KTM 890 SMT vs. 1290 Super Adventure S Vergleichstest 2023
Mit welcher der beiden KTMs reist man schneller?
Die KTM 1290 Super Adventure S ist für viele das perfekte Reisemotorrad, wenn es darum geht, ordentlichen Komfort mit ausgeprägter Sportlichkeit zu verbinden. Nun bekommt die Travel-Expertin Konkurrenz aus den eigenen Reihen - kann man mit der 890 SMT tatsächlich schneller reisen?
Es besteht oft und für viele nicht unbedingt der Wunsch nach mehr Komfort auf einem Motorrad, sondern der Wunsch nach mehr Sportlichkeit bei ausreichend Komfort. Da ist man bei den Orangen mit dem Slogan Ready to race natürlich bestens bedient - und es verwundert keineswegs, dass KTM aufgrund dieser, zumindest im Ansatz radikalen Auslegung viele Interessenten und im Idealfall auch Käufer an Land zieht. Eine dieser sportlichen Allrounderinnen ist die KTM 1290 Super Adventure S, die ohnehin seit vielen Jahren den Sport beim Reisen sehr ernst nimmt - und in Wahrheit ernster, als so manches ausgewiesene Sportmotorrad! Da wird der berühmte Spruch Reisen statt Rasen ganz schnell zu Reisen UND Rasen.
Der mächtige V2 der 1290 Super Adventure S beeindruckt in allen Lebenslagen
Dennoch gibt es gewisse Parameter, die für eine sportliche Gangart maßgeblich sind und die man daher nicht unter den Teppich kehren kann, weil sie nun mal zu wichtig für die Gesamt-Performance eines Motorrades sind. Da wäre zum einen die Leistung und zum anderen das Gewicht. In Sachen Leistung steht die 1290er erwartungsgemäß äußerst gut im Futter, 160 PS bei 8750 Touren werden in der Klasse der Adventure-Bikes ohnehin nur von Ducatis Multistrada V4 übertroffen. Allerdings schwächelt die KTM auch keineswegs beim Drehmoment, mit 138 Newtonmeter bei 6750 Umdrehungen besitzt wiederum bestenfalls die BMW R 1250 GS mit ihrem bauchigen Boxer-Motor noch mehr Antritt in der Mitte. Insgesamt benimmt sich aber der mächtige V2 trotz enormer 1301 Kubik Hubraum so drehfreudig, leicht zu beherrschen und spielerisch zu nutzen, dass ich mir wünsche, dass KTM bei der neuen 1390 Super Adventure (falls sie so heißt) dieses Benehmen unbedingt beibehält.
Die KTM 1290 Super Adventure S soll schwer sein? Gegenüber der 890 SMT schon…
Demgegenüber stehen allerdings 243 Kilo im Datenblatt der 1290 Super Adventure S, bei uns auf der 1000PS-Viehwaage sind es randvoll getankte 246 Kilo. Einerseits nicht viel für eine so starke und vor allem so gut ausgestattete Reiseenduro, die mit Luxusartikeln wie einem elektronisch verstellbaren Fahrwerk oder radargestütztem Tempomat daher kommt. Jedoch um über 40 Kilo mehr als die Neue im Travel-Segment der Mattighofener, die 890 SMT. 205 Kilo haben wir voll getankt auf unserer 1000PS-Viehwaage gemessen, für schmächtigere und vor allem kleinere Pilotinnen und Piloten liegen da Welten dazwischen.
Die Sportlichkeit der KTM 890 SMT ist unübersehbar - Reisen UND Rasen!
Und es sind tatsächlich diese 41 Kilo, die bestenfalls auf der Autobahn keine Rolle spielen, dafür auf der Landstraße und im engeren Geläuf umso mehr. Schon erstaunlich, wie agil man auf der SMT durch Radien zirkeln kann, durch die man auf der SA S schon viel mehr Arbeit und Geschick aufbringen muss. Für sich betrachtet ist die 1290 Super Adventure S nach wie vor ein herrlich wendiges Adventure-Bike, mit der 890 SMT ist nun aber definitiv die quirligere Reisebegleiterin am Start. Da überrascht es noch mehr, dass die SMT ordentliche 55 PS auf die 1290er einbüßt. 105 PS bei 8000 Touren müssen reichen, lediglich 100 Newtonmeter stehen bei 6500 Umdrehungen zur Verfügung.
