Suzuki GSX-8S erster Test 2023 – alle Fahreindrücke und Preise!
Ist das die neue goldene Mitte?
Es können gar nicht genug Motorrad-Kategorien existieren, hat sich Suzuki wohl gedacht und schiebt mit der 83 PS starken, neuen GSX-8S ein völlig neu konstruiertes Naked Bike zwischen die oberen Einsteiger und die Mittelklässler. In Sachen Design, Motor und Elektronik lässt sie schon mal kaum einen Stein auf dem anderen! Stellt sich nur die Frage: Wie gut funktioniert die neue, goldene Mitte aus Japan?
Eigentlich hätte ein neues Naked Bike der oberen Einsteiger-Klasse oder der unteren Mittelklasse - wie auch immer man sie nennen möchte - bei mir kein überschwängliches Interesse auslösen müssen. Obwohl ich immer wieder zu dem Schluss komme, dass gerade diese, vermeintlich nur für Ungeübte interessante Klasse, enorm viel Spaß für verhältnismäßig überschaubares Geld bietet. Eigentlich. Denn gerade die Präsentation der Suzuki GSX-8S war für mich dann doch so wichtig, dass ich alles daran setzte, bei den allerersten Testfahrten in der Umgebung von Nizza an der französischen Cote d`Azur dabei zu sein. Nun ja, das Interesse der restlichen 1000PS-Meute war dann ohnehin nicht so groß, sodass ich tatsächlich beim allerersten Fahrkontakt die drei Überlegungen, die ich im Vorfeld hatte, austesten konnte.
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Warum soll gerade ich die neue Suzuki GSX-8S testen?
Drei triftige Gründe waren es also, weshalb ich als erster auf der GSX-8S sitzen und sie vor allem fahren wollte: Punkt 1: Sie ist erstmals seit langem wieder eine völlig neue Konstruktion, die mit keinem anderen Naked Bike aus dem Hause Suzuki etwas gemeinsam hat - also ein sprichwörtlicher Entwurf vom weißen Blatt Papier weg. Punkt 2: In ihr werkt der gleiche Motor wie in der Suzuki V-Strom 800DE, die ich ebenfalls bereits testen durfte, in der 8S muss das Triebwerk aber fast 30 Kilo weniger schleppen. Punkt 3: Ich hatte bereits im Herbst des vergangenen Jahres das Vergnügen, die direkte und wohl härteste Konkurrentin der GSX-8S, die neue Honda CB750 Hornet, zu testen. Der Vergleich bietet sich also mehr als an.
Am Ende des Tages zählt auf der Suzuki GSX-8S die Ausgewogenheit
Das erste Aufsitzen verheißt schon mal Gutes, alle fahrrelevanten Bedieneinheiten sitzen da, wo sie hingehören und machen genau das, was sie sollen. Also lassen sich Kupplung und Gas ganz smooth bedienen und die Sitzposition vermittelt von Anfang an das, was ich auch für das Ende des Tages erwartet habe: Man sitzt angenehm aufrecht und kann abgesehen vom fehlenden Windschutz durchaus mit der GSX-8S auf etwas weitere Touren gehen. Sogar der schmale Sattel bietet ordentlichen Komfort und ist keineswegs bretthart, wie es vielleicht der sportliche Schnitt vermuten ließe.
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Fehlt dem neuen Reihen-Zweizylinder der Suzuki GSX-8S der letzte Biss?
