Honda XL750 Transalp vs. Suzuki V-Strom 800DE Vergleichstest 2023

Die beiden Neuerscheinungen im direkten Duell!

Wer ganz besonderen Wert auf Zuverlässigkeit und Qualität legt, kann mittlerweile auch in Europa und sogar in Fernost fündig werden. Dennoch gibt es viele unter uns, die auf japanische Motorräder stehen - die gelten nun mal als äußerst zuverlässig ohne extreme Ausprägungen. 2023 betraten gleich zwei neue Japanerinnen die Bühne, Honda XL750 Transalp und Suzuki V-Strom 800DE - das Duell des Jahres!

Was für ein Zufall, dass die beiden japanischen Hersteller Honda und Suzuki zur exakt gleichen Saison ihr Portfolio um je ein besonders wichtiges Modell erweitern - eine neue Mittelklasse-Reiseenduro mit knapp 800 Kubik Hubraum. Beide wollen damit natürlich im gleichen Teich fischen, tun dies aber auf unterschiedliche Weise. Die Suzuki ist mit 236 Kilo (inklusive Sturzbügel) nämlich um stolze 25 Kilo schwerer als die Honda mit 211 Kilo, erst mal in Fahrt geht es aber bekanntlich um andere Dinge und die Suzi benimmt sich angenehm handlich.

Du willst auch ins Gelände? Dann die Suzuki V-Strom 800DE!

Ihr Fahrwerk ist sogar in der Grundeinstellung präziser als jenes der Honda und lässt sich zusätzlich vorne und hinten voll verstellen - bei der Honda sucht man vorne vergeblich nach Justiermöglichkeiten, hinten lässt sich wenigstens die Federvorspannung variieren. Dass die V-Strom 800DE mit je 220 Millimeter vorne und hinten auch noch längere Federwege besitzt (Honda 200 Millimeter vorne, 190 Millimeter hinten) macht sich auf der Straße nicht wirklich negativ bemerkbar, dafür sind die langen Federwege im Gelände von Vorteil, die Suzuki bringt nichts so schnell aus der Ruhe. Fast schon stoisch bahnt sie sich ihren Weg, doch gerade Offroad spürt man dann doch den Speck an den Hüften etwas mehr. Dennoch würde ich der Suzuki im Gelände den Vorzug geben, denn auch die Stehposition ist auf ihr angenehmer als auf der Transalp.

Sportlich auf der Straße? Dann die Honda XL750 Transalp!

Auf der Straße wiederum tritt bei der Honda ein Vorteil zutage, der bei den jeweiligen Naked Bikes Honda CB750 Hornet und Suzuki GSX-8S noch stärker wiegt, aber auch bei sportlicher Fahrerei mit den Reiseenduros auffällt. Der Honda-Motor schiebt mit seinen 92 PS bei 9500 Umdrehungen (9 PS mehr als die Suzuki) von unten ordentlich an und packt im oberen Drehzahlbereich nochmals ein Schäuferl Power aus, das sich durch vehementen Vortrieb und auch geilen Sound bemerkbar macht. Die Suzuki schiebt zwar von unten noch ärger an, ganz oben kommt dann aber nichts mehr und man nutzt lieber den unteren Drehzahlbereich. Wer nun meint, dass es bei Reiseenduros ja genau um das Talent im niedrigen Drehzahlbereich geht, dem gebe ich gerne Recht - es sei dennoch erwähnt, dass der Motor der Honda mehr Sport verträgt, als jener der Suzuki. Interessant ist dabei, dass die Suzuki trotz weniger Leistung einen höheren Verbrauch hat.

Brave Bremsen und guter Windschutz auf beiden - dennoch Unterschiede

Bevor wir zur Elektronik wechseln, die ja auch auf relativ günstigen Adventurebikes der Mittelklasse eine wichtige Rolle spielt, bleiben wir noch bei der Hardware - auf beiden Reiseenduros freut man sich über ausgewogene Bremsen, die zuverlässig ihre Arbeit verrichten, ohne großartig durch zu schwache oder im Gegenzug durch zu aggressive Leistung aufzufallen. Beim Windschutz liegen beide Reiseenduros auf einem hohen Niveau, wenn auch der Windschutz auf der Suzuki für Kopf und Oberkörper besser sein könnte. Auf der Honda gibt es da noch weniger zu bekritteln, der effiziente Windschild passt auch für sehr weite Etappen.

