Neu und gleich die Beste? Honda Hornet Naked-Bike Vergleich 2023
Kann die neue Hornet gegen die Konkurrenz bestehen?
7 Bikes, 7 Tester, 1 Siegerin - Die Naked Bikes der Mittelklasse mit bis zu 100 PS Leistung treten zum großen Vergleichstest an. Mit dabei sind alte Bekannte und potente Neuheiten. Wie gut schlägt sich die Honda CB750 Hornet?
Die Mittelklasse der Naked Bikes bis 100 PS ist 2023 richtig breit aufgestellt und es bahnt sich ein Generationenkampf an. Alte Hasen wie die Kawasaki Z650, Yamaha MT07 und Triumph Trident 660 müssen sich modernen Nackten, wie der Suzuki GSX-8S und der Honda CB750 Hornet, stellen. Die neu/alte KTM 790 Duke mischt auch noch mit, ebenso wie die preislich etwas abgehobene Aprilia Tuono 660 Factory. Dieses Line-Up haben wir ins Yspertal im Waldviertel entführt, denn dort an der Grenze zwischen Nieder- und Oberösterreich gibt es eine seltene, doch interessante Mischung: Kaum Verkehr, doch jede Menge Kurven! Das MoHo Motorradhotel Drei Hacken ist unsere Basis für den Vergleichstest. Der 5-Helme Betrieb bietet auch geführte Touren für seine Gäste an, für uns gibt es Tourentipps. Das Ergebnis ist diese knapp 100 km lange Runde voller leiwander Radien, die ihr euch über Calimoto herunterladen könnt.
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Eckdaten der Honda CB750 Hornet 2023
Bevor wir zu den Eindrücken zur Hornet und dem Vergleich mit der Konkurrenz kommen, klären wir schnell die technischen Eckdaten der 2023 erschienenen Neuheit. In ihrem Herzen schlägt der neue 755 cm³ Reihen-Zweizylindermotor mit 270° Hubzapfenversatz, den sie sich mit der neuen Honda XL750 Transalp teilt. Das Aggregat leistet maximal 92 PS bei 9.500 U/min und 75 Nm Drehmoment bei 7.250 U/min. Mit 130 und 150 mm Federweg besitzt das verbaute, nicht einstellbare Showa-Fahrwerk relativ lange Federwege. Die Sitzhöhe liegt dennoch bei zugänglichen 795 mm. Zwei 296 mm Bremsscheiben und 4-Kolben-Bremszangen verzögern an der Front, eine 240 mm Einzelscheibe und Einkolben-Bremszange am Heck. Elektronisch regelt ein ABS, eine dreistufige Traktionskontrolle und Engine Break Control. Außerdem können über das 5-Zoll-TFT-Display vier Fahrmodi und Smartphone Konnektivität bedient werden. All das wird vom Diamant Stahlrohrrahmen zusammengehalten und kommt in Summe laut unserer 1000PS-Viehwaage auf 192 kg in vollgetanktem Zustand.
Preisleistungswunder oder Kampfpreis mit Abstrichen? - Honda CB750 Hornet im Vergleich
Noch vor den technischen Details fällt einem bei Betrachtung des Datenblatts vermutlich der Preis der Hornet auf. Dieser ist mit 8.690 € in Österreich und 7.890 € in Deutschland bzw. 7'999 CHF in der Schweiz nämlich auf echt niedrigem Niveau. In unserem Vergleich ist nur die Kawasaki Z650 günstiger, das aber auch nur um ein paar Hunderter und im Angesicht ihres "Alters" eher vernachlässigbar. Aber handelt es sich hier um ein extrem gutes Preisleistungsverhältnis, oder macht sich ein übereifriger Rotstift im Fahrgebrauch bemerkbar? Die Tester sind sich einig: Sie bietet richtig viel um ihr Geld, kann die Kostenoptimierung aber nicht ganz verstecken.
