eindrücke zu den 19-Zoll Reiseenduros.

Moto Guzzi Stelvio im großen Reiseenduro Offroad Vergleich 2024

Die Moto Guzzi Stelvio mag nicht so viele Pferdchen in Richtung Hinterrad schicken wie der Rest, bietet mit ihrem längs eingebauten V2-Motor dafür aber viel Chrisma. Es gehört positiv hervorgekehrt, dass Moto Guzzi nun wieder ein Reisemotorrad am Zahn der Zeit mit modernster Ausstattung anbietet, ohne dabei aber ihre Kernwerte, wie den charismatischen Motor, zu vergessen. Im Groben macht sich dann schon bemerkbar, dass die Stelvio eher ein Tourenmotorrad als eine echte Enduro ist. Ihre geringe Bodenfreiheit und das auf Komfort ausgelegte Fahrwerk machen sie ungeeignet für anspruchsvolles Offroad-Fahren. Die Stelvio fühlt sich auf Straßen und einfachen Schotterwegen deutlich wohler, wo sie eine entspannte und gemütliche Fahrt bietet. Die Fahrposition im Stehen ist entspannt und wenig sportlich, was im schwierigen Gelände etwas hinderlich sein kann, dafür bei lockerer Fahrt auf entspannten Schotterstraßen und Waldwegen aber sehr gut mit der gutmütigen Charakteristik des Motors harmoniert. Locker dahincruisen, die Vibrationen des Motors und die vorbeiziehende Landschaft genießen - Das ist der bevorzugte Fortbewegungsstil der Moto Guzzi Stelvio.

Moto Guzzi Stelvio Offroad Test 2024
Die Moto Guzzi kämpft sich tapfer und mit viel Charme durchs Gelände, am liebsten aber auf entspannten Wegen mit gemächlichem Tempo.

Unsere Offroad-Profis kommen aber auch nicht gegen ihre Vollstrecker-Natur an und treiben die Stelvio daher weit aus ihrer Komfort-Zone. Unter Geschwindigkeit müssen sie auch bei kleineren Schlaglöchern oder Bremswellen aufpassen, denn die Gabel stößt schnell an ihre Grenzen und schlägt durch. Auch der exponierte Motorblock, oder die am Motorgehäuse befestigten Fußrasten sind im anspruchsvolleren, steinigen Gelände akkut gefährdet und zeigen, dass die Stelvio nicht fürs wirklich Grobe konzipiert wurde. Das verzeiht man ihr aber sehr schnell aufgrund ihres typischen, schwer sympathischen Moto Guzzi Charmes. Insgesamt ist die Stelvio eine Maschine, die mehr für entspannte Tourenfahrer geeignet ist, die gelegentlich auch mal einen Abstecher auf Schotter wagen, aber keine echten Offroad-Abenteuer suchen.

KTM 1290 Super Adventure S im großen Reiseenduro Offroad Vergleich 2024

Die KTM 1290 Super Adventure S ist ein beeindruckendes Motorrad, schon allein durch ihre Dimensionen. Der mächtige V2-Motor mit 160 PS und 138 Nm Drehmoment liefert eine beeindruckende Beschleunigung, schiebt mit extrem viel Drehmoment aus niedrigen Zahlen an, bleibt dabei aber beherrschbar und präzise. Besonders im Rally-Modus, in dem sich die Traktionskontrolle während der Fahrt individuell anpassen lässt, macht die Maschine besonders viel Spaß. Sie ermöglicht actionreiche Schotter-Drifts genauso wie effizientes Vorankommen im Gelände, je nachdem, wie der Fahrer die Traktionskontrolle einstellt. Die durchdachte Menüführung unterstützt den Fahrer dabei, das Motorrad schnell und intuitiv auf seine Bedürfnisse abzustimmen. Einzig die Trennung von ABS, Traktionskontrolle und Fahrmodus nervt etwas, weil so auf gemischten Touren ziemlich viele Tastenbetätigungen zum Umschalten der Systeme notwendig sind. Doch davon abgesehen, ist dieser Rally-Modus auch sinnbildlich dafür, wie gut es KTM bei der Super Adventure schafft massive Performance mit einem guten Handling zu kombinieren. Als Offroad-Amateur schluckt man beim Anblick dieses orangenen Schlachtschiffs vielleicht, doch im Sattel ist die Zurückhaltung recht schnell verflogen.