Technische Daten Honda XL750 Transalp und Suzuki V-Strom 800DE:

Honda XL 750 TransalpSuzuki V-Strom 800DE
Bauart2-Zylinder, Reihe, 4V, DOHC2-Zylinder, Reihe, 4V, DOHC
Hubraum755 ccm776 ccm
Bohrung87 mm84 mm
Hub63,5 mm70 mm
Leistung92 PS bei 9500 U/min83 PS bei 8500 U/min
Drehmoment75 Nm bei 7250 U/min78 Nm bei 6800 U/min
RahmenStahlStahl
Lenkkopf / Nachlauf63° / 111 mm62° / 114 mm
Durchmesser Gabel43 mm43 mm
Federweg vorne200 mm220 mm
Einstellmöglichkeiten vorneZug, Druck, Federvorspannung
Federweg hinten190 mm220 mm
Einstellmöglichkeiten hintenFedervorspannungZug-, Druckstufe, Federvorspannung
Bremse vorne DurchmesserDoppelscheibe 310 mmDoppelscheibe 310 mm
Reifen vorne90/90-2190/90-21
Reifen hinten150/70-18150/70-17
Reifen MarkeDunlop Trailmax MixtourDunlop Trailmax Mixtour
Radstand1560 mm1570 mm
Sitzhöhe850 mm855 mm
Tankinhalt16,9 l20 l
Gewicht fahrbereit laut Werk208 kg230 kg
Gewicht gewogen vollgetankt211 kg236 kg (mit Sturzbügeln)

Nicht zu viel, nicht zu wenig - die Elektronik in der Suzuki V-Strom 800DE

In Sachen Elektronik verzichten beide Modelle auf eine moderne IMU, die in weiterer Folge eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle und ein Kurven-ABS ermöglichen würde. Da aber weder die Honda noch die Suzuki eine besitzen, kann man beide dafür rügen, im direkten Vergleich spielt es aber keine Rolle. Die Einstellmöglichkeiten in Sachen Elektronik sind auf der Suzuki nicht nur überschaubarer sondern auch übersichtlicher. Es gibt drei Leistungsmodi, eine vierfach einstellbare (inklusive G-Mode) und abschaltbare Traktionskontrolle sowie ein zweifach einstell- und am Hinterrad abschaltbares ABS - fertig.

Die Elektronik der Honda Transalp 750 - umfangreich, aber nicht ganz intuitiv

Ohnehin genug, werden einige meinen, die wohl auf der Honda etwas überfordert wären. Da bekommt man nämlich gleich fünf Riding Modes (User sogar frei konfigurierbar), vier Power Modes, eine fünfach verstellbare Traktionskontrolle, ein, in Onroad und Offroad (hinten aus) einstellbares ABS und sogar eine dreifach verstellbare Motorbremse! Wem da noch etwas fehlt, der muss leider wirklich mindestens eine Klasse höher und viel tiefer in die Tasche greifen. Lediglich die Einstellung der vielen Möglichkeiten erfordert etwas mehr Geschick, als man beim ersten Kennenlernen aufbringen möchte. Wer seine Transalp 750 aber mal kennt und immer wieder etwas verstellen möchte, wird seine Freude daran haben. Ach ja, auf der Suzuki ist der Quickshifter mit Blipper serienmäßig, auf der Honda sollte man die rund 350 Euro für den richtig knackigen Quickie unbedingt einplanen.

