Welche kann mehr? Suzuki V-Strom 800DE vs. KTM 790 Adventure 2023
Big in Japan vs. Good old Europe!
Die neue Suzuki V-Strom 800DE hat über sich noch die größeren 1050er-Schwestern, die KTM 790 Adventure hat sogar eine ganze Modellfamilie bis zur gewaltigen 1290er darüber! Dennoch sind die beiden „kleinen“ Reiseenduros auf dem Papier goldrichtig dimensioniert. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Da bleibt nur eine Frage offen: Welche von den beiden ist eigentlich die bessere Reiseenduro?
Dass wir die neue Suzuki V-Strom 800DE gegen ihre ebenfalls neue Konkurrentin Honda XL750 Transalp antreten lassen, ist klar und dass wir sie auch gegen die angestammte Yamaha Tenere 700 von der Leine lassen, ist ebenfalls ganz logisch. Doch beschränkt man sich nicht auf das gleiche Herkunftsland der drei zuvor genannten Reiseenduros findet man in der nähesten Umgebung eine richtig harte, weil sehr gleichwertige Rivalin, die Österreicherin KTM 790 Adventure.
KTM 790 Adventure und Suzuki V-Strom 800DE wollen das Gleiche - nur anders
Als Reiseenduros der Mittelklasse wollen natürlich beide Kontrahentinnen dem Fahrer ein ordentliches Maß an Komfort auf Reisen, aber auch eine gewisse Offroad-Tauglichkeit bieten. Die Suzuki hat ja bereits in einigen Vergleichstests mit ihren japanischen Kolleginnen bewiesen, dass sie diese Vorgaben im Lastenheft sehr ernst nimmt und richtig gut umsetzt. Denn auch im direkten Vergleich mit der KTM sticht bei ihr das Fahrwerk besonders positiv hervor, mit 220 Millimeter Federweg vorne und hinten hat sie schon mal jeweils 20 Millimeter mehr Spielraum als die 790 Adventure mit ihren 200 Millimeter vorne und hinten. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, denn bei der Suzi kann vorne und hinten auch noch die Druck-, die Zugstufe und die Federvorspannung eingestellt werden - bei der KTM lediglich die Federvorspannung hinten.
Besseres Fahrwerk auf der Suzuki vs. weniger Gewicht auf der KTM
Das sorgt auf der Suzuki für eine richtig erwachsene und hochwertige Dämpfung sowohl On- als auch Offroad. Wirklich schlecht ist die KTM bezüglich Fahrwerk allerdings auch nicht, die Abstimmung der WP-Gabel kommt sowohl auf der Straße als auch im leichteren Gelände mit den Anforderungen gut zurecht und sie kann beim Handling einen entscheidenden Joker einwerfen: Das Gewicht. Denn der richtig arge Unterschied von über 30 Kilo bei den Werksangaben (199 Kilo die KTM, 230 Kilo die Suzuki) relativiert sich zwar auf von uns selbst gewogene 216 Kilo bei der KTM und 236 Kilo bei der Suzuki mit Sturzbügeln, es bleiben dennoch 20 Kilo, die der 790 Adventure tatsächlich mehr Agilität ermöglichen.
Der Motor der V-Strom 800DE hat Bums, jener der 790 Adventure aber noch mehr!
Wobei dieses Plus an Dynamik bei der KTM zu einem großen Teil auch auf den Motor fällt - mit 95 PS bei 8000 Umdrehungen generiert das KTM-Triebwerk stolze 12 PS mehr als jenes der Suzuki, die bei den anderen Konkurrentinnen gerne ihr bauchiges Drehmoment von 78 Newtonmeter bei 6800 Touren in den Vordergrund spielt. Und sie hat ja tatsächlich einen schönen Antritt von unten, allerdings ballert die KTM mit 10 Newtonmeter mehr bei 500 Umdrehungen früher eben doch noch mächtiger daher. Geht man es dann auch noch sportlich an und nutzt die herrliche Drehfreudigkeit des KTM-Reihenzweiers aus, spielt die Mattighofnerin in einer eigenen Liga.