KTM 1290 Super Adventure S Offroad Test
Ergonomie, Fahrwerk, Motor und Elektronik funktionieren in der Super Adventure S dermaßen gut, dass man im Gelände die gigantischen Ausmaße der KTM vergisst und das Dickschiff souverän durch Gemüse steuert.

Das semiaktive Fahrwerk der KTM bietet mit 200 mm Federweg vorne und hinten einen enorm breiten Einsatzbereich und lässt sich perfekt auf die gewünschten Fahrverhältnisse abstimmen. Ob sanfte, komfortable Fahrten über holprigen Untergrund oder ein straffes, sportliches Setting mit ausgezeichneter Rückmeldung die 1290 Super Adventure S meistert beides mit Bravour. Trotz ihres fahrfertigen Gewichts von knapp unter 250 kg bleibt die Maschine, auch dank des tief nach unten gezogenen Tanks, sehr handlich und bietet eine hervorragende Kontrolle, besonders im Stehen. Ihre gewaltigen Dimensionen werden auf ihre stehend sehr gut kaschiert und sämtliche Komponenten, egal ob Fahrwerk, Bremsen, Kupplung, oder Quickshifter, erfüllen ihren Aufgabe im losen TGelände ausgesprochen gut - selbst hier in der straßenorientierten S-Version der Super Adventure. Das Fahrkönnen diktiert zwar, wie schnell das Ungetüm durchs Gemüse getrieben wird, doch wohl fühlen sich im Sattel der KTM nicht nur die Profis, sondern auch die Hobbyenduristen.

Harley-Davidson Pan America 1250 Special im großen Reiseenduro Offroad Vergleich 2024

Die Harley-Davidson Pan America 1250 überrascht im Offroad-Einsatz durch ihre beeindruckende Stabilität und Leistung, offenbart aber auch einige Schwächen. Mit ihrem langen Radstands und trotz des vergleichsweise hohen Gewichts bleibt sie auch auf losem Untergrund sehr stabil, was ihr in Schotterpassagen mit langgezogenen Radien zugutekommt. Der kraftvolle Revolution Max Motor mit 152 PS und 128 Nm Drehmoment liefert mehr als ausreichend Leistung, die sich gut dosieren lässt, besonders wenn die defensive Traktionskontrolle deaktiviert wird. Die Pan America zieht auch anspruchsvolle Hänge souverän hinauf und zeigt dabei eine beachtliche Nehmerqualität. Dafür braucht es aber doch eine beherzte Gashand und vor allem stoische Zuversicht in die eigenen Offroad-Fähigkeiten, denn sobald man den Mut verliert und sich nach Sicherheit suchend hinsetzt, wird die mächtige Amerikanerin quasi unsteuerbar. Die sich weit nach vorne ziehende Front verlangt im losen Gelände nach gekonntem Input per Gewichtsverlagerung an den Fußrasten. Diese Charakteristik der Pan America sorgt auch für unterschiedliche Urteile abhängig vom Fahrkönnen. Unsere skeptischen Profis haben dem schweren Eisen anfangs wenig zugetraut und freue sich später über ihre Stabilität. Die Amateure kämpfen auf mittelschweren Tracks mit dem Gewicht.

Harley-Davidson Pan America 1250 Offroad Test 2024
Vorausgesetzt man steuert die sehr lange Pan America im Stehen, kann die Amerikanerin viel Stabilität auf Schoterstraßen und Waldwegen bieten.

Das semiaktive Fahrwerk erreicht seine Grenzen erst bei hohem Tempo und tiefen Wellen auf Waldwegen, wo die 191 mm Federweg vorne und hinten voll aufgebraucht werden. Insgesamt zeigt sich die Pan America als in ihrer Mechanik robust und widerstandsfähig, was leider nicht für die Elektronik gilt. Ein harmloser Umfaller reicht aus, und schon geht erst mal nichts mehr. Es gilt durch das komplizierte Menü zu navigieren und Fehlercodes zu löschen, erst dann kann das Abenteuer weitergehen. Noch ein Kritikpunkt bei der Elektronik ist das nicht deaktivierbare ABS, das in ernstem Offroad-Einsatz hinderlich sein kann. Auch die Menüführung könnte intuitiver und logischer gestaltet sein. Dennoch ist die Pan America 1250 für den richtigen Fahrer ein ernstzunehmender Offroad-Kandidat, der in vielen Bereichen überzeugen kann.