Elektronik im Detail - Honda XL750 Transalp vs. Suzuki V-Strom 800DE

Honda XL750 TransalpSuzuki V-Strom 800DE
Handy Connectivityja
USB im Cockpitoptional 37 Euroja
Lautstärke (Werksangabe)94 dBA84 dBA
Integration Heizgriffeoptional 260 Eurooptional 300 Euro
Anti Hopping Kupplungjaja
IMUneinnein
RbWjaja
Schaltassistent mit Blipperoptional 350 Euroja
Display5 Zoll TFT5 Zoll TFT
Serviceintervalle12.000 km12.000 km
Riding ModesSport, Standard, Rain, Gravel, User (einstellbar)
Engine Mappings1,2,3,4A,B,C
Traction Control1,2,3,4,51,2,3,G (Gravel),OFF
Engine BrakeE 1,2,3
ABSOnroad / Offroad (hinten aus)1,2,OFF (hinten aus)

1000PS zu Gast beim MoHo Motorradhotel Deixelberger in Kärnten

Den Test der beiden Japanerinnen führten im Übrigen fünf 1000PSler beim MoHo Gasthof Deixlberger in Kärnten durch. Wir möchten uns hiermit ganz herzlich für die hervorragende Unterkunft bedanken, die uns vor und nach unseren Motorradtouren geboten wurde. Das Engagement für Motorradfahrer und die erstklassige Gastfreundschaft haben unseren Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

So wurden die Noten vergeben!

Jeder Tester durfte für verschiedene Kriterien mit Schulnoten von 1 bis 5 seine Wertung abgeben. Der Durchschnitt daraus zeigt sehr deutlich, wo offensichtlich die Vorteile und Nachteile der Honda Transalp 750 und der Suzuki V-Strom 800DE liegen!

Die Benotung der beiden Reiseenduros Honda Transalp 750 und Suzuki V-Strom 800DE:

Honda XL750 TransalpSuzuki V-Strom 800DE
Motor Komfort und Dosierung2,602,20
Drehfreudigkeit Motor2,804,40
Motor Durchzug3,402,20
Motorleistung2,203,00
Getriebe2,201,40
Quickshifter2,801,80
Kupplung2,001,80
Regelung Traktionskontrolle4,203,00
Einstellmöglichkeiten Traktionskontrolle2,803,40
Qualität Schalter2,201,80
Logik Bedienlemente4,202,00
Offroad Fähigkeiten5,003,40
Stabilität3,601,40
Handling3,602,80
Präzision3,002,20
Fahrwerk Qualität4,202,00
Fahrwerk Einstellbereich4,401,40
Bremse Dosierbarkeit2,801,80
Wirkung Bremse3,802,40
Verbrauch2,205,00
Windschutz Wirkung und Einstellbereich2,803,80
Sitzbank2,801,80
Offorad Ergonomie4,402,60
Onroad Ergonomie3,182,48
Durchschnittliche Platzierung3,222,50
Endnote21

Natürlich sind sowohl die Honda Transalp 750 als auch die Suzuki V-Strom 800DE richtig gute Reiseeduros, bei denen die Ingenieure grundsätzlich alles richtig gemacht haben. Keines der beiden Bikes fällt völlig durch und keines der beiden Bikes kann sich in allen Belangen absetzen. Hervorzukehren ist aber, dass die Suzuki beim Durchzug und bei der Motor-Gesamtcharakteristik die Nase vorne, dafür bei der Drehfreudigkeit und der Leistung das Nachsehen hat. Bei den Offroad-Fähigkeiten, der Stabilität, dem Handling, der Präzision, dem Fahrwerk und den Bremsen werten die Tester ebenfalls die Suzuki besser als die Honda, die wiederum beim Windschutz und vor allem beim Verbrauch besser abschneidet.

Die Preise von Honda Transalp 750 und Suzuki V-Strom 800DE:

Der aktuelle Preis der Honda Transalp 750 liegt bei 10.890 Euro in Deutschland, 11.590 Euro in Österreich und 11.990 Franken in der Schweiz. Die Suzuki V-Strom 800DE kostet mit 11.500 Euro in Deutschland, 12.790 Euro in Österreich und 11.895 CHF in der Schweiz überall im DACH-Raum mehr, in Deutschland verschmerzbare 600 Euro, denn rechnet man den (empfehlenswerten) Quickshifter bei der Honda dazu, schrumpft die Differenz auf 250 Euro. In der Schweiz ist die Honda mit eingerechnetem Quickshifter sogar teurer, während es in Österreich stolze 1200 Euro Unterschied zu Gunsten der Honda sind. In Österreich fährt also Honda das zur Zeit bessere Angebot, in Deutschland und in der Schweiz ist die Differenz eher vernachlässigbar.