Damit kommen wir nach den ersten Kilometern auch schon zum Motor - der 776 Kubik große Reihen-Zweier leistet wegen der geänderten Auspufflösung (eine herrlich unauffällige Underfloor-Anlage unter dem Motor) um ein vernachlässigbares PS weniger als auf der V-Strom 800DE, also 83 PS bei 8500 Umdrehungen. Das Drehmoment von maximal 78 Newtonmeter liegt bei 6500 Umdrehungen an und abgesehen davon, dass ich zu Beginn der Fahrerei kurz die beiden Fahrmodi B und C mit jeweils sanfterer Leistungsentfaltung ausprobierte, blieb ich den Rest des Tages beim schärfsten A-Mode - weil auch er nicht unangenehm scharf ist. Wer nämlich auf der GSX-8S eine Leistungsexplosion oben raus erwartet, muss umdenken. Dieses Triebwerk ist auf homogene Leistungsentfaltung ausgelegt und marschiert bereits von ganz weit unten dank superb abgestimmtem Ride-by-wire-System ohne Stampfen oder Rütteln souverän hoch. Im mittleren Drehzahlbereich bis rund 8000 Touren geht auch ordentlich was weiter, aber oben bis zum Begrenzer bei rund 10.000 Umdrehungen bleibt es dann so linear. Wer also ganz oben noch den gewissen Kick braucht, bekommt ihn zwar nicht, allerdings sehe ich das sehr pragmatisch: Ich kam dadurch kein einziges Mal in die Bredouille, in den Begrenzer zu rattern - hätte ich nicht austesten wollen, wo er (dann ohnehin ziemlich hart) eingreift, hätte ich ihn nie gebraucht. Und so nutzt man eben das Drehzahlband hinauf bis 8000 Touren, was ohnehin genug ist und erfreut sich bei jedem Schaltvorgang an dem knackigen, serienmäßigen Quickshifter, der sowohl hinauf als auch hinunter die Gänge perfekt einrasten lässt.
Eine gewisse Stabilität sollte doch noch etwas wert sein!
Das Triebwerk ist also tatsächlich schon der Vorbote darauf, dass die neue GSX-8S keine aggressive Diva sein möchte, sondern ganz im Gegenteil ein zugängliches Naked Bike, das sich dann auch beim Handling äußerst ausgewogen präsentiert. Mit 202 Kilo fahrfertig (in den Tank passen 14 Liter Sprit) ist sie zwar bestimmt kein Ultra-Leichtgewicht, was mich bei einem völlig neu konstruierten, modernen Bike doch etwas wundert, allerdings sind die paar Kilo mehr offensichtlich ganz gut in die ordentliche Stabilität eingeflossen. Die GSX-8S ist nämlich auch in Wechselkurven agil, aber nicht wieselflink. Das mag auch am etwas breiteren 180/70-17er-Reifenformat hinten anstatt eines 160ers liegen, in Wahrheit sollte eine gewisse Stabilität aber auch noch etwas wert sein.
Das Fahrwerk der neuen Suzuki GSX-8S geht einen feinen Kompromiss ein
Immerhin sind die Techniker bei den Federelementen einen, meiner Meinung nach sehr feinen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort eingegangen. Da die vordere 41er-Gabel von KYB gar nicht und das Mono-Federbein, ebenfalls von KYB nur in der Federvorspannung verstellbar ist, freut mich der ausgeprägte Komfort des Fahrwerks, das auch auf den teils sehr schlechten, holprigen Sträßchen in Frankreich die Unebenheiten erstaunlich gut weggebügelt hat. Mag sein, dass dem einen oder der anderen sportliche Ambitionierten dadurch die Gabel beim Anbremsen etwas zu stark eintaucht, ich persönlich freue mich stattdessen, dass das Popscherl auch nach einem ganzen Tag im Sattel nicht schmerzt. Und wie bereits erwähnt, bietet sich die GSX-8S dadurch als treue Begleiterin auf etwas weiteren Touren an. Denn auch der verhältnismäßig lange Radstand von 1465 Millimeter zeigt, dass Suzuki es nicht auf ein ultrahandliches Moped abgesehen hat, sondern eben eine ernstzunehmende Stabilität bieten will.
Eine herrliche Bremse auf der Suzuki GSX-8S, wäre da nicht das ABS…
Mit einem lächelnden und einem weinenden Auge betrachte ich die Bremsanlage der neuen GSX-8S: Die 310er-Doppelscheiben-Anlage mit radial montieren Nissin-Bremszangen packt richtig gut zu, hat einen ausgezeichneten Druckpunkt und einen großartigen Initialbiss. Allerdings funkt beim, zugegeben äußerst ambitionierten Anbremsen vor Kurven, immer wieder mal das ABS mit voreiligem Regeln dazwischen. Die gute Bremse hätte sich also ein etwas zurückhaltenderes ABS verdient.