Technische Daten KTM 790 Adventure und Suzuki V-Strom 800DE:
KTM 790 Adventure | Suzuki V-Strom 800DE | |
Bauart | 2-Zylinder, Reihe, 4V, DOHC | 2-Zylinder, Reihe, 4V, DOHC |
Hubraum | 799 ccm | 776 ccm |
Bohrung | 88 mm | 81 mm |
Hub | 65,7 mm | 62,6 mm |
Leistung | 95 PS bei 8000 U/min | 83 PS bei 8500 U/min |
Drehmoment | 88 Nm bei 6600 U/min | 78 Nm bei 6800 U/min |
Rahmen | Stahl | Stahl |
Lenkkopf / Nachlauf | 64,1° / 107,8 mm | 62° / 114 mm |
Durchmesser Gabel | 43 mm | 43 mm |
Federweg vorne | 200 mm | 220 mm |
Einstellmöglichkeiten vorne | Zug, Druck, Federvorspannung | |
Federweg hinten | 200 mm | 220 mm |
Einstellmöglichkeiten hinten | Federvorspannung | Zug-, Druckstufe, Federvorspannung |
Bremse vorne Durchmesser | Doppelscheibe 320 mm | Doppelscheibe 310 mm |
Reifen vorne | 90/90-21 | 90/90-21 |
Reifen hinten | 150/70-18 | 150/70-17 |
Reifen Marke | Pirelli Scorpion Rally STR | Dunlop Trailmax Mixtour |
Radstand | 1509 mm | 1570 mm |
Sitzhöhe | 840/860 mm | 855 mm |
Tankinhalt | 20 l | 20 l |
Gewicht fahrbereit laut Werk | 199 kg | 230 kg |
Gewicht gewogen vollgetankt | 216 kg | 236 kg (mit Sturzbügeln) |
Elektronik-Features - KTM innovativ, Suzuki solide
Wer Wert auf die aktuell übliche Grundausstattung in Sachen Elektronik legt, wird grundsätzlich von beiden Adventurebikes nicht enttäuscht. Sowohl Suzukis V-Strom 800DE als auch KTMs 790 Adventure verfügen über 5 Zoll Farb-TFT-Displays, verstellbare Traktionskontrollen und einstellbare Antiblockiersysteme. Bei der Suzuki gibt es zwar keine Riding Modes wie auf der KTM (Street, Rain, Offroad und optional Rally), dafür drei Engine Mappings. Ein Quickshifter mit Blipper ist auf der Suzuki serienmäßig, auf der KTM muss er optional mit knapp 400 Euro bezahlt werden, dafür hat die KTM serienmäßig eine IMU und damit einhergehend ein Kurven-ABS und eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle mit an Bord. Schließlich kann die KTM gegen Aufpreis auch noch mit Connectivity, neunfach verstellbarer Traktionskontrolle, Motorschleppmomentregelung und Tempomat aufgerüstet werden.
Elektronik im Detail - KTM 790 Adventure vs. Suzuki V-Strom 800DE:
KTM 790 Adventure | Suzuki V-Strom 800DE | |
Handy Connectivity | optional, 160 Euro | |
USB im Cockpit | ja | ja |
Lautstärke (Wersangabe) | 89 dBA | 84 dBA |
Anti Hopping Kupplung | ja | ja |
IMU | ja | nein |
RbW | ja | ja |
Schaltassistent mit Blipper | optional 390 Euro | ja |
Display | 5 Zoll TFT | 5 Zoll TFT |
Serviceintervalle | 15.000 km | 12.000 km |
Riding Modes | Street, Rain, Offroad, (optional Rally) | |
Engine Mappings | A,B,C | |
Traction Control | On/Off | 1,2,3,OFF |
TC schräglagenabhängig | ja | nein |
ABS | Onroad / Offraod (hinten aus) | 1,2,OFF |
Kurven-ABS | ja | nein |
1000PS zu Gast beim MoHo Motorradhotel Deixelberger in Kärnten
Den Test der beiden Japanerinnen führten im Übrigen fünf 1000PSler beim MoHo Gasthof Deixlberger in Kärnten durch. Wir möchten uns hiermit ganz herzlich für die hervorragende Unterkunft bedanken, die uns vor und nach unseren Motorradtouren geboten wurde. Das Engagement für Motorradfahrer und die erstklassige Gastfreundschaft haben unseren Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.
