KTM 890 Duke R im Test und Vergleich mit 5 sportlichen Mid-Nakeds

Fährt das Topmodell der 890er Serie der Konkurrenz davon?

Ein Gewinner-Bike? Wie schlägt sich die 890 Duke R im Vergleich mit der harten Konkurrenz? Bei der KTM 890 Duke R handelt es sich um die sportlichste Evolutionsstufe der 890er Duke Modelle. Mehr Leistung, strafferes Fahrwerk, schärfere Bremse - diese Zutaten lassen sie zusammen mit dem von Haus aus bereits niedrigen Fahrzeuggewicht zu einem echten Präzisionsgerät werden. Ein schnelles und cooles Bike für ambitionierte Ausfahrten auf der Hausstrecke. Aber auch einen Anwärterin auf den Sieg in dieser Klasse? Was hält ihr in unserem Vergleich die Konkurrenz entgegen?

KTM 890 Duke R punktet mit sportlichem, fahrspaßorientiertem Handling

Die Duke 890 R beeindruckt direkt ab den ersten Metern mit Ihrer Leichtigkeit. Sie fühlt sich aus der Mittellage heraus extrem handlich an. Der sportlich nach vorne geneigte Oberkörper verlagert vergleichsweise viel des Gewichts an die Frontpartie, was sich speziell bei ambitionierter Fahrweise sehr gut anfühlt und schnell Vertrauen vermittelt. Trotz einer sehr auf Agilität getrimmten Geometrie, überzeugt die KTM mit ihrem präzisen Einlenkverhalten. Dank großzügigem Platzangebot auf dem Sitzpolster in 834mm Höhe, fällt es zudem leicht, eine aktive Position zu finden. Hat man nach ein paar Kilometern den Dreh raus, gleitet dieses kompakte Paket messerscharf durch die Radien. Positiv anzumerken: Bei all der Handlichkeit wirkt sie in Schräglage niemals nervös.

Dieses grundlegend sehr quirlige Handling teilt sich die KTM im Testfeld mit der Yamaha MT-09 SP, sie hat ebenfalls eine radikal handliche Auslegung. Doch hier scheitert jeder Versuch von Präzision an der defensiven Sitzposition und dem daraus resultierenden, entkoppelten Vorderradgefühl. Am anderen Ende des Spektrums positioniert sich die Street Triple RS, sie ist mehr auf Stabilität getrimmt und liegt merklich satter in den Radien, mit ihr gelingt es perfekt, jede Linie sauber zu treffen. In langen, wirklich schnellen Kurven, wo wir bewusst nicht mehr auf den Tacho geblickt haben, spielt die Triumph ihre vollen Stäken aus.

Auf Verbindungsetappen wird im Sattel der 890 Duke R wahrnehmbar, dass die sportliche Positionierung des Oberkörpers und der etwas spitzere Kniewinkeln zu Lasten des Komforts gehen. Auf der Yamaha MT-09 SP oder auch der Kawasaki Z900 SE sitzt man beispielsweise entspannter. Nicht zuletzt ist auf schlechteren Straßenabschnitten dem - grundsätzlich gut ansprechenden und auch voll einstellbaren - WP Fahrwerk anzumerken, dass das Grundsetup wirklich knackig hart gewählt wurde. Alle anderen Fahrzeuge im Test waren in diesem Punkt ein wenig mehr zu komfortablen Kompromissen bereit.

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KTM 890 Duke R mit druckvollem Motor

Der bekannte KTM Reihenzweizylinder liefert für das verspielte Treiben auf der Duke in jeder Lebenslage genügend Leistung ans Hinterrad. An der "R" drückt das Aggregat kräftige 121 PS in den Asphalt - das sind nochmal 6 Pferdchen mehr als am Basis Modell. In Sachen Drehmoment hat man am 890er Topmodell auch noch etwas herausgekitzelt, so dass bei 7.750 Umdrehungen nun satte 99 Newtonmeter anliegen. So liefert der Antrieb bereits von unten raus ein herrlich druckvolles Erlebnis im Sattel. Der Zweizylinder hat zwar keine endlosen Drehzahlreserven aber die drehfreudige Auslegung ist gut gelungen. Oft ertappt man sich dabei, am Kurvenausgang mit weit geöffnetem Gasgriff bis in den Begrenzer zu feuern. Der serienmäßigem Auspuff untermalt dieses Erlebnis wirklich passend. Er überzeugt zwar weniger durch seine optische Erscheinung aber die gebotene Akustik begeisterte alle Tester der 1000PS Redaktion. Kernig, dumpf und mit gelegentlichem Sprotzeln macht die KTM 890 Duke R auch akustisch etwas her.