Bereits die verschiedenen Reifen sorgen für spürbare Unterschiede
Nun, es reicht offensichtlich, man fühlt sich mit der 890er definitiv nicht untermotorisiert. Stattdessen ist auch die Sitzposition auf der 890 SMT aktiver als auf der 1290er, in der man gefühlt viel stärker drinnen sitzt. Die Sitzhöhe alleine lässt da keine Rückschlüsse zu, denn mit 860 Millimeter bei der SMT und 849 Millimeter (ohne Werkzeug auf 869 mm umstellbar) sind sich die beiden ziemlich ähnlich. Allerdings nimmt man auf der 890 eine sportlichere Haltung ein, die wiederum in mehr Fahrdynamik resultiert. Wer sich das agilere Handling nun immer noch nicht erklären kann, sollte die Lösung in den Reifen und Reifendimensionen finden. Während die 890 SMT auf sportlichen Michelin Power GP in 120/70-17 vorne und 180/55-17 hinten rollt, sind auf der 1290 Super Adventure S Mitas Terra Force R montiert, vorne gar in 120/70-19, um auch zeitweise Offroad unterwegs sein zu können - auf einer KTM ja tatsächlich nicht ganz abwegig, aber natürlich auch unsportlicher als auf der 890 SMT.
7000 Euro Unterschied! Da gibt es nichts zu überlegen, oder doch?
Die Bremsen sind wiederum auf beiden unauffällig gut, wobei KTM auch hier wieder die Abgrenzung richtig gewählt hat. Die Anlage auf der 890 SMT ist sehr sportlich abgestimmt und packt ab dem ersten Impuls richtig brachial zu, auf der 1290 Super Adventure S funktioniert es zwar ebenfalls äußerst präzise und direkt, aber eben etwas mehr auf Umgänglichkeit getrimmt, als auf gewalttätiges Zupacken. Dafür, dass die 890 SMT also fast noch mehr diesen KTM-typischen Ready to Race-Charakter verkörpert, ist sie (zumindest im Vergleich zur 1290 Super Adventure S) ein regelrechtes Sonderangebot. Mit knapp über 16.000 Euro ist sie in Österreich über 7000 Euro günstiger als die 1290er, in Deutschland und der Schweiz kostet die 890er rund 15.000 Euro / Franken, da schrumpft der Preisvorteil auf immer noch ordentliche 5000 Euro und über 6000 Franken. Wer also einfach nur sportlich reisen möchte, ist mit der 890 SMT bestens bedient. Wer dabei aber auch noch richtig viel Komfort, Luxus-Features und endlos Schmalz aus einem 1301 Kubik fetten V2 braucht, sollte lieber die KTM 1290 Super Adventure S nehmen.
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VAULI
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Die KTM 1290 Super Adventure S ist alles andere als ein altes Eisen. Der Euro5-Motor glänzt nach wie vor unfassbar mit seinen 160 PS und dem argen Drehmoment von 138 Newtonmeter. Die verfeinerte Elektronik sorgt für eine noch geschmeidigere Fahrbarkeit, was aufgrund des herrlich agilen Handlings in sehr viel Spaß beim Kurvenräubern mündet. Doch auch für Komfort-Freaks und all jene, die Wert auf die Reisequalitäten dieser Motorradgattung legen, hat die neue SASi einiges zu bieten. Ein nettes, serienmäßiges Feature ist der adaptive Tempomat ACC, der selbständig den Abstand zum Vordermann einhält - und richtig gut funktioniert. Empfehlenswert ist in jedem Fall der Quickshifter+ oder gleich das allumfassende TechPack - bei dem Grundpreis fallen rund 1300 Euro Aufpreis dann auch nicht mehr so stark ins Gewicht.- sehr sportliches, aber auch kultiviertes V2-Kraftwerk
- trotz hohem Gewicht äußerst spielerisches Handling
- bequeme, fahraktive Sitzposition
- gute Bremsen inklusive Kurven-ABS
- umfangreiches Elektronik-Paket
- adaptive Cruisecontrol ACC
- übersichtliche, gut strukturierte Armaturen mit riesigem 7 Zoll-Display
- Schaltassistent und andere Features aufpreispflichtig
- eigenwillige Optik
- straffe Sitzbank
VAULI
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- bissige Bremsanlage
- spielerisches Handling, herrlich im Winkelwerk
- angemessene Reisetauglichkeit
- komfortable Ergonomie
- universell einsetzbar
- moderater Verbrauch
- wichtige Features kosten Aufpreis
- scharfes Design gefällt nicht jedem
Bericht vom 29.08.2023 | 29.320 Aufrufe