Ein Blick hinter die Kulissen des Vergleichtests

Auf Calimoto könnt ihr einen groben Überblick über die gefahrene Strecke bekommen. Beachtet jedoch, dass die Offroadpassagen hier nicht enthalten sind. Um unsere Smartphones zu befestigen, haben wir die Halterungen von Quadlock verwendet.

Außerdem möchten wir HJC für die schnelle Lieferung des Touren-Klapphelms HJC RPHA 91 danken. Wir haben den großartigen Komfort und die reibungslose Klappmechanik sehr genossen.

Für ein angenehmes Klima direkt am Körper (und auch für die Kollegen in näherer Umgebung) vertraut 1000PS auf Bamigo. Üble Gerüche haben da keine Chance!

Während des Tests haben wir Tankrucksäcke von Hepco & Becker verwendet.

Fazit: Honda XL750 Transalp 2023

Die Honda XL750 Transalp schafft den Spagat zwischen verschiedenen Disziplinen des Motorradfahrens und brilliert überall dort, wo es nicht zu extrem wird. Ihre größten Stärken sind der zugängliche, doch spaßige Motor, ihr niedriges Gewicht und das daraus resultierende einfache Handling. Diese Zugänglichkeit und nicht zu vergessen der vergleichsweise preiswerte Kaufpreis haben aber zur Folge, dass die Transalp nicht die feinsten Komponenten mit an Bord hat. Das weiche Fahrwerk und die Bremsen bieten viel Komfort und bewältigen alle gemäßigten Fahrsituationen souverän, doch gnadenlose Kurvenjagd oder hartes Gelände sind zu viel des Guten. Hinzu kommt noch der japanische Fokus auf Sicherheit, wodurch die Elektronik sehr vorsichtig und konservativ ausfällt. Doch die Aufgabe der Transalp ist ja nicht, Rennen oder Rallyes zu gewinnen, sondern Alltagsfahrer und Langstrecken-Tourer souverän durch die Welt zu tragen. Und das kann sie! Nur eines schmerzt hier: Der fehlende Tempomat.


  • zugänglicher, spaßiger Motor
  • gut geeignet für kleine Piloten, doch gleichzeitig auch Platz genug für große Fahrer
  • gute Verarbeitung
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • niedriges Gewicht
  • leichtes Handling in allen Situationen
  • niedriger Verbrauch
  • kein Tempomat, auch nicht im Zubehör
  • auf Komfort getrimmte Komponenten kommen unter härteren Bedingungen an ihre Grenzen
  • Top-Quickshifter leider nur optional
  • relativ wenig Schräglagenfreiheit
  • sehr vorsichtig abgestimmte Elektronik

Fazit: Suzuki V-Strom 800DE 2023

Erstaunlich, wie sehr ein unaufgeregtes, praktisches Allround-Motorrad wie die Suzuki V-Strom 800DE ins Herz fahren kann. Vermutlich liegt es gerade an dieser schlauen Auslegung mit überschaubaren Elektronik-Features, die bestens auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden können. Der Motor wirkt dank dem ausgezeichneten Ride-by-wire-System im unteren Bereich kräftiger, als es der Hubraum erwarten ließe und macht On- als auch Offroad alles richtig. Das Fahrwerk ist mit jeweils 220 Millimeter Federweg vorne und hinten richtig gut auf Offroad getrimmt, bietet aber klarerweise auch für Straßenfahrer auf schlechten Straßen einen Vorteil. Die Ergonomie passt soweit, lediglich große Fahrer sollten sich wegen des etwas spitzen Kniewinkels die höhere, optionale Sitzbank überlegen.


  • von unten kräftiger Motor
  • voll verstellbares Fahrwerk
  • überschaubare, schlaue Elektronik-Features
  • Quickshifter up/down Serie
  • dynamisches Design in coolen Farben
  • spitzer Kniewinkel für Fahrer mit langen Beinen
  • Fußrasten schleifen früh
  • Windschild nur mit Werkzeug verstellbar
  • schwerer als viele Konkurrentinnen

Bericht vom 28.11.2023 | 40.640 Aufrufe

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