KTM 890 Duke R Motor
6 PS mehr als am Basismodell - der 890 R Motor ist eine Wucht!

Produkttipps

KTM 890 Duke R mit sehr guter Elektronik

Die Elektronik der KTM ist umfangreich und perfekt auf die Qualitäten des Fahrzeugs angepasst. Die schräglagenabhängigen Assistenzsysteme unterstreichen bei Bedarf ein unterhaltsames Fahrerlebnis. Der optionale Quickshifter funktioniert hervorragend und ist eine dringende Empfehlung. Im Track-Mode kann die Wheelie-Control und die Traktionskontrolle getrennt voneinander gesteuert und nach persönlichen Vorlieben in mehreren Stufen angepasst werden. Das heißt in der Praxis, dass trotz voller Sicherheit von Seiten der TC am Kurvenausgang sahnige Wheelies gezogen werden können. Mit dem druckvollen 890er Antrieb ein herrlicher, wenngleich auch sündhafter Genuss in den ersten zwei Gängen.

KTM 890 Duke R Cockpit mit Display
KTM gewährt im Track Mode viel Freiheit bei den Elektronik-Einstellungen

Etwas hochwertiger geht es beim Thema Elektronik nur mehr an der Ducati zur Sache. Sie bietet noch einen Ticken mehr Optionen und Einstellmöglichkeiten bei den Fahrassistenzsystemen. Das allerdings zu Lasten der Bedienung, hier hat KTM wieder die Nase vorne. Die aufgeräumten Armaturen mit 4-Wege-Bedienfeld und der intuitiven Menüführung bedürfen selbst in hektischen Situationen wenig Erklärung.

KTM 890 Duke R mit den besten Bremsen im Test

Die Bremsen der KTM 890 Duke R entpuppten sich in unserem Test als sportliche Referenzklasse. Die Brembo Stylema Anlage erlaubt ankern auf Superbike Niveau. Bissig und dennoch toll dosierbar packen die Sättel in die 320er Scheiben. Im aktivierten Supermoto Modus, wo sich die Regelung ausschließlich auf das Vorderrad beschränkt und auch die Hinterrad-Abhebeerkennung deaktiviert ist, offenbart die Anlage ihr volles Potential - doch Vorsicht, spätestens hier sollte man am Kurveneingang wissen was man tut. Immer noch sportlich aber auf Nummer sicher geht man im Alltag mit der schräglagenabhängigen Regelung im Standard-Modus.

KTM 890 Duke R Bremsen
Brembo sei Dank - KTM 890 Duke R glänzt mit bester Bremsperformance

ContiSportAttack 4 sorgte als Einheitsreifen für optimalen Grip

Der sportliche Straßenreifen ContiSportAttack 4 dient in unserem Vergleich als mehrfach erprobte und verlässlich Einheitsbereifung. Der Pneu ist wunderbar neutral im Handling und erlaubte uns somit objektive Test-Eindrücke. Über den wirklich hervorragenden Grip und die sportlichen Fähigkeiten des Reifens im Trockenen wussten wir bereits Bescheid. Im Laufe dieses Vergleichs entpuppte sich der Conti für uns dankenswerterweise auch als extrem sichere Lösung bei wechselhaften Wetterbedingungen. Selbst durch einen unliebsamen Hagelschauer brachte uns der SportAttack 4 sicher ans Ziel.

Unsere Unterkunft für diesen Vergleich - das MoHo Zur alten Post in Schwanberg

Für uns 1000PS-ler zählen klarerweise coole Motorrad-Strecken mehr als alles andere, danach kommt aber schon eine gepflegte Unterkunft! Als perfekten Ausgangspunkt für unsere Touren durch wunderschöne Landschaften auf kurvenreichen Straßen wählten wir diesmal das MoHo (Motorradhotel) Mauthner zur Alten Post in Schwanberg. Denn als MoHo bietet die Alte Post nicht nur richtig schöne Zimmer und leckere Verpflegung, sondern auch überdachte Parkplätze für das geliebte Bike sowie eine hoteleigene Werkstatt für Reparaturen. Wer es sich besonders gut gehen lassen möchte, kann sich nach einem erfolgreichen Tag im Sattel im hauseigenen Wellnessbereich entspannen. Der Hotelchef Rupert August Mauthner höchstpersönlich und sein freundliches Team stehen sowohl bei Fragen zum Quartier als auch bei der Routenplanung tatkräftig zur Seite. Eine echte Empfehlung der 1000PS-Crew!