Ducati Multistrada V4 Rally im großen Reiseenduro Offroad Vergleich 2024

Die Ducati Multistrada V4 Rally ist eine Maschine, die besonders durch ihren drehfreudigen Motor und die hochentwickelte Elektronik besticht. Der V4-Motor bietet einen beeindruckenden Sound und eine Leistungsentfaltung, die dem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Die Maschine verbindet Rennsporttechnologie mit dem Komfort einer Reiseenduro und lässt in puncto Performance kaum Wünsche offen. Das Fahrwerk, das ebenfalls auf elektronische Raffinessen setzt, ist semi-aktiv und bietet ein breites Spektrum an Anpassungsmöglichkeiten, auch wenn die Vielzahl an Parametern manchmal etwas überwältigend wirken kann. Sänftengleich bollert man damit über Stock und Stein und kann auch im losen Gelände luxuriösen Komfort genießen, erst unter sehr hohen Geschwindigkeit und harter Gangart geraten die Federelemente Der Multistrada V4 Rally an ihre Grenzen und können Unruhe im Fahrzeug nicht mehr ganz unterdrücken.

Ducati Multistrada V4 Rally Offroad Test 2024
Das semi-aktive Fahrwerk und der quirlige V4-Motor der Multistrada V4 Rally funktionieren auch auf losem Untergrund ausgezeichnet und bereiten Profis wie Amateuren viel Spaß.

Gleichzeitig zeigt sich die Multistrada V4 Rally agil und leicht zu manövrieren. Handling, Ergonomie und Sitzposition sind aus einem Guss und ermöglichen eine sportliche Fahrweise, die selbst erfahrene Fahrer beeindruckt. Hobbyenduristen brauchen sich vor den 170 PS der rassigen Italienerin nicht fürchten, denn die massive Leistung wird sehr gut von der Elektronik gezähmt, so sind z.B. nur 95 PS im Enduro-Fahrmodus verfügbar, und die Fuhre bleibt selbst in unerfahrenen Händen gut kontrollierbar. Insgesamt überzeugt die Multistrada V4 auf ganzer Linie, lediglich der hohe Preis könnte für einige Käufer abschreckend wirken. Wer das nötige Kleingeld hat, kann sich jedoch auf eine Maschine freuen, die sowohl auf der Straße als auch im Gelände viel Luxus, außergewöhnliche Power und guten Touring-Qualitäten bietet.

BMW R 1300 GS im großen Reiseenduro Offroad Vergleich 2024

Die BMW R 1300 GS ist das Referenzmodell in der Welt der großen Reiseenduros. Ihr ausgereiftes Gesamtkonzept und der berühmte Boxer-2-Zylinder-Motor machen sofort deutlich, warum sie so beliebt ist. Der Motor bietet seidenweiche Leistungsentfaltung mit Druck in jeder Lage und eine extrem feine Dosierbarkeit, die es dem Fahrer ermöglicht, auch schwieriges Gelände spielerisch zu meistern. Im Vergleich zur Konkurrenz, bietet die Elektronik der GS nicht den gleichen Spielraum an Einstellungsmöglichkeiten, doch durch den ausgesprochen fein ansprechenden Motor, ist das nicht sehr tragisch. Das Fahrwerk der GS ist mit dem Telelever-System an der Front einzigartig und braucht etwas Eingewöhnungszeit beim Umstieg von konventionellen Gabeln, kann dann aber mehr Gefühl für das Vorderrad bieten, als man es anfangs erwarten würde. Zu guter Letzt punktet die GS mit einer sehr ausgewogenen Ergonomie. Trotz ihres mit den von uns angebrachten Sturzbügeln und Seitenkoffern sehr hohen Gewichts, fühlt sie sich Offroad dank des tiefen Schwerpunkts nicht sehr behäbig an und lässt sich stehend auch bei langsamen Geschwindigkeiten mühelos und präzise steuern.

BMW R 1300 GS Offroad Test
Das ausgereifte Rezept der GS funktioniert, zeigt uns bei unserem Intensivtest aber auch unerwartete Schwächen. Ein harmloser Umfaller im tiefen Schotter reicht aus ...
BMW R 1300 GS Offroad Test 2024
... und schon ist der Schalthebel aus Plastik ab. Für die Preisklasse und auch im Vergleich zur Konkurrenz leider eine echte Niederlage.