Keine Schwierigkeiten bei der Bedienung der Suzuki GSX-8S
Die restliche Elektronik werte ich aber als hochwertig und durchaus ausreichend. Eine dreifach verstell- und abschaltbare Traktionskontrolle ist zumindest im Trockenen mit den universellen Dunlop Sportmax Roadsport 2-Pneus vorrangig ein Sicherheitsfeature für die Psyche, bei nasser Fahrbahn aber gewiss von Vorteil. Die drei wählbaren Fahrmodi sind wiederum wegen der homogenen Leistungsentfaltung des Triebwerks für Fahranfänger ein interessantes Feature und der ebenfalls bereits gelobte Quickshifter macht die neue GSX-8S gar nicht mal nur sportlicher, sondern auch komfortabler. Schließlich noch das richtig gut ablesbare und übersichtliche 5 Zoll Farb-TFT-Display und fertig sind die Elektronik-Features. Keine Connectivity, keine Pfeildarstellung für´s Navi - dadurch aber auch keine Schwierigkeiten bei der Bedienung.
Wird sich die Suzuki GSX-8S an der Honda Hornet 750 die Zähne ausbeißen?
Wer das und noch mehr braucht, muss sich eben eine halbe Klasse höher umsehen, die GSX-8S bewerte ich stattdessen als ein richtig ehrliches Naked Bike, dem ich das Zeug zum richtig guten Allrounder attestiere. Interessanterweise suggeriert gerade die aggressive und herrlich stylishe Optik mehr Sportlichkeit, aber wenn jemand eine zugängliche Nackte sucht, die nicht bieder aussehen soll, ist die 8S wohl genau die Richtige. Zumal auch der Preis im deutschsprachigen Raum ein ehrliches Angebot darstellt: In Deutschland kostet eine Suzuki GSX-8S 8900 Euro, in Österreich 9800 Euro und in der Schweiz 10.000 Franken. Für eine so ausgewogene Maschine ein durchaus angemessener Preis, wenn auch spätestens jetzt der Vergleich mit der Honda Hornet 750 ansteht. Die will nämlich aktuell mit einem niedrigeren Einstandspreis der GSX-8S in die Suppe spucken. Bedenkt man aber, dass man bei der Honda den Quickshifter extra bezahlen muss, wird der Unterschied zumindest in Deutschland und Österreich überschaubar. Ob die neue Hornet nun tatsächlich spürbar mehr Leistung hat und dank 160er-Hinterreifen wendiger ist, traue ich mich nun aber doch nicht zu beurteilen über vier Monate ist es nun schon her, dass ich die Hornet fahren konnte und ein Urteil aus der Ferne halte ich für unseriös und auch unfair. In Sachen Design hat die Suzuki jedenfalls bei mir die Nase vorn, der Rest wird demnächst im direkten Duell geklärt!
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VAULI
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Fazit: Suzuki GSX-8S 2023
Bereits der Name GSX-8S soll klar machen, dass da etwas völlig neues daher kommt, der Tradition wegen hätte sie ja eigentlich GSX-S800 heißen müssen. Aber das Paket ist gut geschnürt, wenn man ein ausgewogenes Allround-Naked Bike sucht. Die Sitzposition erlaubt auch weitere Strecken, der Fahrwerkskomfort bügelt Unebenheiten souverän weg. Der Motor macht grundsätzlich auch alles richtig, ganz sportlich Ambitionierten wird aber der letzte Kick im obersten Drehzahlbereich fehlen. Die Elektronik ist überschaubar aber komplett und die Bremse packt richtig gut zu. Lediglich das ABS mischt sich ein wenig ein und regelt gelegentlich beim harten Anbremsen unnötig früh. Insgesamt aber ein richtig ausgewogenes Naked Bike, das optisch ordentlich etwas her macht!- souveräner Motor
- komfortables, ausgewogenes Fahrwerk
- ausgezeichnete Bremsen
- gute Schräglagenfreiheit
- knackiger Quickshifter
- ausreichende Elektronik
- scharfe Optik
- ABS regelt früh
Bericht vom 06.04.2023 | 48.597 Aufrufe