Vaulis Einschätzung zur 890 Duke R:

Spaß, spaßiger, KTM 890 Duke R! Eine echte Freude, wie quirlig, agil und sportlich die kompakte KTM durch enges Winkelwerk geschleudert werden kann. Der Motor präsentiert sich richtig kräftig, der Sound ist auch nicht von schlechten Eltern. Das Fahrwerk und die guten Bremsen machen alles mit und die Sitzposition ist im Vergleich mit den meisten anderen Konkurrentinnen immer noch aufrecht genug und somit entspannt. Die Reifen stellten in unserem Vergleich kein Problem dar, da wir als Einheitsreifen ContiSportAttack 4 aufzogen, anstatt der, im Nassen kniffligen Michelin Power Cup2-Standardreifen. Abgesehen davon, dass man sogar beim 890 Duke-Topmodell leider Aufpreis für viele elektronische Features wie den Quickshifter zahlen muss, ist das Hauptproblem der R-Version ihre günstigere Schwester 890 Duke GP - die meiner Meinung nach schon alles ausreichend gut erledigt!

Das sagt Philipp zur 890 Duke R im Test:

Jedes Mal, wenn ich mit der 890 Duke R fahre, habe ich den gleichen Gedanken: Die Super Duke-Fahrer dürfen die kleine Schwester besser nicht probieren, denn in 99 Prozent aller Fahrsituationen reicht die kleine Schwester dicke aus, um maximalen Fahrspaß zu haben. Der Motor ist ein Hammer, die Sitzposition leicht supermotoartig, somit nahe am Lenker und etwas aufrechter, was im ganz engen Winkelwerk viel Freude bereitet und die Kräfte schont, in ganz flotten Ecken aber minimale Einbußen in Sachen Feedback bedeutet. Bremsen, Elektronik, Fahrwerk, da passt fast alles. Einzig die Aufpreis-Politik mit den verschiedenen Packs stört mich. Aber in Summe ein verdammt cooler Langstraßenbrenner, der nicht umsonst auf den kurvigen Hausstrecken der "Local Heros" erste Wahl ist.

Was kostet die 890 Duke R? Preise der fünf sportlichen Mittelklasse-Naked Bikes

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Fazit: KTM 890 Duke R 2023

Bei der KTM 890 Duke R handelt es sich um die sportlichste Evolutionsstufe der 890 Duke. Mehr Leistung, strafferes Fahrwerk, schärfere Bremse - diese Zutaten lassen sie zusammen mit dem ohnehin bereits niedrigen Fahrzeuggewicht zu einem echten Präzisionsgerät werden. Ein schnelles und cooles Bike für Fahrspaß-Fetischisten, ambitionierte Hausstrecken-Heizer und nicht zuletzt auch für Trackday-Besucher eine echte Empfehlung. Die sportliche Positionierung des Oberkörpers und der etwas spitzere Kniewinkeln gehen allerdings zu Lasten des Komforts. Nicht zuletzt ist auch das einstellbare Fahrwerk im Grundsetup wirklich knackig hart abgestimmt. Wer den druckvollen 890er Motor und die hochwertige Elektronik eine Nummer gemütlicher genießen möchte, greift weiterhin guten Gewissens zum Basis-Modell.


  • druckvoller und drehfreudiger Motor
  • fein dosierbares Ansprechverhalten
  • guter (optionaler) Quickshifter
  • sportliche Sitzposition sorgt für tolles Vorderradgefühl
  • hochwertiges einstellbares Fahrwerk
  • kräftige Brembo Bremsen
  • niedriges Fahrzeuggewicht
  • umfangreiche (teils optionale) Elektronik
  • Sitzposition fordernder als am Basis Modell
  • straffes Grundsetup nicht jedermanns Sache

Bericht vom 23.06.2023 | 40.042 Aufrufe

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