Doch trotz all dieser positiven Eindrücke kam es bei einem der Tests zu einem ernüchternden Erlebnis: Nach einem komplett harmlosen Umfaller in einer tief geschotterten Kehre und ca. 20 Minuten Fahrzeit bricht plötzlich der aus Kunststoff gefertigte Schalthebel ab, was den Test abrupt beendet. Diese Schwäche ist besonders enttäuschend, da sie große Zweifel an der Robustheit der BMW GS weckt. Ein Blick auf die Konkurrenz zeigt, dass durch die Bank alle Schalthebel aus Stahl oder Aluminium verbaut haben. Das gilt auch für wesentlich günstigere Reiseenduros. Bei BMW wurde hier definitiv an der falschen Stelle gespart. Trotz dieses Defekts ist die R 1300 GS nach wie vor ein herausragendes Motorrad, das sich jedoch auch bei kleineren, aber wichtigen Details verbessern könnte.

Fazit zum Offroad Vergleich der 19-Zoll Reiseenduros 2024

In diesem Fünfer-Vergleich sind die Moto Guzzi Stelvio und Harley-Davidson Pan America 1250 die Exoten. Beide Marken haben nicht übertrieben viel Geschichte im losen Gelände, was man an manchen Punkten und technischen Lösungen merkt. Die Guzzi geht es hierbei noch einmal gemütlicher an und besticht eher durch ihren Charme, als Offroad-Performance. Mit ihr sollte man es im losen Gelände am gemütlichsten angehen. Die Pan America kann auf leichteren Wegen noch mit ihrer hohen Stabilität und tollem Motor punkten, alle außer die Profis kämpfen auf ambitionierteren Wegen aber mit ihrem Gewicht und nicht übermäßigen und nicht ganz idealen Fahrzeuggeometrie.

Die BMW R 1300 GS und Ducati Multistrada V4 Rally sind die Luxustourer in diesem Vergleich, die beide aber noch erstaunlich viel von ihren Qualitäten auf die nicht befestigte Straße bringen können. Leistung ist bei beiden mehr als notwendig vorhanden, genauso wie die zähmende, gut funktionierende Elektronik. Die Fahrwerke beider Reisebomber können das hohe Fahrzeuggewicht bis zu großen Geschwindigkeiten über Stock und Stein tragen und leisten sich in Fahrt kaum schwere Schnitzer. Aufgrund der Dimensionen werden nur wenige GS und Multi V4 Motorräder jemals ernsthaftes Gelände sehen, dennoch sind kleinere Offroad-Abenteuer nach einer luxuriösen Anreise voller Komfort nicht nur denkbar, sondern guten Gewissens machbar.

Die KTM 1290 Super Adventure S bietet einerseits extrem üppige Ausstattung und Langstreckenkomfort wie das restliche Feld, kann aber gleichzeitig im losen Gelände von der Offroad-Erfahrung KTMs zehren und unfassbar viel Performance ins Gemüse mitnehmen. Die Elektronik kann perfekt auf den eigenen Fahrstil eingestellt werden, der Motor bleibt trotz Drehmomenthammer äußerst kontrollierbar und das Fahrwerk lässt dieses große Motorrad mit unwahrscheinlicher Stabilität über selbst grobe Unebenheiten ballern. Das Gesamtpaket funktioniert dermaßen gut, dass selbst Enduro-Amateure sich sehr schnell auf der Super Adventure wohlfühlen. Das klingt hier nach Lobhudelei für die Orangenen, aber ohne unüberprüfte Aussagen zur Haltbarkeit der KTM zu wiederholen oder sich über die polarisierende Optik auszulassen, gab es bei diesem Vergleich nichts Negatives über die Super Adventure zu berichten.

Unsere Ausrüstung beim großen 1000PS Reiseenduro Offroad Vergleich 2024

Damit solch ein umfangreicher und anspruchsvoller Offroad-Test überhaupt möglich ist, braucht es einiges an Ausrüstung. Das beginnt bei den Bridgestone AX41 50-50-Offroad-Reifen für jene Motorräder, die nur Straßenreifen vom Hersteller aufgezogen bekommen haben. Auch dabei hatten wir ein Garmin inReach Mini 2 Satelliten-Kommunikationsgerät, sollte ein Notfall auf den abgelegenen Tracks am Berg oder im Wald eintreten. Als Schutzausrüstung haben wir auf die Leatt Flow Tour Kombi und die Leatt Multi Tour Kombi gesetzt. Unsere Köpfe wurden vom neuen Arai Tour-X5 Adventure-Helm geschützt. Schlussendlich sorgten auch noch einige Softgepäcklösungen von Enduristan dafür, dass wir Wasser, Snacks und Equipment gewichtssparend ins Abenteuer mitnehmen konnten.