So wurden die Noten vergeben!
Jeder Tester durfte für verschiedene Kriterien mit Schulnoten von 1 bis 5 seine Wertung abgeben. Der Durchschnitt daraus zeigt sehr deutlich, wo offensichtlich die Vorteile und Nachteile der KTM 790 Adventure und der Suzuki V-Strom 800DE liegen!
Die Benotung der beiden Reiseenduros KTM 790 Adventure und Suzuki V-Strom 800DE:
KTM 790 Adventure | Suzuki V-Strom 800DE | |
Motor Komfort und Dosierung | 2,60 | 2,20 |
Drehfreudigkeit Motor | 1,00 | 4,40 |
Motor Durchzug | 1,40 | 2,20 |
Motorleistung | 1,00 | 3,00 |
Getriebe | 3,40 | 1,40 |
Quickshifter | 2,20 | 1,80 |
Kupplung | 2,20 | 1,80 |
Regelung Traktionskontrolle | 1,00 | 3,00 |
Einstellmöglichkeiten Traktionskontrolle | 1,60 | 3,40 |
Qualität Schalter | 2,20 | 1,80 |
Logik Bedienelemente | 1,20 | 2,00 |
Offroad Fähigkeiten | 3,00 | 3,40 |
Stabilität | 2,20 | 1,40 |
Handling | 1,40 | 2,80 |
Präzision | 2,00 | 2,20 |
Fahrwerk Qualität | 2,80 | 2,00 |
Fahrwerk Einstellbereich | 4,00 | 1,40 |
Bremse Dosierbarkeit | 2,80 | 1,80 |
Wirkung Bremse | 2,00 | 2,40 |
Verbrauch | 1,00 | 5,00 |
Windschutz Wirkung und Einstellbereich | 1,20 | 3,80 |
Sitzbank | 2,80 | 1,80 |
Offroad Ergonomie | 4,20 | 2,60 |
Onroad Ergonomie | 2,10 | 2,50 |
Durchschnittliche Platzierung | 2,10 | 2,50 |
Endnote | 1 | 2 |
Wie bereits zu Beginn erwähnt, wollen die KTM 790 Adventure und die Suzuki V-Strom 800DE grundsätzlich das Gleiche - nur anders. Die KTM besticht mit ihrem kraftvollen und vor allem drehfreudigen Motor, dem agilen Handling, dem besseren Windschutz und serienmäßig schräglagenabhängigem ABS und Traktionskontrolle. Die Ergonomie passt auch gut, lediglich die Offroad-Ergonomie müsste auf der Einstiegsversion (es gibt ja noch drei 890 Adventure-Modelle darüber) nicht so radikal sportlich sein. Die Suzuki punktet wiederum mit ihrem sehr stimmigen Gesamtauftritt - das Fahrwerk funktioniert überall sehr gut, der Motor hat einen ordentlichen Antritt, der Sitzkomfort ist sehr angenehm und die Elektronik kann bestimmt nicht zu viel, ist aber ausreichend.
Die Preise von KTM 790 Adventure und Suzuki V-Strom 800DE:
Beim Preis sind sich KTM 790 Adventure und Suzuki V-Strom 800DE in Österreich mit 12.799 Euro und 12.790 Euro sowie in Deutschland mit 11.474 Euro und 11.500 Euro extrem einig. Und auch in der Schweiz ist mit 11.280 Franken bei der KTM und 11.895 Franken bei der Suzuki der Unterschied sehr gering. Wer bei KTM rund 950 Euro für das Tech Pack drauf legt, bekommt mit Quickshifter+, Rally Pack, Motorschleppmomentregelung und Tempomat ganz schön viel für vergleichsweise wenig Geld dazu. Wer auf lange Sicht kalkuliert, sollte sich auf alle Fälle bei der Suzuki mehr Geld für die Spritkosten beiseite legen, der Verbrauch ist nämlich auf der Japanerin merklich höher als auf der Österreicherin.