"Die Honda Hornet wird zu einem richtig guten Preis angeboten. Die attraktive Preisgestaltung sieht man ihr in vielen Bereichen nicht an. Einzig bei der Schwinge aber auch bei der Gabel hätte Honda etwas mehr Geld investieren sollen! "
Die eckige Schwinge mag etwas uninspiriert wirken, stört aber nur optisch. Die Gabel hingegen fällt mehreren Testern auf, genauso wie die Bremsen. Prinzipiell ist die Honda CB750 Hornet auf zugängliches Handling und agiles Fahrverhalten getrimmt. Ihr Motor erfüllt auch beides in Perfektion und spendiert dem Gesamtpaket durch seine Drehfreude und schönem Druck aus der Drehzahlmitte noch eine ordentliche Prise Sportlichkeit. "Das Fahrverhalten ist einfach und weitestgehend berechenbar. Lediglich die etwas zu softe Auslegung der Gabel und die nicht ganz so präzisen Bremsen verwässern den sonst sportlichen Gesamteindruck etwas. Vermutlich das Bike mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis am Markt, wenn man nicht auf der letzten Rille unterwegs ist und nicht die allerhöchsten Ansprüche in Sachen Detailverarbeitung hat.", meint auch Tester-Kollege Philipp. Apropos Verarbeitung: Hier hat Adlerauge Mex auch die Sparmaßnahmen ausmachen können: "Ein gelungenes Naked Bike, welches es schafft, mit sehr umfangreicher Ausstattung in ihrer Klasse neue Maßstäbe zu setzen. Kleine Abstiche gibt es nur bei einem genauen Blick auf die Verarbeitung. Bei einzelnen Elementen, wie beispielsweise der Schwinge oder auch bei Teilen des Rahmens, merkt man, woher das unfassbar attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis stammt." Diese zwei Zitate zeigen schon, die Hornet überzeugt dennoch. Die kleinen Schwächen werden klar überstrahlt von den Stärken der Hornet.
Die Stärken der Honda CB750 Hornet
"Der Motor, was für ein Motor!"
Größter Pluspunkt der Hornet ist für alle Tester der neue Motor. Dabei ist es weniger die Leistung an sich, sondern das präzise, einfach zu bedienende und gleichzeitig aber nicht langweilige Ansprechverhalten. Extrem sauber wird Gas angelegt, ausreichend Drehmoment sorgt für den ersten Punch und danach dreht der Reihenzweier quirlig hoch und schiebt bis knapp vor dem Drehzahlbegrenzer noch an. Dabei setzt sie keine Maßstäbe in den einzelnen Disziplinen, bietet aber die insgesamt beste Motorcharakteristik, wie Vauli erklärt.
"Ich bin die neue Hornet bereits Ende letzten Jahres bei der Präsentation in Spanien gefahren und war deshalb besonders neugierig auf den direkten Vergleich mit den neuen Konkurrentinnen. Für mich hat sich gezeigt, dass die Hornet grundsätzlich nicht die Beste in diesem Septett ist, allerdings ganz vorne mitmischt. Vom Motor war ich schon vor einem halben Jahr begeistert und das sollte sich auch nicht ändern - der Reihen-Zweier schiebt bereits von unten an und dreht richtig schön aus. Vielleicht ist die KTM 790 Duke noch ein bisschen kräftiger und die Suzuki GSX-8S bietet untenrum mehr Antritt, insgesamt macht das Honda-Triebwerk aber enorm viel Spaß."
Selbst den Vergleich mit der alten, noch vom Vierzylinder beflügelten Hornet muss die neue Honda laut Philipp nicht fürchten: "Die Abkehr vom Reihen-Vierzylinder hat der Hornet gut getan. Zwar hat es ihren Charakter grundlegend verändert, denn aus der 600er-Drehorgel wurde ein potentes Nakedbike mit ordentlich Bumms in der Mitte, aber so ist sie viel flotter auf kurvigen Passstraßen unterwegs. Außerdem klingt der Reihenzweiylinder in der Hornet richtig gut und voluminös." Dabei ist der Klang im Sattel sogar weniger present, als von außerhalb. Das liegt vermutlich an der Länge des sich weit nach hinten streckenden Auspuffs, aus dessen Ende dank des Hubzapfenversatzes herrlich sprotzelnde, etwas räudig anmutende Endnoten tönen. In der Akustik-Wertung kann der Hornet nur die ebenso herrlich bollernde Aprilia Tuono 660 Factory das Wasser reichen.