Die folgenden Einzelfazits beziehen sich auf die Einzeltests der Motorräder im Vergleich.

Fazit: KTM 1290 Super Adventure S 2024

Die KTM 1290 Super Adventure S ist alles andere als ein altes Eisen. Der Euro5-Motor glänzt nach wie vor unfassbar mit seinen 160 PS und dem argen Drehmoment von 138 Newtonmeter. Die verfeinerte Elektronik sorgt für eine noch geschmeidigere Fahrbarkeit, was aufgrund des herrlich agilen Handlings in sehr viel Spaß beim Kurvenräubern mündet. Doch auch für Komfort-Freaks und all jene, die Wert auf die Reisequalitäten dieser Motorradgattung legen, hat die neue SA S einiges zu bieten. Ein nettes, serienmäßiges Feature ist der adaptive Tempomat ACC, der selbständig den Abstand zum Vordermann einhält - und richtig gut funktioniert. Empfehlenswert ist in jedem Fall der Quickshifter+ oder gleich das allumfassende TechPack - bei dem Grundpreis fallen knapp 1000 Euro Aufpreis dann auch nicht mehr so stark ins Gewicht.


  • sehr sportliches, aber auch kultiviertes V2-Kraftwerk
  • trotz hohem Gewicht äußerst spielerisches Handling
  • bequeme, fahraktive Sitzposition
  • gute Bremsen inklusive Kurven-ABS
  • umfangreiches Elektronik-Paket
  • adaptive Cruisecontrol ACC
  • übersichtliche, gut strukturierte Armaturen mit riesigem 7 Zoll-Display
  • Schaltassistent und andere Features aufpreispflichtig
  • eigenwillige Optik
  • straffe Sitzbank

Fazit: Harley-Davidson Pan America 1250 Special 2024

Auch wenn sie eindeutig kein Rally-Bike ist, die Harley Davidson Pan America 1250 weiß durch ihren kräftigen Motor und eine gut Balance zu überzeugen. Auf Geröll findet sie viel Traktion und rollt sehr stabil über größere Brocken. Wegen des 19-Zoll-Vorderrads und dem hohen Gewicht kommt man mit der Harley aber in technischen Passagen bald an die Grenze des machbaren. In der Ebene sollte man außerdem aufpassen, dass die empfindlichen Alu-Gussfelgen nicht von Schlaglöchern eckig geklopft werden. Unterm Strich ist die Harley für ihre Ausmaße aber überraschend offroad-tauglich und robust.


  • Kräftiger, gut ansprechender Motor
  • Üppige, moderne Elektronik
  • Semi-aktives Fahrwerk
  • Gute Ergonomie trotz des breiten Tanks
  • Kurven-ABS Serie, Kurven-TC Serie
  • optionale Sitzabsenkung im Stand
  • 19-Zoll Vorderrad leidet im Offroad-Einsatz
  • Verarbeitung und Haptik teils unterdurchschnittlich
  • Quickshifter aufpreispflichtig und nicht perfekt

Fazit: Ducati Multistrada V4 Rally 2024

Die Ducati Multistrada V4 Rally ist ein faszinierendes Reisemotorrad. Sie fühlt sich bei sportlicher Fahrweise ebenso wohl wie bei gemütlicher Fahrt über Schotterpisten. Bei Onroad-Tests überzeugt sie mit ihrer Performance und luxuriösen Ausstattung. Abseits der befestigten Wege konnte sie trotz ihrer Ausmaße Profis wie Amateure durch ihre Vielseitigkeit begeistern. Sie deckt einen breiten Einsatzbereich ab und ist mit den hochwertigsten Zutaten ausgestattet. Ein außergewöhnliches Motorrad! Nur leisten muss man sie sich können.


  • kräftiger und drehfreudiger Motor
  • hochwertiges Elektronikpaket
  • sehr hochwertige Komponenten und Anbauteile
  • Hoher Fahrkomfort
  • Trotz hohem Gewicht und üppiger Ausstattung zugängliches Handling
  • sehr breiter Einsatzbereich
  • viele praxistaugliche Details
  • sämtliche Fahrerassistenzsysteme auf Top-Niveau
  • hochwertiges Fahrwerk bietet Fahrkomfort und Stabilität
  • viele Sitzbankoptionen für Fahrer und Beifahrer
  • Sehr schnelles, schönes und komfortables Motorrad
  • Handy-Fach ist etwas zu klein
  • Seitenkoffer etwas nervig - man muss immer den Schlüssel anstecken um diese zu öffnen
  • Seitenansicht vom Motorrad bietet etwas zu viel Plastik
  • Rauer Motorlauf bei tiefen Drehzahlen
  • Hohes Gewicht
  • Hoher Preis