Ein Blick hinter die Kulissen des Vergleichtests
Auf Calimoto könnt ihr einen groben Überblick über die gefahrene Strecke bekommen. Beachtet jedoch, dass die Offroadpassagen hier nicht enthalten sind. Um unsere Smartphones zu befestigen, haben wir die Halterungen von Quadlock verwendet.
Außerdem möchten wir HJC für die schnelle Lieferung des Touren-Klapphelms HJC RPHA 91 danken. Wir haben den großartigen Komfort und die reibungslose Klappmechanik sehr genossen.
Für ein angenehmes Klima direkt am Körper (und auch für die Kollegen in näherer Umgebung) vertraut 1000PS auf Bamigo. Üble Gerüche haben da keine Chance!
Während des Tests haben wir Tankrucksäcke von Hepco & Becker verwendet.
VAULI
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Fazit: KTM 790 Adventure 2023
Die KTM 790 Adventure ist nach wie vor eine der sportlichsten Mittelklasse-Reiseenduros - wer auf der Suche nach einer Tourenmaschine ist, die brutal flott Straße und Gelände beherrscht, wird hier fündig. Gleichzeitig aber bieten Fahrwerk und Motor ausreichend Komfort und gute Manieren, um den Fahrer auch auf längeren Verbindungsetappen nicht in den Wahnsinn zu treiben. Der Motor präsentiert sich für diese Klasse herrlich stark, der Verbrauch ist dabei erstaunlich niedrig und die Fahrhilfen rangieren sogar auf einem höheren Level, als üblich. Die Ergonomie geht auf der Straße voll in Ordnung, die Offroad-Ergonomie dürfte sogar etwas weniger radikal sein. Insgesamt bietet die 790 Adventure aber ein richtig gutes Preis-/Leistungsverhältnis und tolle Fahrleistungen.- drehfreudiger Motor mit beeindruckender Leistung
- geringer Verbrauch
- hervorragende Regelung der Traktionskontrolle
- effektiver Windschutz mit einem großen Einstellbereich
- logische Bedienelemente
- agiles Handling
- präzises Fahrverhalten
- wirkungsvolle Bremsen
- komfortable Onroad-Ergonomie
- gut dosierbare Kupplung
- sportlicher Quickshifter+ nur gegen Aufpreis
- Fahrwerks-Einstellbereich nicht allzu groß
- Lenkerposition im Gelände zu tief
VAULI
Weitere Berichte
Fazit: Suzuki V-Strom 800DE 2023
Erstaunlich, wie sehr ein unaufgeregtes, praktisches Allround-Motorrad wie die Suzuki V-Strom 800DE ins Herz fahren kann. Vermutlich liegt es gerade an dieser schlauen Auslegung mit überschaubaren Elektronik-Features, die bestens auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden können. Der Motor wirkt dank dem ausgezeichneten Ride-by-wire-System im unteren Bereich kräftiger, als es der Hubraum erwarten ließe und macht On- als auch Offroad alles richtig. Das Fahrwerk ist mit jeweils 220 Millimeter Federweg vorne und hinten richtig gut auf Offroad getrimmt, bietet aber klarerweise auch für Straßenfahrer auf schlechten Straßen einen Vorteil. Die Ergonomie passt soweit, lediglich große Fahrer sollten sich wegen des etwas spitzen Kniewinkels die höhere, optionale Sitzbank überlegen.- von unten kräftiger Motor
- voll verstellbares Fahrwerk
- überschaubare, schlaue Elektronik-Features
- Quickshifter up/down Serie
- dynamisches Design in coolen Farben
- spitzer Kniewinkel für Fahrer mit langen Beinen
- Fußrasten schleifen früh
- Windschild nur mit Werkzeug verstellbar
- schwerer als viele Konkurrentinnen
Bericht vom 20.10.2023 | 28.273 Aufrufe