Fahrverhalten der Honda CB750 Hornet
Das Waldviertel bietet eher viele kleine, stark verwinkelte Straßen und weniger Highspeed-Kurven und Heizerstrecken. Entsprechend vorteilhaft war das für die auf Agilität getrimmte Hornet. Zusammen mit der Z650 setzt sie als einzige auf ein 160er Hinterrad, alle anderen Bikes nutzen 180er Schlappen am Heck. Dadurch fällt sie sehr willig in den Radius und zieht dort sauber ihren Strich. Selbst in höherer Schräglage ist das sanfte Gasanlegen danke des tollen Motors keine Herausforderung. Die Problemzone der Honda liegt am ehesten noch am Kurveneingang. Die Vorderradbremse bietet keinen sauberen Druckpunkt, sondern beißt erst nach ca. zwei Zentimetern wirklich zu. Mit etwas Gewöhnung sind zwar nicht radikale, aber durchaus stärkere Bremsmanöver problemlos machbar. Bei starker Verzögerung geht aber auch die weiche Gabel gehörig in die Knie, weshalb die Honda eher sanft in die Kurve gebremst werden möchte.
Die Honda CB750 Hornet als Alltagsgerät - Naked Bike Vergleich 2023
Unser Test im Waldviertel war zwar kein Alltagstest, dennoch sind wir nicht nur wie die Irren durch die Kurven gewetzt. Auch Ortsgebiete und Autobahnetappen waren dabei und hier beweist die Hornet ihre Zugänglichkeit und Alltagstauglichkeit. Der Star in diesen Bereich ist mal wieder der Motor, der gefühlt nie aus der Ruhe zu bringen ist, schon ab den niedrigsten Drehzahlen ohne zu murren beschleunigt und stets sauber Gas anlegt. So fährt es sich auch im dichten Stadtverkehr sehr souverän durch die Kolonnen. Mit der recht niedrigen Sitzhöhe haben auch kürzere Beine beim Rangieren sicheren Stand. Für große Piloten ist die Hornet auch weitgehend geeignet, zumindest was Bewegungsfreiheit im Sattel betrifft. Nur auf längeren, vor allem monotonen Etappen fällt der etwas spitze Kniewinkel auf, wie uns unser längster Tester Mex mit 1,90 m Körpergröße berichtet.
Ausstattung und Preis-Leistungsverhältnis der Honda CB750 Hornet
Die elektronische Ausstattung der Hornet passt zur Klasse. Sie besitzt keine schräglagenabhängigen Systeme, das können nur die KTM 790 Duke und die wesentlich teurere Aprilia Tuono 660 Factory aufweisen. Doch mit einem frei einstellbaren Modus und drei vorkonfigurierten Fahrmodi, Wheelie Control, einstellbarer Gasannahme und Motorbremse, Smartphone Konnektivität und modernem TFT-Display ist sie vorne mit dabei und steht noch viel besser da, wenn ihr Kampfpreis beachtet wird. Bei der CB750 Hornet bekommt man für jeden Euro sehr viel Motorrad geboten, wodurch sie im großen Naked Bike Vergleich auch gegen performantere Konkurrentinnen mit breiter Brust antreten kann.
Aber reicht es für den Gesamtsieg beim großen Naked Bike Vergleich? Die Antwort darauf liefert euch die siebenteilige Videoserie des Vergleichs auf unserem Youtube-Kanal.
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GREGOR
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Fazit: Honda CB750 Hornet 2023
Die neue Hornet ist ein sehr ausgewogenes Motorrad mit agilem Fahrverhalten, souveränem Motor und üppiger elektronischer Ausstattung. Sie lässt sich von der Stadt bis zum Winkelwerk enstapnnt bis spaßig bewegen. Dabei brilliert sie nie in einer bestimmten Disziplin, sondern begeistert eher durch das ausgewogene Gesamtpaket. Dieses wird noch besser, wenn man den Kampfpreis beachtet. So viel Motorrad um so wenig Geld gibt es unter den Neumotorrädern nur selten.- Toller souveräner und drehfreudiger Motor
- Top Klang aus dem Auspuff
- Gute Ausstattung
- Extrem gutes Preis-Leistungsverhältnis
- Agiles Fahrverhalten
- Gut geeignet für kleinere bis mittelgroße Pilot:innen
- Sehr zugänglich
- Etwas schwammige Bremsen
- Weiche, unpräzise Gabel
- Für große Piloten etwas spitzer Kniewinkel
Bericht vom 24.05.2023 | 25.086 Aufrufe