Fazit: BMW R 1300 GS 2024

BMW hat die neue R 1300 GS mit viel Erfahrung und Know-how entwickelt, was sich in ihrer fortschrittlichen Technik und Vielseitigkeit zeigt. Das Modell spricht sowohl erfahrene als auch neue Fahrer an und bietet eine beeindruckende Kombination aus Leistung, Komfort und modernster Ausstattung. Es ist eine gelungene Mischung aus Kompaktheit, Kraft und Luxus, die sowohl im Gelände als auch auf der Straße performt. Leider ist die erste Baureihe der neuen 1300 GS an manchen Ecken und Enden noch nicht zu 100% ausgereift, wie mehrere Rückrufaktionen als auch anfällige Bauteile zeigen.


  • Kräftiger Motor mit sehr sportlichem Ansprechverhalten
  • Sehr tolle Traktion
  • Sehr stabiles Fahrverhalten - trotzdem präsentiert sich das Motorrad agil und kurvenfreudig
  • Handschützer bieten guten Windschutz
  • In minimaler Ausstattung wirkt das Motorrad kompakter und sportlicher als bisher
  • gut integrierter Radartempomat
  • verständliches Bedienkonzept
  • gut ablesbares Display
  • vielfältige Möglichkeiten zur Ergonomie Anpassung
  • Toll funktionierendes und unauffällig integriertes Notrufsystem
  • Sehr gute Balance bei unterschiedlichen Beladungszuständen
  • Nicht jede Wunschkonfiguration ist möglich - teilweise müssen unnötige Extras mit gewählt werden
  • Fahrwerk arbeitet auf einem guten Niveau - ein wirklich makelloses Ansprechverhalten wird jedoch ebensowenig geboten wie ein wirklich breiter Einstellbereich
  • Front Collision Warning (FCW) löst im rauen Alltag nervige Fehlalarme aus
  • Motorrad wirkt bei großen Piloten vor allem von hinten für eine Reiseenduro etwas zu kompakt
  • ABS System gibt bei sportlicher Fahrweise zu viel Rückmeldung in den Bremshebel
  • Anfälligkeit der Seitenverkleidungen für Kratzer im rauen Gelände und bei Nutzung mit groben Stiefeln
  • Handguards mit integrierten Blinkern nicht geländetauglich
  • Spiegel mit integrierten Totwinkel-Warner und exponierter Verkabelung ungeeignet fürs Gelände
  • Sitzkomfort für Fahrer und Beifahrer auf langen Strecken nur mittelmäßig - Sitzbank ist zu weich!
  • Auf langen Strecken zu Zweit ist das direkte Ansprechverhalten vom kräftigen Motor etwas anstrengend
  • Trotz des gehobenen Preisniveaus der GS lässt die Qualität mancher Bauteile, wie z.B. beim Schalthebel aus Plastik, zu wünschen übrig

Fazit: Moto Guzzi Stelvio 2024

Mit der neuen Stelvio hat Moto Guzzi nun auch eine (Kardan-)Reiseenduro bzw. einen Adventure-Tourer im Portfolio, der sich zwar - vollgestopft mit modernster Elektronik - auf der Straße zu Hause fühlt, aber auch für unbefestigte Wege bereit ist. Für härteres Gelände ist sie zwar spürbar nicht gemacht, dafür passt weder ihre Ergonomie, noch sind ihr Fahrwerk und andere Komponenten dafür ausgelegt. Dafür bietet sie mit ihrem charakterstarken V2-Motor, der nicht nur optisch sorfort ins Auge sticht, sondern auch von seiner Performance zu überzeugen weiß, einzigartigen Charme und ein Alleinstellungsmerkmal im breit aufgestellten Reiseenduro-Segment.


  • charaktervoller, präsenter Motor
  • umfangreiche Elektronik
  • Gute Ergonomie für den Asphalt
  • Windschutz
  • radargesteuerte Sicherheits-Features (PFF-Modell)
  • hohes Gewicht
  • Heizgriffe nicht Serie
  • auch Quickshifter aufpreispflichtig
  • Fahrwerk und Bodenfreiheit eignen sich nicht für mittelschweres bis anspruchsvolles Gelände

Bericht vom 12.10.2024 | 26.686 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts